Inwieweit muss ich in einem autobiographischen Buch anonymisieren?

4 Antworten

Wenn du das Geschriebene veröffentlichen willst, stellst du die Menschen ins öffentliche Leben. **Du musst die Namen verändern, auch die Vornamen, und möglichst auch den Ort des Geschehens. Vermeide außerdem konkrete Hinweise auf die genaue Zeit. Zeit und Ort spielen ja keine vordergründige Rolle, wenn es um menschliches Verhalten und dessen Auswirkungen geht. Keiner darf so ohne weiteres erkennen, um wen es sich da konkret handelt. Es geht dir ja nicht um einen persönlichen Rachezug, oder?

Für das Anprangern und für Bestrafung wäre die Justiz zuständig. Wer noch lebt, kann sich ändern. Zwar nicht mehr die Vergangenheit, aber das zukünftige Verhalten. Das mag noch so unrealistisch scheinen, doch der Möglichkeit dazu dürfen keine Steine in den Weg gelegt werden, und "Ankreiden" würde dazugehören. Darum muss man in solchen Fällen anonymisieren. Wenn du richtige Namen nennst, brauchst du dafür die schriftliche Einverständniserklärung der betreffenden Menschen.

Du kannst im Vorwort sagen, dass es sich um reale Erlebnisse handelt, aber Namen und Orte "zum Schutz noch lebender Personen" geändert wurden. Du kannst Orte und Namen "verkleiden": "Nennen wir ihn ...", "In einem Dorf dieser Welt", "Es geschah im Winter eines dunklen Jahres", "es könnte auch ein andermal gewesen sein" etc. Wenn es wichtig ist, kannst du auch sagen, wie alt du damals warst, aber ein lebender Autor gibt sein aktuelles Alter in der Regel nicht preis.

Viel Erfolg!

Swenjaa 
Beitragsersteller
 24.09.2013, 12:01

Nein, kein Rachezug. Es war ein Erlebnis, das durchaus auch seine witzige Seiten hatte, weshalb ich hoffe, dass es ein eher humoristischer Erfahrungsbericht wird, der den Leuten zeigt, worauf man nicht alles achten muss, weil man sonst böse reingelegt werden kann. Es lässt sich auch prima verallgemeinern; wobei ich aber auch persönlich Wert darauf lege, dass es durchaus auch ganz positiv laufen kann, also keinesfalls alle über einen Kamm geschert werden sollen. Insofern: Danke für die Einschätzung. Interessant aber dennoch, dass bislang durch die Bank weg alle dachten, sie müssten mich auf den Pfad der Tugend lotsen, ohne zu wissen, worum es geht...

sakura09  24.09.2013, 12:19
@Swenjaa

...nee nee, ich wollte dich nirgends hin lotsen...

Dass alle unter anderem an die Möglichkeit einer Racheaktion dachten, liegt vielleicht auch ein wenig an deiner Fragestellung. Immerhin hast du vor, autobiografisch über das Fehlverhalten von anderen zu schreiben.

Wie gesagt, anonymisieren ist ein "Muss". Namen und Orte ändern. Trotzdem muss es nicht auf eine Verallgemeinerung hinauslaufen. Die Kunst ist, in den Details der Tatsachen so konkret zu sein, dass das Erlebnis dem Leser griffig und glaubwürdig, lebendig und nachvollziehbar wird, und in den menschlich-persönlichen Details so unkonkret zu sein, dass niemand darauf kommt, um wen es sich in Wirklichkeit handelt.

Toi-toi-toi!

Swenjaa 
Beitragsersteller
 24.09.2013, 13:30
@sakura09

Ich hatte das nur erwähnt, da ich persönlich davon ausgehen würde, dass wenn man äußerst neutral oder sogar positiv von jemandem schreibt, man - wenn möglich - sein Einverständnis einholen und vermutlich auch erhalten würde. Oder anders ausgedrückt: Derjenige würde mich höchstwahrscheinlich keinen Strick daraus drehen, wenn man ihn irgendwie identifizieren könnte - anonymisieren würde man zumindest den Namen ja trotzdem. Schreibt man aber über Schattenseiten bzw. - wie ich es nannte - Fehlverhalten, ist es demjenigen hingegen vermutlich weniger recht. :) Na, dann will ich mal hoffen, das mit der Spagat zwischen Anonymisieren und Erzählen einer wahren Geschichte glückt! :) Danke noch mal!

Das Fehlverhalten anderer Menschen publik zu machen ist fragwürdig, es sei denn, du möchtest andere schützen. Was den rechtlichen Aspekt betrifft, so hilft dir bestimmt der Verlag. Aber was den persönlichen Aspekt betrifft, so denke ich, solltest du dir wirklich überlegen, ob du so einen Schritt gehen willst. Du machst immer mehr Wellen, die dein eigenes Abschließen mit der Geschichte schwieriger macht. Vielleicht und hoffentlich reicht schon das Schreiben. Ich wünsche dir, dass du die für dich richtige Entscheidung triffst. Isabel

Hallo. Das ist ähnlich wie beim Copyright. Es ist völlig egal, ob es sich um Personen der Öffentlichkeit handelt oder eben nicht. Es geht um die individuelle Verletzung von Privatsphären. Es gibt dazu nur einen simplen Rat: jeden Einzelnen fragen ob es ok ist.

