Schuldnerberatung - ist es peinlich dahin zugehen?
Meine Frau und ich waren heute nachmittag bei Freunden zum Kaffeetrinken. Die erzählten uns, das sie in der kommenden Woche zu einer Schuldnerberatung gehen würden - und es sei ihnen so unangenehm. Sie wären nicht tief drin in den Schulden, wollten sich aber vorab informieren und sich beraten lassen, damit es gar nicht erst so weit käme. Mein Freund verdient ganz gut, hat aber jeden Monat seinen Dispo ausgereizt und zusätzlich haben sie noch drei Kredita abzubezahlen: Ein Auto, Möbel und eine Zahnarztrechnung. Berät einen die Schuldnerberatung schon bevor "das Kind in den Brunnen gefallen ist" und findet ihr es unangenehm dahin zu gehen? Ich finde es doch eigentlich sehr verantwortungsvoll sich Hilfe zu holen bevor es zu spät ist.
11 Antworten
Es ist sehr vernünftig, dorthin zu gehen, bevor das Kind in den Brunnen gefallen ist. Unsere liebste Aufgabe bei der Schuldnerberatung (Caritas Dachau) ist es, Klienten so zu beraten, dass sie keine Verbraucherinsolvenz benötigen. Das Personal ist fachlich gut geschult (Sozialpädagogen oder wie ich als Ehrenamtlicher (Betriebswirt und Steuerexperte) und wir geben Hilfestellung, um Schulden abzubauen (Schuldenbereinigungspläne), mit Gläubigern professionell zu verhandeln und sie zu vermeiden. Wir sind zur Verschwiegenheit verpflichtet, was uns die Klienten sagen, also nur Mut, eswirdgut beraten und peinlich ist es nicht
Können meine Frau und ich die beiden irgendwie unterstützen? Was brauchen menschen in so einer situation am dringendsten - außer geld natürlich.
Also ich würde sagen, wenn der Dispo jeden Monat ausgereizt wird, liegt bereits eine Verschuldung, wenn nicht gar die Stufe zur Überschuldung vor. Somit ist es wichtig und richtig, dass sie zur Schuldnerberatung gehen. Normalerweise ist es nicht peinlich, nur wenn man sich normalerweise nach aussen so gibt, als hätte man keine Probleme und dann sieht einen einer, der einen eben kennt, dass man keine Problem hat. Es hätte ja vielleicht auch gereicht, sich hier "beraten" zu lassen oder nach einer Online-Schuldnerberatung zu suchen oder wegen dem Dispo mal das Gespräch mit der Bank zu suchen!
Eigentlich schon und ich kann Deinen Freunden nur gratulieren den Schritt zu gehen, offenbar leben sie nämlich - trotz guten Einkomms - an der Grenze der finanziellen Leistungsfähigkeit. Ist das Kind erstmal in den Brunnen gefallen, wie Du so schön sagst, wird es nämlich deutlich schwieriger aus dem Schlamassel wieder herauszukommen. Denn oftmals befinden sich die Betroffenen in einem Teufelskreislauf, der meist mit der Vogel-Strauß Taktik endet - Kopf in den Sand, was ich nicht sehe, sieht mich auch nicht. Das Problem dabei ist, dass der Bummerang in dem Fall ziemlich schnell und mit geballter Macht zurückschlägt. Vielleicht hilft es da, sich professionelle Hilfe zu holen um selbst zu erkennen, was finanziell stemmbar ist und was vor allem nicht. Die Schuldnerberatungen helfen Dir, ein Auge für das zu haben, worauf Du achten musst - das fängt oftmals mit einer "Kleinigkeit" an - wie beispielsweise ein Haushaltsbuch. Ich sehe es nicht als Peinlichkeit, sondern als Einsicht.
Die ebookzeile ist ein Fachbuch-Versand, der sich speziell mit den Fragen der Schulden und Schuldner beschäftigt hat. Antworten findest Du in den diversen Büchern unter www.ebookzeile.de
Sehe die Schuldenberater einfach als Vermitteler. Sie handeln mit den Gläubigern andere Konditionen aus. Machen Zahlungspläne, weisen auf unnötige Versicherungen, Abo´s, Verträge usw. hin. Sie zeigen dir Wege auf, wie man aus Schulden raus kommt und zur Not schaffen sie die Voraussetzung für ein Insolvenzverfahren. Deinen Bekannten sollte das nicht peinlich sein, besser vorher , als wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist.
die frau meines freundes brach fast in tränen aus als er uns das erzählte. das tat mir schon leid.