Die Ausnahme bestätigt die Regel, stellten schlecht?
Das Sprichwort befremdet mich. Sollte die Ausnahme die Regel nicht in Frage stellen? Handelt es sich lediglich um eine rethorische Schellmerei, die eigentlich auf die Frage warum, keine Antwort hat. Warum soll dieser Schluss gültig sein? Welche Norm steht dahinter? Warum macht eine Ausnahme die Regel "glaubwürdiger"?
11 Antworten
Du verstehst die Aussage falsch. Es ist nicht so, dass jemand eine allgemeingültige Regel aufstellt und dann ein Fall auftritt, der diese widerlegt. In diesem Fall würde es der Regel tatsächlich widersprechen.
Der Spruch sagt vielmehr folgendes. Jemand sagt, dass für etwas eine Regel gilt, mit Ausnahme von XY. Die Tatsache, dass in vorhersehbaren Situationen die Regel nicht gilt, spricht für das Vorhandensein einer Regel.
Ein Beispiel: Geschäfte haben jeden Tag geöffnet, mit Ausnahme des Sonntags. Die Tatsache, dass Geschäfte an einem Sonntag geschlossen sind spricht also dafür, dass die Öffnungszeiten von Geschäften nicht zufällig sind (sonst wären sie auch mal am Sonntag geöffnet), sondern einer Regel folgen.
(Im Grunde müsste es aber nicht die von uns erwähnte Regel sein. Ausnahmen schließen lediglich Zufälligkeiten aus und erhöhen die Wahrscheinlichkeit für Regeln im Allgemeinen).
Ausnahmen schließen aber Zufälligkeiten aus. Warum haben denn Geschäfte sonntags nicht geöffnet? Das kann kein Zufall sein, also müssen die Öffnungszeiten einer gewissen Regel folgen (was sie auch tun; es gibt einen Grund warum Geschäfte sonntags nicht geöffnet sind).
Die schließt schon mal die Möglichkeit aus, dass die Öffnungszeiten willkürlich sind. Gäbe es 4 Möglichkeiten: Willkür, Regel A, Regel B und Regel C mit bestimmten Wahrscheinlichkeiten, so führt der Ausschluss von Willkür automatisch zu einer erhöhten Wahrscheinlichkeit der Regel A, B und C. Wenn wir also von Regel A ausgehen erhöht die Ausnahme dessen Wahrscheinlichkeit.
Du verstehst den Spruch immer noch falsch. Es geht nicht um Ausnahmen der Regel, sondern die Ausnahme führt zur Erkenntnis, dass eine Regel vorhanden sein muss, welche eine Ausnahme aufweist. Ausnahmen sind das Negativbild der Regeln.
Also ich geh da einfach nicht mit. Warum haben Geschäfte Sonntags geöffnet. Zum einen kann das Zufall sein, zu anderen gibt es vielleicht einfach eine genauere Regel, nämlich dass das Geschäft eben genaue Öffnungszeiten hat. Damit ist die ursprüngliche schlechterdings unrichtig. Man müsste sie ändern und sie nicht weiter reiten.
Zitieren wir doch mal Cicero, von dem angeblich dieser Aussprach stammt, als er Lucius Cornelius Balbus verteidigte:
"exceptio probat regulam in casibus non exceptis"
Die Ausnahme bestätigt die Regel in den nicht-ausgenommenen Fällen.
https://www.wikiwand.com/en/Exception_that_proves_the_rule
Wir betrachten die Regel: "Geschäfte sind in Deutschland jeden Tag geöffnet, außer am Sonntag." Die Regel lautet also, dass jeden Tag die Geschäfte geöffnet sind, außer in den ausgenommenen Fällen, also gilt sie am Sonntag nicht.
Was er damit ausdrücken wollte ist, dass wenn es eine Ausnahme gibt es auch eine Regel geben muss, für welche diese Ausnahme gilt. Wenn also Geschäfte am Sonntag nicht geöffnet sein dürfen, dann muss es die Regel geben, dass sie es eben an anderen Tag doch dürfen.
Ohne Regel keine Ausnahme. Das Vorliegen einer Ausnahme beweist das Vorhandensein einer Regel, da die Regel erst die Existenz einer Ausnahme möglich macht.
Es gibt keine Regeln, deswegen auch keine Ausnahmen. Das vorweg!
Wenn du Menschen davon abhalten willst, deine Regel nicht zu befolgen, dann musst du eine Spruch implementieren, der genau dem widerspricht.
Also sagst du, ich stelle folgende Regel auf: Was ich sage ist immer richtig!
