Perfekte Wohnung, aber Indexmietvertrag - Nehmen oder nicht?
Hallo zusammen,
ich habe nach langer Suche in diesem anstrengenden Wohnungsmarkt die perfekte Wohnung für mich gefunden: Gross, hell, zentral, gut angebunden, schöne Parks in der Nähe, sehr günstige Miete für diese Toplage.
Nun wird es sich wohl aber um einen Indexmietvertrag handeln. D.h. dass die Wohnung gemäss Verbraucherpreisindex steigen kann (https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesamtwirtschaftUmwelt/Preise/Verbraucherpreisindizes/Tabellen_/VerbraucherpreiseKategorien.html?cms_gtp=145114_list%253D2%2526145112_list%253D2%2526145110_slot%253D2).
Ich wohne momentan verhältnismässig zentral und sehr günstig, allerdings gefallen mir sehr viele Sachen an meiner aktuellen Wohnung überhaupt nicht, wie etwa die Gegend und die Tatsache, dass ich in meiner merkwürdigen "Küche" gar nicht kochen kann. Ich fühle mich überhaupt nicht wohl, schon seit meinem Einzug.
In der Neuen stimmt einfach alles. Habe mich sofort in sie verliebt.
Aber ich bin eine Person, die Sachen planen muss und eine gewisse Sicherheit im Leben braucht. Daher ist mir eine günstige Wohnung sehr wichtig, damit ich dort auch langfristig bleiben kann, unabhängig von meinen Einkommensverhältnissen. Da macht mir solch ein Indexmietvertrag etwas Angst, da die Miete potentiell jedes Jahr steigen könnte und ich dann langfristig vielleicht die Wohnung nicht mehr halten kann und auf der Strasse lande.
Hat jemand schon einen Inexmietvertrag abgeschlossen oder Erfahrungen mit Indexmietverträgen gemacht? Sind die Mieterhöhungen durch den Index spürbar? Wie geht ihr damit um, dass die Mietsteigerung wegen der Inflationsrate unvorhersehrbar ist?
Ich bin ganz hin- und her gerissen. Die Wohnung ist so toll, aber dieser Indexmietvertrag macht mir gerade etwas zu schaffen. Habt ihr Ratschläge?
Danke euch.
7 Antworten
Die Miete steigt wirklich minimal. Wenn du dir den VPI für Nettokaltmieteüber die letzten 15 Jahre mal anguckst, siehst du, das diese (im Gegensatz zu den Betriebskosten) so gut wie linear gestiegen ist. VPI bedeutet schließlich ja auch, dass sich die Miete nach den Marktüblichen Durchschnittsentwicklungen berechnet. Von daher kann deine Miete garnicht so hoch werden, dass du sie dir nicht mehr leisten kannst. Sie wird höchstens auf dem Level verbleiben, auf dem du andere vergleichbare Wohnungen finden wirst.
Indexmieten sind also kein Problem, und damit definitiv mit die fairste Variante für Mieter und Vermieter. Der Mieter hat meist noch den größeren Vorteil, da keine abrupten Mieterhöhungen erfolgen.
Viel Erfolg!
/Björn
Zusammen mit dem Verbraucherpreisniveau wird aller Voraussicht nach auch das Lohnniveau steigen. Solange deine Einkommenssituation "mitwächst", muss ein Indexmietvertrag kein Problem sein. Ich finde ihn jedenfalls fairer als einen Staffelmietvertrag, bei dem die Mieterhöhung nicht von der wirtschaftlichen Entwicklung abhängt.
Aber klar: Du wirst jedes Jahr eine Mieterhöhung haben. Das Glück mancher "alter" Mieter, mit einem jahrzehntealten Vertrag billig zu wohnen, weil der Vermieter sich nie die Mühe eines Erhöhungsverlangens gemacht hat, wirst du nicht haben.
Wenn die Wohnung "so toll" ist, würde ich sie nehmen.
Auch ohne Indexmietvertrag kann der Vermieter die Miete regelmäßig erhöhen, und zwar immer dann, wenn die Miete deiner Wohnung niedriger ist als die Miete laut Mietspiegel. Darauf kann er sogar klagen.
Außerdem kann er die Miete nach einer Modernisierung erhöhen (z.B. Balkone, neues Bad, etc.)
Abgesehen davon ist der "Verbraucherpreisindex" nicht so dramatisch. Der wird zu niedrig geschätzt, d.h. in Wirklichkeit steigt er weniger stark als die Preise für Dinge des täglichen Lebens. Der Grund ist, dass teilweise Dinge mit eingerechnet werden, die kaum jemand nutzt, oder man rechnet es so, als wäre ein moderner PC doppelt so viel wert wie ein älterer, nur weil er doppelt so schnell ist. (Dass er das auch sein muss, weil sonst die üblichen Programme nicht laufen, wird dabei nicht berücksichtigt.)
Na ja, das wusste ich ja nicht, dass du in einer Stadt wohnst, in der der Mietspiegel nicht stimmt.
Ist halt immer eine schwierige Entscheidungen mit den Wohnungen, weil es immer gleich um so viel Geld geht. Ob diese Wohnung jetzt tatsächlich um so viel besser ist als die anderen, die du dir angesehen hast, musst du selbst entscheiden.
Meine Einstellung ist: Es bringt gar nichts, wenn ich im Monat 50 oder 100 Euro weniger Miete zahle, mich aber nicht wohl fühle.
Ob diese Wohnung jetzt tatsächlich um so viel besser ist als die anderen, die du dir angesehen hast, musst du selbst entscheiden
Sie ist in jedem Fall viel besser als meine jetzige, bei der ich momentan 77 EUR weniger zahle. Aber das ist es mir definitiv wert. Meine Sorge ist eher die jährliche im Vertrag fest verankarte Steigerung.
