Ein paar Fragen zum ehrenamtlichen Sanitätsdienst?
Heyho,
Also mir ist bewusst, wie die Freiwillige Feuerwehr funktioniert. Aber es gibt ja auch ehrenamtliche Sanitätsdienste, zb. Beim DRK, ASB, Maltheser etc. Und dazu habe ich einige Fragen:
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Hauptaufgaben sind ja zb. Das Betreuen von großen Veranstaltungen. Es gibt aber doch auch den Bereitschaftsdienst, indem man als Sanitäter mit zu Einsätzen fährt, oder? Also auf ehrenamtlicher Basis.
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Wenn ja, wie funktioniert das mit der Alarmierung? Bei der FF gibt es ja die Piepser; hat man diese dann in der Bereitschaft auch und fährt dann zur Wache und folglich zum Einsatz? Oder geht das nur, wenn man quasi in Schichten permanent auf der wache ist?
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Wenn man mittels eines Piepsers alarmiert wird; ist das mit der Schule vereinbar? Heißt also ich darf den Unterricht dann verlassen?
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Falls Piepser -> Kann man den quasi abstellen oder sagen, dass man z. Z. Keine Einsätze möchte? Zb. Bei Klausuren oder nachts?
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Wie genau funktioniert das System der First Responder in Deutschland? Diese haben ja quasi auch Einsatzfahrzeuge. Sind diese Personen permanent auf der Wache? Oder werden die auch in ihrem Alltag alarmiert? Haben die das NEF dann quasi privat und auch zu hause? Denn sowas habe ich mal in einer Reportage gesehen.
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Kann man auch ehrenamtlich First Responder sein?
Gut, das wars. Vielen Dank für jeden, der sich die Zeit nimmt das zu lesen und, wenn auch nur einige meiner Fragen zu beantworten.
MfG
3 Antworten
Hallo PvtArrowhead,
ich denke, mit Deiner Frage sprichst Du gleich mehrere Themen an.
Unterscheiden muss man zunächst einmal in "Sanitätsdienste" und dem, nennen wir es mal "Notfall-Einsatzdienst".
Bei Sanitätsdiensten handelt es sich um die Anforderung von ausgebildeten (Erst-)Helfern bei Veranstaltungen. Diese können vom Veranstalter auf freiwilliger Basis angefordert werden oder er ist aufgrund von amtlichen Auflagen (Veranstaltungsgröße, besondere Gefährdungen etc.) verpflichtet, einen Sanitätsdienst vor Ort zu halten. Sanitätsdienste sind dabei nicht spontan, d.h. sie werden in der Regel Wochen oder gar Monate vor der Veranstaltung angefordert bzw. gebucht. Beauftragt werden können damit entweder gewerbliche Unternehmen oder eben auch die Hilfsorganisationen wie DRK, ASB, Malteser etc. Letztere rekrutieren sich zumeist aus ehrenamtlichen Kräften, die dann nach Absprache für den Dienst eingeplant und eingeteilt werden.
Weiterhin kann (muss nicht) die Hilfsorganisation auch in den Katastrophenschutz mit eingebunden sein. Z.B. bei größeren Schadenslagen zur Unterstützung des hauptamtlichen Rettungsdienstes in verschiedenen Bereichen (medizinische Versorgung, Betreuung von Evakuierten oder auch zur Versorgung von Einsatzkräften und/oder Evakuierten mit Verpflegung usw.). Diese Einsätze lassen sich natürlich nicht planen - in diesem Fall werden die ehrenamtlichen Kräfte der Hilfsorganisationen genauso wie beispielsweise die ehrenamtlichen Kräfte der Feuerwehren oder des THW per Meldeempfänger, Telefonkette, SMS oder wie auch immer alarmiert.
Bei der Feuerwehr gilt ganz klar: Bei einer Alarmierung hat der Arbeitgeber seinen Arbeitnehmer (Feuerwehrmann) umgehend freizustellen, hieraus darf dem Arbeitnehmer kein Nachteil entstehen.
Das ist bei den Hilfsorganisationen leider (noch) nicht ganz so einfach geregelt, da sie im Gegensatz zu den primären Rettungsorganisationen (Feuerwehr, Rettungsdienst, Polizei) zu den sekundären Einheiten zählen (also ergänzend zu anderen Einheiten wie dem hauptamtlichen Rettungsdienst tätig werden). Etwas einfacher wird es in dem Moment, wo die Hilfsorganisation vom Landrat des Kreises offiziell in den Katastrophenschutz mit eingebunden wird, dann nämlich gilt das Katastrophenschutzgesetz mit ähnlichen Regelungen wie bei der Feuerwehr.
