Kleingewerbe als Fotograf - Jobcenter AlgII?
Hallo Zusammen, undzwar habe ich eine Frage, bezüglich einer Kleingewerbeanmeldung als Fotografin und dem Jobcenter. Ich hoffe hier kann mir jemand weiterwelfen.
Da ich in jungem Alter meine erste Tochter bekommen habe, und wir daraufhin unser zweites Kind bekommen haben, bekomme ich AlgII und eine Ausbildung war mir bisher, aufgrund der Kinderbetreuung nicht möglich. Die Zeit Zuhause habe ich damit verbracht, mir das Fotografieren mit allem was dazu gehört, selbst beizubringen.
Nun möchte ich ein Gewerbe eröffnen und hoffe dadurch schnell nicht mehr vom Jc abhängig zu sein. Allerdings kann ich nicht davon ausgehen, dass ich direkt genug verdienen werde und bin daher erstmal auf eine Aufstockung von AlgII angewiesen.
Leider bin ich total unwissend auf dem Gebiet und habe Angst Fehler zu machen und nachher ohne Geld dazustehen. Meine Beraterin ist sowieso total unfreundlich und bearbeitet meine Anträge immer erst nach Wochen und zahlreichen Telefonaten :-( Deshalb frage ich euch, wie ich meinen Traum am besten verwirklichen kann und damit nicht mit dem JC in die Quere komme.
Was das Fotografieren angeht, es liegt mir und meine Bilder kommen sehr gut an. Ich habe bisher zahlreiche Leute fotografiert und zur Krönung durfte ich sogar eine Hochzeit fotografieren und nächste Woche noch eine. Einen Businessplan habe ich auch schon erstellt. Eine Kamera besitze ich natürlich, die ich aber bald gerne durch eine Bessere ersetzen würde. Dafür reicht mein Alg Satz natürlich nicht. Nur darf ich offiziell keine Einnahmen haben, was ich gerne ändern und zudem auch Werbung machen möchte. Habe bisher mal ein bisschen Geld für die Aufwandsentschädigung bekommen. Insgesammt seit April, ca. 250€. Dabei habe ich soviel fotografiert und könnte für meine Arbeit auch Geld verlangen. Da komme ich um ein Gewerbe/Kleingewerbe nicht drum herum.
Wie gehe ich am besten damit um, welchen Schritt soll ich gehen und wie komme ich mit dem JC nicht in die Quere?
Bin für jede hilfreiche Antwort sehr dankbar? Liebe Grüße
6 Antworten
Fotograf und selbstständig ist hart... Davon abgesehen, dass die Konkurrenz hoch ist (jeder hat jemanden in der Familie, der ein paar Fotos machen kann), musst du dich zusätzlich bei der IHK eintragen lassen.
Das sagte man mir direkt beim Gewerbeamt. "Sie wollen Fotografie eintragen als Tätigkeit? Die Bescheinigung der IHK dabei?"
Sich da eintragen zu lassen kostet nicht wenig... Nur als Hinweis nebenbei.
Bedenke bitte, dass Hochzeitsfotografie eine schwierige Sache ist - die Bilder MÜSSEN gut werden und es müssen verschiedene Situationen fotografiert werden den ganzen Tag über. Dafür braucht man viel Übung UND eine Zweitkamera, damit man bei einem Ausfall etc. der ersten Kamera nicht völlig abbrechen muss.
Wenn Du gut fotografieren kannst, könntest Du auch erst mal VHS-Kurse geben. Die bringen nicht so viel Geld ein, aber erst mal etwas und man kann das ausbauen.
Versuche, eine Arbeit als Fotografin zu machen, die Dir regelmäßige Kunden ohne großen Erwartungsdruck einbringt, also eher Portraits etc. statt Hochzeit. Wenn einem Kunden das Portrait nicht gefällt, macht man ein neues Bild. Wenn einem Paar nach der Hochzeit die Bilder nicht zusagen, hat man eine schlechte Bewertung und auch noch Ärger mit dem Paar. Das ist also unsicherer und fordernder.
