Kann mich das Amt zwingen Bafög zu beantragen?
Hallo!
mein Problem ist folgendes:
ich habe ein duales Studium im Sommer 2020 begonnen. Ich lebe mit meiner Schwester und meiner Mutter in einer Bedarfsgemeinschaft, weil meine Mutter aus gesundheitlichen Gründen nur auf TZ arbeiten kann und nicht ausreichend verdient. Mein Vater hat noch nie Unterhalt gezahlt. (Eltern sind geschieden) Ich weiß, dass ich ab meiner Volljährigkeit versuchen kann Unterhalt beim Vater einzuklagen, was ich bisher aber noch nicht gemacht habe, da ich denke, dass es wieder erfolglos sein wird. Mittlerweile denke ich, verdient er etwas mehr, weil er sich in letzter Zeit öfter teure Dinge leisten konnte. Dazu sei gesagt, dass ich unter 25 bin. Der Kontakt zum Vater ist kaum vorhanden.
Ich möchte einfach nicht in das Leben gehen mit einem Haufen Schulden, selbst wenn ich das in kleinen Raten und "nur" die Hälfte zurück zahlen muss. Ich habe Ziele, wie eine Selbstständigkeit, die ich mir verwirklichen will, was auch später genug Geld kostet und ich wollte nach dem Studium ins Ausland...Ich überlege deshalb ernsthaft das Studium abzubrechen, obwohl es bisher gut läuft. Ich studiere um mir das aufzubauen, was mir meine Eltern nicht bieten konnten, aber wenn ich am Ende tatsächlich diese 10.000 € zurück zahlen müsste sehe ich darin keinen Sinn mehr. Bin sehr traurig darüber und möchte das Studium eigentlich nicht beenden.
Was kann ich tun?
Soll ich versuchen den Vater auf Unterhalt zu verklagen?
Oder Nebenbei noch mehr arbeiten? (Was zeitlich sehr schwer gehen würde da ich bereits eine 40h Woche habe und manchmal mehr ...)
Ich verdiene mit meinem dualen Studium ca. 400 Netto. Das Amt zahlt meiner Mutter jetzt ca 80 Euro weniger. Sie meinte aber, dass selbst wenn diese 80€ fehlen uns das alles trotzdem sehr gut zum Leben reicht. Die Sachbearbeiterin meinte selbst, wenn uns diese 80€ weniger nicht stören, sei ich trotzdem verpflichtet Bafög zu beantragen, um meinen Grundbedarf (?) zu decken.
Wie kann das sein? Es reicht doch für uns? Warum entscheidet sie wie viel geld ich angeblich brauche?
Ich bitte um eine ausführliche Antwort dazu ich verstehe es einfach nicht. Was kann ich tun,um das irgendwie zu umgehen?
Liebe Grüße Julz
Was passiert, wenn ich mich weigere den Antrag zustellen?
6 Antworten
Was passiert, wenn ich mich weigere den Antrag zustellen?
Dann kann das Jobcenter tatsächlich einstweilig seine bisherigen Leistungen für Dich komplett so lange einstellen , bis Du der Aufforderung zur Stellung eines Antrages auf Bafög nachkommst . Das nennen die "Obliegenheitspflicht" .
Bafög wäre halt allgemein eine sogenannte "Vorrangsleistung" gegenüber ALG II , auch wenn es da "nur" um eine Ersparnis von einigen dutzend Euro für das Jobcenter ginge .
Soll ich versuchen den Vater auf Unterhalt zu verklagen?
Das wäre eine allgemeine Problematik in Deiner Entscheidung , denn ( anteiliges ) Bafög könntest Du nur bewilligt bekommen , wenn dementsprechend erst mal die Unterhaltsfähigkeit Deiner Eltern abgeklärt wäre . Auch wenn Deine Mutter nicht zu Barunterhalt an Dich befähigt ist , bleibt für Bafög zwingend noch die finanzielle Situation Deines Vaters abzuklären . Vorher gibt es sonst auch kein Bafög . :-(
Du kannst es daher nun echt drehen und wenden , wie Du willst .
Entweder gibst Du Dein Studium nun auf und sparst Dir viel Rennerei , Anträge und Stress ( nebst Schulden ) , oder Du wählst den steinigen Weg und mußt dann leider auch erst mal auch an Deinen Vater herantreten zwecks Offenlegung seiner finanziellen Einkünfte und Unterhaltsfähigkeit .
Gibt mir ohnehin schon ein Wunder , weshalb das Jobcenter nicht ohnehin schon auf Klärung der Unterhaltsverpflichtungen gegenüber Deinem Vater bestanden und alternativ etwaigem Unterhaltsvorschuß vom Jugendamt / der Unterhaltsvorschusskasse gedrängt hat . 🤔
Wenn Du an Deinem Studium festhalten möchtest , so wird Dir ohne die bislang genannten "Dornenpfade" vermutlich nur noch ein Midi- / oder Teilzeitjob helfen können , wenn Du ansonsten auch ohne Jobcenter nicht mal eine Mitgliedschaft in der GKV ( z.B. über Familienversicherung ) haben könntest . Ansonsten müßtest Du ( für Schüler / Studenten vergünstigte ) Beiträge in die GKV nämlich aus eigener Tasche zahlen .