In Bezug auf die Schule gilt allerdings auch bei der Feuerwehr: Eine verhagelte Klausur kann Dir unter Umständen für Dein restliches Leben Nachteile verschaffen. Deshalb hätte bei mir in dem Moment die Schule Vorrang. Aber das muss jeder für sich selbst entscheiden...
Als Ehrenamtler kann man eben nicht immer und überall einsatzbereit sein. Zumal ja auch Dinge wie Krankheit und Urlaub hinzu kommen und man auf einer Party auch mal was trinkt und damit nicht mehr einsatzfähig ist. Generell sollte man aber natürlich schon zur Verfügung stehen, sonst macht die ganze Sache ja keinen Sinn.
Zum Thema First Responder:
Das ist ebenfalls deutschlandweit nicht einheitlich geregelt.
Die Landkreise und kreisfreien Städte sind für den primären Rettungsdienst zuständig und können diesen in Eigenregie (z.B. Berufsfeuerwehr oder kreiseigene Rettungswachen) durchführen oder fremd vergeben (an Hilfsorganisationen oder gewerbliche Unternehmen). Der RD hat dabei so aufgestellt zu sein, dass die gesetzlichen Hilfsfristen eingehalten werden.
Ein First-Responder-System ist also "eigentlich" nicht notwendig.
In der Praxis sieht es allerdings so aus, dass eben doch nicht immer in der vorgegebenen Zeit der RD vor Ort sein kann. Weil Notarzt und Rettungswagen gerade in einem anderen Einsatz gebunden sind, die Straßenverhältnisse und/oder Wetterlage eine zügige Anfahrt nicht zulassen oder die Politik im Laufe der Jahre den hauptamtlichen RD auf ein (zu kleines) Minimum zusammen gespart hat...
Deshalb haben sich in einigen Gegenden, wo die medizinische Versorgung in angemessener Zeit zu wünschen übrig lässt, sogenannte First-Responder-Gruppen gegründet. Diese sind dabei völlig unterschiedlich aufgestellt, ausgerüstet und organisiert, in aller Regel aber auch ehrenamtlich.
Es gibt z.B. freiwillige Feuerwehren mit FR Gruppen oder auch FR Gruppen von DRK, MHD etc. Diese werden dann ggfs. von der Rettungsleitstelle mit zum Einsatz hinzu alarmiert, um die Zeit bis zum Eintreffen des RD zu überbrücken. Einige Einheiten sind dabei als Bereitschaftsdienst organisiert, deren bereitschaftshabende Mitglieder sich nur innerhalb eines bestimmten Radius aufhalten dürfen und eigene Einsatzfahrzeuge mitführen. Andernorts werden alle FR Kräfte alarmiert (in der Hoffnung, dass genügend Kräfte einsatzbereit und zeitnah verfügbar sind) und steuern dann einen zentralen Punkt an, wo ein Einsatzfahrzeug besetzt wird (z.B. Feuerwache). Wieder andere haben die medizinische Ausrüstung zu Hause und fahren mit dem Privat-Pkw zur Einsatzstelle (ohne Wegerechte).
Letztendlich kommt es wohl darauf an, was es vor Ort bei Dir gibt. Zumal es nicht sinnvoll ist, in eine Rettungsorganisation einzutreten, die viele Kilometer weit entfernt liegt. Da wäre die Anfahrt zur Wache/Unterkunft/Rettungsstation im Einsatzfall zu lang.
Sofern es keine FR Einheit in Deiner Nähe gibt, würde ich es, wenn Du Interesse an der medizinischen Seite hast, bei den örtlichen Hilfsorganisationen versuchen (DRK, ASB, JUH, MHD, DLRG etc.). Dort kannst Du dann, je nach Interesse und Ausbildung, im Sanitätsdienst oder in den Einsatzeinheiten eingesetzt werden. Such am besten Mal im Internet unter Deiner Stadt oder Deinen Landkreis sowie mit den Stichworten "BHP 25" und "BHP 50" oder "MANV" - das sind die Einheiten, die bei einem "Massenanfall von Verletzten" den RD unterstützen. Diese Gruppen werden oft von den gängigen HiOrgs gestellt - manchmal nur von einer (z.B. DRK), manchmal auch in Kooperation von mehreren.
