Schulreinigung (Schulhof + Klassenzimmer) von Schulkindern?
An unserer Schule in Berlin müssen die Kinder der 5/6. Klassen im Wechsel ihre Klassenräume, zu zweit nach Schulende selber reinigen (ca. 20 Min.). Außerdem müssen die Kinder in den Schulhofpausen den Schulhof reinigen. Dort werden drei Kinder pro Klasse für die Reinigung eingeteilt. Diese zwei Sätze zur Einführung vorab.
Ich bin Elternsprecher einer 5.Klasse, wo zwei unterschiedliche Eltern auf mich zu kamen und mir folgendes mitteilten. 1. Unser Sohn hat sich geweigert zu putzen und erhielt daraufhin eine Woche Schulhofverbot in den Schulhofpausen. Was kann man tun? Wurde ich gefragt. 2. Ein weiterer Junge hat einmal den Klassenraum nicht gereinigt, weil er lieber pünktlich zu seine Schach-AG nach Schulunterricht ging, anstatt zu putzen. Sein Klassenkamerad hat ihn verpetzt, woraufhin der Klassenlehrer sagte, dann machst du die komplette nächste Woche nochmal die Klassenzimmerreinigung.
Nachdem nun diese beiden unterschiedlichen Elternteile auf mich zu kamen und um Mithilfe baten, suchte ich im Internet nach einem Schulgesetz, wonach unsere Kinder zur Schulreinigung verpflichtet werden können. Ich fand nichts. Letzte Woche gab es eine Konferenz der Elternsprecher inkl. Direktor. Ich fragte ihn direkt, ob es ein Schulgesetz gibt, welches Kinder zur Schulreinigung verpflichtet? Er: Nein, aber jeder Klassenlehrer kann aus individuellen erzieherischen Maßnahmen dieses veranlassen. Ich nahm diese Aussage erst einmal ganz ungefiltert mit und gab diese den Eltern so weiter.
Wenn die Kinder die Klassenzimmer reinigen, sind sie ohne Aufsicht. Ist das nicht Vernachlässigung der Aufsichtspflicht? Wer ist für die Aufsicht nach dem Unterricht auf dem Schulgelände verantwortlich? Wenn die Kinder den Schulhof reinigen, dann haben sie keine Regenerationsphase für den folgenden Unterricht, oder? Ein Elternteil sprach sogar von unbezahlter Kinderarbeit.
Versteht mich bitte richtig, mir ist schon sehr wohl bewusst, dass an vielen Schulen Spar-Modus herrscht und überall gespart wird. Diesbezüglich wird auch seit fünf Jahren in den ich Elternsprecher bin, um "freiwillige Mithilfe" der Elternschaft geworben, die Schule zu verschönern. Angefangen von Wänden streichen im Schulgebäude, Blumenhochbeete erstellen, oder Schulgeländeverschönerungen. An diesen Tagen haben ich und meine 4-köpfige Familie mehrfach freiwillig teilgenommen. Nun, erfährt man beiläufig durch die Kinder von diesen neuen Reinigungsregeln, ohne Mitteilung an die Eltern.
Es wäre schön, wenn ihr mir und meinen Elternkollegen ein paar Tipps geben könntet, wie man sich am sinnvollsten verhalten könnte. Oder, ob die Schule nicht etwas übertreibt mit ihren erzieherischen Auftrag. Danke für eure Antworten!
19 Antworten
Zu meiner Zeit gab es solche Putzdienste nicht. Stühle hoch stellen und fertig!
Es "schadet" den Kindern nicht, wenn sie den Müll wegräumen müssen oder die Tafel putzen sollen. Aber ich denke auch, dass z.B. die Schach AG wichtiger ist. Hier sollte man eben einen Plan aufstellen, indem so was auch berücksichtigt wird.
Das Putzen (war bei meinem Sohn auch Pflicht) ist für mich generell ok. Wobei die hier angeführte erzieherische Maßnahme mal dahin gestellt sei. Auch wenn die Kinder in der Schule "putzen" bedeutet es nicht, dass sie nicht gleich in der nächsten Ecke ihr Papier auf den Boden schmeißen oder Zuhause vorbildliche Putzteufel werden. Der erzieherische "Erfolg" ist also recht fraglich! Und das Kinder ihren Müll gerne auch selbst weg räumen dürfen, sollte eigentlich schon durch das Elternhaus beigebracht worden sein. Da braucht es im Prinzip nicht den "erzieherischen" Zeigefinger durch die Schule...
