Was wäre die maximale (kurzfristige) Leistungsaufnahme bei einer 12A Sicherung?
Grundsätzlich ermöglicht eine LS12A Sicherung (KEINE Schmelzsicherung sondern Automat) ca. 2750 Watt Leistungsaufnahme. Wie stark darf diese kurzfristig (wenige Minuten) überschritten werden? Beispiel: Wasserkocher 2200 Watt (läuft ca. 1-2min) + Toaster 850 Watt = 3050 Watt Ist das ein Problem? Wenn sich jetzt zb noch der Kühlschrank währenddessen einschaltet (ca. 100-200 Watt) und/oder zb zusätzlich noch die Mikrowelle mit 400 Watt usw. wären wir bereits bei rund 3500-3700 Watt oder mehr, allerdings nur für 1-2min, da sich dann ja der Wasserkocher wieder ausschaltet.
Würden zb 3500-3700 Watt für ein paar Minuten gehen? Wann löst die Sicherung aus?
Was könnte da dann schlimmstenfalls passieren? Oder fliegt einfach nur die Sicherung und fertig?
4 Antworten
Die gängigen heute verbauten LS-Schalter für den Haushalt haben B- oder C-Charakteristik. D gibt's zwar, aber da müsste man schon sehr hohe Einschaltströme haben, welche eher bei Werkstatt-Maschinen vorkommen.
Kurzschluss (magnetische Auslösung)
Die genannten Charakteristiken beziehen sich auf das Kurzschlussverhalten der Sicherungen und bieten ein Fenster, in dem die Abschaltung erfolgt. Das wäre bei Charakteristik
- B: 3- bis 5-facher Nennstrom (12 A) = 36 - 60 A
- C: 5- bis 10-facher Nennstrom (12 A) = 60 - 120 A
- D 10- bis 20-facher Nennstrom (12 A) = 120 - 240 A
Der obere Wert gibt jeweils den Strom an, bei dem eine sichere Abschaltung erfolgt. Nur wenn der Schleifenwiderstand so niedrig ist, dass der Strom auch erreicht werden kann, darf die jeweilige Charakteristik verbaut werden. Im TN-Netzsystem hat die Abschaltung bei Kurzschluss innerhalb 0,4s zu erfolgen.
Überstrom (thermische Auslösung)
Die Charakteristiken B, C, und D haben bei Überlast identische Eigenschaften:
- 1,3- bis 1,45-facher Nennstrom (12 A) = 15,6 - 17,4 A
Beim 1,3-fachen Nennstrom kann die Sicherung innerhalb einer Stunde auslösen, beim Überschreiten des 1,45-fachen Nennstroms muss sie auslösen. Je höher der Strom, desto früher erfolgt die Abschaltung (das nichtlineare Abschaltverhalten kann man den Kennlinien entsprechender Diagramme entnehmen).
Es erfolgt bei 12A-LS-Schaltern B, C und D definitiv keine Abschaltung, solange der Strom unterhalb 15,6 A bleibt (entspricht 3588 Watt). Wird der Strom von 17,4A überschritten (4002 W), so erfolgt spätestens nach 60 Minuten die sichere Abschaltung (auch hier entsprechend der Kennlinie im Diagramm).
Die Sicherung löst je nach Charakteristik aus. Typischerweise findet man in deutschen Haushalten folgende Charakteristiken:
H: Die älteste Charakteristik, wird seit Mitte der 1970er nicht mehr hergestellt. Findet sich aber trotzdem noch in manchen Altbauten. Lässt eine Stunde das 1,4-fache des Nennstromes durch. Teilweise bis hin zum 1,75-fachen, aber dann muss in unter einer Stunde abgeschaltet werden. Schnellauslösung (Kurzschluss) beim zwei- bis dreifachen des Nennstromes.
L: Wurde als Nachfolger von H benutzt, und zwar bis zum Jahre 1990. Lässt eine Stunde lang das 1,4-fache des Nennstromes durch, bis hin zum 1,75-fachen dann wird aber in unter einer Stunde abgeschaltet. Schnellauslösung beim 3 bis 5-fachen des Nennstromes.
B: Wird seit 1990 benutzt als standard Leitungsschutz in Haushalten. Lässt eine Stunde lang das bis zu 1,4-fache des Nennstromes fließen. Schnellauslösung (Kurzschluss) beim 3 bis 5-fachen des Nennstromes.
Die Sicherung fliegt einfach raus, allerdings sollte klar sein:
Mit jeder Überlastung der Leitung (Kupferleiter wird heißer als 70°C) wird die Isolation immer weiter geschädigt. Die Schäden im Laufe der Jahre addieren sich immer mehr auf, irgendwann ist die Isolation so mürbe das es anfängt zu schmoren. Gerade bei den alten Charakteristiken, da kann man bei einem 16A Leitungsschutz fast eine Stunde lang 28A ziehen.
Gibts auch falsche 16 A?
Dann entspricht der Leitungsschutzschalter aber nicht den Standards, die müssen mindestens das 1,13 fache für mindestens eine Stunde durchlassen ohne abzuschalten. Beim 1,4 fachen müssen sie in </= 1h abschalten. Siehe den Link von utnelson.
Das entspricht 18,08 A, also 4158 W.
Und die Absicherung von Endstromkreisen mit Schmelzsicherungen ist nicht mehr zulässig wenn man Neuinstallationen macht, außer bei fest angeschlossenen Geräten wie z.B. Durchlauferhitzer. Stichwort: DIN 18015-2 (Elektrische Anlagen in Wohngebäuden). Schmelzsicherungen sind bei neuen Elektroinstallationen auch noch als Vorsicherung für Unterverteilungen zugelassen, und wie schon gesagt bei fest installierten Geräten. Aber ansonsten haben die im normalen Haushalt nichts mehr verloren, zumindest wenn die Installation neuer ist. Bei alten Installationen besteht keine Nachrüstpflicht, sollte aber trotzdem darüber nachdenken die Anlage zu modernisieren. Bei Diazed kann man Schraubautomaten einsetzen, die haben die Charakteristik L.
Da kannst du nachforschen: http://www.schupa.de/html/pdf/schupa-technik/Technischer_Anhang_Leitungsschutzschalter_Lasttrennschalter.pdf
Du solltes die Leitung, auch kurzfristig, nicht mit mehr als 2750 Watt belasten. Wenn sie überlastet wird beschädigt das auf Dauer die Isolierung. Wasserkocher und Toaster nur nacheinander verwenden. Noch besser, die Geräte auf verschiedene Stromkreise aufteilen.
in der Praxis halten B16 Leitungsschutzschalter echte 16A nur 1/2h aus, dann erfolgt eine Thermische Auslösung.
Wenn man dauerhaft an die Leistungsgrenze der Sicherung gehen will braucht man Diazed oder Neozed Schraubsicherungen.