Dürfen Anwälte entscheiden, ob sie den Kunden verteidigen?

gogwatch  10.07.2021, 19:08

wann und wo ist denn dieser tödliche "unfall" passiert ? ich habe die nachrichten durchgesehen und (noch) nichts davon gesehen. hatte der polizist zur tatzeit dienstschluss ?

LecNug 
Beitragsersteller
 10.07.2021, 19:11

Ist schon länger her, aber habe mir wieder ein Video dazu angesehen und habe mich das dann dort gefragt. Finden tut man es wenn man folgendes googelt:

Peter G. Polizist

gogwatch  10.07.2021, 19:26

was ist aus den gerichtsprozessen bisher geworden? der hat bisher nur 14monate freiheitsstrafe bekommen. steht in seiner patientakte, daß er zur tatzeit alkoholisiert war ?

LecNug 
Beitragsersteller
 10.07.2021, 19:30

14 Monate auf Bewährung, wie du sagtest. Die Familie ist in Berufung gegangen, aber soweit ich weiß hat sich bisher nichts geändert.Ich weiß leider nicht, ob das in seiner Akte ist

gogwatch  10.07.2021, 19:37

ist das nicht ungerecht? andere raser die unbeabsichtigt leute totgefahren haben, wurden wegen "mordes" verurteilt, der polizist bekommt dafür aber nur 14monate.

LecNug 
Beitragsersteller
 10.07.2021, 19:50

Sehe ich genauso. Fahrlässige Tötung und dann nur 14 Monate auf Bewährung. Ich hätte zumindest mit einer 3 Jährigen Freiheitsstrafe oder ähnlichem gerechnet.

13 Antworten

Ja, Anwälte dürfen sich das natürlich aussuchen und auch Mandate ablehnen bzw. beenden.

Allerdings funktioniert unser Rechtssystem eben nur dann, wenn auch die Interessen eines schuldigen Angeklagten vor Gericht vertreten und verteidigt werden. Schließlich ist die Staatsanwaltschaft verpflichtet, die Schuld eindeutig nachzuweisen. Und das Gericht muss dann im Rahmen des Gesetzes anhand der vorgebrachten Beweise entscheiden, wie groß die Schuld des Angeklagten nun wirklich war. Damit beides sauber und ordentlich passiert, braucht es jemanden, der darauf achtet - und das ist dann eben der Anwalt des Angeklagten.

Somit ist die Aussage dieses Anwalts auch erst mal völlig richtig - unschuldig bis zum Beweis der Schuld eben, das Grundprinzip des Strafrechts!

LecNug 
Beitragsersteller
 10.07.2021, 18:59

Ja, das stimmt. Gegen Ende des Verfahrens war aber jedem 100%ig bewusst, dass der Polizist vollkommen schuldig war. Er ist nachweislich in der Innenstadt mit 136 km/h gefahren und hatte 1,1 pro Mille. Wenn die Fakten klar sind, warum sollte der Anwalt dann nicht die Zusammenarbeit beenden? Wird dann die Arbeit geringer entlohnt?

HappyMe1984  10.07.2021, 19:12
@LecNug

Selbst, wenn die Fakten absolut eindeutig sind - in einem Gerichtsverfahren geht es am Ende ja immer noch darum, über das Strafmaß zu entscheiden. Lies mal ein paar Gesetze im Strafgesetzbuch - da steht immer eine Spanne zur Strafe drin, ein "von... bis zu". In diesem Rahmen muss das Gericht dann eine Strafe verhängen. Und auch hier ist wieder der Anwalt des Angeklagten dessen Vertreter, der darauf achtet, dass diese Strafe nicht zu hoch im Verhältnis zur Tat ausfällt. Sprich, auch an diesem Punkt wäre es nicht im Sinne unseres Rechtssystems, wenn der Anwalt einfach hinwirft. Und genau diese Einstellung vertreten Anwälte im Strafrecht auch in aller Regel.

HappyMe1984  10.07.2021, 19:17
@LecNug

Übrigens, sehr gut erklärt das auch Ferdinand von Schirach in seinen Büchern, in denen er Fälle aus seiner Arbeit als Strafverteidiger erzählt. Wenn dich dieses Thema mehr interessiert und bewegt, würde ich dir also sehr dazu raten, diese Bücher mal zu lesen! Sind auch echt gut, spannend und kurzweilig geschrieben, also auch sehr unterhaltsam, nicht nur lehrreich :).

ja natürlich, nur wenn der anwalt die aufgabe des verteidigens übernimmt, muss er auch im interesse des klienten ("kunden") handeln, damit der kunde den fall gewinnt, dann darf der nicht während des verteidigens auf einmal sagen sein klient habe unrecht. sonst würde der anwalt gegen seine pflicht der verteidigung verstoßen, falls er denn bereits als verteidiger tätig ist.

eine andere sache ist, wenn der anwalt noch nicht als verteidiger für den betroffenen klienten tätig ist, dann kann der anwalt wenn er der ansicht ist, dass der klient nicht im recht ist, die verteidigung auch einfach ablehnen. die polizei kann dem anwalt viel probleme machen, deshlab will der sich natürlich nicht mit der polizei anlegen und würde dann ein solche offensichtliche falschbehauptung machen, dass der polizist der betrunken die frau totgefahren hat, keine schuld habe, der einfach bürger ist dann wie immer der verlierer. recht haben und recht bekommen sind immer zwei verschiedene dinge in diesem land.

ratsam wäre einen anwalt aufzusuchen der bereits erfolgreich gegen die polizei klagen gewonnen hat vor gericht.

Natürlich dürfen sie und nein, warum sollte der dadurch geschädigt werden? Wen er so einen Fall gewinnt oder sich da gut „repräsentiert“, macht es da eigentlich das komplette Gegenteil nämlich vmtl. neue Klienten anlocken

Mohn2021  10.07.2021, 19:00

Sorry, wollte Hilfreich klicken und dicker Daumen erwischte auf kleinem Display das falsche!|

Du hast absolut recht!

Natürlich dürfen sie das. Ausnahme wäre, dass sie zum Pflichtverteidiger bestellt worden sind. Was in der Realität nicht gegen ihren Willen vorkommt.

Ein Anwalt darf sich seinen Mandanten meistens aussuchen.
Wenn er dann einen Mandanten hat, muss er diesen Verteidigen. Wenn Also die Frau seine Mandantin ist, kann jetzt nicht sagen: Die Frau ist Schuld. Und andersrum. Egal wie die Faktenlage aussieht. Aber den Anwalt stört dies am allerwenigsten. Dafür bezahlt man ihn ja schließlich die Stunde.

Manchmal muss er jedoch auch Mandanten, wenn diese nicht zahlungsfähig sind aufnehmen. Das wird dann soweit ich weiß sozusagen ausgelost.