Aber wie dem auch sei: Eltern die jetzt hier Eltern anfeinden, weil sie eine andere Meinung zu dem Thema haben, sind ziemlich daneben! Wenn der Eine so darüber denkt und der Andere anders, sollte man das respektieren. Und genau ist es das doch auch, was wir vom Putzen der Kids erwarten: respektvoller Umgang mit Anderen bzw. anderem Eigentum...
Zumindest sollte man in dem Fall wie in der Frage beschrieben, mal genauer nachfragen, was da los war... War die Schach AG in der Schule? Hätte man sie auch pünktlich erreichen können durch die Zeitverzögerung? Wobei die "Petze" die Strafarbeit auch gleich mitmachen sollte... Denn da wird vermittelt: petzen ist völlig ok und du kommst damit an "dein" Ziel. Eine direkte Aussprache untereinander wäre pädagogisch sinnvoller gewesen.
Kinderarbeit? Tja... darunter stelle ich mir in der Tat etwas anderes vor. Aber im Grunde spart die Schule natürlich 5-10 Minuten der Putzkraft ein unter dem Deckmantel der erzieherischen Maßnahme. Und wie gesagt: ich erziehe damit die Kinder nicht. Sie machen es, weil sie es "müssen". Aber lernen sie wirklich dadurch? Vor allem wenn die Eltern Zuhause dagegen arbeiten und den lieben Kleinen alles hinter her räumen. Ich glaube eher, man sollte es nicht als erzieherische Maßnahme sehen, sondern den Kindern damit vermitteln, dass sie auch Arbeiten einer Putzkraft zu würdigen haben.
Und warum sollen nur die Schüler putzen? Machen Angestellte im Rathaus dies auch? Oder Mitarbeiter anderer öffentlichen Einrichtungen? Wenn ich manchmal sehe wie bei uns die Damentoiletten aussehen, dann scheinen die "erzieherischen" Maßnahmen der Schule bei einigen völlig versagt zu haben...
Vor allem, dass die neuen Putzregeln unangekündigt kommen, finde ich persönlich nicht ok. Zumindest ein Schreiben an die Elternschaft wäre angebracht gewesen.
Man mag darüber streiten ob das Putzen sinnvoll ist oder das es "dazu gehört". aber mal Hand aufs Herz: wer würde freiwillig für die Firma putzen eine Woche lang - unentgeltlich?
In meiner ehemaligen Firma hat dies eine Mitarbeiterin gemacht wenn die Putzkraft krank war oder Urlaub hatte und wurde dafür bezahlt.
Seltsam: denn warum sieht es denn dort so "wüst" aus, wenn es doch die "erzieherischen" Aufräumaktionen gibt? Damit dürfte wohl der erzieherische Aspekt erledigt sein ;-). Haben hier vielleicht die Eltern versagt? Ein Schelm wer Böses denkt...
da gibt es nichts Böses zu denken. Wer es im Elternhaus nicht lernt, der muss es halt woanders lernen.
Aber die Schule ist wohl kaum der geeignete Ort dafür. Zumal du ja selbst sagst, wie schlimm die Klassenzimmer aussehen. Also was genau soll dieser Putzdienst bringen? Die Kids machen es weil sie es "müssen", aber nicht weil sie dadurch irgendwas lernen. Und wenn wie hier, von bis zu 20 Minuten die Rede ist (mehr als 1 1/2 Stunden die Woche), dann frage ich mich, ob Unterricht nicht besser wäre bei dem die Kinder wirklich was lernen.Im Grunde sind diese Putzmaßnahmen den fehlenden Geldern geschuldet. Klar "schadet" es den Kindern nicht. Aber es bringt ihnen eben auch nichts! Klassenräume und Schulgelände sehen trotzdem "vermüllt" aus. Und was hindert es denn die Schüler die in der Woche gerade nicht mit Putzen dran sind, ihren Müll (auch extra) durch die Gegend zu feuern? Würden diese Putzaktionen wirklich was bringen, also sich in den Köpfen der Kinder festsetzen, dann würde die Schule zu keinem Zeitpunkt müllig aussehen. Für mich hat diese Maßnahme ihr "Ziel" zumindest verfehlt.
die Fortsetzung der vermüllten Klassenzimmer sieht man jeden Tag in der freien Natur oder an sogenannten "Treffs".
Es ist wohl nicht zuviel verlangt, wenn jeder seinen eigenen Dreck wegmacht bzw. vermeidet und bei einer Gemeinschaft ist eben jeder mal an der Reihe auch den Dreck der anderen wegzumachen.
