Kann mich der Arbeitgeber zwingen, zu einem Motivationseminar außerhalb meiner Arbeitszeit zu gehen?
Der Arbeitgeber verlangt von seinen Mitarbeitern ein drei Stündiges Seminar zur Motivationssteigerung zu besuchen. Darf er das? Muss der Arbeitnehmer dort erscheinen?
9 Antworten
Ein Betrieb kann normalerweise nicht über die Freizeit seiner Beschäftigten bestimmen. Musst du denn die Teilnahme denn etwa auch noch selbst bezahlen ? Was meinen denn deine Kollegen dazu?
Du könntest dich natürlich weigern, aber wenn du das als Einziger tust, wirst du einen schweren Stand haben. Falls du das versuchen wolltst, würde ich mich erstmal bei Kollegen umhören, ob du eine gewisse Solidarität von ihnen zu erwarten hast.
Andererseits könntest du dir überlegen, dass so ein Seminar dir auch persönlich was bringen kann. Wenn die berufliche Tätigkeit einen interessiert, dann sitzt man möglicherweise eh ab und zu zuhause und liest mal irgendwo im Internet was drüber und informiert sich, auch wenn man diese Zeit nicht bezahlt bekommt.
Für dieses Engagement würde ich aber vom Betrieb umgekehrt auch ein Entgegenkommen erwarten. Wenn im Betrieb eine gute Atmosphäre herrscht, würde ich ihm die drei Stunden auch freiwillig widmen. Aber das musst du abwägen.
Mehr Geld. Und ein sozialer Umgang zwischen Arbeiter und Chefetage. Und kein Sonnen im Ruhm dieser während die Mitarbeiter an Sonntagen für Publikum 12 Stunden schieben dürfen... Das wär motivierend.
Und Bezahlung oder Vergütung dafür? Fehlanzeige...leider.
Das Wort "zwingen" gefällt mir in dem vorgenannten Zusammenhang gar nicht! Ich würde an Deiner Stelle das Wort "verlangen" oder gar "anbieten" verwenden.
Aber aus dieser Formulierung schließe ich, dass Du Dich dagegen sträubst, was dem Arbeitgeber signalisieren kann, dass Du kein Interesse hast, Dich beruflich weiterzubilden.
Beruflich ist es allgemein üblich (und selbstverständlich!), Fortbildungsseminare zu belegen, um arbeitsmäßig "am Ball zu bleiben" und erfolgreich zu sein.
@clemensw: ..."3 ganze Stunden" ...Ojeh!
Was habe ich unzählige Überstunden gemacht (unbezahlt!), und das gerne, auch um meine Arbeitsstelle behalten zu können und war froh, eine Arbeitsstelle zu haben!
@katwal, das kann in einem gut funktionierenden Betrieb ja auch ein positives gegenseitige Geben und Nehmen sein.
Aber in einem Betrieb, der dazu neigt, die Beschäftigten auszunutzen, kann das auch eine dezente Erpressung sein, siehe "...auch um meine Arbeitsstelle behalten zu können". Nach dem Motto "ich weiß, dass es nicht gesetzteskonform ist, aber wenn du aufmuckst, fliegst du."
Ja, 3 Stunden - wenn Du dazu noch die Fahrtzeiten rechnest (die Schulung wird wohl kaum beim AN zu Hause stattfinden), ist plötzlich ein halber freier Tag weg.
Es ist mir ehrlich gesagt ziemlich egal, wie weit Du deinem Chef ins Rektum kriechen willst - aber nicht jeder AN läßt sich von seinem Chef so ausnutzen.
@PeterSchu: Ja, so ist es!
Es kommt selbstverständlich immer auf die Arbeitsstelle an, ob dort ein Geben und Nehmen und ein gegenseitiges Verständnis gegeben ist oder nicht.
@clemensw: Es kommt - wie angedeutet - jeweils auf den Einzelfall an, wie das Arbeitsverhältnis überhaupt ist, ob von beiden Seiten Entgegenkommen erbracht wird.
OK, mit der Aussage kann ich leben. Bei einem guten AG kann man als AN auch mal "fünfe gerade sein" lassen und ein paar unbezahlte Überstunden in Kauf nehmen.
Leider gibt es aber immer weniger solcher AG, sondern immer mehr, die den AN nur noch als Kostenstelle und Ressource betrachten, die immer zur Verfügung zu stehen hat.
Und jetzt rate mal, welche Sorte AG dann ihre Mitarbeiter häufig auch noch mit "Motivationsseminaren" ...ähem,... "beglückt".
Passend dazu: http://www.spiegel.de/karriere/berufsleben/chefs-die-begeisterung-fordern-matthias-noellke-regt-sich-auf-a-984534.html
@clemensw: Da gebe ich Dir völlig recht!
Da es meine Mutter die betroffene Person ist und ich in ihrem Auftrag poste, schildere ich kurz, warum sie nicht dahin will.