Sollte sich dein Gesagtes dann in Zukunft widersprechen, dann kannst du darauf verweisen, das Ausnahmen deiner Regel, die Regel selbst bestätigen.
Das ist purer Nonsens, aber die Leute glauben es!
Es gibt weder Regeln, noch Ausnahmen. Es gibt nur das Jetzt! Verstehst du, du hast es mit Manipulation deines denkenden Verstandes zu tun!
OooooOKaaaaayyyyy
Danke für die Frage! Deine Einwände sind berechtigt, wobei leider ,,stellten schlecht" eine unklare Aussage ist.
Dieser Satz ist aus dem Lateinischen über die englische Sprache zu uns gekommen; wobei ein Übersetzungsfehler passiert ist.
Latein: Exceptio probat regulam, übersetzt: Die Ausnahme ,,prüft" die Regel.
Englisch: Exception proves the rule, übersetzt: Die Ausnahme ,,beweist" die Regel.
und das ist anschließend in Deutsch übersetzt.
Der lateinische Ausspruch heißt vollständiger in unterschiedlichen Fassungen:
exceptio confirmat regulam in casibus non exceptis.
exceptio firmat regulam in casibus non exceptis.
exceptio probat regulam in casibus non exceptis.
Ein Übersetzungsfehler liegt nicht vor, da probare verschiedene Bedeutungen hat und in diesem Fall eine Bedeutung, die ähnlich wie confirmare oder firmare ist, passend ist.
probare:
1) erproben, prüfen, untersuchen
2) als tüchtig/echt anerkennen, gutheißen, billigen, gelten lassen
3) als tüchtig/gut/brauchbar zeigen
4) glaubhaft machen, als wahrscheinlich darlegen, erweisen, beweisen
zu dem Sprichwort verweise ich auf meine Antwort bei:
https://www.gutefrage.net/frage/ausnahmen-bestaetigen-die-regel-was-ist-hiermit-gemeint
Ich habe Deinen Link ausprobiert und einen langen schwer verständlichen Text gefunden.
Meine Antwort beruht auf folgenden Beitrag:
Es sollte heißen: „Die Ausnahme prüft die Regel“
Die Aussage, wonach die Ausnahme die Regel "bestätige", ist natürlich wider-sinnig, denn tatsächlich widerlegt die Ausnahme die Regel; es ist verwunderlich, wie viele gewundene Erklärungen für diesen Nonsense gegeben werden. Diese sind sämtliche falsch! Das lateinische "probare" beschränkte sich ursprünglich eher auf nur "prüfen", und im Laufe der Jahrhunderte hat sich dieser Begriff erweitert um die Bedeutung "beweisen". Die späteren Übersetzer haben dann diese später entstandene Bedeutung verwendet. Richtig sollte es also heissen: "Die Ausnahme prüft die Regel", was bestimmt mehr Sinn ergibt. Die Demi-littrés haben dann die polyglotte Entsprechung von "bestätigt" ins Lateinische zurückübersetzt haben, womit dann verdolmetscht wirklich eindeutig "bestätigt" herauskam. Die Ableitung "Keine Regel ohne Ausnahme" ist ebenfalls barer Unsinn. Es ist eigenartig, weshalb die ganze Welt auf eine Fehlübersetzung hereinfällt und der entstandene Unsinn tagtäglich kolportiert wird.
(Der vorstehende Beitrag stammt von Urs Gassmann)
Dennoch ist für Deine Stellungnahme an Hand der längeren lateinischen Version auch ein gutes Argument zu finden:
exceptio confirmat regulam in casibus non exceptis
Die Erwähnung einer expliziten Ausnahme lässt auf das Vorhandensein einer Regel in den nicht von der Ausnahme betroffenen Fällen schließen.
Beispiel: Aus der Erwähnung eines „verkaufsoffenen Sonntags“, kann darauf geschlossen werden, dass in der Regel an Sonntagen kein Verkauf stattfindet.
Der Beitrag von Urs Grassmann ist nicht stichhaltig, weil er 1. nicht beachtet, daß der Begriff »Regel«, nicht auf eine strikt notwendige Gesetzmäßigkeit beschränkt ist, sondern sich auch auf das, was normalerweise/meistens/gewöhnlich mit einer gewissen Regelmäßigkeit der Fall ist, bezieht und 2. probare in der Bedeutung „glaubhaft machen, als wahrscheinlich darlegen, erweisen, beweisen“ schon verhältnismäßig früh in der lateinischen Sprache vorkommt.