Es gehört zur Erziehung, finde ich, Dreck/ Abfall zu vermeiden und das geht jeden an. Nicht jammern wegen der Umwelt, sondern was tun
Es ist wohl nicht zuviel verlangt, wenn jeder seinen eigenen Dreck wegmacht bzw. vermeidet und bei einer Gemeinschaft ist eben jeder mal an der Reihe auch den Dreck der anderen wegzumachen.
Ich gebe dir ja uneingeschränkt recht! Aber die "Erziehungsmaßnahme" in der Schule fruchtet eben nicht. Seit Generationen schon nicht. Es geht ja nicht darum, dass die Schüler es nicht machen sollen. Meinetwegen können sie das den ganzen Tag machen und die Eltern gleich mit. Aber man sollte es eben nicht als Erziehungsmaßnahme deklarieren. Denn das ist es eben nicht! Es muss gemacht werden und fertig! Der Schüler macht es in der Schule weil er es muss und nicht weil er verstanden hat warum es wichtig ist. Das ist vielleicht ein Bruchteil von denen und genau die, die heute jeden Freitag demonstrieren. Wenn man das Ganze aus Schulsicht und als Erklärung schon als Erziehungsmaßnahme verkaufen will, dann würden alle Schüler Zuhause vorbildlich im Haushalt helfen. Kein Erwachsener würde irgendwo die Landschaft vermüllen weil er wirklich verstanden hat... Wenn die Schule einfach sagt: es muss gemacht werden, keine Diskussion und es in ihrer Schulverordnung genau so verankert, dann haben die meinen vollen Segen. Aber nicht wenn Lehrer daher kommen und sagen: es ist eine Erziehungsmaßnahme. Das ist in meinen Augen völliger Blödsinn!
gut eines ist klar, wenn man nicht zu Haus gelernt hat oder lernt, dass Müll vermeiden (sofern dies möglich ist) einfacher ist als Müll wegräumen, der lernt es auch in der Schule nicht. Da hast du vollkommen recht!!
Anders gesehen ist es aber leichter als Erziehungsmaßname "verkauft" zu werden als wenn es in der Schulverordnung stehen würde. Diese Verordnung könnte ja geändert werden und ein Reinigungsdienst dafür gestellt werden. "Mein Kind muss nicht den Dreck der anderen weg machen".
Ich würde es für sinnvoll erachten wenn es in jeder Schulordnung stehen würde. Dann kommen erst keine Diskussionen auf wie jetzt bei der FS, die sich mit den Eltern rum ärgern darf, die sagen: nö, mein Kind macht das nicht.
Wobei ich es auch für sinnvoll halte, wenn es keinen "Putzdienst" gibt, sondern alle Kinder 5 Minuten vor Unterrichtsschluss den Raum gemeinsam sauber machen müssen. Fegen führt meiner Meinung nach auch wieder zu weit. Denn wenn die Putzfrau nur wischt, dann wischt sie Dreck quasi von links nach rechts, wenn nicht "ordentlich" gefegt wurde.
Und das gemeinsame Aufräumen hat für mich auch einen entscheidenden Vorteil: Mobbing wird vorgebeugt. Denn im Grunde muss ich als Schüler ja nur auf den Putzplan schauen: "verhasste" Mitschüler werden erst recht so richtig vollgemüllt...
guter Vorschlag - a b e r - ich kann mir nicht vorstellen, dass das ohne "Müllschlacht" gemacht wird/ oder werden kann. Ein Mutiger oder Nichtbelehrbarer ist immer dabei. Er wirft seinen Müll zum Nachbarn, der wirft ihn weiter usw. das ist doch richtig toll - so eine Klassen-müll-schlacht am Ende der Stunde. ;-)
Da ist ja der Lehrer noch dabei um für Ordnung zu sorgen. Und kein Kind muss nach Unterrichtsschluss bleiben. So wären doch Alle zufrieden :-). Und da meiner Meinung nach die Kids heute ohnehin mit der "Piep, piep, piep - wir haben uns Alle lieb" Methode Zeit vertrödeln, kommt es auf die 5 Minuten auch nicht mehr an wo sie nichts lernen (außer was ihnen das Elternhaus teilweise bislang auch nicht beigebracht hat).
ich bin absolut dafür, dass die Schüler auch sauber machen
Ich auch! Ich bin keine Schülerin und habe keinen Schüler Zuhause... Also sollen sie putzen ;-).
Bei mindestens 25 Schülern vs 1 Lehrer wird man niemals alles Schüler im Blick haben. Die Aufsichtspflicht , besteht also nur theoretisch.
