Sind wir in Deutschland Steuersklaven?


20.05.2020, 11:41

ich meine wir drücken jeden monat die hälfte unseres LOHNS ab

22 Antworten

Du sagst es: Der Abgaben.

Die Steuern machen aber nur einen Teil der Abgaben aus. Der Rest ist unsere Sozialversicherung (Gesetz.Krankenversicherung, Arbeitslosenversicherung, Rente).

Auf unsere Sozialversicherungen sollten wir stolz sein. Die bringt uns nämlich momentan vergleichsweise glimpflich durch die Krise. Schau dir die USA an, wo Leute ohne Job auch ihre Krankenversicherung verlieren, und auf der Straße landen.

Sind unsere Sozialversicherungen teuer? Ja. Guter Service kostet.

Und über die Verteilung der Lasten kann man streiten. Ich bin auch der Meinung, dass mittlere und niedrige Einkommen bei den Sozialabgaben zu sehr belastet werden.

Die oberen und Höchst-Einkommen könnten da ruhig etwas stärker zur Kasse gebeten werden.

Von den Steuern spreche ich gar nicht - der Spitzensteuersatz in Deutschland greift schon viel zu früh. Man sollte den Schwellwert (jährliches Einkommen, ab der er greift) weiter nach oben setzen. Und im Gegenzug den Prozentwert wieder erhöhen.

Unter Kohl lag der Spitzensteuersatz mal bei 52%. Bereits 49% würden mir reichen. Wenn der Schwellwert entsprechend hoch läge.

Klitorina 
Beitragsersteller
 20.05.2020, 11:48

der spitzenstwuersatz belastet die mittleren einkommen und das kst nunmal die mehrheit des landes das darf nicht sein

Schnarchnix  20.05.2020, 11:53
@Klitorina

Das meine ich ja: Momentan greift der Spitzensteuersatz schon ab 57.052 EUR Bruttoeinkommen im Jahr. Das sind schon "leitende Angestellte" mittelständischer Betriebe, die da Spitzensteuersatz zahlen müssen. Ein Unding!

Setzt den Schwellwert hoch auf 100.000 EUR (wer so viel pro Jahr verdient, leidet sicherlich keinen Hunger).

Dampfschiff  20.05.2020, 12:09
@Klitorina

Ein Gutverdiener ohne Kinder und andere unterhaltsbedürftige Angehörige kommt vielleicht in den "Genuss" des Spitzensteuersatzes. Aber genau das soll er ja auch.

Für die meisten aber ist der Steuersatz in Deutschland in der Praxis gar nicht so schlimm. Ich zum Beispiel gehöre definitiv zu den Besserverdienern. Mit Familie und einigen absetzbaren Ausgaben liegt mein Steuersatz bei etwas weniger als 25%. Soll ich mich darüber jetzt aufregen?

Schnarchnix  20.05.2020, 14:11
@Dampfschiff
Ein Gutverdiener ohne Kinder und andere unterhaltsbedürftige Angehörige kommt vielleicht in den "Genuss" des Spitzensteuersatzes.

Ansichtssache.

Der Spitzensteuersatz fängt bereits an, ab 57.052 EUR Brutto-Jahreseinkommen zu greifen (steigt dann noch weiter an).

Ich finde das dennoch zu früh. Mit einem Bruttoeinkommen von 57.052 EUR ist man zwar Gutverdiener, lebt aber auch nicht in Saus und Braus.

Warum nimmt man es nicht von den wirklich Reichen, denen es eh nicht weh tut?

liegt mein Steuersatz bei etwas weniger als 25%. Soll ich mich darüber jetzt aufregen?

Nein. Ich rege mich auch nicht über die Steuern auf.

Ich rege mich darüber auf, dass bereits Kleinstverdiener Sozialabgaben zahlen müssen, während diese bei Großverdienern gedeckelt sind: https://de.wikipedia.org/wiki/Beitragsbemessungsgrenze

Wer mehr als 450 EUR im Monat verdient, den bitten die Sozialversicherungen bereits zur Kasse. Während nach oben hin ein "Deckel" drauf ist.

Das kritisiere ich und finde ich ändernswert.

wir sind nun offiziell auf platz 1 der abgaben

Ja, wenn es um Ledige geht

Nein, wenn es um Verheirtete mit zwei Kindern geht, da liegen wir schon fast im Mittelfeld.

Also, nicht rumnölen, sondern heiraten und zwei Kinder machen!
Jetzt ist grad Zeit dafür.

Nicht vom Vermögen sondern vom Einkommen

und bei der abgabenquote ist alles zusammen gerechnet. Sozialversicherungsbeiträge, Einkommensteuer (Lohnsteuer) Umsatzsteuer, Tabaksteuer Mineralölsteuer etc. pp.

für vielen bekommen wir auch unmittelbar „gute“ Leistungen. Viele Amerikaner beneiden uns gerade im Moment für unsere gesetzliche Krankenversicherung

das niedrige Vermögen liegt oft an uns selbst.