Ich finde moralisch gesehen, sollte man Zeit und Ort und natürlich die Namen ändern.

Wären es Straftaten, hätte die Justiz sich darum gekümmert, Familienstreitigkeiten in der öffentlichkeit zu "bereinigen" finde ich daneben. Auch mobbingopfer, die ihre Täter öffentlich bloßstellen, sind selbst auch Täter.

Swenjaa 
Beitragsersteller
 24.09.2013, 11:38

Es geht nicht um Straftaten und auch nicht um Familienstreitigkeiten oder Mobbing. Es ist quasi ein Erfahrungsbericht, in dem auch niemand vor den Pranger gestellt werden soll. Dennoch haben sich die Leute, die erwähnt werden, natürlich etwas zu Schulden kommen lassen, weshalb sie mit Sicherheit nicht begeistert wären, wenn sie eindeutig identifiziert werden könnten. Und da will ich mich auch nicht aufs Glatteis begeben.

UnterOber  24.09.2013, 11:40
@Swenjaa

weisst du, dann lass es doch einfach! was hast du denn davon? was versprichst du dir davon? es gibt einen wunderbaren spruch: was du nicht tust passiert nicht.... denk mal drüber nach!

SerenaEvans  24.09.2013, 11:44
@UnterOber

Wozu MUSS ein Buch autobiographisch sein? Erklär mir das Bitte. Wenn man z.B. anderen in der gleichen Situation Mut machen möchte, dann ist es S.cheiß egal was im Detail auf wahren Begebenheiten beruht und was nicht.

Nochmal: Name, Ort usw. würde ich alles ändern und nach allen Mitteln verhindern, dass jemand erkennbar ist, sonst ist es eine Form von an den Pranger stellen und Selbstjustiz.

Swenjaa 
Beitragsersteller
 24.09.2013, 11:50
@SerenaEvans

Akzeptable Antwort. Trotzdem: Nicht gleich so aufbrausend sein. Ihr wisst doch gar nicht, worum es geht.

SerenaEvans  24.09.2013, 11:33

Im Zweifelfall wird aber auch ein Verlag soetwas mit einem Anwalt klären. Kein Verlag geht das Risiko ein wegen einem Privaten Rachfeldzug rechtlich belangbar zu sein.

UnterOber  24.09.2013, 11:36
@SerenaEvans

das ist alles richtig. ich wäre mit sowas sehr vorsichtig. außerdem muss man sich die frage gefallen lassen warum man sowas machen will. sollte mich jemand ungefragt in den dreck ziehen verklage ich ihn bis zum letzten atemzug!

SerenaEvans  24.09.2013, 11:37
@UnterOber

So sehe ich das auch. Manchen würde ich eher zu einer Therapie raten um etwas im Leben abzuschließen, statt solch Geschichten öffentlich zu machen.

Swenjaa 
Beitragsersteller
 24.09.2013, 11:41
@UnterOber

Komisch, dass einem dann sofort vorgeworfen wird, man wolle jemanden in den Dreck ziehen. Nein, es geht mir ja darum, die Leute unkenntlich zu machen. Die Frage ist nur, wie weit das reichen muss. Es soll eben den Anspruch nicht verlieren, autobiographisch zu sein; andererseits soll es ein so allgemeiner Erfahrungsbericht sein, dass auch andere das auf ihr eigenes Leben anwenden können.

Swenjaa 
Beitragsersteller
 24.09.2013, 11:42
@SerenaEvans

Schublade auf, Fragensteller rein, Schublade zu. Meine Güte...

UnterOber  24.09.2013, 11:42
@Swenjaa
  1. bist du nichts. deswegen wird es niemanden interessieren! 2. wenn du dir einbildest anderen menschen helfen zu können, dann erfinde einfach geschichten. aber ziehe da nicht reale personen mit hinein.
Swenjaa 
Beitragsersteller
 24.09.2013, 11:48
@UnterOber

Fast jede Geschichte, die einmal geschrieben wurde, könnte zumindest teilweise real sein. Fühle ich mich dann angegriffen, wenn ich mich in der fiktiven Person eines Buches wiederfinde? Nein, außer ich habe in irgendeiner Form ein schlechtes Gewissen. Wenn ich etwas Autobiographisches schreibe, in dem die Personen soweit anonymisiert sind, dass es auch fiktive Personen sein könnte - wen interessiert dann, ob oder inwieweit die Geschichte real ist? Wenn ich schreibe "Der Typ da in seinem blauen Anzug ist ein übler Zeitgenosse", dann fühlst Du Dich doch auch nicht angegriffen, nur weil Du einen blauen Anzug in Deinem Schrank hängen hast. Da Du darüber hinaus nicht weißt, worum es geht, macht es doch keinen Sinn, mir Vorwürfe bezüglich Dingen zu machen, die Dir unbekannt sind.