Ich werde zur Zeitarbeit "gezwungen" - was tun?
-Man möge mir doch bitte mitteilen, warum mein Text gelöscht wurde...sitzen hier Zeitarbeitsfirmen im administrativen Bereich? -
Hallo, ich bin momentan etwas verzweifelt und weiß nicht weiter. Ich bin Anfang 40, weiblich, war bis vor zwei Wochen in einem guten Unternehmen angestellt und recht gut verdient. Da das Unternehmen in Bälde umsiedelt und meine Abteilung wegfällt, bin ich seit eben jenen zwei Wochen arbeitslos.
Also bei der ARGE gemeldet, zig Dokumente ausgefüllt und gleich auf eine Zeitarbeitsmesse eingeladen (wo ich bei 6 Zeitarbeitsfirmen "von mir überzeugen durfte"). Soweit so gut - sämtliche Jobs über die Leiharbeitsfirmen sind von mir aus gesehen am (pardon) Hintern der Welt, zumeist nur mit Bus, Bahn und Taxi zu erreichen, also wirklich in der größten Pampa. Eine Stelle wäre halbwegs in der Nähe, da hier aber keine Öffentlichen hin verkehren, müsste ich eineinhalb Stunden zu Fuß laufen bzw. eine Stunde via Fahrrad fahren. Ich habe kein Auto, soll mir nun aber am besten eins zulegen - bei, laut Zeitarbeitsfirma - knapp 1500 Bruttoverdienst (ich wohne in einer 1-Zimmerwohnung, 19m^2 und zahle dafür schon allein 500€, was in meinem Umfeld noch fast günstig ist (Umzug nicht möglich) - wie soll ich mir da ein Auto leisten??) Die ARGE hält mich auch seit fast drei Monaten hin, bisher noch kein Bewilligungsbescheid auf ALG1 (erst ging eine Unterlage verschütt, dann Urlaub, dann Poststreik)...ich bin single, alleinstehend und weiß nicht, was ich machen soll. Kein Geld, kein nichts..dank einer Schwerbehinderung habe ich auch nicht soo die größten Chancen, schnell eine Stelle zu finden..
Ich bin am Boden...kann mir jemand etwas raten?
11 Antworten
Hallo, das klingt wirklich nach einer blöden Situation.Zur Situation der Anfahrt:
Die Strecke zählt nicht in km, sondern die Dauer des Weges zur Arbeit. Hierbei sind für die einfache Strecke bei Vollzeitbeschäftigung 2 Stunden zumutbar. Wenn du kein Auto hast, kann dich keiner zwingen dir eins zuzulegen.
Zur Höhe deines Verdienstes: Auf dem Amt würde ich "eine Etage höher" vorsprechen. In den ersten Monaten der Arbeitslosigkeit hast du bezüglich des Verdiensthöhe und dem Arbeitsinhalt noch einen gewissen Schutz. Spätestens nach 6 Monaten geht es eigentlich nur ums Geld: du musst (theoretisch) alles zumutbare annehmen, wenn der Verdienst mindestens so hoch ist wie das Arbeitslosengeld.
Bei ALG II muss man restlos alles annehmen - Teilzeit, Unterqualifizierung, "Hunger"lohn.
Wünsche dir viel Glück!
Danke, aber ich bin ALG 1, von daher dachte ich, ich müsste NOCH nicht jeden "Dreck" annehmen...
Hallo,
darf ich fragen, was für eine Schwerbehinderung du hast (falls du es schreiben möchtest)? Wenn es 100% sind, kann ich mir fast nicht vorstellen, dass es da nichts zu drehen gibt in puncto Attest o.ä. . Und was genau arbeitest du denn?
Ich bin selbst schwerbehindert und kann vllt. helfen.
Klaglos hinnehmen würde ich das ganze auf keinen Fall! Und bin auch etwas entsetzt, dass die anderen Antworten hier dir dazu raten. Es ist ja nicht so, als wärst du jahrelang chillig auf ALG2.
Gerade wenn du anscheinend gut ausgebildet bist, kann es doch nicht angehen, dass du dich verschulden musst, indem du arbeiten gehst :O Sicher, dass die Fahrkosten nicht übernommen werden? Ich kann mir das fast nicht vorstellen.
Ich hoffe, du kommst da einigermaßen raus - dem Amt würd ich auch einen Tritt in den Hintern geben, wenn sie dich 3 Monate hängen lassen!
Wie sagt Goethe so schön: grau..ist alle Theorie, grün des Lebens goldner Baum.
Natürlich kann man mal paar m/min zur Arbeit laufen.. natürlich gibt es auch sinnige Zeitarbeit.. schon klar.
Mal ehrlich: ich habe selber bei div. ZA gearbeitet.. war auch Auftraggeber für sie.. sowohl als dieser oder jener, egal ob kleine oder große ZA-Firma, waren die immer erstaunlich.. allein schon Abrechnungen und derlei.
gehen wir mal nicht in die tIefe: ich würde definitiv nicht mehr egal für welche ZA arbeiten. Danke. Lieber halt ich mich anderweitig über Wasser.
jaaja, sicherlich bin ich unqualifiziert, unmotiviert, bliblablub. Kein Kommentar.
