Geerbtes Haus soll verkauft werden, Miterbe reagiert nicht, was kann ich machen?
Hallo, meine Schwester und ich haben das Mehrfamilienhaus unserer Mutter geerbt. Das Haus ist vermietet (u.a. zwei Arztpraxen) in einer Großstadt mit sehr guter Infrastruktur, allerdings in Sachsen. Wir sind beide sehr beruflich und familiär angespannt, ich selber lebe 700 km entfernt, wir können uns nicht darum kümmern und es ist eine große Belastung. Die beauftragte Hausverwaltung arbeitet nicht gut und behandelt uns wie unmündige Kinder. Meinem Bestreben die Verwaltung zu wechseln wurde nicht befolgt. Einig sind wir uns über den Verkauf. Makler habe ich befragt, es besteht (logisch) Interesse. Alle Unterlagen liegen bei der Schwester. Angeforderte wichtigste Kopien erhalte ich nicht. Sie reagiert nicht, angeblich aus Zeitgründen und will alles ihrem Ehemann überlassen. Ständig entstehen Kosten und das letzte Privatvermögen wurde bereits eingesetzt, die Hausverwaltung drohte mit Insolvenzanmeldung. Momentan ist alles bei +/- Null. Zwischenzeitlich erteilt meine Schwester Renovierungsaufträge, die sicher notwendig sind, wofür aber das Geld nicht da ist. Wohlgemerkt, das Haus ist keine Ruine, es besteht allerdings Reparaturstau. Unverständlich ist, dass unsere Mutter viele Jahre mietfrei (da Eigentümer) und keinerlei Nebenkosten bezahlen musste, sich monatlich 500,- € Privatentnahme geleistet hat und alles relativ "glatt" verlief. Das alles gönnen wir uns nicht und trotzdem geht es immer mehr bergab. Die Bank muss bedient werden, da rd. 270.000,- € Belastung aus der Grundsanierung vor 20 Jahren. Diese ganze Sache belastet mich sehr und ich will eine entgültige Klärung, egal wie, haupsächlich nicht mit minus. Zu gerne würde ich mehr agieren, doch ich bin zu weit weg. Vieraugengespräch und zahllose Telefonate haben zu nichts geführt. Alles wird auf die lange Bank geschoben und ich habe den Eindruck, dass meine Schwester die Übersicht verloren hat. Ihrem ersten Vorschlag (bzw. ihres Mannes) vor einem Jahr formell zu verzichten und meinen Anteil auf ein von ihr verwaltetes Konto zu übertragen habe ich ausgeschlagen: weil ich 1. mündig bin und 2. wer hat den Wert festgelegt? Praktisch stehe ich mit dem Rücken an der Wand. Hab eine Teilimmobilie, die ich nicht haben möchte, habe Pflichten, die ich kaum erfüllen kann. Erbausschlagung kam nicht in Frage, da minderjähriges Kind und geschiedener Ehemann eingetreten wäre. Obwohl im Nachhinein hätte ich ihm die Sache gegönnt (Spass). Wie komme ich aus dieser Angelegenheit heraus? Rechtsbeistand gescheit aber nicht bezahlbar. Ich bitte um Hilfe und Meinungen.
4 Antworten
Wenn ihr euch nicht einigen könnt, kannst du mit Hilfe des Nachlassgerichtes eine Erbauseinandersetzung beantragen. Das Nachlassgericht wird dann in der Form tätig, dass es diesen Prozess moderiert. Hier kannst du mehr lesen: http://www.finanztip.de/recht/erbrecht/auseinan.htm
Probiers doch erstmal so: Rede nochmal mit ihr, dass ihr das Haus im gütlichen Einvernehmen verkaufen solltet, weil (so wie du es schilderst) sonst nur noch mehr Schaden entsteht als bis jetzt. Als allerertes muss wohl mal eine Bilanz gezogen werden, wie es denn nun ganz genau aussieht finanziell.
Wenn sie auch dann sich nicht darauf einlässt, dann gehst du zum Nachlassgericht (ein paar Wege wird dich das schon noch kosten).
PS: Und genau diese Aussage, wie es finanziell aussieht, muss euch doch eure Hausverwaltung geben. Ich würde da als allererstes mal Druck machen - ihr könnt euch immer noch eine andere suchen, wenn die nicht ordentlich arbeiten.
