Transsexuell - Wie überzeuge ich meine Eltern?
... vom Experten ganz zu schweigen.
Hallo alle zusammen! Ich bin Alex, 16 Jahre alt und seit ca zwei Jahren ziemlich sicher, dass ich transsexuell bin. Um genau zu sein: transsexuell Frau-zu-Mann.
Am Anfang, ungefähr mit Mitte 13 dachte ich, ich seie 'nur' bisexuell, da ich mich auch zu Mädchen sehr hingezogen fühle. Damals habe ich angefangen, 'weibliche' Kleidungsstücke aus meinem Schrank zu verbannen und seit ca einem dreiviertel Jahr trage ich nur noch Jeans, T-Shirts und ab und an auch mal legere Anzugkombis. Außerdem binde ich mir fast regelmäßig die Brüste. Meine Haare trage ich auch seit fast zwei Jahren kurz und ich genieße es total, wenn mich Leute als Kerl ansprechen. Dann fühle ich mich immer richtig gut. Logischerweise finde ich es dann mies, wenn meine Begleiter die anderen 'korrigieren' von wegen "Alex steht aber für Alexandra".
Gegenüber meinen Eltern habe ich mich vor etwa sechs Monaten geoutet, aber die kommen mit dem üblichen: "Das ist nur eine Phase" und "Du bist jung, was weißt du schon". Außerdem meint meine Mutter, dass ich mich viel zu weiblich verhalten würde, um wirklich ein Kerl zu sein. Ich meine, ich habe eine ziemlich tiefe Stimme, interessiere mich auch für die klassischen 'Jungstheman' und habe 'ne laute Aussprache. Außerdem mache ich Kampfsport. Sie hält meine eher weiblichen Bewegungen und mein Fangirl-Verhalten bei manchen Musikern, sowie meine künsterlische Veranlagung dagegen. Wobei doch auch ein Haufen Männer künstlerisch ist....
Meine Frage ist jetzt: Was soll ich am besten machen, damit sie mich ernst nimmt? Ich meine, wie soll ich für eine Hormontherapie einen Psychologen überzeugen, wenn das nicht mal bei meiner Ma klappt? Ich will nicht den Obermacho raushängen lassen, weil das nur dem Familienklima schaden würde, aber ein ernsthaftes Gespräch stelle ich mir ehrlich gesagt schwer vor, weil sie beim Thema trans* immer gleich abblockt.
Ich habe schon überlegt, ob ich zu dem Selbsthilfegruppentreffen in zwei Wochen in Jena gehe. (Das ist in meiner Nähe. Ich wohne nicht in Jena.) Nur um da ein paar Tips zu bekommen.
Ich hoffe, hier kann mir jemand weiterhelfen.
Grüße an alle!
Alex
6 Antworten
Ohja, das beliebte Thema Mutter >.<
mach es nich, ob du einen Psychologen überzeugen kannst, davon abhängig, ob du deine Mutter überzeugen kannst. Ob du deine Mutter jemals überzeugen wirst steht so oder so in den Sternen. Versuche beides getrennt zu betrachten. Gehe zu einem Psychologen, dem die Matherie TS gut vertraut is, er wird dann auch die Probleme, die TS mit ihrer Familie haben kennen.
Zu deine Mutter. Ich selber bin auch transsexuell, lebe es aus und alles, bin auch aktuell in der Angleichungsphase drin. Ich bin diesen Weg gegangen, völlig gleich, ob meine Mutter mich dabei unterstützt oder nich. Meine Mutter scheint es "nur" zu akzeptieren und respektieren, das ich diesen Weg gehe. Okey, sie nennt mich schon bei meinem richtigen Namen, was ich sehr toll finde, aber sie gibt mir noch nich das Gefühl, das ich sie überzeugt habe, das dieser Weg für mich der einzige richtige und lebbare Weg ist. Erwarte, das es so auch bei deiner Mutter sein wird. Und lass ihr Zeit (wie sehr ich diese Ausage früher nich mehr hören konnte.) Meine Mutter fing es erst dieses Jahr an offensichtich zu akzeptieren. Auch in einem solchen Ausmaß, das ich mit ihr offen darüber reden kann. Sie wusste es zu dem Zeitpunkt allerdings 4,5 Jahre. Ich will dich damit jetzt nich entmutigen, sondern ermutigen, das es sich lohnt auf die Mutter zu hoffen, auch wenn es lange dauert.
