Warum reißen die Wände im Neubau bei hoher Temperatur?
Hallo zusammen,
Wir haben letztes Jahr mit unserem Hausbau begonnen. Im Dezember kam dann der Estrich rein, der dann trocken geheizt wurde. Im Januar haben wir das sog. belastungsheizen durchgeführt, wobei die Fußbodenheizung eine Vorlauftemperatur von bis zu 55 Grad erreicht hat. Während dieser Zeit haben sich leider an den Außenwänden einige risse gebildet, die sich senkrecht von oben nach unten durch das mauerwerk zogen. Drinnen ist der gipsputz gerissen und von außen sind die risse im Mauerwerk ebenfalls zu sehen. Der breiteste riss Betrug drinnen 0,03 mm.
Gebaut haben wir mit 24er Bimssteinen. Die Fassade war zu dem Zeitpunkt leider noch nicht gedämmt und wir hatten draußen bis zu -13 grad, während drinnen etwa 30 Grad herrschten. Deshalb vermuten wir, dass die Risse durch den Temperaturunterschied bedingt waren. Als die Heizung wieder auf 20 Grad Vorlauftemperatur lief, wurden die risse wieder zugespachtelt und das Problem hatte sich erledigt. Jetzt lief die Heizung wieder ein paar Tage auf 30 grad Vorlauftemperatur, sodass sich das Haus auf etwa 22 grad innentemperatur aufheizte. Und schon sind die risse wieder aufgegangen.
Die Fassade ist immer noch nicht gedämmt und draußen sind angenehme Temperaturen weit über null Grad. Also wieso gehen die risse wieder auf ? Woran liegt die Rissbildung und was können wir dagegen tun ?
3 Antworten
Ich würde mal das Problem beim Bimsstein suchen.
Dieser hat wahrscheinlich einen anderen Ausdehnungskoeffizienten als der Gips. Das ist aber wahrscheinlich nicht so leicht zu eruieren, weil auch die (relative) Feuchtigkeit und die Abgabe dieser Feuchtigkeit und die Wiederaufnahme aus der Luftfeuchtigkeit in diesem Zusammenhang noch eine Rolle spielen könnte. Könnte also ein recht komplexes Problem sein. Erklärungsbedürftig dürfte dann immer noch die Tatsache sein, dass auf der Aussenseite (Bimsstein?) ebenfalls Risse auftreten.
Ich würde deshalb mal beim Lieferanten des Bimssteins den Hebel ansetzen; er soll Euch ähnliche Referenzprojekte angeben. Vielleicht passierte dort ähnliches oder dem Hersteller ist das Phänomen bereits bekannt.
Werde ich morgen in Angriff nehmen. Ich habe schonmal da nachgefragt und der Hersteller hat mich an meinen Statiker verwiesen. Die Statik ist allerdings korrekt und wurde auch so ausgeführt. Und statische risse sähen natürlich anders aus und würden nicht temperaturabhängig auf und zu gehen...
Sowas habe ich in 36 Berufsjahren noch nicht gehört.
Das muss sich jemand vor Ort ansehen. Sind auch Risse in der Bodenplatte bzw. Decke?
Selbst wenn man einmal unterstellt, die KLB wären nicht ordnungsgemäß gerüttelt oder getrocknet, wäre das auch schon etwas weit hergeholt.
Selbst wenn man bedenkt, dass Decke und KG-Mauerwerk homogen aus Beton und nicht aus Stein besteht, wäre eine solche Rissbbildung bei Temperaturschwankungen unüblich.
Wenn es aber tatsächlich Risse sind die nur 0,03 mm breit sind (oder sind es cm?), dann ist das ja noch Haarrisse und vermutlich nur im Putz.
Nein, es sind tatsächlich 0,03 mm, die sich im Putz zeigen. Die risse verschließen sich nach ein paar Tagen bei niedriger Temperatur im Haus wieder von selbst.
