Von großem Konzern übernommen - gut oder schlecht?
Hey
also die Firma in der ich bin, eine AG die auch recht groß ist mit knapp über 1000 Mitarbeitern, wurde nun von einem großen kanadischen Konzern (Linamar AG) übernommen bzw. die haben 66% der Aktien gekauft, weil sie mit unserem Unternehmen ihren Schmiedebereich ausbauen wollen.
Kann mir jemand vielleicht kurz und einfach verständlich erklären was das nun genau bedeutet und denkt ihr, dass das eher von Vorteil oder von Nachteil ist?
5 Antworten
Allgemein kann man das nicht so sagen. Aber prinzipiell ist es eher gut, wenn man in einem großen Unternehmen ist. Die haben oft bessere Sozialleistungen (Betriebsrente etc.) und höheres Gehalt. Es ist aber gut möglich, dass der große Konzern jetzt Stellen abbauen möchte, wenn die Geschäftsbereiche sich überschneiden. Denn in diesem Fall soll der Kauf deiner AG ja für mehr Synergien sorgen. Wenn es aber ein anderer Geschäftsbereich ist, würde ich mir da keine Sorgen machen.
Es ist eine Tatsache, dass die überwiegende Mehrheit von Firmenübernahmen nicht das bringen, was sich die beteiligten Firmen davon erwartet haben. In Managementkursen wird fleissig geschult, warum das so ist:
- bei in etwa gleich grossen Firmen gibt es ein Patt in der Unternehmensführung, was die Firma lähmt
- bei unterschiedlich grossen Firmen erhoffte sich das grosse Unternehmen meistens eine Technologieinnovation der kleineren Firma für sein eigenes Geschäft zu übernehmen, scheitert dann aber, weil es der kleinen Firma seine "grossen Prozesse" überstülpt (die nicht passen und die Innovation lähmen) und/oder weil die betroffene "veraltete" Abteilung der grossen Firma die "Neuen" torpediert, um nicht selbst überflüssig zu werden
Das muss nicht immer so kommen, passiert aber erschreckend häufig. Desweiteren finden bei nahezu allen Übernahmen auch Kündigungen statt: Das ist nahezu zwangsläufig, weil ja vieles doppelt vorhanden ist, was man nur einmal braucht (z.B. gute Teile der Verwaltung).
Umgekehrt bietet ein grosses Unternehmen Vorteile: Aufstiegschancen, internationale Wechselmöglichkeiten, eine etwas dickere Finanzdecke in schlechten Zeiten, üblicherweise auch etwas höhere Löhne / Sozialleistungen.
Für Dich persönlich kann das also positiv oder negativ sein -das kommt darauf an, wie essentiell wichtig Du für Linamar bist und ob Du die o.g. Karrieremöglichkeiten nutzen willst / kannst.
Die Unterscheidung ist in der Regel: Es ist nicht so schlimm oder es ist schlecht. Positiv ist es selten.
Meine Beobachtung sagt: Wer gekauft wird, der wird auch nach ein paar Jahren wieder verkauft.
Aber nicht ohne ein paar Änderungen zu hinterlassen, das kann in der Mitnahme von Kundenkartei bestehen. Es kann Entlassungen geben um Euch kurzfristig ertragsstärker zu bekommen. Zwar ist es seit Vodafone schwer geworden, dass man sich gegen eine Übernahme wehrt, aber man sollte es doch tun und ggf. eigene Aktien zurück kaufen.
Ganz beliebt sind Verkäufe von Immobilien um sie dann über Leasing wieder zurück zu holen. Schön ist das nicht.
Auch können die Gesellschafter Überstunden untersagen, spart auch Geld oder einen Investitionsstopp verhängen. Natürlich auch die Wiederbesetzung von Stellen verbieten. Budgets können natürlich auch geändert werden.
Unter dem Strich - Die wollen Geld verdienen.
Mit 1.000 Beschäftigten und als Schmiede, dann solltet Ihr als Belegschaft doch in der IGM sein. Was sagen denn die Sekretäre? Oder hat die gesamte Belegschaft inklusive Betriebsrat und womöglich Aufsichtsratsvertreter die Entwicklung verschlafen?
Ich will Dich nicht beunruhigen, aber google mal "Synergieffekte Umsetzungsberatung" und lies Dir den ersten dargebotenen Link durch. Dann weisst Du, weshalb sich Unternehmen zusammenschliessen bzw ein Unternehmen ein anderes übernimmt.
Das ist wie bei Atzien. Das kann der Hiep sein, oder die lassen den Betrieb den Bach runter gehen!