Wem "gehören" Kindergärten? Staat oder Kirche?
Guten Abend Community,
vor ein paar Wochen war ja ein Fall in den Medien, dass die katholische Kirche einer Erzieherin kündigen wollte, weil diese lebisch ist und zu ihrer Partnerin steht.
Dies soll aber nicht das Thema meiner Frage sein. Sondern stieß ich beim Lesen eines dieser Artikel auf einen Kommentar, dass der Staat die Kindergärten fast komplett finanziere (und die Kirche nur einen minimalen Teil von 0-10%) und die Kirchen nur Träger wären.
Deswegen meine Frage(n):
Wem "gehören" denn nun die kirchlichen(!) Kindergärten?
Was versteht man genau unter einem Träger? Welche Mitspracherechte hat er?
Vielen Dank für eure Antworten!
8 Antworten
Eine interessante Frage, die zwei Probleme anspricht: 1. Wem gehören die Kindergärten? 2. Wer finanziert die Kindergärten?
zu 1. Kindergärten müssen nicht dem gehören, der sie betreibt. So können z.B. oft Elternvereine Gebäude nutzen, die in kommunalem Eigentum sind. Wenn dort die Kommune an der Modernisierung und Ausbau oder Reparatur beteiligt ist, geht das also in das eigene Vermögen. Kirchliche Kindergärten gehören fast immer auch der Kirche. Teilweise haben sie die in eigenen Gebäuden aufgebaut, teilweise erworben und teilweise vom Staat bzw. Kommunen übertragen bekommen. Immer, wenn dort der Staat oder die Kommune an Reparaturen, Modernisierungen oder Ausbauten beteiligt, und das ist die Regel, geht das in das Vermögen der Kirchen.
zu 2. Die kirchlichen Kindergärten werden im Unterhalt, also Sachkosten und Personalkosten, gelegentlich bis zu 100% von Staat und Kommune finanziert. Im Schnitt geben die Kirchen gerade mal magere 2% aus eigenen Mitteln dazu.
Die Kirchen haben also hier durch die Wertsteigerung ihrer Gebäude auf Kosten des Staates einen konkreten Vermögenszuwachs und durch die Finanzierung der Kosten eine hervorragende Möglichkeit zu kostenloser Mission. Ganz abgesehen davon, dass in manchen Gegenden alle Kindergärten fest in kirchlicher Hand sind und somit ein massiver Druck auf Eltern und Beschäftigte besteht, sich kirchenkonform zu verhalten. Denn natürlich ist die Kirche nicht nur berechtigt, ihre Angestellten nach weltanschaulichen Gesichtspunkten einzustellen, sondern auch bei der Aufnahme von Kindern die gleichen Kriterien zu stellen.
Hier findest du am Ende des Posts eine Aufstellung, wie der Staat die Kirchen finanziert. Für Kindertageseinrichtungen sind es fast 4 Milliarden Euro pro Jahr. http://fsm-uckermark.blogspot.de/2011/08/herzlichen-danke-herr-beeskow.html
Leider ist es genau so und keiner traut sich da mal ran diesen Irrsinn zu beenden
Standardreparaturen und Wartung zahlt der Staat über die Sachkosten mit. Um- und Ausbauten über Sondervereinbarungen.
Wenn du ein Haus baust, dann gehört das Haus dir, nicht dem Staat. Dies zur ersten Frage.
Wenn du eine Haushaltshilfe beschäftigst, dann kannst du im Rahmen der Gesetze entscheiden, welche unter den Bewerbern du nehmen willst, wie lange du sie anstellst und wann du sie kündigst.
Genau. Wenn Du aber Deiner Haushaltshilfe kündigst, weil sie sich hat scheiden lassen und wieder geheiratet hat, wirst Du damit vor Gericht verlieren. Zurecht.
Die Kirche darf das. Und das ist im 21. Jahrhundert ziemlich erstaunlicher Irrsinn.
Wieso zurecht? Es ist doch meine Sache, wen ich einstelle und wem ich kündige. Was muss sich da der Gesetzgeber dreinmischen? Gut, in Deutschland muss alles irgendwo geregelt sein...
Die Kirche darf das, weil ihr der Gesetzgeber in seiner grenzenlosen Regelwut Zugeständnisse gemacht hat. Wenn es Zugeständnisse gibt, dann dürfen sie auch genutzt werden. Und dann ist das kein Irrsinn, sondern Recht.
Ich glaube, das war nur ein Beispiel von Omikron. Man hätte genauso sagen können, dass eine Firma eine Postion durch eine Frau besetzt, diese sich dann scheiden lässt und aus dem Grund ihr dann kündigt.
Dem Träger - der staat schießt nur zu . Auch haben kirchenbedinstete spezielle Tarifverträge - die ein anders sein oft ausschliesen (auch wenn es eigentlich hirnrissig ist)
Schießt der Staat immer nur zu oder gibt es da auch Ausnahmen?
Weil ich kann mich noch gut erinnern, als vor ein paar Jahren ein Kindergarten in meiner Stadt gebaut wurde und da hat die Stadt fast alles gezahlt...
stadt ist nicht staat, das ist eben ein städtischer kindergarten und dieser untersteht der stadt, und bekommt trotzdem fördermittel vom bundesland
was ist daran hirnrissig? wenn ich z.b. einen kindergarten zur erziehung von kindern für linke habe, und dort ein nazi erzieher ist würde da keiner was sagen. wenn es eben gegen die moralischen grundsätze geht die dort vermittelt werden sollen kann man halt auch leute entlassen.
