Kennt ihr Pferdehöfe mit ungewöhnlichen und erfolgreichen Konzepten?
Freunde möchten evtl einen Hof kaufen. Dort wurde bisher ausschließlich mit Reitunterricht auf eigenen Pferden Geld erwirtschaftet, die Tiere können allerdings nicht übernommen werden. Unsere Freunde denken an ein Seminarzentrum zum Thema Pferdegesundheit in Theorie und Praxis. Reithalle und Aussenplatz sind vorhanden. Das restliche Geld soll mit Ca. 10 Einstellern und Hallenvermietung erwirtschaftet werden. Kennt jemand ähnliche und vor allem erfolgreich laufende Konzepte? Anregungen sind herzlich Willkommen.
7 Antworten
Also meinen Erfahrungen nach gibt es zwei verschiedene Ställe:
Die, wo der Stallbesitzer ne Villa mit Pool hat und 3x im Jahr im Urlaub ist und die, wo der Stallbesitzer noch nebenbei woanders nen Job hat uns quasi täglich 16Stunden durchackert und keinen Cent über hat.
Jetzt möchte man meinen, der erste hat das bessere Konzept, oder? Dies waren jedoch die Ställe, wo es 1. Schulbetrieb gab und 2. die Einsteller ständig wechselten bzw total unzufrieden waren. Mit Heu wurde gegeizt, die Ausläufe waren limitiert, manche Pferde kamen gar nicht raus. Gibt ja ne Führanlage...Die Schulpferde in diesen Ställen waren meist in sehr schlechtem Zustand. Für jeden Furz musste man zahlen (Hallenlicht, Toilette, Hängerparkplatz, Fremdreitlehrer-Gebühr, etc)
Variante zwei waren meist Ställe, wo man deutlich sah, dass es den Pferden gut geht. Viel gutes Heu, große, gepflegte Weiden, besseres Stallklima, kaum Fluktuation. Wenn es Schulpferde gab, dann wurden sie geliebt und umsorgt, bekamen Pausen und wurden Korrektur beritten.
Also was bedeutet für dich erfolgreiches Konzept?
Dass ein Stall sich rechnet für den Stallbesitzer, braucht er eine Mindestgröße. Denn viele Dinge kosten einfach größenunabhängig. Z.B. die Anschaffung von Maschinen, z.B. der Betrieb einer Halle ... aber ich würde in den beiden von Dir beschriebenen Extremen keine Pferde einstellen, sondern nur in die "normalen" Ställe, die ich kenne - und das sind die meisten:
Der arme Stallbesitzer und seine Familie haben einen 365-Tage-Job von früh aufsperren bis abends zusperren. Das ist leider richtig, weshalb ich mir nicht zu schade bin, trotz Vollpension zu helfen, denn sonst gäbe es diese Betriebe nicht, von denen meine Pferde profitieren. Natürlich ist mal ein Ausflug drin, aber um Urlaub machen zu können, müssen sie schon jemanden extrem gut eingearbeitet haben, denn dann sind sie weder zum Auf- und Zusperren noch zu Kontroll- oder Servicezeiten da. Sie verdienen gut dran, aber unverschämt gut kann's gar nicht sein, wenn sie wettbewerbsfähig sein sollen, grade, wenn man bedenkt, dass abends noch geläutet wird, dass ein krankes Pferd eine Box braucht oder, oder, oder. Aber das erlebe ich sehr oft mit gutem, selbst gemachten Heu, ordentlicher Fütterung etc. und wenn es wirklich mal eine Notsituation gibt, bin ich froh, dass diese Stallbesitzer am Hof leben und freiwillig in der Kälte standen, um einem zu helfen.
Das geht nur, wenn mans macht wie mein zweites Beispiel. Und da ist definitiv kein Platz für ein Seminarzentrum und ähnlichen Firlefanz. Das ist leider eine Traumwelt, die du da beschreibst... Und mit Hallenvermietung wirst du dir immer die eigenen Einstaller verärgern...
Nur mal so zur Info: Der Hof war eine Katastrophe und wurde somit nicht gekauft...
Mein Wallach steht im Aktivstall bei einer guten Freundin. Hier wird vorallem darauf geachtet, dass für die Pferde ein möglichst naturnahes und pferdefreundliches Umfeld geschaffen wird. Weiterer wichtiger Punkt ist, dass hier keine Unterschiede gemacht werden, ob man nun freizeit, western oder Turniere reitet, will heißen, das Klima im Stall ist top.
Dieses Konzept hat sich durchaus bewährt, sie hat ungefähr 20 Plätze (Platz, Halle, schöne Geländestrecken, alles vorhanden) und erhält immer wieder Anfragen, da im Mittelpunkt das Pferd steht, nicht Eskadronsüchtige oder pubertierende Jugendliche.
Ich denke, wenn deine Bekannten sich auf Gesundheit spezialisieren wollen kann das durchaus funktionieren, sofern sie selbst auch darauf geschult und ausgebildet sind. Günstig ist sowas auf jeden Fall schwierig umzusetzen, da sollte das Tun und Handeln wohl durchdacht und mit Hand und Fuß sein, nicht dass das zum Schluss in den Ruin führt und deine Freunde als Scharlatane da stehen.