Das Thema mit, du bewegst dich doch gar nich männlich, ja, das habe ich auch gehört, wenngleich es bei mir eher so war, das sie meinte, ich würde mich nich weiblich bewegen. Ich weiß nich genau, was die damit bewirken wollen. Versuche dir die einstellung anzueignen: Ich bin ein Mann also bewege ich mich auch wie einer, ob dieses nun besonders maskulin is, mag vielleicht auf einem anderen Blatt stehen. Du wirst dir selber dann auch sicherer, völlig gleich, wohin die Reise geht.
Traue dich zu einem Psychologen, deine Familie kann dir dieses nich verbieten, du bist bereits 16, da hast du ein gewisses Mitspracherecht. Nutze dieses, es wird dir helfen zu dir zu finden. Und versuche es trotzdem neutral anzugehen. Stehe zu dem, was du in die fühlst und sei allem vorran dir ehrlich. Du kannst jeden belügen, doch wenn du dich belügst hat es in dem Zusammenhang mit Transsexualität sehr schwerwiegende Folgen.
Ich denke, das is das, was ich dir dazu sagen kann. Sei mir der Ermahnden Worte am Schluss nich böse, ich finde es wirklich toll, das du in deinem Alter von 16 schon dazu stehst, ich selber hatte diese Kraft noch nich gehabt in dem alter. Dafür hast du meine Achtung. Fange nun einfach mit diesem gegangenen Schtritt das richtige an. Und du wirst ein Leben haben, wo vielleicht nich immer alles perfekt läuft, du aber mit dir selber im Reinen bist. Ich wünsche dir alles gute für deinen Weg, ganz gleich, wo dieser endet.
In diesem Sinne liebe Grüße Zuki
Au vergessen. Wenn der richtige Weg dahin is, das du als Mann lebst, und dann doch auch weibliche züge hast, die vielleicht auch recht deutlich (ob diese nun wirklich deutlich rauskomme weiß ich nich, und würde ich durch die worte deiner Mutter noch nich so großen Wert drauf legen) rauskommen, is es okey. Du darfst als Mann auch weibliche züge habe. Gerade solche Männer finde ich am sympathischsten, die irgendwo auch eine mehr oder weniger offensichtliche weibliche Ader haben. Und hey, es gehört zu deinem Charakter, lass dir das nich nehmen, wenn du es leiden magst. Ich habe früher als ich noch als Mann lebte auch bereits weibliche Interessen gehabt (an den Manga denk, der meinem Bruder irgendwie zu rosa war) Aber ich habe von anderen niemals ein böses wort gehört. Nur eimal wurde ich gefragt, ob ich mir im klaren seie, das ich großteils Mädchen-Mangas habe (worüber ich mir nich im Klaren war, sondern nur die hatte, die mir einfach gefielen)
Ja, das wollte ich nich noch unerwähnt lassen. Nutze, was du an feedback von deiner Umwelt bekommst, um in dir rein zuhorchen, ob das, wie die es sagen richtig is. Auf dauer werden die Antworten in dir drin nur in einer Richtung gehen. Aber umso öfter du dir selber diese Fragen ehrlich beantwortest, um so leichter wird es für dich, dich selber zu leben.
So, das wars aber glaube ich. ;-) ich wünsche dir viel Glück, das deine Mutter/Familie schnell zu dir steht, und auch zu deinem Wunsch das Geschlecht zu ändern, es wird dir den Weg nur leichter machen. Und Kopf hoch, es lohnt sich diesen Weg zugehen, ich würde es schrecklich bereuhen, diesen weg nich zu gehen, und ich bin ihn noch nich komplett gegangen. (So nun aber, sonst wird noch ein Roman draus)
Hallo.
Zunächst würde ich dir empfehlen, dir einen Therapeuten zu suchen, der sich mit TS auskennt. In einschlägigen Foren ( wie z.B. http://forum.ftm-portal.net/ ) oder auch nur über Google findest du schnell Verweise. Der Vorteil an einem Therapeuten mit Erfahrungen mit TS ist, sollte wissen, dass es beim "Mann Sein" nicht darauf ankommt, nur auf Autos, Fußball und vollbusige Blondinen zu stehen. Ob man ein Mann oder eine Frau ist hängt allein davon ab, wie man sich selbst fühlt. Weiterhin kann er objektiv an deinen Wunsch rangehen, als deine Mutter - meine eigene hatte jahrelang Probleme damit, da sie zwar einen Sohn gewonnen, aber zeitgleich eine Tochter verloren hat.
