Ein altes, sparsames Auto lange fahren und anfallende Reparaturen investieren oder lieber öfter jüngere Gebrauchte kaufen und regelmäßig wechseln, Erfahrungen?
Wer hat bei diesem durchaus kostenrelevanten Thema für sich den heiligen Auto-Kral gefunden? Ich fahre einen Opel Astra G, Benziner (16 Jahre alt, dank Vollverzinkung kein Rost), der durch einen moderaten Spritverbrauch (echte 5,9-6 Liter) und ganz neuen TÜV eigentlich noch eine Weile mitmachen würde. Aber man steckt halt bei diesem Alter nicht drin was überraschende Reparaturen angeht.
Wie sind eure Autoerfahrungen zum Thema? Altes Auto weiter fahren oder regelmäßig wechseln?
4 Antworten
Niemand kann in die Zukunft sehen. Du kannst zwar hier die verschiedensten Meinungen lesen, aber entscheiden musst Du trotzdem selbst. Und das Risiko nimmt Dir eh keiner ab.
Ich befasse mich beruflich mit Risk-Management. Deshalb sehe ich das Ganze so:
- entweder Du fährst Dein altes Auto weiter. Dann lebst Du ständig in dem Risiko, dass kleine (meist nervige) Reparaturen anstehen - oder eine große, die sich wirtschaftlich einfach nicht mehr lohnt, weil sie 50% des Zeitwertes Deines Autos übersteigt. Wenn Du mit diesem Risiko leben kannst, tu das. Es ist die preiswerteste, aber eben auch nervige Variante. Doch spätestens dann, wenn die erwarteten Reparaturkosten 50% des Restwertes erreichen, solltest Du endlich die Reißleine ziehen und die Herrschaften vom Schrottplatz anrufen ...
- oder: Du kaufst jetzt (oder irgendwann später) ein neues Auto (oder ein fast neues) und hast durch die Hersteller- oder Händlergarantie die Sicherheit, dass vorerst keine Reparaturkosten auf Dich zukommen. Dann lebst Du mit sehr viel weniger Risiko - denn das "Risiko" ist ja eigentlich schon eingetreten: Du hast den Preis für die vielen drohenden Kleinreparaturen quasi vorweg bezahlt und dem Händler einen Haufen Geld auf den Tisch gelegt.
Soll heißen:
Entweder Du zahlst jetzt mit Sicherheit viel Geld - oder Du zahlst es später, zu ungewissen Zeitpunkten, in Raten ab. Geld kostet es Dich immer - entweder viel Geld auf einmal und Du bestimmst, wann - oder viele kleine Beträge im Laufe der Zeit zu oft unpassenden Zeitpunkten.
So - und noch noch eine Story aus dem Nähkästchen: Ich fahre seit 37 Jahren Auto. Ich hatte sechs Neuwagen - und dreiunddreißig Gebrauchte (ich hoffe, ich habe mich nicht verzählt). Das hat damit zu tun, dass wir viel Auto fahren (es gab ein Jahr, da waren es mehr als achtzigtausend Kilometer) und deshalb in der Familie seit vielen Jahren zwei bis drei Fahrzeuge gleichzeitig benötigen; derzeit sind es bei drei Kindern mit Führerschein sogar vier Autos..
Unsere Erfahrungen:
1. Kaufe ein neues oder ein neuwertiges Auto mit Garantie - aber nimm ein kleines! Je größer und komfortabler die Autos, desto mehr Schnickschnack ist eingebaut. Das lohnt sich für Hersteller und Händler, aber nicht für Dich! Sei nicht traurig, wenn Du entdeckst, dass Dein Auto nur am allerersten Tag ein Neuwagen ist. Danach ist es ein Gebrauchter. Akzeptiere das und pflege Dein Auto, bis es irgendwann auseinanderfällt (oder bis eine anstehende Reparatur die 50%-Marke seines Restwertes erreicht). Das hat sich im Endeffekt als sehr kostengünstig erwiesen.
2. Aber: Kauf nix auf Pump! Autos und Schuhe sollten einem selbst gehören, sonst geht man das Risiko ein, irgendwann barfuß laufen zu müssen. Das ist unangenehm. Also halte Dich von Banken fern! Die werden nie und nimmer Deine Freunde!
3. Wenn Du Dir kein neues Auto aus Erspartem leisten kannst, nimm lieber ein gebrauchtes. Wird eine plötzliche Reparatur fällig, brauchst Du allerdings noch ein bisschen Kleingeld. Also investiere maximal zwei Drittel Deines liquiden Vermögens in ein Auto - und behalte das letzte Drittel für Reparaturen in eiserner Reserve! Spare gleichzeitig schon für das Nachfolge-Auto an. Auch das hat sich für uns als ein sehr lohnendes Verfahren erwiesen.
