Zu jung geschätzt?
Derzeit wird mein Alter teils diskriminierend falsch eingeschätzt. Wenn ich sage, ich bin 18, schauen viele mich entgeistert an und fragen, ob mir schon mal jemand gesagt hat, dass ich wesentlich jünger aussehe. Unser austauschschüler dachte, ich könne die englischen Zahlen nicht.
Meist werde für 15/16 gehalten, allerdings auch mal für 13 und dann wieder für 21. Diese große Spanne macht mich stutzig. Ich sehe durchschnittlich hübsch aus, bin relativ blass, blond und schminke mich dezent bis mittelstark. Da ich mich so für am hübschesten halte und nicht Tonnen an Lidschatten tragen will oder eine typverfremdende unpassende Haarfarbe wie braun, bin ich mit meinem Aussehen an sich doch zufrieden, teilweise kommt es mir aber vor, dass sich mein Gesicht, mein Körper dagegen schon, kaum Veränderung von sich getragen hat in den letzten Jahren, bis auf ziemlich starke Grübchen.. nicht sehr erwachsen wirkend.
Allerdings nagen diese eindringlichen Fragen bezüglich meines Alters und tuschelnde Arbeitskollegen, die mich mit meinen 1,59 Metern für süß halten, stark an meinem Selbstbewusstsein, denn nicht ernst genommen zu werde oder unterschätzt zu werden, ist kein Kompliment...
Meine eigentliche(n) Frage(n).. könnt ihr Mitmenschen, die wesentlich jünger scheinen, als sie sind, ernst nehmen? Warum spielt das Alter denn eine so große Rolle?
Ich frage überhaupt kaum jemanden, wie alt er ist und wenn, dann sag ich ihm doch nicht, dass er durch starke Geheimratsecken viel älter aussieht oder sonst etwas, aus Rücksicht, nicht beleidigend zu wirken.
Und an die, die in der gleichen Situation sind, wie ich, wie geht ihr damit um? Spielt ihr das runter? Versucht ihr extra älter zu scheinen? Beeinflusst das euer Selbstbewusstsein?
7 Antworten
Also mir ist schon aufgefallen, dass so kleine Blondinen oft viel jünger geschätzt werden. Hab auch ne Freundin, die in etwa so groß ist wie du, blond, vier Jahre älter als ich, die aber oft sogar zwei bis drei Jahre jünger wie ich geschätzt wird. Und bei anderen ist mir das auch schon aufgefallen.
Und meine Freundin hat auch dieses Problem, dass sie von Kollegen als süß bezeichnet wird, was sie auch nicht mag. Da hat sie ein mal Dampf abgelassen, dass sie das nicht haben kann, und seit her ist Ruhe. Man muss sich ja nicht alles bieten lassen.
Ich kenne das und es hat mich nie gestört, bin heute ü40 und werde immernoch viel jünger geschätzt, das ist doch toll! Ich denke es liegt auch an der Größe, denn zierliche Frauen wirken jünger und "niedlich".... Diskriminierend finde ich das gar nicht und wer dich besser kennt weiß wie alt bzw reif du bist, und nur das zählt. Und mein Selbstbewusstsein hat es sogar ordentlich gepusht, da ich mich bei einigen mehr durchsetzen musste um ernst genommen zu werden, das fand ich im Nachhinein sogar positiv.
Also, ich für meinen Teil wollte nie älter aussehen. Ich wurde und werde immer jünger geschätzt und mir hat das noch nie was ausgemacht, im Gegenteil.
Ich finde auch nichts Diskriminierendes daran, man kann es doch richtigstellen, wem es wichtig ist.
Hallo Juliapauline,
Meine eigentliche(n) Frage(n).. könnt ihr Mitmenschen, die wesentlich jünger scheinen, als sie sind, ernst nehmen?
Klare Antwort:ja! Denn wenn genau diese Menschen mich durch das, was sie von sich geben, positiv überraschen, dann spielt das tatsächliche Alter überhaupt keine Rolle für mich. [Ich nehme höchstens Rücksicht auf das tatsächliche Alter.]
Ich habe sowohl privat als auch beruflich sehr viel mit Menschen jeglichen Alters zu tun, und aus meiner bisherigen (Lebens-) Erfahrung heraus, ist das tatsächliche Lebensalter zweitrangig für mich, viel wichtiger ist gegenseitiger Respekt und gegenseitiges "Ernst nehmen". Jedes Alter hat nämlich auch seine Vor- und Nachteile......
Es gibt Menschen, die sind mit 20 schon so unangenehm "alt", dass sie mich (mit gut dem doppelten Alter) langweilen und es gibt auch Menschen, die sind mit 30 bis 40 nicht wirklich jung geblieben, aber das, was sie von sich geben, ist so unangenehm naiv, dass aus meiner Sicht Hopfen und Malz verloren sind.
Ich kenne deine unangenehmen Gefühle bezüglich des "zu jung geschätzt" werden aber nur zu gut aus meiner Jugend bis circa 20, und damals hatte ich da große Probleme mit, denn ich fühlte mich auch oft nicht ernst genommen (blond, dürr, Grübchen und mit 1,69 auch nicht riesig und oft mit "süß" betitelt von Älteren).
Meine Tochter hat vor 2 Jahren mit 18 dasselbe empfunden.
Heute weiß ich, dass es mehr mit genau diesem Alter zu tun hat, weil man da ernst genommen werden will und ohnehin noch in gewissem Sinne "sich selbst finden" muss. Das lässt dann mit den Jahren nach, da wird das tatsächliche Alter unwichtiger und deshalb auch, wie die Leute einen altersmäßig einschätzen.
Fazit: bleib mal so wie du bist, die Selbstsicherheit kommt mit der Zeit und wenn es irgendwie geht, dann verbringe mehr Zeit mit Menschen, denen das tatsächliche Alter unwichtiger ist als du mit all deinen persönlichen Facetten.
Das kannst du einfach aussitzen. Schon in wenigen Jahren wirst du froh sein, nicht für alt gehalten zu werden.
Das einzige nicht diskriminierte Alter liegt ungefähr zwischen 25 und 40. Darunter bist du "klein und ahnungslos", darüber bist du "alt und verkalkt."
Junge Menschen haben weniger Erfahrung und oft auch weniger Ausbildungsgänge als ältere. Deshalb geht man davon aus, dass sie in den meisten Fällen tatsächlich weniger können oder zumindest mehr Anfängerfehler machen.
Alten Menschen unterstellt man im Gegenzug veraltetes Fachwissen und geistige Langsamkeit. Auch das ist meistens völliger Quatsch. Da man aber nicht wieder jünger werden kann, ist es viel schwerer, sich einen Status zu erarbeiten. Man muss immer wieder beweisen, dass man "noch ganz aktuell" ist.
Wenn du die Phase der Jugenddiskriminierung hinter dir hast, wirst du glücklich sein, dass die Phase der Altersdiskriminierung bei dir später einsetzen wird.