Eine Zweitkamera kann man sich auch gebraucht kaufen. Im Idealfall sollte es das gleiche Modell sein, wenn man aber geübt ist, kann es auch ein älteres Modell sein. Schau mal in den Gebrauchtprotalen nach solchen Modellen. Und denke in alle Richtungen: Kannst Du spezielle oder allgemeine Kurse geben? Könnte man das ausdehnen? Bei der VHS gibt es z.B. "Einführung in die Digitalfotografie", aber auch so etwas wie "Wir fotografieren unseren Stadtteil" oder "Portraitfotografie im Studio" etc. Für Erwachsene und Kinder/ Jugendliche gibt es unterschiedliche Angebote. Vielleicht kannst Du einige dieser Angebote bedienen. Das wäre dann ein gutes zweites Standbein.
Hallo, danke erstmal für die Antwort :)
Es geht mir nicht darum, ob ich dazu in der Lage bin eine Hochzeit zu fotografieren, sondern eben nur um die formalen Angelegenheiten. Das ich finanziell gut klarkomme.
Habe ja schon eine Hochzeit fotografiert und die Bilder waren perfekt. Habe sehr viel positives Feedback bekommen und das Brautpaar war total zufrieden. Eine Zweitkamera für den Notfall habe ich mir für die Hochzeit von einer Bekannten ausgeliehen.
Die 3 Startschritte in der Reihenfolge
1. deine Handwerkskammer (es gibt bundesweit 53 davon)
2. Ordnungsamt/Rathaus > Gewerbeanmeldung
3. Finanzamt > Fragebogen zur steuerlichen Erfassung des Gewerbes
Als Fotografin gilt für dich:
Gründerinnen und Gründer, die sich in einem zulassungsfreien Handwerk (siehe Anlage B1 zur Handwerksordnung: zulassungsfreie Handwerke (ohne Meisterpflicht)) selbständig machen, müssen sich in das Verzeichnis der zulassungsfreien Handwerke bei der zuständigen Handwerkskammer eintragen lassen. Für die Eintragung muss die Gründerin bzw. der Gründer persönlich erscheinen und eine Gebühr bezahlen. Mit der Bestätigung über die Eintragung erfolgt beim Gewerbeamt die Gewerbeanmeldung.
Mit der Eintragung in die Handwerksrolle ist die Gründerin oder der Gründer Mitglied der zuständigen Handwerkskammer. Gründerinnen und Gründer, die erstmals ihr Gewerbe angemeldet haben, sind für das Jahr der Anmeldung von Beiträgen zur Handwerkskammer befreit....
Die Aufnahme deiner Selbständigkeit mußt du der Arbeitsagentur natürlich spätestens jetzt anzeigen. Gleichzeitig solltest du dich dort nach einem Gründungszuschuss (bis 2006 = Ich-AG) erkundigen...
Eine Webside, die ich dir sehr empfehlen kann ist der kostenlose Behördenwegweiser des Wirtschaftsministeriums. Nach Eingabe von Tätigkeit und Wohnort erhälst du neben für dich zugeschnittenen Sach-Infos zu Behörden, Steuern, Versicherungen, Formularen u.v.m. auch Angaben zu Behörden mit Bearbeiternamen, Telefondurchwahlen, Sprechstunden usw.
Eine Bewertung hierzu vom "Gründerlexikon" (incl.Link zum BMWI-Wegweiser) findest du hier >
Ein 2.Link zu einer Steuerbroschüre für Existenzgründer der Finanzverwaltung NRW folgt in der Kommentierung (hier ist pro Antw. leider nur 1 Link zugelassen)
Viel Freude und Erfolg
Du kannst selbstverstaendlich ALG2 weiter in Anspruch nehmen, dein Einkommen wird dann halt angerechnet. Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube da gibt es einen Freibetrag sodass du bis zu einem gewissen Einkommen + ALG2 sogar mehr als vorher hast.
Es geht uebrigens auch umgekehrt: ein Freiberufler/Selbststaendiger der nicht viel verdient, kann ALG2 beantragen.
Viel Erfolg mit deinem Gewerbe!