4. Verkaufe Dein gebrauchtes Auto nicht leichtfertig - es zahlt Dir eh kaum einer einen fairen Preis dafür. Fahre es, solange es geht. In den ersten zwei bis drei Jahren nach der Erstzulassung ist der Wertvelust immens - da sollte man schon gar nicht verkaufen. In den darauf folgenden fünf bis sechs Jahren hängt der Wertverlsut ganz entscheidend von der Pflege ab. Wurden die Inspektionen erledigt und sehen Lack und Innenraum gepflegt aus, wirst Du es noch zu halbwegs akzeptablen Preisen los. Auch ein hoher Kilometerstand ist da kein Hindernis. Zwei meiner Autos hatten weit über 300.000 km gelaufen, als ich sie abgab (und noch immer einen guten Preis dafür bekam). Ich denke, das Halten und Pflegen eines Gebrauchtwagens trifft Deinen persönlichen Fall am ehesten.
5. Und zu guter Letzt noch ein ehrliches Zugeständnis: Meine teuersten Autos haben mir am meisten Spaß gemacht (Audi 100 Avant, Mercedes 500 SE, VW Multivan, Volvo XC 70, Jaguar XJ 8) - und dabei am meisten Geld verbraten. Das habe ich mir aber gerne gegönnt. Schließlich fahre ich viel - und will dabei auch ein bisschen Spaß haben. Es war mir letztlich die Freude wert. Die billigsten Autos waren weit weniger spaßig, aber im Alltag völlig okay: Audi 80, Opel Astra, Renault Twingo und Mercedes 190 E kosteten im Unterhalt fast nichts und brachten beim Verkauf mehr ein als erhofft.
Viel Glück mit Deinem Astra!
Mit dem von Dir angeschnittenen Thema kann man ganze Herrenabende füllen. Wenn Du das gute Gefühl bei Deinem Opel an der bestandenen TÜV-Prüfung und dem fehlenden Rost festmachst, dann mögen Dir die Erfahrungen anderer Opel-Fahrer erspart bleiben:
Wenn morgen das Lenkrad beim Drehen knarrende Geräusche von sich gibt und Dir der Werkstattmeister den Preis eines neuen Lenkgetriebes nebst Einbau nennt -so einem anderen mir bekannten Opelfahrer passiert-, nähert sich der Reparaturaufwand einem wirtschaftlichen Totalschaden. Gibt es in der Elektrik Störungen, dann lernst Du, das heutzutage nur noch ganze Kabelbäume ausgetauscht werden, mit ähnlichem Ergebnis.
Jüngere Gebrauchtwagen zu kaufen minimiert das Kostenrisiko. Ich persönlich investiere aber lieber in Neuwagen. Ich habe nämlich keine Lust, meine Lebenszeit mit Autoreparaturen zu vergeuden und es gibt für mich interessantere Themen als die Suche nach günstigen Werkstätten oder Reparaturanleitungen. Auch bei Neuwagen kann man ja eine Menge sparen wenn man das Angebot an Tageszulassungen nutzt. Die ersten 5 bis 6 Jahre halten solche Autos dann zumeist ohne größere Reparaturen durch.
Ja klar: Manche tragen auch Opas Latzhose, blinzeln durch Omas Lesebrille, brühen den Teebeutel 4 Mal auf und wechseln die Unterhose nur einmal im Quartal. Die einen nennen so etwas ökonomisch vernünftig und ökölogisch korrekt, ich nenne es knausrig.
Natürlich weiter fahren und eine preiswerte Herstellerunabhängige Werkstatt suchen. Interessant dabei ist, das bei neueren PKW die Hersteller von Ersatzteilen diese meist nicht mehr einzeln anbieten, sondern nur in Sets. Ich brauchte vor Jahren für einen R5 mal einen Kühlerschlauch wg. Marderbiß. Den gab es nur im Set mit 4 Schläuchen für damals 89DM. Drei Schläuche habe ich neu weggeworfen als das Auto Jahre später verschrottet wurde. Als bei meinen Polo TDI bluemotion neulich der Differenzdrucksensor defekt war, wollte VW 140€ + Einbau + MWST. macht 250€. Im Netz fand man den für 35€ anhand der Bosch Ersatzteil-Nr. schnell. Google halb beim auffinden unter der Motorhaube.
Ich persönlich bin kein Freund von Neuwagen, da diese einen abartigen Preisverfall in den ersten 2-3 Jahren haben.
Man kann stattdessen einen Gebrauchten mit entsprechendem Alter für etwa den halben Preis kaufen. Man sollte natürlich vorher das Auto komplett durchchecken lassen und vorzugsweise von gewebrlichen Verkäufern abnehmen.
Wäre ich beruflich nicht mehr oder weniger auf ein KFZ angewiesen würde ich vielleicht gar keins besitzen.
Früher hat man arme Leute, die Neubauwohnung "trockenwohnen" lassen. Heute lässt man bei Autos, dumme oder sozial eingestellte (?) Reiche, welche stets Neuwagen kaufen, den Wertverlust der ersten zwei Jahre wegstecken.