Ich war nie bei einer Selbsthilfegruppe - einfach, weil ich mir selbst helfen konnte. Den Kontakt zu Leuten mit TS in deiner Umgebung herzustellen war schließlich ganz einfach und hat sich mit der Zeit ergeben. So ist es auch persönlicher, als in einer Selbsthilfegruppe, die ich immer als zwanghaft und der eigenen Darstellung als Opfer empfunden habe.
Deine Mutter zu überzeugen... Nun, das kommt mit der Zeit oder gar nicht. Ich habe von keinem Transsexuellen gehört, dass seine Eltern das Outing freudestrahlend aufgenommen haben. Nicht jeder Mann kann ein Obermacho sein, so beschäftige ich mich auch gerne mit Kunst und Musik - denk nicht an diese Stereotypen. Meine Eltern konnten sich eher mit dem Gedanken anfreunden, als ich nach zwei Jahren immer noch nicht aufgegeben , meine Therapie selbst erwirkt und sich durch die Hormonbehandlung Einiges verändert hatte. Aber das hat drei Jahre gedauert, also erwarte keine Wunder.
Das bringt mich zu dem Punkt der Hormonindikation. Normalerweise wird so etwas von einem Therapeuten eingeleitet, sobald dieser beurteilen kann, dass deine Transsexualität manifest ist (=unumstößlich, unabänderbar, permanent). Ich selbst habe die Hormone erst mit 18 bekommen, jedoch sind Freunde von mir noch 16 und 17 und sind bereits auch schon so weit. Das hängt zumeist von dem Urteil des Therapeuten (das er nicht nach nur 2-3 Sitzungen fällen kann) und wann er seinen Patienten an einen Endokrinologen überweist.
Ich hoffe, ich konnte dir helfen.
G
Nach Therapeuten habe ich mich im Netz schon umgeschaut. Traurigerweise sind die nächsten von meinem Wohnort aus immer noch über 60 km entfernt in Erfurt, bzw, Greiz. Dorthin zu kommen stelle ich mir schwierig vor und über öffentliche Verkehrsmittel wird es noch dazu ziemlich teuer...
Dass meine Ma die frohe Botschaft nicht gerade gut aufnehmen wird, war mir von Anfang an klar. Ihre Einstellung ist leider so stereotypenbezogen, wie ich oben beschrieben habe und wie du es nochmal aufgreifst. Aber ich habe Geduld und bin zielstrebig. Über die Hormonindikation und die vorausgehenden Therapiesitzungen habe ich ich auch schon eingehend belesen. Mir ist klar, was da auf mich zu kommt. Es ist halt eine Frage des wo? und bei wem?, denn wie oben geschrieben sind bereits bekannte Experten ganz schön weit weg.
Trotzdem danke ich dir vielmals für deine Antwort. Du machst mir wirklich Mut.
Alex
Komm mal, wenn du möchtest, zu http://transgender-world.forumprofi.de -- es gibt da einige Transmänner, die dir sicher gerne zur Seite stehen werden.
Danke für den Hinweis. :D
Darfst du denn mit 16 überhaupt schon eine Hormontherapie beginnen? Ich dachte, man muss dazu 18 sein. Ansonsten glaube ich, dass dir die Zeit weiterhelfen wird. Bleib wie du bist, einen auf Macho machen bringt dich - wie du ja selber sagst - nicht weiter. Zu einem Psychologen zu gehen ist auf jeden Fall eine gute Idee. Es kann sein, dass deine Mutter längst weiß, dass es nicht nur eine Phase ist - vielleicht hat sie aber dennoch ein paar Probleme damit und braucht Zeit, damit einig zu werden. Ich denke auf jeden Fall, dass du selber am allerbesten weißt, was das Richtige für dich ist. Viel Glück!
Ich denke, dass das Wort "überzeugen" nicht der richtige Ansatz für die Lösung deiner Frage ist.
Es geht nicht darum einen Psychologen, oder deine Mitmenschen, zu überzeugen wer du bist. Um eine Hormontherapie zu starten ( und auch Operationen von der Krankenkasse bezahlt zu bekommen ) musst du sowieso eine zweijährige Therapie machen, sodass dir ein Psychologe attestieren kann, dass du dich im falschen Körper geboren fühlst.
Starte doch damit, dass du deinem Hausarzt davon erzählt und dieser wird dich dann an einen Psychologen überweisen. Die Threapie ist auch für dich selber sehr wichtig, dass du reflektierst wer du bist. Das ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg dorthin wo du dich wirklich wohl fühlst.