Ich konnte auf die Schnelle dafür zumindest Belege aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. finden.
Marcus Tullius Cicero, Orationes in Verrem 2, 1, 10:
His ego iudicibus non probabo C. Verrem contra leges pecuniam cepisse?
Gaius Iulius Caesar, Commentarii de Bello Gallico 1, 3, 6:
perfacile factu esse illis probat conata perficere, propterea quod ipse suae civitatis imperium obtenturus esset:
Es ist bedauerlich, wie oft der geistige Horizont nur für kurze und oberflächliche Texte mit gängigen Gedanken offengehalten wird, die ein gutes Verstehen anspruchsvoller Sachverhalte nicht ermöglichen, für neue, unbekannte Gedanken dagegen verschlossen wird. Einen ausführlichen gehaltvollen Antworttext, der sich gründlich mit einem Probleme auseinandersetzt, herabzuwürdigen, erzeugt einen schlechten Eindruck.
Du hast heute das Internet gewonnen. Es ist ein Übersetzungsfehler. Das ist gut.
Du hast heute das Internet gewonnen.
Wie meinst Du das?
Es ist ein Übersetzungsfehler.
Es gibt noch so ein Fall. Im Deutschen gibt es einen Spruch: Morgenstund hat Gold im Mund. Wieso soll der Morgen einen Mund haben?
Kommt auch aus dem Leteinischen. Aurora habet Aurum in Ore.
aurora = Morgendänmmerung aurum = Gold Ore von Os = Mund.
Ein Klangwortspiel also.
Die Etymologie der Deutschen Sprichwörter ist oft verwickelt.
ohne regel kann es keine ausnahme geben, die sich von einer regel ausnimmt :)
das ist ein bauernspruch und eher philosophisch zu sehen
Zwischen Bauernspruch und philosophisch klafft aber ein weiter Spalt. Und klar sollte eine Regel keine Ausnahme haben.
Natürlich hat eine Regel immer Ausnahmen, so werden Regeln definiert. Es geht hier nicht um Ausnahmen von der Regel selbst, sondern die Ausnahmen von zufälligen Muster machen es zu einer Regel.
7, 2, 2, 9, 0, 1, 4... folgt keiner Regel. Jede Ziffer hat die gleiche Wahrscheinlichkeit.
2, 6, 8, 6, 4... führt nun Ausnahmen ein. Alle ungeraden Ziffern scheinen ausgenommen zu sein. Diese Ausnahme führt zu der Regel, dass nur gerade Ziffern auftauchen.
Ausnahmen widersprechen also einem zufälligem Muster. Ein nicht-zufälliges Muster folgt einer Regel.
Das hat mit Philosophie nichts zu tun.
Jup, ist auch eine interessante neudefinition von Regel. Und das erscheint mir auch ein wenig durcheinander.
Vor allem die Existenzberechtigung für Regeln ist, dass es Ausnahmen für diese Regeln geben soll. Das ist völlig absurd
Ich weiß auch nicht was das mit den Zahlenreihen soll. Das hat gar nichts damit zu schaffen.
Der Satz besagt einfach dass eine Ausnahme die Regel an sich nicht ungueltig macht.
Z.B. gibt es verkaufsoffenen Sonntag, aber das bedeutet nicht dass diese Ausnahme die Regel, dass Geschaefte Sonntags zu haben, aufhebt.
Eigentlich ist es aber so, dass eine Ausnahme die Regel aufhebt. Dann muss die Regel umformuliert werden.
Zu sagen „alle Geschäfte haben jeden Sonntag geschlossen“ ist falsch, sobald ein Geschäft an einem Sonntag geöffnet hat. Wenn man aber etwas sagt wie „Grundsätzlich und in den meisten Fällen gilt, dass Geschäfte sonntags geschlossen haben“ ist das auch noch richtig wenn ein paar Geschäfte ab und zu am Sonntag geöffnet haben
Ja, und genau wegen dieser langen Formulierung kommt das Sprichwort ins Spiel, das versteht jeder ganz schnell.
Der Spruch ist einfach nur selten dumm.
Du verstehst ihn immer noch nicht...
Ich denke schon. Ich halte ihn nur falsch und auch für gefährlich. Wenn ein Arzt zu mir sagen würde, dass die Ausnahme die Regel bestätigt, hätte ich wohl ein echt schlechtes Gefühl im Bauch.
Ich denke, fass auch ohne die Ausnahme niemand von einer zufälligkeit ausgehen würde. Das ist nicht ganz schlüssig.