Was soll ich studieren? Jura oder Architektur?
Hallo!
Ich brauche eure Meinung.. (es wird lang.. wäre trotzdem dankbar, wenn ihr mir helfen könntet :) )
Ich habe dieses Jahr mein Abitur absolviert und bin am überlegen was ich studieren soll und die Zeit wird langsam knapp. Ich muss mich bis zum 15.Juli bewerben. (Ich habe schon sehr lange darüber den Kopf zerbrochen und kam nicht zu einer Entscheidung, weshalb ich mich an euch wende). Ich weiß, dass die beiden Studienfächer nicht unterschiedlicher sein können, aber ich bin sowohl in Kunst als auch in Jura interessiert. Ich habe auch ein künstlerisches Talent und war sehr gut in Mathe. Auf der anderen Seite bin ich redegewandt und komme sehr gut mit Menschen klar! Ich liebe es zu lesen und könnte mich selbst auch im Jurastudium vorstellen! Ich habe mich mit den beiden Fächern sehr gut auseinander gesetzt und weiß was mich in den beiden Fächern erwartet.
Das Architekturstudium hat zum Einen wenige Klausuren, viele Projekte, welche (nach Erfahrungen von Studenten) zeitraubend und zugleich sehr kostspielig sind! Anscheinend stehen für Architektinnen die Chancen schlecht in der Berufswelt Fuß zu fassen.
Nun zum Jurastudium. Klar, es gibt sehr viele Leute die Jura studieren und man muss schon etwas besonderes sein, um aus der Masse hervorzustechen, aber das ist überall so. Ich weiß auch, was mich im Jurastudium erwartet/ von mir verlangt wird und die größte Herausforderung sind die beiden Staatsexamen und die Noten natürlich!
Wenn das Studium abgeschlossen ist, stehen, nach meiner Meinung nach, für Juraabsolventen eine weitere Tür offen als des einen Architekturabsolventen. Ihr müsst wissen, dass ich aus keiner wohlhabenden Familie komme. Ich werde wahrscheinlich den Höchstbetrag vom BaföG erhalten, damit ihr versteht wie die finanzielle Lage bei mir ausschaut. Ich erzähle euch das, weil das Architekturstudium sehr sehr teuer ist. Nach Architekturstudenten zufolge, geben sie pro Projekt bis zu 500 Euro aus. Wenn auch mehr. Hinzu kommen noch Bücher, Wohnung etc. Natürlich sind andere Studienfächer auch kostspielig und die Bücher im Jurastudium sind auch nicht gerade billig.
Nun, ich habe mir gedacht, dass ich für das WS Architektur studiere und wenn es mir wirklich gar nicht gefällt, wollte ich im SS zu Jura wechseln. (Da das Architekturstudium nur für WS geht, ist das halt schlecht und kann das nicht andersherum machen).
Denkt ihr, dass die Idee schlecht ist oder was haltet ihr vom Ganzen?
Ich entschuldige mich für den langen Text, aber hoffe, dass sich das jmd durchliest und mir weiterhelfen kann. Danke!
10 Antworten
Danke für diese gute Erklärung in deiner Frage :-)
Ich sehe, dass du dir die richtigen Fragen gestellt hast und gut nachgedacht hast. Eine klare Antwort hast du für dich trotzdem noch nicht gefunden und suchst deshalb eine vernünftigen Weg, wie du zu deiner "Bestimmung" finden kannst -> das machst du sehr gut und kann dir nur beipflichten: Ich finde deinen Plan sehr gut!
PS: Schau nicht allzu sehr auf "was ist finanziell die bessere Wahl" oder ähnliches. Das Wichtigste ist, dass du selber in deinem Beruf glücklich wirst. Beide Berufsgruppen haben Potential, glücklich zu werden - für mich aber Architektur klar mehr als Jus!
Ich kenne genug Juristen in meinem Bekanntenkreis, die für den Rest des Lebens in langweilige Berufen hängen geblieben sind, sei es weil sie sich jahraus jahrein mit den Ärgernissen von Scheidungen o.ä. befassen müssen oder weil sie in der öffentlichen Verwaltung im bürokratischen Alltag sinnloser Kontroll- und Bewahrer-Aktionen gefangen sind.... die wenigsten sind wirklich glücklich geworden! Nur wenige werden zu "Stars" und Millionären :-)
Wieso sollte ich dir böse sein, wenn das deine Meinung ist? :-)
Ich selber (weder Architekt, noch Jurist) verdiene gerade so viel, dass ich "gut genug" leben kann, aber zum Sparen bleibt nichts mehr übrig: Ich führe ein recht glückliches Leben!