Hallo,
zum Jobcenter kann ich dir nichts sagen, damit hatte ich noch nie zu tun.(Ja, das gibt es und nein, einfach ist das auch nicht)
Mein Tipp: Lass es.
Warum? Ich habe das gerade hinter mir und kann es niemandem empfehlen.
Die laufenden Kosten fressen dich nach und nach auf.
Ich stelle viele Fragen, aber das sind rhetorische Fragen, mit denen du dich einfach auseinander setzen solltest. Du brauchst keine davon hier zu beantworten!
Wenn du kein Studio anmietest, dann fallen Kosten fürs Auto (Steuer, Versicherung, Reperatur, Ausfall, Benzin, Verschleiß, etc) an und wahrscheinlich der Aufwand für ein Fahrtenbuch, wenn du irgendwelche Kosten davon als Betriebsausgabe führen willst.
Denn Du willst dich und deine Ausrüstung nicht in per Bus & Bahn befördern. Habe ich gemacht, ist ein wahnsinniger Aufwand/Kraftakt und du bist schon genervt, bevor du bei einem Auftrag bzw Kunden angekommen bist. Denn je mehr Erfahrung du sammelst, desto mehr wirst du an Ausrüstung haben wollen. Und gerade das Licht vor Ort ist nicht immer das Beste.
Und damit wärst du von den Fahrplänen abhängig. Je nach Einsatz-Ort kann das gut oder schlecht sein.
Ein mobiles Studio hat viele Vorteile, aber du wirst Vorgespräche entweder beim Kunden zuhause/im Büro oder in Cafes (oder so) durchführen müssen. Je nach Kunden-Zielgruppe kann das gut ankommen oder auch nicht. Das solltest du vorher prüfen (!).
Stehen in deinem Businessplan auch die ganzen Zwangsmitgliedschaften? z.B. bei Berufsgenossenschaft BG ETEM (ca 300 Euro), Berufs-Haftpflichtversicherung (ca 500 Euro), Handwerkskammer (ca 80 Euro), ggf IHK (ca 40 Euro) - diese Kosten fallen pro Jahr an.
Die Beträge sind z.T. vom Wohn- bzw Geschäftsort abhängig.
Gut, Haftpflicht ist kein Zwang, aber sehr sinnvoll, jeder macht mal Fehler. Wenn du mit Geschäftskunden zu tun hast, wird das oftmals auch vorausgesetzt.
Dann gibt es noch zusätzlich sinnvolle Berufsverbände, die auch bei rechtlichen Fragen weiterhelfen, z.B. freelens, BFF, etc und zusätzlichen Mitgliedsgebühren.
Von der Krankenkasse (2015: ca 373 Euro pro Monat) will ich gar nicht erst anfangen - wenn du beim Jobcenter bist, kann dieser Betrag allerdings deutlich niedriger sein, aber das hängt von deiner persönlichen Situation ab. Familienversicherung greift bei Selbständigen nicht.
Mit Hochzeiten wirst du es auch schwer haben, in die Künstlersozialkasse zu kommen, da Hochzeiten als rein gewerbliche Tätigkeit und nicht als künstlerische Tätigkeit gelten.
Nimm auf keinen Fall dein privates Girokonto für deine Selbständigkeit. Denn dann kannst du erst in der Buchführung aufteilen und das ist sehr aufwendig und du musst viel streichen.
Geschäftskonto kostet Geld, mit einer Direktbank bist du besser bedient (ca 2-5 Euro pro Monat).
Wie gut kennst du dich in Marketing aus? Wer macht deine professionelle Homepage (ab 600 Euro aufwärts)? Also nicht nur so ein Baukasten, wo du ein bißchen was zusammen klicken kannst.
Weißt du, wie man mobiles Webdesign erkennt und hast du schon mal versucht, eine Webseite bei Google in nennenswerte Bereiche zu bekommen?
Wenn du externes Wissen brauchst, geht das etwa ab 50 Euro pro Monat los und Grenzen nach oben gibt es kaum. Und es ist schwierig, gute Leute zu finden.
Wer macht deine Buchführung (und Steuererklärung) und das direkt vom ersten Tag an?
