Warum benutzen die Rennradfahrer nie Radwege?

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Radwege innerorts sind ja die eine Sache: oft in schlechtem Zustand, gerne zugeparkt, von Fußgängern mitbenutzt und tatsächlich wird man beim Abbiegen gerne übersehen. So ein Radweg ist so schon gefährlich genug zu befahren und in Rennradtempo (> 30 km/h) geht das überhaupt nicht.

Wenn die Rennradfahrer innerorts also die Fahrbahn anstatt den Radweg benutzen, wobei sie ja oft schon fast das gleiche Tempo fahren wie die Autos, kann ich das teilweise verstehen.

Hier geht es aber auch um Straßen außerorts und da kann ich mich auch oft nur wundern:

Da gibt es breite, einwandfrei asphaltierte Radwege direkt parallel neben der Landstraße, die man theoretisch auch mit 100 km/h und Bahnreifen am Rennrad befahren könnte und was macht der selbsternannte Pseudo-Profi auf seinem Rennrad? Er fährt trotzdem lieber stur auf der Straße, lässt die 40 Tonner 20 cm neben sich vorbei donnern und geht nebenbei noch den Autofahrern auf die Nerven. Das machen nicht alle, aber viele - ist also nicht die Ausnahme.

Ich fahre jedes Jahr nur ca. 8.000 km mit dem Auto aber über 10.000 km mit dem Rad und bin früher auch selbst Rennrad gefahren, bis mir irgendwann der immer stärkere Autoverkehr zu viel wurde. (Deshalb fahre ich inzwischen nur noch Trekkingrad, und zwar überwiegend auf Wald- und Wirtschaftswegen ohne Autos.)

Grundsätzlich habe ich also jedes Verständnis für Radfahrer aller Art, d.h. auch für Rennradfahrer. Aber warum man bei super breiten Asphaltradwegen außerorts trotzdem immer noch die Fahrbahn benutzen muss, habe ich auch noch nie kapiert und kann darüber immer nur den Kopf schütteln.



Olokun  05.05.2017, 21:16

Ich weiss ja nicht, wo Du so Rennrad gefahren bist, aber ich fahre gerne längere Strecken. Da komme ich dann in Gegenden, die ich nicht kenne. Und da soll ich Deiner Meinung nach auf Radwege vertrauen? Hier mag der gut aussehen, aber 500m weiter?

Viel schlimmer als Buckelpisten sind dann aber die, die sich plötzlich von der Fahrbahn entfernen, natürlich ohne Wechselmöglichkeit vom Radweg zurück zur Fahrbahn. Da landet man dann irgendwo im nirgendwo. Und da gibt es dann nicht mal mehr irgendwelche Wegweiser. Könnte Dir da ein paar Geschichten erzählen... Einzige mögliche Gegenmaßnahme: eben gar nicht erst auf den Radweg auffahren.

Sowas gibt es besondern häufig eben auf gut ausgebauten Bundes- und Landstraßen.

WeiSte  06.05.2017, 21:56
@Olokun

Wenn man Strecken um die 150 km als länger bezeichnet, bin ich früher auch längere Strecken gefahren und fahre auch heute noch mit dem Trekkingrad ein bis zweimal pro Woche Tagestouren zwischen 90 km und 110 km.

Bei über 10.000 km/Jahr kennt man aber irgendwann sämtliche Strecken in diesem Radius und weiß, wo es befahrbare Radwege gibt und wo man statt dessen "im Abseits" landet. Ich wüsste jedenfalls nicht, wo ich hier bei uns (Rhein-Main-Gebiet) mit einer 100 km Tagestour noch hinfahren könnte, wo ich noch nie gefahren bin. Da kenne ich jede Straße und fast auch schon jeden Feldweg. Abwechselung besteht nur noch in der unterschiedlichen Kombination der Routen.

Knapp gesagt: Mit Renn-Geschwindigkeit sind die meisten Radwege einfach nicht gut befahrbar ...

  • Innerorts sind zu viele langsame Radler (und Fußgänger) darauf unterwegs.
  • Außerorts haben sie oft z. B. Bodenwellen (z. B. durch Wurzelwerk unter dem Asphalt) und Schlaglöcher, oder auch (insbesondere im Bereich von Kreuzungen und Einmündungen) recht enge Kurven. Und zumindest auf Vorfahrtstraßen kann man einfach durchfahren, während man auf dem Radweg die Nebenstraßen überqueren und dabei auf den Querverkehr achten muss. Außerdem sind Radwege außerorts zumeist kombinierte Fuß- und Radwege, also sind auch hier "bewegliche Hindernisse" unterwegs ...
claushilbig  07.05.2017, 00:09

Noch was: Radwege außerorts sind oft auch zugleich landwirtschaftliche Nutzwege - mit entsprechenden Verschmutzungen und daraus resultierender Sturzgefahr.

Die werden wohl die "normalen Radler" als Hindernis betrachten. Oder sie halten sich für Teil der Friedensfahrt oder Tour de France.....

Soviel ich weiß, ist es Pflicht, einen Radweg zu benutzen

Sofern er zumutbar und als benutzungspflichtig ausgeschildert ist. Schonmal mit 20mm-Reifen über eine solche scherbenverseuchte Ackerpiste gefahren? Nein, natürlich nicht.

Kann mir jemand erläutern, warum dies so ist? Alle ANDEREN Radfahrer sind stets auf Radwegen vorzufinden. 

Du beantwortest deine Frage damit zum Teil selbst.

Wir sind vor einigen Jahren mit den Kindern auch sehr oft Rad gefahren
und ich habe die Radwege neben dicht befahrenen Straßen sehr genossen.

Sicher hättet ihr es auch sehr genossen, wenn ständig Rennradfahrer von hinten mit 40 km/h an den Kindern vorbeiknallen. Was denen denn einfiele und sie sollen doch gefälligst auf die Straße, hätte es dann gehießen. 

Radwege sind nur dann benutzungspflichtig, wenn die Benutzungspflicht durch Zeichen 237, 240 oder 241 angeordnet ist.

Ansonsten gilt die lex generalis (§ 2 (1) StVO):
Fahrzeuge müssen die Fahrbahnen benutzen, von zwei Fahrbahnen die rechte.

Leider entsprechen aber auch viele als benutzungspflichtig gekennzeichnete Radwege nicht den Anforderungen der VwV zu § 2 StVO. Sie sind entweder zu schmal oder glasscherbenübersäte Asphaltäcker.