Stop Loss setzen?
Hallo,
ich habe mich ein wenig mit Stop-Loss Order beschäftigt, bisher habe ich noch keinen gesetzt aber aber ich will das jetzt unbedingt machen.
Es wird ja empfohlen den Stoppkurs 10-20% unter dem aktuellen Wert zu setzen.
Wie oft sollte man den Kurs aktualisieren? Z.B. hat meine Amazon-Aktie ja durch die guten Zahlen 4% zugenommen, sollte man da noch am gleichen Tag den Stoppkurs aktualisieren? Das wird ja, wenn man viele Aktien hat, irgendwann ziemlich aufwändig.
Gibts da sinnvolle Expertentipps?
Und was passiert eigentlich, wenn man z.B. auf die Facebook-Aktie einen Stoppkurs bei 10% unter aktuellem Kurs gesetzt hat und dieser fällt dann aber nachbörslich um 20%?
7 Antworten
Hallo,
von pauschal gesetzten Stop-Loss Orders halte ich nicht viel, denn dadurch können sehr kurzfristige Kursausschläge dafür sorgen, dass die Aktie rausfliegt. Ratsam wäre eher an Charttechnischen Punkten mögliche Limits zu setzten. Es kommt halt immer auf Deine Strategie an. Wenn man langfristig von einem Wert überzeugt ist, dann kann man einen kurzfristigen Dämpfer auch aushalten.
Viele argumentieren, dass man zu günstigeren Kursen wieder einsteigen kann, wenn ein Stop-Limit gezogen hat, aber in der Realität ist es bei Privatanlegern meist so, dass einem der Wiedereinstieg schwer fällt, wenn man in einer Aktie einen Verlust realisiert hat oder ein kurzfristiger schneller Rückschlag stattgefunden hat und somit ist man bei der möglichen Erholung nicht dabei. Gleiches gilt für Intradayausschläge, wenn der Stop-Loss greift, hat man meist nicht die Zeit sofort wieder einzusteigen und ist bei der möglichen Gegenbewegung dann nicht mehr dabei. In dem Fall sollte man sich eh fragen, warum sollte man sofort wieder einsteigen, wenn man doch zu dem Kurs bereit war zu verkaufen, also ist der Gedanke an einen erneuten Kauf abwegig, denn andernfalls hätte man sich das Limit auch sparen können.
Wie Du schon sagst, kann es mühsam werden ständig die Limits nachzuziehen, deshalb, wenn Stop-Loss in Deine Strategie passt, dann lieber Trailing-Stop-Loss.
Wichtig ist zu wissen, wie ein normales Stop-Loss-Limit funktioniert. Ist das Stop-Niveau erreicht, wird die Order zu einer Bestens-Order. Ist dies bei einem sehr liquiden Wert intraday der Fall, ist der Verkaufskurs meist sehr nahe am Stop-Limit-Kurs. In Deinem Beispiel mit Facebook ist es aber so, dass der Kurs deutlich unter Dein Stop-Limit gefallen ist. Da dies nachbörslich passiert ist, greift am nächsten Tag Dein Stop-Limit bei 10% unterm letzten Kurs, aber der Verkaufskurs ist dann im Bereich des ersten Handelskurses, also nochmal 10% tiefer. Somit hat Dein 10% Stop-Limit gar nichts gebracht.
Bei stark schwankenden Börsen oder Einzelwerten sind Stop-Loss-Limits also eher ein Risiko. Bei langfristigen negativen Börsen kann man diese Limits durchaus setzten, allerdings stellt sich dann die Frage, warum man nicht gleich verkauft.
Ich hoffe, dass ich Dir etwas weiterhelfen konnte.
Die Erfahrung sagt, dass Stop-Loss-Aufträge das, was sie bewirken sollen, nicht bewirken und langfristig ausgesprochen kontraproduktiv sind.
Man verkauft dann ausgerechnet auf oft recht temporäre, langfristig aber unwichtige Ereignisse. Oft auch im Urlaub und hat nach dem urlaub statt 5 % Gewinn 20 % Verlust realisiert und die sehr gute Aktie nicht mehr im Portfolio.
Wenn du Aktien mit Gewinn hast, überlege dir, ob vielleicht deine Strategie gut ist. Ob sie gut ist, erkennst du , wenn du dein Ergebnis mit dem eines durchschnittlichen Fonds vergleichst. Wenn sie nicht gut ist, kaufe lieber einen guten Fonds. Wenn sie gut ist, solltest du die Strategie nicht durch Stop-lpss-Orders, an denen langfristig nur die Bank verdient und die natürlich taktisch sind kaputt machen lassen.
Verkaufe lieber schlechte Aktien und tausche sie gegen gut laufende, also welche aus der Kategorie, mit der du gute Ergebnisse erzielt hast. Taktik hat in der Strategie nichts zu suchen.
Es gibt die hübsche Weisheit "Verluste begrenzen, Gewinne laufen lassen". Mit dieser Begründung sollen harmlose Privatanleger dann Stop-Loss Aufträge setzten, um genau ersteres zu erreichen. Damit man nicht ständig bei Kurssteigerungen die Aufträge anpassen muss, gibt es auch Trailing Stop-Loss Orders. Soweit die Theorie.