Zunächst einmal: das Seminar findet nach der Arbeitszeit statt und in der "Einladung" heißt es "da jeder Mitarbeiter daran teilnehmen wird...". Meine Mutter schiebt regelmäßig jede Woche, jeden Tag Überstunden, kriegt diese nicht bezahlt noch kommt sie dazu, sie abzufeiern weil sie zu wenige in der Abteilung sind und der Arbeitgeber sie mit Arbeiten für zehn Mann mehr bombardiert. Ein Betriebsrat existiert nicht. Hinzu kommen "Lohnerhöhungen für alle" (mit Ausnahme meiner Mutter die mit 8,60€ zu viel verdienen würde) und faire Arbeitszeiten" (jede Woche 6 Tage, ab und an mal Samstags frei und dann auch mal 7 Tage, weils so schön war.)
Kommentar meiner Mutter war: "Mit mehr Geld und sozialem Umgang mit den Angestellten bräuchte die Geschäftsleitung kein Motivationseminar mit berühmten Personen zu arrangieren."
...und da stimme ich ihr echt zu. Ich hoffe, dass sie irgendwann den Absprung aus dieser sch*** Firma schafft...
Da es meine Mutter die betroffene Person ist und ich in ihrem Auftrag poste, schildere ich kurz, warum sie nicht dahin will.
Schön, daß wir hier noch ein paar Infos nachgereicht bekommen.
Zunächst einmal: das Seminar findet nach der Arbeitszeit statt und in der "Einladung" heißt es "da jeder Mitarbeiter daran teilnehmen wird..."
Naja, das bleibt noch abzuwarten...
Meine Mutter schiebt regelmäßig jede Woche, jeden Tag Überstunden, kriegt diese nicht bezahlt noch kommt sie dazu, sie abzufeiern weil sie zu wenige in der Abteilung sind und der Arbeitgeber sie mit Arbeiten für zehn Mann mehr bombardiert.
Wenn in ihrem Arbeitsvertrag steht, daß sie Überstunden abfeiern kann, dann hat sie auch das Recht dazu.
Zum einen muß der AG Rückstellungen für Überstunden bilden, das wird also entsprechend teuer für ihn.
Zum anderen kann sie auch mal dem Chef in bischen Arbeit machen und immer wieder einen Antrag auf Abbau der Überstunden stellen. Bei Ablehnung schriftliche(!) Begründung vom Chef fordern.
Die Begründungen gut aufbewahren - vor dem Arbeitsgericht kommt so was immer gut an.
Ein Betriebsrat existiert nicht.
Arbeiten in der Firma mehr als 5 AN? Dann aber hurtig BR wählen!
@Striefchen: Danke für die Erläuterung!
Ich kann nur wiederholen:
Es kommt wirklich auf den Einzelfall an, ob Entgegenkommen von Arbeitgeber und Arbeitnehmer auf Gegenseitigkeit beruht oder nicht.
Wenn der Arbeitgeber nur fordert und kein Entgegenkommen zeigt, ist es ganz klar, dass der Arbeitnehmer sich gegen alles sträubt, was der Arbeitgeber zusätzlich verlangt.
Darf er das? Muss der Arbeitnehmer dort erscheinen?
Nein. Zumindest nicht ohne weiteres!
Zuerst einmal solltest Du deinen Arbeitsvertrag sowie Tarifvertrag (falls vorhanden) durchlesen. Dort sollten auch die Regelungen zur betrieblichen Weiterbildung vermerkt sein.
Dann wende dich an deinen Betriebsrat.
Grundsätzlich gilt: Betriebliche Fortbildung ist Arbeitszeit! Der AG ist in diesem Fall verpflichtet, die anfallenden Stunden (inkl. Reisezeit!) entweder zu vergüten oder als Gleitzeit gutzuschreiben.
Aber: Wenn Du gegen diese Anweisung vorgehen willst, empfehle ich entweder den BR einzuschalten oder dies zusammen mit Kollegen zu tun. Als einzelner "Meckerer" landet man schnell auf der Abschußliste...
Fortbildung gehört zum Arbeiten. Und bei einem Motivations Seminar Provotierst du ja auch noch im privaten Bereich. Und wenn es auch noch während der Arbeitszeit angeboten wird wirst du auch noch 3 Stunden bezahlt fürs rumsitzen.
lg
lesen hilft manchmal, da steht in der Frage ganz klar "außerhalb der Arbeitszeiten"
Lesen hilft manchmal....
In der Überschrift und was ist mit dem eigentlichen Text?? Worauf es wirklich ankommt ??
Ich empfinde dein verhalten als unverschämt.
Dann solltest Du Deinen Arbeitsvertrag durchlesen was darin steht. Wenn es darin verankert ist, dann musst Du dort hin. Das andere muss Du selber entscheiden.
Dann sollte der AG aber auch die Schulungen während der regulären Arbeitszeit durchführen und nicht verlangen, daß die AN außerhalb der Arbeitszeit weitergebildet werden.