Aber in unserer Gesellschaft sollte es doch heutzutage egal sein, wen man liebt...
sag das dem ratinger im rom und nicht mir, ich bin evangelisch wir haben die probleme nicht
der Gesellschaft sicher. Christen sollten aber Gott am meisten lieben und sich an dessen Gebote halten. Was nicht in der Ordnung Gottes ist, kann von der Kirche nicht abgesegnet werden.
Kirche im Zusammenhang mit Moral geht doch wohl nicht.
Der Kindergarten gehört zu dem Träger der sie betreibt. Die Stadt finaziert mit Zuschüssen die Einrichtung. Um die Genehmigung für die Eröffnung und ein Mitfinanzierung einer Kita zubekommen müssen bestimmte Auflagen erfüllt werden. So gilt es nach dem Rahmenplan der jeweiligen Stadt zuarbeiten. Es müssen vorgeschriebene qm pro Kind vorhanden sein, es müssen staatlich anerkannte Erzieher eingestellt sein, usw, usw.
Die Kirchlichen Einrichtungen haben, anders als die städtischen, natürlich auch die Religionspädagogik auf ihrem Tagesplan. Die katholischen nehmen dies Ernster als die evangelischen Träger. So ist es u.a. Pflicht, um als Erzieher eingestellt werden zu können, der jeweiligen Kirche angehörig zusein. Bist du nicht kirchenmitglied wirst du in keiner kirchlichen Einrichtung eingestellt, sein es Pflegeheime, Kitas oder Beratungsstellen. In einer evangelischen Einrichtung wird jemand der lesbisch oder schwul ist keine Probleme mit einer Einstellung haben. Jede Einrichtung erarbeitet ein Konzept und auch einen Jahresplan nach der gearbeitet wird. Auflagen sind hier unter anderem- es sollten Projekte/Angebote mit den Kindern durchgeführt werden. Dazu gehört z.B. auch das die kinder in dem Jahr vor der Einschulung besonders gefördert werden. Die Jahresplanung muss am Ende des Kitajahres bei der Stadt belegt und nachgewiesen werden. Was das Konzept einer Einrichtung betrifft ist das der Einrichtung weitesgehend selbst überlassen nach welchen pädagogischen Konzept sie arbeitet. Jeder Träger hat allerdings ein eigenes Qualitätshandbuch das in die Arbeit einfließt. Freie Träger und städtische Kitas arbeiten eng zusammen und sind im Austausch. Was die Gebäude betrifft in denen die Kitas untergebracht sind, stehen die eigentlich auf der vernachlässigten Seite. Die städtischen werden nach außen hin aufgedonnert, hier steht weitaus mehr Geld zur Verfügung als bei den freien Trägern. Die können nämlich garnicht soviel Geld in Renovierung und Umbau stecken. Die freien Träger sind hauptsächlich auf die Mithilfe der Eltern/ Spenden von Vereinen angewiesen. Es fehlt am nötigsten, an Materialien, an Spielgeräten, an ,,nicht maroden" Möbeln. Auch der Personalschlüssel ist ein anderer. Jede zusätzliche Erzieherin muss von der Stadt genehmigt werden (wegen der Finanzierung). Integrationskräfte/ Brennpunktkräfte werden von der Stadt getragen. Ich habe, mit einer Mitstreiterin, im Elternbeirat, durch einschalten der Medien und Unterschriftensammlung durchsetzen können das endlich Gelder (Zuschüsse der Stadt) bereitgestellt wurden damit dringend notwendige Reparaturen ausgeführt wurden. Jahrelang wurde die Kita vertröstet und die Mängel immer größer. Erst durch den Einsatz der Eltern wurde gehandelt.
Was heißt denn hier "gehören".
Meinst du die Immobilie?
Die Kirche hat Grundbesitz. Eine Stadt hat auch Grundbesitz. Kindergärten werden auch in gepachteten Räumlichkeiten geführt.
Letztendlich ist die Politik durch die Gesetzgebung und die Bereitstellung von Geldern zuständig. Eine Partei will Gelder zahlen, wenn Kinder bis 3 zuhause bleiben, eine Partei will mehr Kindertagesplätze schaffen.
Ich denke, dass es da auch Abstimmungen zwischen Kommunen und Kirchen gibt, was den Bedarf anbelangt.
Jeder Kindergarten hat eine "Träger". Ist in etwa so wie eine Firma. Der "Träger" hat das sagen.
Es gibt Gesetze.
http://www.kita.de/wissen/kinderbetreuung/rechte-und-pflichten/gesetzliche-grundlagen
Die sind für alle verpflichtend.
Früher war die Religion in Kindergärten sehr viel stärker präsent. Das ist heute allgemein zurückgegangen.
Jedes Kind kann in jeden Kindergarten gehen, unabhängig von der Konfession.
Allerdings kann eine Kirche selbst entscheiden, wen sie beschäftigt.
Wertsteigerung ihrer Gebäude? Wie denn das? Hast du schon mal gesehen, wie ein Haus aussieht, in dem jeden Tag fünfzig Kinder hausen? Was da alles kaputt geht, wie oft da etwas repariert, gestrichen und erneuert werden muss? Das alles dient dem Vermögenszuwachs, meinst du?
Und das Gebäude selber bedarf ebenfalls ständig der Reparatur. Mal ist die Heizung defekt, mal das Dach leck, mal die Sicherheitsvorschriften nicht mehr aktuell, mal ist dieses, mal jenes. Und alles zahlt Vater Staat? Schön wärs.