Genau, das macht mir so Kopfzerbrechen,weil diese Hausverwaltung jeden Monat den aktuellen Finanzstand zusendet. Daher weiss ich doch wie schnell es geht ins Minus zu kommen. Mietrückstände sind nur ein Faktor. Über einen Verwaltungswechsel besteht Einigkeit, Alternativen gibt es bereits, nur wird viel versprochen und nichts eingehalten. Meine Initiativen laufen ins Leere weil die andere Partei unfähig ist zu agieren. Natürlich bleibt mir momentan nur übrig ordentlich Druck zu machen. Mir sind die Argumente ausgegangen, aber etwas konnte mir hier schon weiter geholfen werden, danke allen dafür.
Anwalt einschalten. Der kostet zwar auch noch - aber sicher nicht mehr, als wenn ihr's laufen lasst.
Das wäre anfangs das Unkomplizierteste, doch mit zu hohen Summen, da der Streitwert zu Grunde gelegt wird und es käme am Ende auf das Gleiche wie bei den zwei oberen Antworten heraus. Also doch keine so gute Idee, trotzdem Danke.
Beim zuständigen Amtsgericht die Zwangsversteigerung zur Erbauseinandersetzung beantragen.
Eine Zwangsversteigerung kann in unserem Fall nach hinten gehen und sollte umgangen werden. Man kann davon ausgehen, dass die Bankschulden nicht gedeckt werden. Dann doch Minus und Privatinsolvenz oder?
Das Gespräch mit den Miterben ist immer der sinnvollste Weg! Aber sicherlich sollte man auch einen Plan B in der Tasche haben, wenn die Miterben nicht mitziehen. Bevor ich allerdings eine zeit- und kostenintesive Teilungsversteigerung anstrebe, würde ich meinen Erbanteil versuchen zu verkaufen. Damit wäre ich unabhängig von der Mitwirkung der Schwester und sehe sofort welchen Preis ich erlösen kann (was ich ja bei einer Teilungsversteigerung vorher nicht wissen kann).
Meinen Anteil verkaufen? Das hört sich erstmal gut an. Wusste nicht dass das möglich ist, denn wer sollte Interesse an einem 1/2 Haus haben? Mit dem sinnvollsten Weg, dem Gespräch, bin ich seit Monaten dran. Ich schwanke mit meiner Ansicht: ist meine Schwester so blauäugig und naiv oder ist es eiskaltes Kalkül mich langsam mürbe zu machen um mich zur Aufgabe zu bringen. Fakt ist, hinter ihr steht ein berechnender Ehemann, ich stehe allein auf weiter Flur. Sie ist vor Ort und ich nicht. Zu Mutters Lebzeiten wurden alle Vorteile für sie und ihre Familie reichlich ausgeschöpft, wir sind immer "hinten runter gerutscht". Sowas gibt es sicher in vielen Familien und mit weniger Stolz hätte ich vllt. auch mehr erreicht, doch sollte es jetzt endlich gerecht werden. So bitte ich um Ideen wie ich es anpacken könnte ohne mich ins eigene Fleisch zu schneiden.
denn wer sollte Interesse an einem 1/2 Haus haben?
Als Erstes würde ich mal bei den Arztpraxen fragen, die darine wohnen.
Mein Nachbar hat seinen Anteil kürzlich an einen Investor verkauft. Also auch 1/2 Hausanteile können verkauft werden. Der Investor hat dann die anderen Anteile später auch noch erworben, aber zunächst war der Nachbar aus der Erbengemeinschaft raus und sein Problem war gelöst. Meines Wissens hat er den Käufer über ein auf Erbanteile spezialisiertes Internetportal gefunden. Am besten mal googeln!
Diese Möglichkeit erscheint mir als die Gescheiteste, zumindest kann ich mit mehr Nachdruck argumentieren. Habe die Hoffnung auf eine aussergerichtliche Einigung noch nicht aufgegeben. Der angeführte Link ist sehr hilfreich, vielen Dank. Natürlich könnte meine Schwester es auf eine Teilversteigerung anlegen und damit günstiger wegkommen als bei einer Auszahlung. Wahrscheinlicher ist, dass ich dann verschuldet bin und Insolvenz anmelden muss. So oder so es kommt wohl auf das Gleiche heraus wie s.o. 1. Antwort oder?