Dürfen Auszubildende Minusstunden machen?
Hallo, Ich bin Azubi im 3. Lehrjahr als Fachkraft Agrarservice und arbeite seit heute mir Minusstunden an. Mein Chef möchte nicht, dass ich zur Arbeit erscheine, weil seines Erachtens nicht genug Arbeit ist, obwohl fast alle außer ich in der Firma wieder tätig bin. Jetzt habe ich zwar noch 10 Urlaubstage, aber darf er mir die als Lehrling einfach abziehen. Darf ich als Lehrling überhaupt Minusstunden machen? Gibt es nicht sowas wie eine Ausbildungspflicht? Dankeschön!
4 Antworten
Wenn Auszubildenden Minusstunden aufgeschrieben werden, ist das in der Regel nicht rechtens. Auch hier gilt laut Berufsbildungsgesetz: Azubis sind keine normalen Arbeitnehmer - sie sind im Betrieb um zu lernen. Sie haben ein Recht darauf, ihre tägliche Arbeitszeit auch im Betrieb zu verbringen.
Werden sie also zum Beispiel nach Hause geschickt, weil wenig los ist, ist dies als eine bezahlte Freistellung zu werten, und es entstehen keine Minusstunden. So steht es auch im Berufsbildungsgesetz § 19: Entfällt die Ausbildung, ohne dass der Azubi etwas dafür kann, dürfen ihm keine Minusstunden anrechnet werden! (Quelle: www.azubi-azubine.de)
Natürlich dürfen Minusstunden auch nicht mit dem gesetzlichen Erholungsurlaub verrechnet werden.
Ich ergänze: Es gäbe auch noch die Möglichkeit, dem Azubi in den fraglichen Zeiten einen geeigneten Platz im Büro anzubieten, wo er dann seine theoretischen Ausbildungsinhalte vervollkommnen kann.
Wenn der AG für Dich keine Arbeit hat, obwohl Du arbeiten möchtest, kann er Dir keine Minusstunden schreiben.
"Keine Arbeit" ist Betriebsrisiko des AG und nicht Deines. Nach § 615 BGB befindet der AG sich in Annahmeverzug. Er muss Dich bezahlen als hättest Du gearbeitet. Minusstunden, Nacharbeit oder gar Urlaubsabzug (auf die Idee kommen manche findigen AG auch) geht daher überhaupt nicht.
Gerne
Du solltest ganz dringend mit Deinem Berufsschullehrer reden. Die kennen sich da aus, was Du machen kannst oder er redet selbst mit Deinem Chef.
Minusstunden kannst Du auf keinen Fall erwirtschaften, denn Dein Chef muss Dir Arbeit geben. Ist keine vorhanden, so ist das nicht Dein Problem.
Generell darf niemand Minusstunden machen, dein Chef ist dazu verpflichtet, dein Stundenkonto ausgeglichen zu halten. So wars bei uns damals, jedenfalls. Das ist eig keine Ausrede "zu wenig Arbeit"
Danke!