Ergo Balance Privatrente. Wo ist der Haken?
Hallo. Ich hatte eben ein Gespräch mit einem Ergo Mitarbeiter, der mir eine Private Rente erklärt hat. Dabei zahlt man pro Monat einen Betrag x und hat am Ende über die Jahre einen Hohen Gewinn. Bei 100 Euro hat er mir irgendwas mit 150.000€ Gewinn bei durchschnittlich 6% Zinsen pro Jahr ausgerechnet. Man zahle in irgendwelche Fonds oder EMT ein wodurch man dann Hohe Gewinne erziele. Ich vertraue jedoch Versicherungen nicht. Da muss doch irgendwo ein Haken sein?
3 Antworten
Bei 100 Euro hat er mir irgendwas mit 150.000€ Gewinn bei durchschnittlich 6% Zinsen pro Jahr ausgerechnet.
Zinsen schon mal gar nicht.
Balance heißt einen Mix aus konservativen festverzinslichen Anlagen und aus einem oder mehreren Fonds.
Anhand dieser Auswahl sind 6% Schnitt aber sehr optimistisch. 3-4% sind realistischer.
Gegenfrage: Bei einer privaten Rente MUSS zwingend eine Geeignetheitsprüfung gemacht werden. Dort werden anhand der Vorkenntnisse zu Anlagen und zur Risikobereitschaft ein Anlegerprofil erstellt. Laut IDD ist dies zwingend vorgeschrieben! Ist dies gemacht worden und was war das Ergebnis dieser?
Davon ab ist eine private Vorsorge im Rahmen einer Bedarfsanalyse selten die erste Wahl.
Meines Wissens müssen ERGO Mitarbeiter heute zwingend mit dem "Kompass" arbeiten und da ist eine Auswertung drin welche Schicht und welches Produkt (Rürup, Riester, bAV, privat) am besten passt. Und ich kann man mir schwer vorstellen, dass da die private Rente erste Wahl wäre.
Also
- Was steht in der Auswertung?
- Was war das Ergebnis der Geeignetheitsprüfung?
Pers. Anmerkung: Ich habe nicht das Gefühl, dass du das Produkt wirklich verstehst, noch, dass es dir richtig erklärt wurde. Du solltest niemals etwas abschließen, das du nicht verstehst.
Das ist der alte Verkaufsansatz (Alterseinkünfte-Gespräch) bevor der Kompass zwingender Beratungsstandard war. Ich kenne das noch aus meiner Zeit bei ERGO (2004 bis 2009). Seitdem bin ich als Makler unabhängig tätig.
Warum das heute nicht akzeptabel ist verrate ich dir.
- Es gibt eine EU-Richtlinie die schon teilwese in deutsches Recht umgesetzt wurde, diese nennt sich IDD (Insurance Distribution Directive). Diese verlangt neben der von mir bereits angesprochen Geeignetheitsprüfung auch eine ganzheitliche Beratung. Ganzheitlich heißt eine Beratung nur zum Thema Rente ist nicht ganzheitlich und daher nicht zulässig.
- Der Sinn hinter der Geeignetheitsprüfung, die teilweise ergänzend, teilweise ersetzend zur Beratungsdokumenation zum Einsatz kommt ist es für dich und für ihn Rechtssicherheit zu schaffen. Sollte es mal zum Rechtsstreit kommen, das genau dokumentiert ist, über was gesprochen wurde und dass die vermittelten Produkte exakt dem entsprechen was in der damaligen Lebenssituation für dich passend war.
- Nach 14 Jahren Versicherungsvertrieb, kann ich die Fälle bei denen eine reine private Anlage vorrangig vor einem Riester-, einem Rürup- oder einem Produkt der betrieblichen Altersvorsorge auf den Bedarf des Kunden passt an einer Hand abzählen, es ist und bleibt die absolute Ausnahme!
