zur Tafel gehen = peinlich?
Mir ist es so unendlich peinlich zur Tafel gehen zu müssen. Dort lange anstehen und früh da sein, um noch etwas brauchbares abzubekommen. Ich bin kein Sozialschmarotzer, Hartzer oder Langzeitarbeitsloser, ich bin Student. Leider bekomme ich seit dem ich entgültig durch eine Prüfung gefallen bin und nach 5 Jahren noch einmal bei 0 anfangen musste keinen Cent Bafög mehr. Ich bin auch zu alt geworden für Kindergeld und muss nun auch für die Krankenkasse selbst bezahlen. Wegen dem verschulten Bachelor-Studium (mein erstes war noch Diplom) ist keine Zeit mehr für Nebenjobs. Dennoch mache ich einen (400 €-Job), er geht vollständig für Miete und Krankenversicherung drauf. Für Lebensmittel bleibt kein Geld mehr. Neue Kleidung habe ich seit Jahren nicht mehr gekauft.
Ist es peinlich (als Student) zur Tafel gehen zu müssen?
13 Antworten
Hey,
Eigentlich ist es nie peinlich zur Tafel gehen zu müssen, wenn du sehr wenig Geld hast.
Liebe Grüße, Flupp
ich arbeite seit fast drei jahren ehrenamtlich bei solch einer einrichtung hier in der stadt, die an 4 tagen/woche offen ist. dieses problem hören wir öfter, dass es den leuten peinlich ist. das muss dir aber überhaupt nicht peinlich sein. allerdings mußt du üblicherweise beim ersten mal einen beweis mitbringen, dass du nicht genug geld zum leben hast. wir haben z.b. ein formular, auf dem die leute, die keinen richtigen bescheid vom amt haben, schriftlich bestätigen müssen, dass ihr einkommen einen bestimmten betrag nicht übersteigt.
Warum sollte es peinlich sein? Ich finde es eher eine schande für ein Land wie deutschland das jemand der nicht obdachlos ist und noch was erreichen will (wie du das studium) zur Tafel gehen MUSS um zu überleben. Du könntest das Studium ja auch ganz abbrechen und dann H4 bekommen, haste mehr von. Die einzigen die sich dafür schämen müssen das du zur Tafel gehen MUSST, sind unsere Politiker
Was willst du sonst machen? Kannst ja nachts "containern" gehen... Das machen auch viele, denen es unangenehm ist, zur Tafel zu gehen.
Aber meinst du nicht, dass es dann doch langsam an der Zeit wäre, eine Berufsausbildung zu machen? Wenn du irgendwann Mitte 30 bist, mit einem unterdurchschnittlichen Abschluss von der Uni abgehst, keine Berufsausbildung und keine Berufserfahrung hast, wird das mit deinen Erfolgschancen auch nicht wirklich besser...
Man sollte sich halt schon irgendwann mal damit abfinden, dass es mit dem Studieren nichts mehr wird.
Ich sag mal so, ich kenne studierte Leute, die weniger haben als ich mit meiner "nicht akademischen Berufsausbildung". Letztendlich ist es doch des öfteren der Fall, dass der arbeitgeber nicht nur nach dem schaut, was auf irgendeinem Stück Papier steht, sondern danach, was man für Referenzen vorweisen kann und für wen man vorher wie gut gearbeitet hat.
Ich kenne selber BWLer, die einen ehere durchschnittlichen Master haben und keine Stelle finden, weil sie 0 Berufserfahrung haben und es so viele BWLer gibt, dass sich die Arbeitgeber nur die besten raussuchen.
Also nur ein Studium zu haben ist noch lange keine Garantie für irgendwas... Wenn du dann irgendwann nach dem 2. oder 3. Anlauf endlich mit dem Studium fertig bist, dann bist du irgendwann so alt, dass keiner mehr auf dich wartet...