Ich habe Bekannte, die jedem Cent nacheifern und ihn 100x umdrehen, bevor sie ihn wieder ausgeben. Sie mögen inzwischen einen 6-stelligen Betrag auf ihrem Konto aufgehäuft haben (oder riesige Kredite für grosse Häuser, Autos, Boote, usw. aufgenommen haben): Kaum jemand von denen ist "wirklich" glücklich!
Fazit: Natürlich soll man nicht hungern müssen und auch die Wohnsituation einigermassen in Ordnung sein, man soll sich "Kinder leisten" können etc. Aber das können auch alle meine "armen" Architektur-Kollegen!!!
Ich beziehe mich bei meiner Aussage unter anderem auch auf diesen, sehr heiß, diskutierten Artikel aus Zeit-Online:
"Abschluss Master, Einstiegsgehalt 300 Euro"
Er studierte in Regelstudienzeit Produktdesign, weil das Bafög-Amt ihn zwang. Nach dem Abschluss fand er keinen Job, weil er keine
Berufserfahrung hatte.
http://www.zeit.de/campus/2017-06/produktdesign-einstiegsgehalt-regelstudienzeit berufserfahrung?utm_content=zeitde_redpost_zon_link_sf&utm_campaign=ref&utm_source=facebook_zonaudev_int&utm_term=facebook_zonaudev_int&utm_medium=sm&wt_zmc=sm.int.zonaudev.facebook.ref.zeitde.redpost_zon.link.sf
Bei Euch ist das noch so. Leider sieht es bei den Berufseinsteigern schon ganz, ganz anders aus. Da kann man sich zeitweise kaum noch eine Wohnung leisten. :-/ Und Kinder wird auch immer schwieriger.
Ich sehe das einerseits auch so, daß man als Jurist tausendmal mehr Möglichkeiten und mehr Geld hat (wenn man sich nicht ganz dumm anstellt) als als Architekt.
Als Architekt trägst Du weit mehr Verantwortung für Deine Arbeit und es wird Dir selten dafür gedankt.
Andererseits sind (junge) Architekten, die ich kennenlerne meist humanistisch, gesellschaftlich und küstlerisch fein gebildete, interessante und empfindsame Leute.
Juristen, die ich so kennenlernte, neigten eher dazu, immer Recht haben zu wollen und dementsprechend aus jedem noch so kleinen Ereignis Profit schlagen zu wollen ("Den verklag ich!") - der Berufsalltag polt einen wohl irgendwie so - kurzum, mit einem Juristen möchte eher kaum jemand freiwillig seine Freizeit verbringen, um es mal etwas plakativ zu sagen.
So eine Entscheidung hat also glaub ich weit mehr Folgen als Geld und persönlichen Erfolg...
Jura ist sicher die objektiv "bessere" Wahl, aber Du mußt charakterlich schon sehr auf Dich aufpassen... ;)
Das liest sich nach einem guten Plan!
Viel Erfolg!
Evtl. solltest Du dich -falls Du das noch nicht gemacht hast- mit ein, zwei Architekturbüros in Verbindung setzen und Dir im Büro die typische Arbeit eines Architekten zeigen und erklären lassen, ebenso könntest Du so mit Rechtsanwaltsbüros verfahren.Danach treffe Deine Wahl.
Keins von beidem. Als Jurist muss du ein doppeltes Staatsexamen absolvieren, um dich Anwalt nennen zu dürfen. Als Architekt musst du nach dem Master Studium in den meisten Bundesländern zwei Jahre Praktikum machen, um dich Architekt nennen zu dürfen.
Beide Berufe sind Kammerberufe. Du wirst bei deiner Eintragung in die Kammer zu jährlichen Pflichtgebühren an die Kammer und die Versorgunswerke verpflichtet. Jährliche Fortbildungsseminare mit Nachweis sind ebenso Pflicht. Die Seminare kosten eine Menge Geld. Das musst du erstmal wieder reinholen.
Mach ne Lehre oder sowas. Etwas Seltenes, was es nicht so oft gibt.
Sei mir bitte nicht böse, aber ich bekomme bei diesem "Mach, was Dich glücklich macht" mittlerweile immer ein bisschen Plack! Man muss auch schauen, was später Geld bringt! Und die Menschen aus Deinem Bekanntenkreis "jammern" auf sehr hohem Niveau. Unterhalte Dich bitte mal mit Künstler*innen und Architekt*innen, die "jammern", weil das Geld hinten und vorne nicht reicht. Mit Geld in der Tasche kann man sich zumindest seine anderen Träume erfüllen. Ohne, ist das schon wesentlich schwieriger.