- Warum ist das nicht geschehen? Ganz einfach, ERGO hat kein Riesterprodukt mehr für das Neugeschäft. Warum nicht? Riester hat eine Kapitalerhaltsgarantie, ebenso die betr. Vorsorge mehr oder weniger und diese Garantien können und wollen die großen Aktiengesellschaften nicht mehr erbringen. Wenn ERGO könnte, würden die ihren kompletten Lebenbestände, alle festverzinslichen Verträge morgen verkaufen.
- Nach Ausbildungsinhalten zum Versicherungsfachmann, -kaufmann etc., ebenso nach Meinung des GdV und des BdV genießen die Absicherung der Arbeitskraft und der Haftungsrisiken allgemein Vorrang vor dem Aufbau der Altersvorsorge. Im Rahmen einer ganzheitlichen Beratung wäre erst zu prüfen ob du eine Privathaftpflichtversicherung hast und wenn nicht eine zu vermitteln. Dann zu sehen ob du eine Berufsunfähigkeitsversicherung besitzt oder hier Bedarf besteht und erst dann über die Altersvorsorgethematik zu sprechen, es sei denn du äußerst explizit den Wunsch es anders zu machen.
- Warum macht es es also nicht? An einer Haftpflicht verdienst man nicht viel (maximal 10% vom Jahresnettobetrag als laufende Provision). Wären für ihn etwa 8 bis 10,- € Umsatz pro Jahr. Und bei einer Berufsunfähigkeitsversicherung? Naja die wird zwar gut vergütet (obwohl ERGO dreisterweise nicht den Bruttobetrag vergütet) aber die ist auch mit viel Arbeit verbunden. Gesundheitsfragen, evtl. Entlassungsberichte, wenn Vorerkrankungen bestehen, etc. Das Geld lässt sich hier nicht so leicht verdienen, wie mit einer Altersvorsorge.
- DSGVO spreche ich gar nicht an. Wenn er Daten von dir erheben will mittels Angebotserstellung muss er eine Datenschutzerklärung aufnehmen und dir die Hinweise zur Datenverarbeitung aushändigen.
Mein Tipp: Such dir einen anderen Vermittler, am besten einen Maklerkollegen, der dich nicht in einen Abschluss drängt und dir alle Vorzüge eines Produkts erzählt (die Infos zur Besteuerung waren richtig, nennt sich Halbeinkünfteverfahren) sondern deinen Bedarf ermittelt, dir Fragen beantwortet und frühestens am Ende des zweiten Termins über einen Abschluss redet.
Also kann man kurz und knapp sagen, dass dies alles nur eine Masche ist und nicht so funktioniert wie es mir erklärt wurde und ich keine Vorteile daraus haben werde?
Jetzt verlangst du von mir genau das, was ich aufgrund der nicht durchgeführten Bedarfsanalyse NICHT machen kann, nämlich dir aus der Ferne sagen ob das ganze sinnvoll ist oder nicht.
Tendenz ehr nein.
Aber abschließend könnte ich das nur sagen, wenn ich mit dir eine Analyse mache und das Angebot selbst vor mir habe.
Vielen Dank für deine Mühe. Der Berater hat mich heute privat angerufen (obwohl ich ihm eig. meine Nummer nicht hinterlassen habe) um zu Fragen wie es aussieht. Hab jetzt endgültig abgelehnt. Damit ist die Sache dann hoffentlich auch gegessen.
PS: Ich soll dir von einem Freund der sich auch mit Finanzen intensiv beschäftigt ausrichten, dass deine Antwort die Beste überhaupt ist
Fakt ist, der Ergo-Onkel will Dir irgendetwas aufschwatzen, was Du offensichtlich nicht verstehst bzw. nachvollziehen kannst. Warum wohl? Der bekommt eine fette Provision dafür die sicherlich bei ca. 2000€ liegen wird. Also wirst Du 20 Monate erst mal Deine 100€ für seine Provision zahlen. Das sollte Dir klar sein.
Seine Zusagen, die er Dir mündlich gemacht hat, daran ist niemand gebunden und schon lange nicht die Ergo. Wenn Du den loswerden willst, sag ihm, die Ergo solle Dir schriftlich die 150.000 Gewinn bestätigen und die durchschnittlichen 6%.