Ich kenne auch arbeitslose Ingenieure, Mathematiker, Betriebswirte, usw.
Fakt ist jedoch: Die Arbeitslosigkeit unter Akademikern ist geringer, das Durchschnittsgehalt höher. Eine Berufsausbildung kann ich immer noch in einem Jahr anfangen, wenn sich niemand für meinen Abschluss interessieren sollte. Ob ich nun 9 oder 10 Jahre studiert habe, wen interessiert das schon noch? Die Chancen sind sogar besser, dann einen Ausbildungsplatz zu bekommen, weil sie dann sehen, dass ich nicht alles abbreche, sondern auch durchhalten kann. Ich hoffe aber vielmehr einen richtigen Akademikerjob zu finden. :)
Mag sein. Aber schau dir mal an, wie das prozentual aussieht. Wie viele Akademiker wir in Deutschland haben und wie viele nicht-studierte... Letztere sind deutlich mehr und dabei ist die Chance auf die Arbeitslosigkeit auch deutlich höher.
Das mit dem Gehalt mag sein, aber wir reden hier vom Durchschnitt.
Nur geht der Trend, zumindest nach meinen Erfahrungen und nach dem was ich so mitbekomme, dahin, dass man lieber jemanden mit 10 Jahren Berufserfahrung einstellt, als jemanden, der 10 Jahre studiert hat und noch keinen Plan davon hat, wie die Dinge in der Praxis laufen. Sicher, das ist alles branchenabhängig... Aber durchaus die Realität.
Die Arbeitslosenquote berechnet sich in Prozent, da spielt die Menge keine Rolle.
Natürlich ist es mir klar, dass ich nicht in der besten Situation stecke einen Job zu finden und vielleicht auch nach meinem Studium erst einmal eine Weile Hartz 4 bekomme. Ändern kann ich daran leider nichts mehr.
Das mit den Prozenten ist mir auch klar. Das was ich aber meine ist, dass Akademiker prinzipiell auch immer gleich Akademiker sind.
Ein Vergleich aus Akademikern und "allen anderen" ist somit nicht wirklich aussagekräftig, da sich unter "allen anderen" auch verschiedene Qualifikationsgruppen wie Meister, Techniker, Facharbeiter, ungelernte Arbeiter etc. befinden. Somit ist auch klar, dass die Chancen für die Arbeitslosigkeit dadurch viel höher sind, wenn man die Gruppierungen alle als ganzes betrachtet. Das spiegeln die prozentualen Angaben aber nicht wieder, da es nackte Zahlen sind.
http://doku.iab.de/kurzber/2013/kb0413.pdf
2011 Deutschland
6,9% insgesamt
2,4 % Akademiker
5,1% betriebliche/schulische Ausbildung/Meister/Techniker
<20% ohne Berufsabschluss
Wie man sieht hilft ein Studium mehr als eine berufliche Ausbildung. Natürlich gibt es Unterschiede in den Fächern und Berufsarten sowie der Abschlussart...
bzw. 2,2% Universität und 2,5% FH
Meister/Techniker ist nur mit 2005 näher aufgeschlüsselt, da schneidet er ähnlich gut ab wie der Akademiker. Betriebliche Ausbildung (mit Meister/Techniker rausgerechnet) dafür etwa ein Prozent schlechter.
Westen schneidet besser ab als Osten: Westakademiker nur 1,9 %. :-)
Hi,
Studenten haben es schon schwer :D
Nein, es ist nicht Peinlich zur Tafel zu gehen. Mir Persönlich ist im Grunde alles egal, solange ich habe was ich brauch. Wenn mich jmd. bewundert ist das gut, wenn nicht ist es auch nicht weiter schlimm. Aber im Zentrum und damit am wichtigsten bin ich selbst.