Aber die Erkienntnis; Da fast alle Jobs (guck mal ins Internet) über ZA laufen, ZA dauernd sucht.. kriegt man die natürlich auch vorrangig angeboten.
Drauf bewerben, ggf auch Gespräch wahrnehmen.. und wissen,w as man will. Sprich: nicht unbedingt alles annehmen, wenn man genau weiss, das ist nix.
Ich selber habs tatsächlich schon mal lieber in Kauf genommen, 3 Monate gar kein Geld zu kriegen, versicherung selber zu zahlen, als mich schon wieder auf irgendeinen Müll einzulassen. Und ich mach verdammt viel, daran liegt es nicht. aber eben nicht alles.
Bewerben, eigenständig suchen- irgendwas findet sich fast immer. Und wenn man halt paar Abstriche macht, aber dafür dem Stumpfsinn nicht ins Netz fällt.
ich hab dann auch mal lieber Hotelservice gemacht für 1200€ brutto statt Zeitarbeit, Bestellhotline für 1600
Hier würde also jeder von euch 1 1/2 Stunden zum Arbeitsort latschen bzw. 2-3 Stunden zur Arbeit fahren und noch die Taxifahrt bezahlen???
Ich bin nun auch keine 18 mehr...
Umzug ist wie gesagt nicht möglich, da ich hier im Ort eine Spezialklinik habe, die ich wegen meiner Schwerbehinderung benötige!
Ich finds einfach hart, ich komme aus einem recht guten Arbeitsverhältnis, nichts mit "Schnorrende Assi Hartzerin" und lande gleich mit dem betreten der ARGE anscheinend in der "Abschaum, der vermitteln wir jetzt jeden miesbezahlten Drecksjob und Ansprüche haben geht schonmal garnicht"- Tonne
man kann bei dieser Frage jetzt wahrscheinlich groß die "moralische Keule" schwingen oder die Sache realistisch betrachten. Ich bin auch kein Freund von Zeitarbeit- in vielen Branchen gelingt der (erneute) Einstieg aber fast nur noch über Zeitarbeit. Die rechtlichen Regelungen verlangen nun mal auch, dass man schnellstmöglich alles tut, um den Leistungsbezug zu beenden. Es steht dir ja frei, dich überall (ggf. initiativ) zu bewerben- also nicht nur bei Zeitarbeitsfirmen. Ansonsten gäbe es ja auch noch Möglichkeiten wie der Erwerb eines Autos, Umzug etc.
Ich bewerbe mich seit knapp drei Monaten, wegen meiner Schwerbehinderung fällt es jedoch schwer, eine Arbeit zu finden.
Ich bin nicht per se gegen Zeitarbeit, aber die Umstände (3 Stunden pendeln vs. Eineinhalb Stunden zur Arbeit laufen) finde ich etwas hart...ich bin keine 18 mehr.
Autokauf, gerne...fragt sich von welchem Geld..
bei dem Autokauf kann die Arbeitsagentur u.U. ein Darlehen gewähren- ansonsten kann man sich das Geld für eine ganz alte aber fahrbereite Kiste sicherlich auch nach Arbeitsaufnahme in wenigen Monaten zusammen sparen. Ich habe wirklich Verständnis für jeden der in deine Lage gerät, ich bin auch absolut kein Freund unserer Arbeitsvermittlung (um es mal vorsichtig auszudrücken), dennoch erweckst du den Eindruck, dass du noch nicht in der Realität angekommen bist.
"dennoch erweckst du den Eindruck, dass du noch nicht in der Realität angekommen bist."
Wenn "Realität" in Deutschland bedeutet, mit fast 50 JEDEN Drecksjob annehmen zu müssen, 45 Stunden zu ackern, 6 Stunden am Tag zu pendeln bzw. 3 Stunden um 4 Uhr nachts durch die Pampa von der Arbeit nachhausezulaufen, sich NICHTS leisten zu können und am Ende des Monats, ohne jeglichen "persönlichen Luxus" mit locker minus 200 € rauszukommen (und dann noch gezwungen wird, einen Darlehensvertrag für ein Auto vom Amt auszunehmen), dann lebe ich gern noch etwas in meiner rosa Wattebauschwelt...
Ich habe in den letzten Monaten über 100 Bewerbungen rausgeschickt (vor meiner letzten Anstellung fast 1000 Stück), bin auch weder schlecht ausgebildet noch "dumme Hauptschülerin" noch sonstwas - mit 100%iger Schwerbehinderung findet man auch in good old Germany leider mehr als selten einen guten Job.
Sorry, soll jetzt nicht harsch gegen dich klingen, ich bin nur mit der Gesamtsituation schwer unzufrieden
nochmal- ich habe absolut Verständnis für deine Situation, dennoch gilt es jetzt sicherlich die beste der schlechten Lösungen zu finden.
ich würde nicht gerne 1,5 Std. zur Arbeit reisen, müßte es aber evtl. tun, wenn ich ALG bekommen möchte, da es als "zumutbar" gilt. Das sagt der Gesetzgeber, nicht ich persönlich.
Wie deine Behinderung hierbei berücksichtigt werden kann, weiß ich nicht, da ich mich mit diesem Thema nicht auskenne.