360 Euro pro Pferd? Ist das in einer süddeutschen Metropolregion?
Könnte bei uns in Nordhessen nicht erzielt werden.
Nö schon eher ländlich.
Sie sind gut vernetzt und möchten Fachleute zum Abhalten von Seminaren buchen somit sehe ich nicht die Gefahr, das sie irgendwann als Scharlatane darstellen könnten.
So etwas schön und Pferdegerecht aufzuziehen sehe ich nicht als problematisch an. Dies finanziell erfolgreich zu tun fällt mir schwer einzuschätzen.
Überleg einfach mal, welche Bruttoeinnahme deine Freundin damit hat. Wie soll so etwas gehen? Verdient man dann nur gutes Geld, wenn man Turniere und Feste veranstaltet?
Nein, so Feste und große Veranstaltungen das haben wir gar nicht. Dieser Hof trägt sich praktisch selbst, weil für gute Qualität (Sei es Futter, die Koppeln, das Personal, Halle etc) einfach entsprechend Geld bezahlt wird.
Den Bruttoumsatz kann man sich ausrechnen: 14 Pferde a 360.-€ im Monat ergibt ca. 5000 €, dann kommen noch 3 Hengste a 400€ dazu, macht dann 6200€ Umsatz. Das ist natürlich nicht der Reingewinn.
Mir ist bekannt, dass dieser Hof ihr selbst gehört ebenso die wiesen rund herum, somit fällt die Pacht schon mal weg. Ebenso sind Bulldog und verschiedene landwirtschaftliche Geräte und wissen vorhanden (er und sie beide Landwirte).
Ob man nun damit die dicke Mark macht, kann ich nur schlecht beurteilen. Möglich ist es sicherlich, auch wenn die Kosten als Quereinsteiger ziemlich hoch sind und die laufenden Kosten auch nicht unbeachtlich sind.
ziehe mal vom Umsatz die 19% Mehrwertsteuer ab sowie Grundsteuer, Versicherung, etc. Also meiner Erfahrung nach verdient man am Meisten mit Schulbetrieb. Aber das auch nur, wenn die Schulpferde wirklich nur die nötigste Versorgung erhalten und dreimal täglich gehen. Da ist nix mit angepassten Sätteln oder Spezialbeschlag...
Sei wie es will, dort funzt das jedenfalls und da wird nicht gespart.
Meistens so, wenn nicht jeder Cent 5 mal umgedreht wird und man auf Qualität statt Quantität setzt.
Haben optierende Landwirte nicht 5,5 bzw 10,7 MwSt?
Pferdepensionsbetreiber zahlen seit einigen Jahren 19%
Ein reines Seminarzentrum wird sich nicht rechnen. Die Leute besuchen unheimlich gerne Seminare, aber kosten darf's halt nicht wirklich was. Bei vielen Seminaren schreckt schon der Preis, sich nur die gage des Dozenten zu teilen.
Andere zahlen für richtig zweifelhafte Seminare so ein Heidengeld, dass man sich ans Hirn langt.
==> Ich denke, das ist daher hauptsächlich marketingabhängig. Wenn sie ein Gespür dafür haben, jedem alles zu verkaufen, ob er es braucht oder nicht, könnt es funktionieren. Ich kenne solche Vermarkter, wo ich echt Gewissensbisse bekomme, nicht einzuschreiten und zu erklären, WAS den Leuten da verkauft werden soll.
Wenn sie allerdings zu viel Gewissen haben, um den Leuten Geld für zweifelhafte Leistungen aus der Tasche zu ziehen, sollten sie sich eher auf ein Haltungskonzept mit ein paar mehr Pferden (wenn es nicht in der Gegend schon mehr Höfe als nötig gibt) konzentrieren und das Seminargeschäft zur Nebensache erklären. Gute Dozenten sind meist unspektakulär, viel auffälliger und somit Neugier weckender sind die, die viel Wind drum machen. Für Seminare mit Praxisanteil sind halt Unterbringungsmöglichkeiten für Gastpferde nötig, was wieder die Kapazitäten für ganzjährige Einsteller beschränkt.
Turniere für alle Altersstufen, Aktionen wie Geocatching oder Schnizeljagten und alle Möglichen Hoffesten. Es ist nicht immer billig und Kling blöd aber ein sauberer, ordentlicher und schön dekorierter Hof macht einen Einladenden Eindruck
Schon mal eine öffentliche Veranstaltung gemacht, die wirklich Profit bringt? Das ist in den meisten Fällen lang her. Publikum kommt nicht mehr so viel, weil unheimlich viel geboten ist, sodass man auch nicht am Essen so richtig verdienen kann. Entsprechend veranstalten hier in der Gegend nur noch die, die es brauchen. Turniere werden von Ställen gemacht, deren Turnierreiter welche brauchen. Andere Aktionen von welchen, die beispielsweise um Einsteller werben, ... intern ist das alles leichter, weil nicht gar so viel Aufwand mit Erfüllung von Sicherheitsvorkehrungen wie Sani- und Tierarztanwesenheit u.v.m.
Nee, das klingt überhaupt nicht blöd was du schreibst. Danke für deine Antwort.
Wenig Fluktuation, gut versorgte Tiere und trotz Abtrag noch soviel Geld verdienen, das man der Altersarmut entgeht :)