Auf eine gewisse art und weise bin ich jedesmal glücklich oder stolz wenn ich etwas vergünstigt bekomme, weil es eine im Grunde revolutionäre Sache ist, dass die Gesellschaft genug für mich abwirft um mich finanziell zu unterstützen. Ich bin Schüler und solange ich noch nicht arbeiten kann und damit selbst steuern zahlen kann, sind eben andere steuerzahler für mich da. Ein (meistens) funktionierendes System, in dem die Schwachen von den Stärkeren getragen werden, bald arbeite ich, dann trage ich die, die mich heute tragen
LG.
Nicht Studenten per se. Erst mal gibt es großzügig Bafög (allerdings nur als unverzinsten Kredit, Kindergeld, kostenlose Krankenversicherung bei den Eltern, wenn diese gesetzlich versichert sind). Wenn Du dann aber wie ich durch Pech im 3. Versuch durch Prüfungen fällst, dann wird es eng.
Ich könnte das Studium abbrechen und bekäme dann Hartz 4 und Wohngeld, genug zum einfachen Leben ohne Tafel. Aber dafür würde sich an meiner Situation dann auch den Rest meines Lebens nichts mehr bessern.
Aber dafür würde sich an meiner Situation dann auch den Rest meines Lebens nichts mehr bessern.
Was meinst du denn damit? Meinst du, nur weil man nicht studiert hat, lebt man sein Leben in Armut oder wie? Wenn es in Deutschland nur Akademiker geben würde, dann könnte dir niemand dein Auto reparieren, dein verstopftes Klo saubermachen oder dir im Aldi deine Lebensmittel verkaufen... Du stellst es ja hier schon fast so hin, als wäre jeder, der nicht studiert hat, ein Harz 4 Empfänger der im Monat nicht mehr als 800€ hat...
Sorry, ich bin auch nicht studiert, kann aber trotzdem gut leben und mir auch solchen Luxus wie Urlaub, ein spritfressendes Auto und Motorradfahren gönnen... Klar, ich kann von meinem Gehalt keine Ferraris sammeln. Aber zur Tafel rennen oder jahrelang auf neue Klamotten verzichten, das musste ich bisher noch nie...
Also dein Gesellschaftsbild sieht auch ein bisschen engstirnig aus.
Nein, Du verstehst mich falsch. Ich denke, dass man sowohl mit Ausbildung als auch mit Studium ein gutes Leben führen kann (mit dem Zweiteren im Schnitt etwas besser).
Wenn ich allerdings Hartz 4 und Wohngeld bekommen möchte, dann darf ich mich nicht in einem Studiums oder in einer Ausbildung befinden (http://www.hartz-iv.info/ratgeber/auszubildende-schueler-studenten.html), da Schüler/Studenten/Auszubildende dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung stehen. Deshalb ist es mir wichtig, auch wenn ich jetzt weniger als das Existenzminimum habe, durchzuhalten.
Der Grundgedanke ist ja schonmal richtig. Nur hätte ich in der Situation das Studium nach dem ersten Durchfaller abgebrochen, eine Ausbildung gemacht und es dann nochmal mit dem Studium versucht.
So hättest du, für den Fall, dass das Studium doch nach hinten losgeht, wenigstens noch eine Ausbildung in der Tasche gehabt. Aber nun hast du auf gut deutsch gesagt gar nichts.
Nein, dann wäre ich nach dem Studium zu alt. Die Ausbildung wäre auch "unnötig", wenn es doch mit dem 2. Studium klappen sollte. Außerdem läge die Ausbildung nach einem gescheiterten 2. Studium dann lange zurück und es würde dann auch schwierig in meinen Beruf wieder einsteigen zu können. Wenn das Studium noch nach hinten los gehen sollte, kann ich immer noch die Ausbildung machen.
Das Studium läuft aber ganz gut, ich könnte mit Glück in 1 Jahr fertig sein. Ich hoffe es mit durchschnittlichen Noten abzuschließen und einmal mehr zu haben als jemand, der nur eine nicht-akademische Berufsausbildung gemacht hat.