  • Die Deutschen haben zb. „Angst“ vor Aktien.
  • Durch strenge Mieterschutz Gesetze ist es außerdem sehr bequem Mieter zu bleiben und keine Immobilien anzuschaffen.
  • die im internationalen Vergleich immer noch relativ gute Absicherung durch die gesetzliche Rentenversicherung führt auch dazu, das relativ wenig Vermögen fürs Alter aufgebaut wird (/werden muss)

es ist also nicht so schlimm wie es erstmal scheint. Und das sage ich als (teilweiser) FDP Wähler

Seeheldin  20.05.2020, 16:51

Die Aktien fallen den Anlegern im Moment ziemlich auf die Füße. Ich konnte meinem Depot beim Schmelzen zugucken und kann nur auf Erholung hoffen. Dabei habe ich noch recht wertbeständige Aktien. In der momentanen Situation gibt es außer Immobilien kaum Anlagemöglichkeiten, die noch Gewinn versprechen - und wer hat schon mal gleich ein paar Milliönchen irgendwo rumliegen?

Immobilien kosten richtig Geld. Das kann ein Normalverdiener nicht stemmen - vor allem nicht in den Ballungsräumen. Ich kenne aus dem Pflegeheim meiner Mutter genug Pfleger/innen, die zwei Jobs haben, nur um sich eine kleine Wohnung im Rhein-Main-Gebiet leisten zu können. Diese Menschen bringen erst recht keine halbe Million für eine Eigentumswohnung auf - und über diese Größenordnungen sprechen wir hier.

Wer im Niedriglohnsektor arbeitet und dazu noch Familie hat, hat wenig Möglichkeiten, Vermögen zu bilden. Und gerade diese Leute haben sich in der Krise als systemrelevant herausgestellt - nicht die Vorstandvorsitzenden und Fußballprofis.

Klitorina 
Beitragsersteller
 20.05.2020, 11:56

Wie kann man sich denn mit aktien vertraut machen?

Also, um die Hälfte des Einkommens abzudrücken musst Du schon verdammt viel verdienen. Ich mach über 5.000€ brutto und habe effektiv immer noch fast 60% Netto vom Brutto.

Und das Geld ist ja nicht weg. Ich hab was davon. Ein vernünftiges Sozialsystem, kostenlose Schulbildung, ein funktionierendes Staatssystem. Was hab ich denn davon, wenig Steuern zu zahlen, dafür (Beispiel USA) am Ende eines Studiums mit 100K Schulden dazustehen. Oder wie (ebenfalls in den USA) schon nach wenigen Wochen Arbeitslosigkeit auf der Straße in der Schlange an der Suppenküche zu stehen. Oder wie in Großbritannien ein marodes Gesundheitssystem mit nur einem drittel der Kapazitäten wie hierzulande.

"ich meine wir drücken jeden monat die hälfte unseres LOHNS ab"

Dir ist hoffentlich bekannt, dass nur ein Teil davon Steuern sind, der Rest sind Sozialabgaben wie Krankenkasse, Arbeitslosenversicherung ...

Es gibt wirklich vorbildhafte Staaten wie die USA, da scheinen die Löhne höher zu sein. Aber Krankenkasse? Nur dann, wenn du einen Job hast. ansonsten wird es sehr, sehr teuer, wenn dich überhaupt eine Versicherung nimmt.

Wir bekommen auch recht gute Gegenleistungen dafür, so meine ich jedenfalls. Sie könnten optimaler sein, aber das ist eine andere Baustelle.

Aber okay, keine Steuern und keine Abgaben. Die Polizei kommt, als erstes hält sie dir ein Kartenleseterminal vor die Nase und "Konto nicht gedeckt" -> Einsatz beendet. Ebenso die Feuerwehr.

Aus https://www.online-pkv.de/pkv-bu-blog/was-kostet-eigentlich-ein-kurzer-arztbesuch-in-den-usa/

"Urgent Care

So etwas wie die erste Anlaufstelle, oft 24 Std. rund um die Uhr offen, aber nicht zu verwechseln mit einer Notaufnahme in Deutschland. Hier arbeiten Schwestern, weiter ausgebildete Mediziner aber nicht zwingend spezielle Ärzte oder Notfallmediziner. Diese „Urgent Care“ Stationen kann jeder besuchen, egal ob Amerikaner oder nicht. Während viele Amerikaner einfach Ihre Versichertenkarte zücken, ist es bei den deutschen Patienten eine Kreditkarte.

Meine Beschwerden waren Bauch- und Rückenschmerzen, wobei ich irgendwann nicht mehr wusste was mir eigentlich wehtut. (Hinweis: Im Notfall oder einem Unfall könnt Ihr natürlich via 9-1-1 den Rettungswagen rufen. Hier aber bedenken, die Rettungssanitäter haben weitaus weniger Befugnisse im Vergleich zu Deutschland. Hier gilt das Prinzip „einsammeln und abtransportieren“

Doch zurück zu den Urgent Care „Stationen“. Mein Besuch, die Schilderung der Beschwerden (alles nachts um 1) und eine kurze Feststellung der Vitalwerte (plus ph Wert des Urins) dauerte knapp 30 Minuten.

KOSTEN PAUSCHAL: 169 US$, also knapp 145 EUR

Diese Kosten sind sofort vor Ort mit Kreditkarte zu bezahlen. Medikamente, Spritzen gegen die Schmerzen oder was auch immer gibt es da nicht."

Kein Geld -> viel ganz doll Aua. Finde das Problem.