Ich "musste" Stundenzettel ausfüllen, die nicht der Realität entsprachen. Wie kann ich mich dagegen wehren?
Ich arbeite als studentische Hilfskraft an einer deutschen Hochschule. Wir bekommen als Hilfskräfte ca. 9,50 €. Nun ist es so, dass wir seitens der Verwaltung angewiesen werden, die offiziellen Stundenzettel so ausfüllen, dass sie genau mit der vereinbarten Stundenzahl übereinkommen. Und zwar minutengenau. Unabhängig davon wieviel wir tatsächlich gearbeitet haben. Weil angeblich sonst für unsere auf ein Semester beschränkten Verträge eine Vertragsanpassung notwendig wäre.
Ich habe mich dieses Semester zunächst geweigert. Sinn und Zweck der Stundenzettel ist es ja zu gewährleisten, dass wir davor geschützt werden unter den Mindestlohn fallen. Mein Chef meinte es sei eine Pflichtverletzung wenn ich diese Stundenzettel nicht so ausfüllen würde und hat mir andernfalls mit Kündigung und Beendigung der Zahlung gedroht. Er meinte ich könne mich zwar über die Stundenzettel beschweren, aber ich solle dann nicht erwarten, dass er dann noch gerne mit mir zusammen arbeiten wolle. Er meinte das er mich sonst als Person sehr schätzt u.s.w..
Mich ärgert nur, dass das Mindestlohngesetz so sogar in der Verwaltung eines staatlichen Organs ad abdurdum geführt werden kann.
Wie kann ich mich gegen diese Anweisung wehren?
11 Antworten
Seit dem Mindestlohngesetz gibt es die Dokumenationspflicht über die geleisteten Stunden; man kann so einen Stundenzettel als Urkunde (im rechtlichen Sinne) ansehen und damit vorsätzliche Falscheintragungen sogar als Urkundenfälschung.
Allein deshalb würde ich bei der Wahrheit bleiben. Was der Chef da mit, ist meiner Meinung sogar Nötigung und Erpressung. Wenn du nicht das machst, fliegst du... Für mich ein Fall für den Staatsanwalt. Hast du Zeugen, die genauso behandelt werden wie weitere Hilfskräfte? Dann ist jetzt genau der Moment gekommen, um zu handeln. Auch der Zoll zu informieren ist sinnvoll, der ist für den Mindestlohn zuständig.
Ja. An Urkundenfälschung musste ich auch denken.
Ich weiß das die anderen ca. 12 Hilfskräfte in der Fakultät ebenfalls so angewisen wurden. Aber ich weiß nicht ob ich die einzige bin, die sich deshalb beschwert hat.
Gibt es in einer Hochschule nicht einen Personalrat? Dann begib dich doch umgehend mal dorthin mit deinem Thema.
Wenn du willst, kannst du dem Erpressungsversuch mal das BGB entgegen halten:
"§ 612a
MaßregelungsverbotDer Arbeitgeber darf einen Arbeitnehmer bei einer Vereinbarung oder einer Maßnahme nicht benachteiligen, weil der Arbeitnehmer in zulässiger Weise seine Rechte ausübt."
Ich würde das nicht so hinnehmen, und alle anderen Betroffenen sollten es auch nicht tun. Wenn schon Hochschulen die Gesetze mit Füßen treten...
hi,
so wie dein chef meint, geht das nicht - das ist erpressung, wenn nicht sogar nötigung sowie vorsätzliche umgehung der gesetzl. regelung..
mach es vorerst doch mal so: füll die zettel so aus, wie ers haben will und schreib dir die 'xtra-leistung' privat auf. so mit datum und stundenanzahl, wenn du einen zeugen dafür hast, umso besser. und am monatsletzten zeigst du ihm dann deine liste. und dann wirst du sehen, wie er reagiert.
denn eines ist klar - wenn du dich weigerst, ists vorbei, gründe finden solche typen allemal..
Natürlich ist das grundsätzlich nicht in Ordnung. Aber da kommt der Spruch: recht haben und recht bekommen sind zweierlei. Ich habe nur den Rat such dir was anderes gibt viele Arbeiten wo du tatsächlich 8,50 verdienst
Wenn du für doch fairen Lohn bekommst musst du selbst entscheiden wie du damit umgehenst, d.h lohnt sich der Ärger?
Da wirst Du generell ein Problem haben.
So lange die Stundenzahl am Ende des Vertrages korrekt ist, wirst Du immer wieder auf Grenzbereiche stoßen, wo man nach Recht und Gesetz so und so handeln muss, aber in der Praxis ... (und hier denkst Du kurz selbst nach, weil ich das nicht schreiben werde).
Ich dachte bisher dass Ihr weniger schreiben sollt, als gearbeitet wird, wogegen man immer etwas unternehmen muss.
Naja, dass ich letzen Endes nicht mehr arbeite als bezahlt muss nicht für andere gelten.
Das ist dann deren Problem, wenn sie es nicht ansprechen. Du musst Dich nicht um andere kümmern, so lange die nicht selber kommen und um Hilfe oder Unterstützung bitten.
Ich würde die Stundenzettel so ausfüllen wie es der Wahrheit entspricht.
Du hast genau damit Recht was du hier aufführst. Und es ist auch klar das es deinem Arbeitgeber nicht gefällt, weil er genau das beabsichtigt.
Sollte er dich darauf Kündigen mit welchen Grund auch immer sehe ich gute Chancen für dich damit beim Arbeitsgericht durchzukommen wenn du gegen die Kündigung vorgehen willst.
Ja das stimmt wohl. Es geht mir eigentlich weniger um Kündigungsschutz, als um eine Veränderung der Verhältnisse. Wenn in der privatwirtschaft so gemauschelt wird, dann ist das natürlich auch schlecht. Aber ich habe eben auch von jener Anweisung an einer anderen Hochschule in einer anderen Stadt gehört. Und ich finde es ehrlich gesagt ein Unding.
Sowohl mein Chef als auch die Verwaltung meinen damit auf Grund von gesetzlichen Vorschriften zu handeln.
Wenn das Belegbar wäre und du könntest mehr Leute für die Sache finden wäre das eigentlich wichtig dies einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu geben!
Ich führe konkret "Buch" über die tatsächlich geleistete Arbeit. Ich arbeite dann über das Semester nicht mehr. Mich ärgert nur die genererelle Handhabung. Weil das nicht nur mich betrifft, sondern auch andere Studenten. Habe das auch von einer anderen Hochschule gehört.