Niemand kann in die Zukunft sehen. Du kannst zwar hier die verschiedensten Meinungen lesen, aber entscheiden musst Du trotzdem selbst. Und das Risiko nimmt Dir eh keiner ab.
Ich befasse mich beruflich mit Risk-Management. Deshalb sehe ich das Ganze so:
- entweder Du fährst Dein altes Auto weiter. Dann lebst Du ständig in dem Risiko, dass kleine (meist nervige) Reparaturen anstehen - oder eine große, die sich wirtschaftlich einfach nicht mehr lohnt, weil sie 50% des Zeitwertes Deines Autos übersteigt. Wenn Du mit diesem Risiko leben kannst, tu das. Es ist die preiswerteste, aber eben auch nervige Variante. Doch spätestens dann, wenn die erwarteten Reparaturkosten 50% des Restwertes erreichen, solltest Du endlich die Reißleine ziehen und die Herrschaften vom Schrottplatz anrufen ...
- oder: Du kaufst jetzt (oder irgendwann später) ein neues Auto (oder ein fast neues) und hast durch die Hersteller- oder Händlergarantie die Sicherheit, dass vorerst keine Reparaturkosten auf Dich zukommen. Dann lebst Du mit sehr viel weniger Risiko - denn das "Risiko" ist ja eigentlich schon eingetreten: Du hast den Preis für die vielen drohenden Kleinreparaturen quasi vorweg bezahlt und dem Händler einen Haufen Geld auf den Tisch gelegt.
Soll heißen:
Entweder Du zahlst jetzt mit Sicherheit viel Geld - oder Du zahlst es später, zu ungewissen Zeitpunkten, in Raten ab. Geld kostet es Dich immer - entweder viel Geld auf einmal und Du bestimmst, wann - oder viele kleine Beträge im Laufe der Zeit zu oft unpassenden Zeitpunkten.
So - und noch noch eine Story aus dem Nähkästchen: Ich fahre seit 37 Jahren Auto. Ich hatte sechs Neuwagen - und dreiunddreißig Gebrauchte (ich hoffe, ich habe mich nicht verzählt). Das hat damit zu tun, dass wir viel Auto fahren (es gab ein Jahr, da waren es mehr als achtzigtausend Kilometer) und deshalb in der Familie seit vielen Jahren zwei bis drei Fahrzeuge gleichzeitig benötigen; derzeit sind es bei drei Kindern mit Führerschein sogar vier Autos..
Unsere Erfahrungen:
1. Kaufe ein neues oder ein neuwertiges Auto mit Garantie - aber nimm ein kleines! Je größer und komfortabler die Autos, desto mehr Schnickschnack ist eingebaut. Das lohnt sich für Hersteller und Händler, aber nicht für Dich! Sei nicht traurig, wenn Du entdeckst, dass Dein Auto nur am allerersten Tag ein Neuwagen ist. Danach ist es ein Gebrauchter. Akzeptiere das und pflege Dein Auto, bis es irgendwann auseinanderfällt (oder bis eine anstehende Reparatur die 50%-Marke seines Restwertes erreicht). Das hat sich im Endeffekt als sehr kostengünstig erwiesen.
2. Aber: Kauf nix auf Pump! Autos und Schuhe sollten einem selbst gehören, sonst geht man das Risiko ein, irgendwann barfuß laufen zu müssen. Das ist unangenehm. Also halte Dich von Banken fern! Die werden nie und nimmer Deine Freunde!
3. Wenn Du Dir kein neues Auto aus Erspartem leisten kannst, nimm lieber ein gebrauchtes. Wird eine plötzliche Reparatur fällig, brauchst Du allerdings noch ein bisschen Kleingeld. Also investiere maximal zwei Drittel Deines liquiden Vermögens in ein Auto - und behalte das letzte Drittel für Reparaturen in eiserner Reserve! Spare gleichzeitig schon für das Nachfolge-Auto an. Auch das hat sich für uns als ein sehr lohnendes Verfahren erwiesen.
4. Verkaufe Dein gebrauchtes Auto nicht leichtfertig - es zahlt Dir eh kaum einer einen fairen Preis dafür. Fahre es, solange es geht. In den ersten zwei bis drei Jahren nach der Erstzulassung ist der Wertvelust immens - da sollte man schon gar nicht verkaufen. In den darauf folgenden fünf bis sechs Jahren hängt der Wertverlsut ganz entscheidend von der Pflege ab. Wurden die Inspektionen erledigt und sehen Lack und Innenraum gepflegt aus, wirst Du es noch zu halbwegs akzeptablen Preisen los. Auch ein hoher Kilometerstand ist da kein Hindernis. Zwei meiner Autos hatten weit über 300.000 km gelaufen, als ich sie abgab (und noch immer einen guten Preis dafür bekam). Ich denke, das Halten und Pflegen eines Gebrauchtwagens trifft Deinen persönlichen Fall am ehesten.
5. Und zu guter Letzt noch ein ehrliches Zugeständnis: Meine teuersten Autos haben mir am meisten Spaß gemacht (Audi 100 Avant, Mercedes 500 SE, VW Multivan, Volvo XC 70, Jaguar XJ 8) - und dabei am meisten Geld verbraten. Das habe ich mir aber gerne gegönnt. Schließlich fahre ich viel - und will dabei auch ein bisschen Spaß haben. Es war mir letztlich die Freude wert. Die billigsten Autos waren weit weniger spaßig, aber im Alltag völlig okay: Audi 80, Opel Astra, Renault Twingo und Mercedes 190 E kosteten im Unterhalt fast nichts und brachten beim Verkauf mehr ein als erhofft.
Viel Glück mit Deinem Astra!