Und wenn man das mal googelt bekommt man immer die schönen Grafiken angezeigt wo es nur bergauf geht bei Ergo. Googelt man die ISIN DE000SLA43L1 bekommt man andere Grafiken. Das Ding steigt nicht sondern bewegt sich seitwärts.
Naja also ehrlich gesagt, kann ich mir weder vorstellen, dass die Provision bei 150€ Beitrag bei 2000€ liegt. Jetzt mal Butter bei den Fischen. Er würde eine ordentliche Provision bekommen, allerdings realistisch bleiben. Sicher will der Berater dir etwas verkaufen, wenn ich jetzt aber mal Vergleiche, dass ich bei einer Beratung beim Anwalt schnell mal 300-500€ für eine Stunde los bin und sowohl das Erstgespräch als auch die Auswertung nichts kostet, außer eine Empfehlung, die ich nur abgeben würde, wenn ich mit der Person zufrieden war, finde ich es richtig, dass die Vertreter Ihren Anteil auch bekommen. Denn keiner setzt sich heute hin und Berät dich, ohne einen Eigennutzen raus zu bekommen. Klar gibt es hier viele schwarze Schafe. Heute leben wir nun mal in einer schweren Situation und da ist die Verlockung, sehr groß, in so einem Unternehmen zu arbeiten. Das das gesetzliche Rentensystem nicht funktioniert dürfte heute jedem klar sein, allerdings liegt es bei jedem in der Eigenverantwortung sich zu informieren. Ich unterschreibe auch keinen Vertrag den ich nicht verstehe. Aber dafür sind Berater da. Du kannst alle Fragen stellen in diesen Beratungsgesprächen und wenn du kein gutes Gefühl hast, dann unterschreibe nicht. Da aber zu sagen, die Berater sind Abzocker, Aufschwatzer oder sonstiges finde ich sagt nur aus, dass DU kein Plan hast. Informiere dich und entscheide, aber sag nicht, dass andere Schuld sind oder die Beratung schlecht war, nur weil du zu faul warst, gescheit zu recherchieren. Im Internet gibt es genug Möglichkeiten sich zu informieren.
Also wirst Du 20 Monate erst mal Deine 100€ für seine Provision zahlen. Das sollte Dir klar sein.
Es muss schon vom Erstbeitrag an etwas in den Sparanteil fließen. Der Rückkaufswert darf auch nach einem Jahr NICHT bei null liegen.
Die Abschluss- und Vertriebskosten werden gezillmert, verteilt i.d.R. über die ersten 5 Jahre Laufzeit (Stornohaftungszeit) und betragen meist nicht mehr als 2,5% der Bruttobeitragssumme, wären bei 100,- € x 12 Monate x 41 Jahre 1.230,- € an Abschlussprovision die ausgeschüttet würden.
Kein1905 ist nicht viel hinzuzufügen. Wenn ich schon "hohe Gewinne" und "irgendwelche Fonds oder EMT (!?)" lese, graut es mir. Du hast Null Ahnung und willst einen Jahrzehnte laufenden Vertrag abschließen den Du nicht ansatzweise verstehst.
Und dann noch Ergo als Versicherer, da hast Du Dir zudem offenbar noch einen besonders gründlich arbeitenden und sachkundigen Vertretet ausgesucht.
Lass es einfach und fang´ erstmal damit an solche Produkte/Verträge zu verstehen, und beschäftige Dich mit allen (!) Möglichkeiten des Sparens bzw. der Altersvorsorge.
Also ich versuche mal zusammenzufassen, was der Kerl mir erzählt hat.
Also zu erst hat er mir erzählt, dass die Rente mit den Jahren immer weniger und weniger wird und dass man 40% (wenn ich mich nicht falsch erinnere) des Durchschnittsbruttos im gesamten Arbeitsleben als gesetzliche Rente bekommt und die Rente ab 2030 immer weniger und weniger wird. Dabei kamen dann nach seiner Prognose um die 600€-700€ Rente raus, die ich realistisch gesehen mit 67 bekommen würde (ich bin 26 Jahre alt).