Manchmal gibt es auch beim THW FR-Einheiten.
Ansonsten würde sich natürlich jede ehrenamtliche Hilfsorganisation über Deine Mitarbeit freuen.
Auch Feuerwehren nehmen sehr gerne Kräfte mit medizinischer Erfahrung (Sanitäter, Rettunssanitäter, Rettungsassistenten, Notfallsanitäter) auf oder lasse eigene Kräfte in diesem Bereich fortbilden. Dadurch können die eigenen Kräfte bei Einsatz und Dienst abgesichert werden und zudem bei einem Einsatz die Zeit bis zum Eintreffen des RD sinnvoll mit geschultem Personal überbrückt werden. Hauptaufgabe wäre dann aber natürlich der "normale" Feuerwehrdienst.
Hallo,
Ich bin beim Wiener Roten Kreuz ist zwar in Österreich aber ich denke das ist eh nicht so unterschiedlich also bei uns ist das alles so:
1: Ja hat man es gibt die normalen Dienste die man fahren kann also halt je nach können/lust und laune RTW oder KTW und eben die "Ambulanzen" wo man den Sanitätsdienst auf großen Veranstaltungen macht.
2: Nein im Rettungswesen ist es so das man die gesamte Bereitschaft auf der Wache verbringt da man in gewissen Fällen natürlich jede Sekunde zählt!
3: Siehe 2 also nein da du dort auf der Wache und eben Dienste nur in der Freizeit fahren kannst. Außer natürlich du bist beim Katastophen Hilfs Dienst der Arbeitet ja zu 90% auf Freiwilligen die halt immer Bereitschaft haben und sollte was kommen wirst du zumindestens bei uns befreit.
4: Erledigt sich eben auch.
5: Das weiß ich leider nicht aber ich glaube die sind damit dann so mehr oder weniger Privat unterwegs. Bei uns in Österreich funktioniert das ganze mit einer App und den Feuerwehren und Polizei. Sollte nun jemand einen Herzinfakt haben und sich AUSGEBILDETE Rettungssanitäter in der Nähe befinden bekommen sie über eine Smartphone App eine Benachrichtigung und dürfen nur zu Fuß hin. Automatisch wird Feuerwehr und Polizei mitalamiert um zu hoffen das einer der 4 Möglichkeiten so schnell da ist wie möglich.
6: In Österreich ja weil man eben kein Extra Equipment bzw Uniform und so tragen muss.
Hoffe ich konnte dir trotzdem Helfen!
Hallo PvtArrowhead,
ich find es einfach prima, dass Du Dich ehrenamtlich in der Notfallrettung einbringen möchtest. Zu Deiner diesbezüglichen Frage sind schon sehr gute Antworten eingegangen. Besonders die ausführliche Antwort von 26sammy112 hat eigentlich die wichtigsten Hinweise gegeben. Nehm doch einfach Verbindung zu einem Ortsverein, evtl. mit einer Schnelleinsatzgruppe o.ä bzw. direkt mit dem zuständigen Kreisverband auf, wo Dir konkret und aus eigenen Erfahrungen eine fundierte Beratung zuteil wird. Jedenfalls ist es hervorragend, wenn sich junge Menschensolchen Aufgaben widmen wollen. Dir sollte aber auch klar sein, dass auch hier ein immenses Lernpensum und praktisches Üben notwendig ist. Das kostet nicht nur dem Auszubildenden Kraft und Zeit, sondern auch der Organisation, den Ausbildern und allen Beteiligten. Also bitte keine "jein-Sager", sondern wenn, dann richtig. Viel Erfolg dabei!
Vielen Dank für deine ausführliche Antwort! Schule behält selbstverständlich Vorrang, ich möchte aber dennoch irgendwie nützlich machen und etwas zurückgeben. Am interessantesten klang für mich eben dieses FR-System, wobei ich eben auch nicht weiß, in wie fern das als 18-jähriger umsetzbar ist, auch von seiten der Rettungsdienste her. Kannst du mir, vielleicht auch erfahrungsgemäß, irgendetwas bevorzugt empfehlen?