Sehr interessante Diskussion, echt.
Als ehemaliger Grundschul-Rektor möchte ich dazu folgendes sagen: Zumindestens eine Intervall-Reinigung (in den Klassenräumen)wird in jeder Schule vom Schulträger bezahlt. Insofern kann es keinen Kostenersparnis-Grund sein, dass Schüler Klassenraum und Schulhof reinigen. Richtig so. Ich denke mal, dass Räume und Schulhof wie Sau aussehen, dass diese Aktion eingerichtet worden ist. Man kann Schüler gar nicht genug zur Müllbeseitigung erziehen. Spätestens wenn sie 18 und mit dem PKW unterwegs sind zu einem Hamburger-Restaurant, sind die Straßenränder voll mit Müll. Jedes Jahr werden bei uns Landschaftsreingungsaktionen durchgeführt und unzählige Säcke voll wildem Landschaftsmüll eingesammelt. Zumindestens die Nachbarn müssten Müll-Frevler kennen, die alte Fenster in den Wald werfen. Aber alle halten dicht. Keiner wird gemeldet. Und letztlich werden öffentliche Straßen von Zigarettenkippen vollgemüllt. Müll-Renigung in der Schule finden meine volle Unterstützung.
Das gab es bei uns auch und ich fand es nicht schlecht. Das soll zur Erziehung von Sauberkeit beitragen. Wenn du anderen den dreck nachräumen musst, überlegst du dir das nächste mal ob du Papier nicht einfach wegschmeißt oder in den Abfallbehälter schaffst. Genau so im Klassenzimmer. Die Reinigung der Tafel und des Schwammes sowie die Stühle hochstellen gehören zu den kleinen Aufgaben die zumutbar sind. Den Fußboden wischen müssen sie jedoch nicht und das hast du nicht erwähnt. Also Ordnung machen und halten gehört zum Gemeinschaftsgefühl. Teilnahme an der AG ist richtig. Der Schüler hat die Möglichkeit Termine zu tauschen. Hat er die Lehrerin darauf hingewiesen? Also habt euch nicht so etepetete , Arbeit schändet nicht, auch wenn eure Erzeuger euch nicht zu Hause zu kleinen Arbeiten im Haushalt anhalten. Eure Zimmer räumt ihr doch hoffentlich auch allein auf. Auch schon deshalb dass eure Erzeuger nicht jedes eurer Geheimnisse entdecken.
Ganz ehrlich :das hat nichts mit Sparzwang zu tun, sondern mit Erziehung und das ist richtig. Die Kinder sollen lernen, den Müll, den sie fabrizieren auch selbst wegzumachen und erkennen, dass sie sich weniger Arbeit machen, wenn alle ordentlich mit den Sachen umgehen.
Und für mich, als Mutter, sind die Reaktionen der Eltern vollkommen unverständlich. Würde eines meiner Kinder sich weigern den Putzdienst zu machen, dann könnte es sich zu Hause eine Strafe zusätzlich abholen. Da ist mir auch die Schach-AG egal.
Der Putzdienst ist ein Dienst an der Allgemeinheit. Anscheinend haben deine Miteltern eine mangelhafte Sozialkompetenz.
Hervorragend, Bellaboo! Ganz meine Meinung.
Danke für deine Antwort. Eine mangelhafte Sozialkompetenz, wäre wenn ich die Themenwünsche meiner Eltern nicht ernst nehme. Schule könnte viel einfacher und spielerischer praktiziert werden, siehe Skandinavisches System und die sog. Pisa-Vera-Studien, die sind bei o.g. immer TOP.
Immer wieder lese ich hier den Tenor "Erziehung". Ich zitiere mal unseren Direktor: Ich kann nichts dafür, wenn unerzogene Eltern es nicht schaffen ihre Kinder sozial zu erziehen. Ich kann mich empathich in beide Parteein hineinversetzen.
Vollkommen richtig, der Herr Direktor!
Ich habe nicht DEINE, sondern IHRE Sozialkompetenz angezweifelt.
Gerade die Erwähnung des skandinavischen Systems bringt mich hier zum Schmunzeln. Denn auch im skandinavischen Schulsystem putzen die Schüler ihre Klassenräume. Die sind noch weit mehr bei sowas gefordert als die hier. DA ist Sozialkompetenz nämlich noch ein weit größerer Punkt als bei uns.
Haben sie schon mal in ein Klassenzimmer geschaut nach Schulschluss?
Wenn es so an einem Arbeitsplatz aussehen würde, wäre das ein Kündigungsgrund