Doch womit kann das zusammenhängen ? Wie kann es sein, dass die risse sich sofort öffnen, wenn die Temperatur im Haus sich ein wenig erhöht ? Und das merkwürdigste ist, dass die risse dann wieder zu gehen. Und von innen nicht mehr zu sehen sind. Derzeit haben wir nie unter 5 grad Außentemperatur und eine Raumtemperatur von etwa 20 grad ist bei bestem Willen nicht zu hoch oder begründet eine Rissbildung..
Die risse ziehen sich durch das gesamte Mauerwerk von Betonplatte zu Betonplatte; der Riss entsteht immer zwischen zwei Steinen und in der nächsten steinreihe reißt der Stein in der Mitte, sodass ein senkrechter riss entsteht von oben bis unten.
Das müßte jemand vor Ort analysieren, aber 0,03 mm ist ja kaum sichtbar. Mit was wurde das denn gemessen?
Das kann man vom PC aus nicht bewerten. Früher liess man Neubauten über einen Winter "austrocknen". Heute wird gebaut, sofort verputzt, gedämmt und eingezogen. Es befindet sich meist noch jede Menge Feuchtigkeit in den Wänden und im Mauerwerk. Auf Temperaturunterschiede reagieren Mauerwerk, Innen.-und Aussenputz, bis dieser Trocknungsprozess abgeschlossen ist kann sehr viel Zeit vergehen. Lass doch mal die Restfeuchte messen, die sich noch in den Wänden befindet. Das könnte ein Indiz dafür sein, was die Rissebildung angeht.
Bei Neubauten, in denen der Innenputz aufgebracht ist, stellt man oft Entfeuchter in die Räume, um den Trocknungsprozess zu beschleunigen. Nach einiger Zeit erscheinen dann die Wände optisch, trocken.. Doch das ist ein Irrtum. Jede Menge Wasser befindet sich da immer noch im Putz und im Mauerwerk. Gleiches gilt für den Estrich, auch wenn ein Protokoll über Heizdauer geführt wird, bis dann der Bodenbelag verlegt wird, ist der Estrich noch lange nicht ausgetrocknet.
Es sind einige tausend Liter Wasser die beim Bau eines Hauses verwendet werden.Sowohl für das Mauerwerk, den Estrich, den Innen.-und Aussenputz.
Wenn die Aussenluft durch Feuchtigkeit gesättigt ist, so dauert der Trocknungsprozess eben länger. Im Sommer, bei höheren Temperaturen wird der Trocknungsprozess etwas beschleunigt, weil die Luft Feuchtigkeit aufnehmen kann.
Ich vermute, dass es sich in dem von dir genanten Fall um ein Restfeuchteproblem handelt. Wiegest, nur eine Vermutung.
Deine Frage ist schon 3 Jahre alt. Das Problem könnte sich inzwischen erledigt haben, oder ?
Die Restfeuchte sollte jetzt draußen sein... :-)
0,03 mm breite Risse sind in mineralischen Baustoffen nicht ungewöhnlich
Und bei den Temperaturunterschieden die ihr da geschaffen habt....
Derzeit ist allerdings kaum ein Temperaturunterschied im Vergleich zur Außentemperatur und normal ist es auch nicht, dass die risse wieder aufgehen und sich wieder Verschließen, wenn mal 20 grad im Haus herrschen...
Das Haus ist voll unterkellert mit 30 cm Betonwände. Diese sind nicht gerissen oder sonstiges. Auch die Innenwände (ebenfalls Bimssteine alles) sind nicht betroffen. Alles würde nach Statik ausgeführt und die Decken jeweils 20cm wu Beton. Haben uns für filigrandecken entschieden, die mit einer Stärke von 6 cm geliefert worden sind und dann ausbetoniert wurden. Die Decken sind mittlerweile vollflächig verspachtelt und geschliffen. Nicht einmal haarrisse sind zu sehen.
Unser Architekt und Statiker hat auch keine Erklärung dafür. Als die Temperatur schonmal ein wenig gestiegen war (etwa einen Tag), hatte sich einer der risse geöffnet und dann nach zwei Tagen wieder vollkommen verschlossen, sodass er nicht mehr sichtbar war. Die risse gehen anscheinend Temperaturbedingt auf und zu, wie sie gerade lustig sind.