In der Praxis haben wir verschiedene Chaos Monkeys in freier Wildbahn (Trump allen voran), die gerne mal für Kursturbulenzen sorgen. Twitter, Facebook und ein paar andere schaffen das auch alleine. Daher kann es durchaus zu Kursrückschlägen kommen. Das war ein Stück Praxis.
Ob eine Stop-Loss-Order ausgeführt wird, hängt von der jeweiligen Börse ab, an der Du den Auftrag aufgibst. Passiert das also bei Xetra, so ist ein nachbörslicher Rückgang unter Deinen Stop-Loss-Wert irrelevant, solange der Eröffnungskurs am nächsten Tag wieder darüber liegt. Stop-Loss und andere Orders werden nur zu den jeweiligen Börsenzeiten ausgeführt. "Direkthandel" bzw. L&S, Quotrix oder Tradegate handeln mit erweiterten Zeiten.
Noch ein Postulat: harmlose Privatanleger können IMHO eigentlich nur langfristig investieren, d.h. Kursrückgänge von Aktien, die weiterhin für langfristig interessant gehalten werden, nutzt man vielleicht eher, um ein Rebalancing durch Nachkaufen durchzuführen. Stop-Loss-Werte setzt man, um wirklich bedrängliche Situationen zu vermeiden, d.h. übermäßige Verluste durch unvorhergesehene Zwischenfälle. Man kann Stop-Loss-Marken jedoch auch mental setzen, um eine Überprüfung eines Werts nochmal durchzuführen.
Ich setze generelle Trailing-Stop-Loss-Orders bei Aktien (je nach Aktie bei einem Wert, den ich als unakzeptabel im Hinblick auf meine Zukunftseinschätzung betrachte) und Short-ETFs (diese sind ggf. etwas erratisch, daher muss man aufpassen), sowie Hebelprodukten (das ist eher kurzfristige Spekulation). Die Hoffnung ist hier, dass Trailing Stop Loss Orders irgendwann über den Einstandskurs getragen werden, so dass selbst bei einem Verkauf kein Verlust entsteht. Bei Long--ETFs und Fonds setze ich mentale Stop-Losses, da diese bei einer Fondsbank liegen, die keine solchen Orders unterstützt, jedoch auch, da eine gewisse Volatilität zum Geschäft gehört. Wenn ein Afrika oder Russia Fonds mal 20% verliert, kann er auch mal um 30% steigen. Daher: die langfristige Einschätzung ist wesentlich für die Entscheidung ob Nachkaufen für ein Rebalancing oder Verkauf und Ersetzen durch eine andere Position.
Im Rückblick würde ich sagen, dass falsch gesetzte Stop-Loss-Marken eher in die Kategorie "Hin und Her macht Taschen leer" fallen, als wirklich nützlich sind. Sie suggerieren Sicherheit, aber wenn man nur die Verlustbringer mit Verlusten verkauft, dann akkumuliert man Verluste und nimmt keine Gewinne mit? Auch Unsinn. Man sollte Werte in Bezug auf ihre Zukunftseinschätzung im Auge behalten.
Facebook? Wer Facebook bei 25 USD gekauft hat, ist immer noch heftig im Plus. Ich denke, dass Facebook irgendwann wieder steigt und die Delle wett macht. Geduld. Das ist eine Marktmacht, um nicht zu sagen, ein Monopol.
Sino Forest? Da gab es auch einen Absturz und die Zukunftsperspektive wurde ebenso wie die Vergangenheit fragwürdig. Dort nimmt man schnell die Finger raus.
Eine gute Investmentstrategie muss auch bei jedem Kauf die Frage beinhalten "Warum will ich kaufen und wann würde ich diese Position wieder verkaufen wollen?" - in Bezug auf Gewinne wie Verluste. Was ist Deine Zukunftserwartung und wie überprüfst Du regelmäßig, ob die Aktie/der ETF/der Fonds diesen Erwartungen noch genügt?
Und was passiert eigentlich, wenn man z.B. auf die Facebook-Aktie einen Stoppkurs bei 10% unter aktuellem Kurs gesetzt hat und dieser fällt dann aber nachbörslich um 20%?
Dann könnte es - theoretisch sein - dass Dein Stopp-Loss-Order genau zu diesen 20 % Verlust führt. Der Verkaufsauftrag wird zum nächsten gehandelten Kurs ausgeführt, nachdem der gesetzte Stoppkurs unterschritten wurde.
Wie oft sollte man den Kurs aktualisieren?
Jeden Tag, wenn die Aktualisierung nichts kostet;-) Oder einmal im Monat.
Wenn man ruhiger mit einer pflegeleichten Geldanlage leben will, ist ein guter Fonds sicher die bessere Wahl als eine oder einige Aktien. Zur Absicherung setzt man dann das Stop & Go Professional®System (s. www.kleinanleger.info) ein. Die Stop- und Go-Orders werden in % gesetzt und sind somit gleitend. Für die zweite notwendige Bedingung für die Auslösung eines Verkaufs bzw. Kaufs kann man sich für die 38-, 90- oder 138-Tage-Linie entscheiden.