Ich habe meine ersten 18 Lebensjahre mit meiner Familie in einem ruhigen Zweifamilienhaus in einer Siedlung verbracht. Unten wohnten die Großeltern, von denen man nie was hörte, und bis auf die gelegentliche Kettensäge am Vormittag waren auch die Nachbarn ruhig. Nachts herrschte himmlische Stille.
Dann zog ich in ein Studentenwohnheim, das auch recht ruhig war. Aber da habe ich schon gemerkt, dass die gelegentlichen Schrittgeräusche von oben und das ein oder andere Gelaber auf dem Flur mich störten.
Im Moment wohne ich eigentlich in einem anderen Studentenwohnheim in England, bin aber jetzt über Weihnachten zu Hause. Kurz bevor ich nach England ging, sind wir hier umgezogen, in ein Sechsfamilienhaus mit Nachbarn neben, unter und über uns. Das Haus ist hellhörig und ich war völlig überrumpelt von dem plötzlichen "Lärm". Oft war irgendwo Getrampel, lauter Fernseher oder Kinderlärm vom Spielplatz in der Straße.
Nun ja, dann ging ich nach England. Zum Glück kenne ich meine Zimmernachbarn. Einer ist fast immer leise, ein anderer hat anfangs teilweise bis fünf Uhr morgens laut in Skype geredet und gelacht. Das hat mich langsam total wahnsinnig gemacht. Da das Geräusch so nah war, hatte ich auch mit Ohrenstöpseln keine Ruhe. Ich bekam starke Schlafprobleme, musste zwei Wochen lang Schlaftabletten nehmen. Nach ein paar Wochen wurde es etwas besser, besagter Nachbar ging nun eher ins Bett und laberte nicht mehr so viel. Sonst ist es auch gut isoliert, von oben höre ich wenig.
Tja und jetzt bin ich ja wieder in Deutschland, und teilweise richtig genervt. Tagsüber geht es noch einigermaßen, aber die Leute über uns gehen meistens erst um 3, 4 ins Bett und dann hört man Getrampel, Fernseher, Gespräche und Türknallen. Zum Glück höre ich hier mit Ohrenstöpseln eigentlich nichts mehr, außer das richtig laute Knallen. Aber selbst dann liege ich im Bett und bin total angespannt, warte auf das nächste Geräusch. Ich hatte schon immer Schwierigkeiten einzuschlafen, habe leichten Autismus und ADHS - beide machen mich angespannt und geräuschempfindlich. Ich gehöre nicht zu den Leuten, die dann hingehen und den Nachbarn bitten, leiser zu atmen, aber ich merke, dass diese ständige Beschallung - die für andere wahrscheinlich gar nicht schlimm ist - meinen Puls dauerhaft in die Höhe treibt und mich gereizt und niedergeschlagen macht.
Nun aber zur eigentlichen Frage. Ich studiere Informatik und will später in Richtung Spielentwicklung gehen, also werde ich wohl zumindest nicht auf dem Land leben können. Gibt es überhaupt richtig leise Wohnungen? Gut wäre wieder so eine ruhige Rentnersiedlung wie in meiner Kindheit, aber kann man sich als junger, nicht übermäßig reicher Mensch überhaupt eine Wohnung ohne direkte Nachbarn leisten? Und wie soll man so eine Wohnung im Voraus erkennen? Kann man "testschlafen" in einer Wohnung, die man vllt mieten will? Gibt es so was wie extra ruhige Häuser? Ich bin ein echt ruhebedürftiger Mensch und habe Angst vor Lärm.