Danach hat er mir ein Haus mit drei Säulen aufgezeichnet. 1. Säule gesetzliche Rente 2. Säule Betriebsrente und 3. Private Rente (wie z.B bei der Ergo). Ich müsse dann 40% gesetzliche Rente, 35% betriebliche Rente und 15% private Rente bekommen, dass ich in der Rentenzeit ungefähr auf 85-90% meines jetztigen Standards komme. Desweiteren hat er mir etwas von einer Versorgungslücke von ca. 275.000€ erzählt, die ich bräuchte, um ab dem Rentenalter 15-20 Jahre ohne Probleme überleben zu können. Dazwischen hat er noch andere Dinge über die Rente erzählt, an die ich mich jedoch gerade nicht mehr erinnern kann.
Danach kam er zu dem Produkt, das angeboten wird. Dieses würde aus Fonds und/oder EMT's bestehen oder entstehen. Dass weiß ich gerade nicht mehr. Ich weiß auf jeden Fall, dass die beiden Begriffe in diesem Part fielen. Danach hat er vier Punkte aufgezählt, die dieses Produkt bietet. Undzwar Sicherheit, Gewinn, Flexibilität und Steuervorteil. Zu der Sicherheit hat er mir erzählt, dass ich jeder Zeit auf mein Geld zugreifen kann und weder die Ergo oder sonst jemand außer mir drangehen darf und eine Bank zwar Pleite gehen könne aber eine Versicherung nie. Dabei hat er auch betont, dass die Ergo deswegen auch so stark sei, weil sie ein Tochterunternehmen der Münchener Rück ist. Zum Gewinn hat er mir erzählt, dass man Zinsen (?) von durchschnittlich 8-9% hat. Er hat mir jedoch alles mit durchschnittlich 6% ausgerechnet. Und sagte dann irgendwann noch "lass es sogar 5% sein. Wo bekommt man so viel heut zu Tage?" und verglich es mit einem Sparbuch bei der Bank, wo man nur 0,1% Zinsen bekomme. Zum Punkt Flexibilität sagte er zum Einen, dass man nicht an den Sparplan gebunden ist und dass man jeder Zeit das Geld abheben und den monatlichen Beitrag erhöhen oder verringern kann. Und zum Anderen kann man im Rentenalter entweder die komplette Summe von 150.000€ direkt abheben (laut seiner Rechnung davon 50.000€ Eigenkapital und 100.000€ Gewinn bei ø6% per Anno), oder die Summe wie eine monatliche Rente auszahlen lassen oder die Hälfte der Summe aufs Konto auszahlen lassen und die andere Hälfte wie eine monatliche Rente auszahlen lassen. Zum Thema Steuervorteil sagte er, dass wenn der Vertrag min. 12 Jahre gelaufen ist und man min. 62 Jahre alt ist, den Gewinn nicht komplett versteuern muss, sondern nur die Hälfte des Gewinns (laut seiner Rechnung dann 50.000€) versteuern muss und das nur mit 17-20% statt gesetzlich 24%.
Zum Schluss seiner Präsentation war er schon bereit mit mir direkt den Vertrag abzuschließen. Ich habe natürlich erstmal abgelehnt, weil ich alles recherchieren und Personen die Erfahrung mit solchen Themen haben fragen muss (wie hier z.B). Dann sagte er mir, dass ich ihm so schnell wie möglich Bescheid geben soll, weil ich ab dem 01.01.19 laut dem Versicherungsjahr ein Jahr älter bin auch wenn ich an dem Tag kein Geburtstag habe und ich dadurch 10.000€ weniger Gewinn hätte.
Das war alles was mir gerade einfällt. Ich hoffe damit könnt ihr etwas mehr anfangen
PS: Es wurden keinerlei Prüfungen o.ä gemacht. Das einzige was er gemacht hat war, oft Prognosen mit irgendwelchen Rechnern zusammenzustellen und mir einzureden, dass man mit 50-100€ pro Monat nichts falsch machen kann