Selbst als Kleinunternehmerin musst du genau wissen, was du tust.
Wenn du dich damit nicht auskennst, musst du zwischen 30 und 100 Euro pro Monat für einen Steuerberater einrechnen. Software kann helfen, aber dann musst du dich in das Thema sehr genau einarbeiten.Und das ist Zeit, die dir in der Kundensuche fehlen wird.
weiter geht es im Kommentar (wegen Zeichenbegrenzung)
Und dann sind wir beim richtigen Thema: Kunden. Jeder macht heute Fotos mit dem Smartphone. Die typischen Familienfotos fallen komplett weg, dafür geht heute keiner mehr zum Fotografen. Portraits werden nur noch als Passfoto oder Bewerbungsfoto gesucht, aber sehr viele gehen auch zum Automaten, weil sie die Qualität nicht einschätzen können oder kein Geld haben. Für Business-Fotos braucht man viele Verbindungen oder einen sehr langem Atem bei der Kaltakquise. Und "langer Atem" heißt Erspartes oder jemanden, der deine Rechnungen zahlt.
Hochzeiten sind wirklich richtig toll, aber größtenteils schlecht bezahlt (meint: Gewinn [nicht Umsatz!] pro Arbeitsstunde) und erfordern viel Vorbereitung (Kunden kennen lernen, idealerweise Örtlichkeiten prüfen), Ausdauer (von 8 oder 10 Uhr morgens bis weit nach Mitternacht), Kenntnis und Finesse (unheimlich viele Lichtsituationen einschätzen können) und mehrere Tage an Nachbearbeitung (ca 3000 Fotos durchsehen, auswählen, bearbeiten, zusammenstellen).
Hochzeiten sollte man auch nicht alleine machen, gerade am Anfang. Eine zweite Person ist super für ergänzende Blickwinkel. Du brauchst auf jeden Fall Ersatz-Ausrüstung. Was passiert, wenn deine Speicherkarte/Kamera/Objektiv bei der Zeremonie kaputt geht? Ein "das ist noch nie passiert" wird dem Hochzeits-Paar nicht helfen, wenn sie dann keine Fotos ihrer Trauung oder der ganzen Hochzeit haben. Das kann vor Gericht enden und teuer werden.
Bei Reportage gibt es keine Chance für "könnt ihr das nochmal wiederholen". Das macht auch den Reiz aus, aber damit muss man umgehen können.
Kennst du dich im Detail mit dem Urheberrecht aus? Das wird dein tägliches Brot sein.
Wo darf ich/mein Kunde die Fotos zeigen? Wer hat welche Rechte und darf was tun? Wie darf ich Werbung gestalten? Ist kommerzielle Nutzung der Fotos extra zu vergüten und wie lange?
Die tatsächliche Arbeit hinter der Kamera sind nachher 10% deiner Arbeit.
Die andern 90% verbringst Du mit Kundensuche, Marketing, Netzwerken & Messen (kostet auch Eintritt, Fahrt, Verpflegung), Bildbearbeitung, Weiterbildung (Kurse & Kosten direkt einplanen), Pflege deiner Webseite, Suche nach Models, etc.
Ein Existenzgründerseminar ist höchst sinnvoll.
Grundsätzlich gibt es zu viele Fotografen und der Preiskampf ist hart. Geh zu Google Maps und suche nach "Fotograf" in deiner Stadt und dann überlege dir das nochmal gut.
Rechne damit, dass längst nicht alle Fotografen auch bei Google Maps zu finden sind, es sind also mehr.
Es gibt bereits jetzt zu viele Fotografen, die nicht davon leben können.
Viele machen den Fehler und nehmen sehr wenig Geld und machen damit die Preise endgültig kaputt.
Und die machen trotzdem gute Fotos. Foto-Qualität ist nicht der endscheidende Faktor, da die meisten Endkunden das ohnehin nicht richtig einschätzen können. Denn von Bildkomposition, Bildsprache & Co haben nur wenige Berufe wirklich Ahnung.
Ich wünschte, ich könnte dir positiver antworten. Es war auch mein Traum.