Hat es Nachteile für ein Unternehmen, einen Azubi zu übernehmen, der durchgefallen ist?
Wir haben einen Azubi im Betrieb, der eigentlich die meiste Zeit über sehr gute Arbeit leistet. Er ist nur auf schulischer Ebene sehr schlecht, was ihn im Unternehmen aber nicht an guten Leistungen gehindert hat. Man muss auch dazu sagen, dass der Unterricht etwas abseits von dem Aufgabenbereich ist, was er bei uns macht.
Er soll eigentlich nach der Ausbildung übernommen werden und es würde mich auch freuen, da er ein guter Freund geworden ist. Ich weiß nicht, was unser Chef darüber denken würde, wenn er die Ausbildung aufgrund einer durchgefallenen Abschlussprüfung nicht schaffen sollte.
Rechtlich gesehen dürfte er den Beruf auch aus ohne Ausbildung ausüben und letztlich wäre er der gleiche Mitarbeiter, egal ob er jetzt einen Punkt mehr oder weniger in der Prüfung hätte. Daher meine Frage, hätte es für ein Unternehmen einen Nachteil, jemanden einzustellen, der die Ausbildung gemacht, aber nicht bestanden hat? Kostet der Mitarbeiter vielleicht mehr Steuern oder schafft andere Nachteile für das Unternehmen, unabhängig von seinen Leistungen?
7 Antworten
Es gibt nur wenige Berufe und Situationen, in denen für die Ausübung eines Jobs bestimmte formale Qualifikationen zwingend erforderlich sind. Beispielsweise für Ärzt*innen oder Anwält*innen ist das der Fall - ohne Abschluss keine Erlaubnis, in dem Bereich tätig zu werden! Und im gemeinnützigen Bereich gibt es wiederum oft die Forderung der Fördermittelgeber, dass die Stelleninhaber*innen bestimmte formale Qualifikationen haben müssen. Und auch im Handwerk gibt es meines Wissens so ein paar sicherheitsrelevante Tätigkeiten, für die die ausführende Person die Eignung durch Zertifikate nachweisen muss, um sie ausführen zu dürfen (ich glaube, beim Thema Schweißen ist das der Fall und wohl auch hier und da bei Strom-Geschichten).
Wenn all sowas hier nicht zutrifft, spricht rechtlich-formal nichts gegen die Einstellung dieser Person.
Allerdings würde ich an deiner Stelle eher mal mit dem Chef darüber sprechen, diesem Kollegen Hilfe zu organisieren, damit er die Prüfung doch noch packt! Es gibt über die Arbeitsagentur die Möglichkeit, solche Unterstützungen - die "ausbildungsbegleitenden Hilfen" kurz abH - zu beantragen - ohne Kosten für das Unternehmen oder den Azubi! Das beginnt bei konkreter, fachlich-inhaltlicher, klassischer Nachhilfe, kann aber beispielsweise auch eine sozialpädagogische Betreuung und Begleitung umfassen, wenn die Ursachen der Schwierigkeiten in der Ausbildung eher in solchen Bereichen zu finden sind.
Rechtlich wüsste ich keinen Nachteil, es steht Euch frei, auch ungelernte voll zu bezahlen, und sie werden auch ganz normal versteuert usw.
Ich höre aber oft von befreundeten/bekannten Betriebsinhabern, dass in solchen Fällen die "richtig gelernten" sauer seien, wenn jemand ohne Abschluss komplett gleichgestellt (und bezahlt) wird. Die machen deshalb ganz gern die Variante "ein paar Jahre als Helfer zu niedrigerem Lohn beschäftigen, dann zur Externenprüfung anmelden".
Zunächst würde ich dann als AG/ Ausbildungsleiter mal alles dran setzen, dass er den Abschluss schafft und ihn motivieren seine Versuche komplett auszureizen. Evtl Nachhilfe anbieten, mich mit dem Berufsschullehrer in Verbindung setzen Mit alten Prüfungen üben lassen - sofern vorhanden.
Die Firma hat keinen Nachteil, nur der Auszubildende selbst - er hat keinen Abschluss.
Das Einzigste: der Chef braucht keinen Facharbeiterlohn zahlen.
Sollte er die Prüfung nicht bestehen, so kann er 1/2 Jahr anhängen und wiederholen.
Was heist abseits? Deswegen geht er in die BS.
So "Einen" hatte ich auch mal, Handwerklich Top, den könnte ich alleine rausschicken, aber Schulisch eine Vollkatastrophe.
Vielleicht sind ja auch andere Kolleginnen und Kollegen deiner Meinung.
Dann könnte ihr ja zusammen dem Chef sagen, dass er gute Arbeit leistet und er ihn trotzdem übernehmen soll.