Je geringer Dein Bafög - Zuschuss ausfallen würde , umso geringer wäre später aber auch die rückzuzahlende Summe .
Es liegt nun echt an Dir , wie Du weiter vorgehen möchtest . Wenn Du den Antrag auf Bafög wirklich stellst , so muß das Jobcenter ab nachgewiesener Antragstellung auch erst einmal weiter zahlen bis zu der entgültigen Entscheidung über Deinen Bafög-Antrag .
Ja, denn ein Job-Center ist für Dich nunmal nicht zuständig.
Wer fast 50.000 EUR kassiert, und vielleicht 10.000 davon zurückbezahlen muss, sollte nicht jaulen.
Und wenn doch, rüge ich, dass ein Stipendium nicht beantragt wurde. Die Leistungen sind meist komplett geschenkt, und fallen auch noch üppiger aus.
Das sieht das JobCenter aber total anders. Wer nichts braucht, bekommt ja auch nichts von denen, auch keinen Hinweis auf BAföG.
Du solltest also hier schon die Wahrheit sagen!
Meine Mutter erhält doch wie ich gesagt habe Leistungen. Sie hat den Brief bekommen dass ich das beantragen soll
Glaube ich nicht so ganz, dass Dein Anteil von rd. 500 bis 600 EUR schon weggefallen ist und Mutter das mit links ausgleichen kann.
Und wer 40.000 nicht will, will eben nicht.
Bafög - ist eine vorrangig zu beantragende Leistung, ob dir das nun passt oder nicht.
Denn durch dein Einkommen und Bafög - könnte und wird es sicher passieren, dass du dann dein Kindergeld nur noch teilweise oder auch gar nicht mehr zur eigenen Bedarfsdeckung benötigen würdest und du dann aus der BG - ( Bedarfsgemeinschaft) deiner Mutter auch als unter 25 jähriges Kind raus wärst.
Das nicht mehr benötigte Kindergeld wird dann wieder zum Einkommen deiner Mutter und entsprechend der SGB - ll Verordnungen auf den Rest der BG - angerechnet.
Das gute an Bafög ist , du bekommst 2 Euro und gibst später (wenn der durch Inflation sogar noch weniger Wert ist) nur <1 Euro zurück.
Das weiß ich. Trotzdem möchte ich keine Schulden haben...
Ich kann nicht wirklich verstehen warum du kein Bafög beantragen möchtest? Es ist keine Schande diese staatliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Ich könnte ohne Bafög gar nicht studieren.
Außerdem hat man wirklich genug Zeit zum zurückzahlen. Die erste Rate ist erst nach 5 Jahren fällig, insgesamt hat man 20 Jahre zum zurückzahlen. Falls du also wirklich die kompletten 10.000€ zurückzahlen musst, sind das in 20 Jahren nur 500€ im Jahr/ 40€ im Monat. Schulden würde ich das nicht nennen.
Ich habe einfach Bedenken, dass ich dadurch keinen Kredit für die Selbstständigkeit aufnehmen kann...oder dass das generell meiner Zukunft irgendwie im Weg steht.
Und doch sind es ja irgendwo Schulden...ich habe nur aus diesem Grund ein Problem damit, dass ich das gar nicht brauche aber gezwungen werde es zu beantragen...
Das ist natürlich doof, aber wenn dein Bedarf ohnehin sehr gering ist bekommst du nur einen geringen Bafög Satz, dann können seine ´Schulden´ auch gar nicht besonders hoch werden.
Sagen wir du hättest Anspruch auf 100€ im Monat, dann wären das nach 3 Jahren Bachelor nur 3600€ und du musst nur die Hälfte zurück zahlen, also 1.800€ - und das in 20 Jahren.
Ich weiß leider nicht wie das mit dem Kredit aussieht.
Aber wenn du das Bafög Geld ja wirklich nicht brauchst, dann spar es einfach bis du dein Studium fertig hast und zahl alles auf einmal zurück. Dann sollte einem Kredit nichts im Weg stehen denke ich.
Das mit dem sparen habe ich schon überlegt. Aber ich denke, sie werden dann von dem Bafög meiner Mutter die Leistungen anrechnen was heißen würde dass ich nicht viel davon zur Seite legen kann...
Verstehe ich immer noch nicht. Du benötigst kein Geld, kannst 50.000 EUR oder mehr bekommen, bezahlst 10.000 davon zurück, hast somit 40.000 über auf dem Konto, und willst es nicht?
Wenn du schreibst du könntest dann "nicht viel davon zur Seite legen" und "Bafög wird meiner Mutter angerechnet" kann das ja trotzdem heißen, dass unter dem Strich mehr für euch zusammen übrig bleibt. Insofern lohnt es sich.
Bafög ist eine Hilfe. Hilfen sollte man schon nehmen, denn auch später schenkt dir keiner mehr etwas, insbesondere der Staat.
Ich will weder das bafög noch die Schulden. Deshalb "jaule"ich sehr wohl, da wir das Geld nicht brauchen und es so ausreicht.