Ich arbeite demnächst als Selbständiger Handelsvertreter und wollte fragen, ob es sich mehr lohnen würde ein eigenes Auto zu kaufen?

3 Antworten

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Das kommt auf die Regelung an.

Bei einem Privat-PKW zahlst du alles, Anschaffung, Unterhalt... selbst. Dafür bekommst du eine gesetzlich geregelte Kilometerpauschale von 30 Cent pro km für Dienstfahrten. Dafür, dass du im Außendienst vermutich das Auto ziemlich abrockst, lohnt sich das bei den laufenden Kosten (Sprit, Wartung, Steuern, Versicherung - bei hohen KM-Leistungen schön hoch - und bei einem neueren Auto vor Allem auch Wertverlust) kaum für dich.

Bei einem Dienstwagen ohne Privatnutzung zahlst du nichts, bekommst aber auch nichts. Ein zusätzliches Auto für Privatfahrten und den Weg zur Arbeit ist in Anschaffung und Unterhalt dein Privatvergnügen. Da dafür ggf. ein gebrauchter Kleinwagen reicht, evtl. nicht gerade das Teuerste. Steht dein Dienstwagen an der Arbeitsstätte, bekämst du für den Weg zur Arbeit mit dem Privat-PKW sogar noch Pendlerpauschale.

Bei einem Dienstwagen mit Privatnutzung wird das Fahrzeug in der Regel von der Firma gekauft (eher selten) oder eher noch geleast und du musst einen geldwerten Vorteil von 1% des Listen-Neupreises zuzüglich 0,03% des Listenpreises pro km zwischen Wohnort und Arbeitsort (Firmensitz) versteuern. Beispielrechnung: Der Wagen kostet 35000 Liste und du wohnst 10km von der Arbeit weg. Auch wenn dein Chef ihn für 30000 bekommt (Kauf oder 30000 als Leasing-Grundlage) oder gar als jungen Gebrauchten für 20.000 kaufst, müsstest du 1%+0,3% (10km*0,03%) vom Listenneupreis, also 35000, also 455 Euro, als imaginäres Einkommen versteuern (Sozialversicherung ist frei). Da du vermutlich so um die 25% Steuern zahlst, hieße das jeden Monat 25% von 455 Euro, also nicht mal 115 Euro Kosten für dich. Dafür ist alles drin, Auto inkl. Wertverlust, Steuern, Versicherung, je nach Vertrag sogar Sprit für alles, auch privat. Durch Führung eines Fahrtenbuches bei wenigen Privatfahrten (da würden dann auch andere Fahrten als zur Arbeitsstätte dazu kommen) könntest du sogar noch weniger Steuern zahlen. Aufpassen musst du allenfalls bei Gehältern nahe der Grenze der Steuerprogression, da auch der geldwerte Vorteil Einkommen ist und dich ggf. in eine höhere Steuerklasse katapultieren könnte.

Selbst wenn die Rechnung nicht aufgeht, weil du mehr Fahrstrecke drin hast, der Wagen teurer ist oder du in die Steuerprogression rutschst, mehr als 1500-2000 Euro pro Jahr kostet dich das Auto nicht. Bei einer guten Versicherungseinstufung und einem günstigen Auto zahlst du ja schon alleine 500 pro Jahr Versicherung (Vollkasko), bei einem großen, teuren Auto gar 1000. Plus Steuer. Dazu Wartungen, Verschleißteile wie Bremsen und Reifen etc... Also für das, was du an Steuern drauflegst, ist das Auto gerade mal unterhalten, aber noch nicht gekauft, vom Wertverlust ganz zu schweigen. Selbst berücksichtigend, dass du natürlich keine Pendlerpauschale mehr bekommst und die Haftpflicht nicht bei der Steuer absetzen kannst (das macht aber nur einen Bruchteil der Kosten aus, die du bei einem Privat-PKW hättest)

Trotz allem: So günstig wie mit einem 1%-versteuerten oder gar mit Fahrtenbuch gefahrenen Firmenwagen kannst du kaum fahren, vor Allem keinen Neuwagen. Dein Chef kann die Leasingraten als Gewinnminderung steuerlich geltend machen, hat also auch was davon. Dass er es lieber sehen würde, wenn du dein Privatauto abnutzt, ist dennoch denkbar, da es evtl. doch günstiger ist, als die Leasingraten (nach Abzug des Steuervorteils). Obwohl er dir ja auch KM-Pauschale zahlen muss (auch die ist absetzungsfähige Gewinnminderung, aber halt eben auch da).

Das Letzte, was du tun solltest, ist mit deinem Privat-PKW Fahrten im Außendienst machen. Das kostet dich nur Geld. Es ist außerdem ggf. durch die Firma gesondert zu versichern.

Für Dienstfahrten also auf jeden Fall einen Firmenwagen, ohne Privatnutzung und mit Privat-PKW für den Weg zur Arbeit oder gleich mit Privatnutzung, je nach Anteil mit Fahrtenbuch oder 1%-Regel.

sick1996 
Beitragsersteller
 28.07.2017, 23:31

Okay, dann werde ich einfach mal am Montag fragen, danke für deine Mühe und einen schönen Abend!

sick1996 
Beitragsersteller
 28.07.2017, 16:53

Ich danke dir, für deine ausführliche Antwort! Eine Frage hätte ich noch, wenn ich schon einen Profi vor mir habe. Du meintest, "wenn ich 10 km von der Arbeit weg wohne". Also mein Gebiet ist Rosenheim, alles ca. 70km darum und der Firmensitz ist in Freiburg, also was ist dann jetzt mein Arbeitsweg? Ich fahre ja jeden Tag unterschiedlich lange Strecken. Danke dir für deine Hilfe!

volker79  28.07.2017, 19:20
@sick1996

Da bin ich überfragt. Soweit ich weiß, gilt aber der Firmensitz. Kunden sind ja nicht berechenbar.

Hallo,

aber der Chef meinte es wäre deutlich günstiger einen Privaten PKW zu nutzen.

ja sicher, für deinen Chef.............lach.

Wobei das ja schon ein Widerspruch zu deiner Aussage 

>Selbständiger Handelsvertreter

ist.

sick1996 
Beitragsersteller
 28.07.2017, 16:44

Tut mir leid, hab mich da Falsch ausgedrückt. Ich meinte natürlich für die Firma, für die ich Verkaufe. Danke für deine Antwort!

Musst du etwas bezahlen - wenn ja wieviel- um den BMW zu bekommen?

......oder warum "meint" das dein Chef?

sick1996 
Beitragsersteller
 28.07.2017, 16:48

Sorry, natürlich nicht mein Chef, ich meine die Firma für die ich Verkaufe. 🙃 Leider weiß ich das noch nicht, da ich das Auto warscheinlich über die 1% Regelung nutzen werde. Ich bin am Montag für 3 Tage in der Firma, da werde ich mich dann noch mal erkundigen und werde dann bescheid geben. Danke schon mal!

sonnymurmel  28.07.2017, 16:54
@sick1996

Alles klar.........

Viel Erfolg und für Montag einen guten Start.

Lg