Meine Einstellung ist: Es bringt gar nichts, wenn ich im Monat 50 oder 100 Euro weniger Miete zahle, mich aber nicht wohl fühle.
Das denke ich mir nämlich auch. Aber das nützt ja nichts, wenn man sich die Wohnung womöglich irgendwann nicht mehr leisten kann (zugegebenermassen wäre das nach 15 Jahren der Fall).
Aber ich bin eine Person, die Sachen planen muss und eine gewisse Sicherheit im Leben braucht. Daher ist mir eine günstige Wohnung sehr wichtig, damit ich dort auch langfristig bleiben kann, unabhängig von meinen Einkommensverhältnissen.
Und genau deswegen ist ein Indexmietvertrag für Dich optimal, denn dann kannst Du die Mietpreissteigerung gut vorher sehen und gut planen und weißt im Übrigen, dass die Miete auch nicht stärker - eher schwächer - steigen wird, als alle anderen Preise.
Falls die Inflation plötzlich stark ansteigen sollte, wirst Du das viel schmerzhafter in allen anderen Dingen des Lebens spüren. Du wirst außerdem auch höhere Lohnsteigerungen haben und jede andere Miete würde ebenfalls recht schnell erhöht werden.
Du hast auf jeden Fall die Sicherheit, dass die Miete nicht überraschend sehr stark ansteigen wird.
Bei normalen Mietverträgen freut man sich als Vermieter vielleicht über 3 bis 5 Jahre Mietpreisstabilität und plötzlich fällt dem Vermieter ein, dass er locker 20 % mehr auf einen Schlag verlangen kann. Das haut Dich dann aber womöglich um.
Zudem gibt es noch folgende Möglichkeit:
Der Preisindex stieg in den letzten Jahren immer mit ca. 0,5 bis 2 Prozent. Nie höher. Sollte jetzt plötzlich eine Inflationsrate von 5 oder 10 Prozent oder noch mehr eintreten und das über einen größeren Zeitraum, kann man auch mal mit dem Vermieter darüber sprechen, ob man die Mietsteigerungsrate nicht deutlich senken könnte. Der Vermieter ist nicht gezwungen, sich an die jährliche Steigerungsrate zu halten. Er kann auch mal weniger nehmen. Wenn das Mietverhältnis gut für beide Seiten läuft, warum sollte es wegen unmäßiger Preissteigerungsraten unbedingt beendet werden?
Abgesehen davon: Menschen, die so sehr auf Stabilität bedacht sind, suchen sich eine Immobilie zum Kaufen. Die Zinsen sind niedrig und wenn man sparsam ist, wie Du, hat man doch vielleicht auch etwas Eigenkapital und einen Plan, wieviel monatlich für was ausgegeben werden kann.
Ja, du hast Recht. Aber mein Problem ist ja, dass ich zu 100% weiss, dass die Miete steigen wird. Das sind vielleicht jährlich max. 2%, aber z.B. nach 20 Jahren ist das schon ein riesiger Betrag mehr. Auch kann ich nicht abschätzen, ob meine Einkommensverhältnisse sich nicht womöglich verschlechtern -> vielleicht möchte ich noch mein Studium abschliesse bevor ich zu alt dafür werde. Da tun diese jährlichen kleinen Steigerungen schon ziemlich weh. Ich wage es zu behaupten, dass die Wohnung mir tatsächlich so gut gefällt, dass ich schon ganz gerne mehrere Jahrzehnte dort leben möchte. Und momentan findet man zu dem Preis in der Lage, Ausstattung, etc. einfach nichts vergleichtbares. Wenn ich die Wohnung nicht nehme, dann gibt's hunderte andere, die sie sofort nehmen werden.
Glaubt du, es macht Sinn vielleicht mit der HV zu sprechen und vielleicht eine Indexmietpreisbindung von 10 Jahren vorzuschlagen. Oder gleich vorzuschlagen, dass wir einen regulären Mietvertrag aufsetzen ohne diese Index-Bindung.
Vielleicht denke ich mir das ganze gerade einfach nur kaputt?
Vielleicht denke ich mir das ganze gerade einfach nur kaputt?
Mit Sicherheit!
Aber mein Problem ist ja, dass ich zu 100% weiss, dass die Miete steigen wird.
Da darfst Du Dir aber in allen anderen Fällen auch sicher sein. Nur weiß Du dann nicht, wann und um wieviel. Das Problem hast Du beim Indexmietvertrag nicht.
-> vielleicht möchte ich noch mein Studium abschliesse bevor ich zu alt dafür werde.
Aber das Studium dauert doch nicht 20 Jahre. Vielleicht 5 und dann bekommst Du einen guten Job, verdienst eine Menge Kohle und Deine jetzigen Bedenken erscheinen Dir dann lächerlich.
momentan findet man zu dem Preis in der Lage, Ausstattung, etc. einfach nichts vergleichtbares.
Greif zu und fang nicht zu verhandeln an.
Oder gleich vorzuschlagen, dass wir einen regulären Mietvertrag aufsetzen ohne diese Index-Bindung.
Das wäre aber dann komplett gegen Deine Sicherheitsbedenken.
Ich werde Dir Freundschaft vorschlagen und dann noch etwas mehr erzählen.
Was ist daran jetzt so schlimm? Bei hoher Inflation steigt die Miete mehr, bei weniger halt weniger. Und wir reden hier von kleinen einstelligen Prozentbeträgen. Das macht doch nicht viel aus.
Das ist aber tatsächlich unrealistisch für den Berliner Wohnraum, weil der Mietspiegel einfach viel zu niedrig angesetzt ist (https://www.stadtentwicklung.berlin.de).
Für die nächsten 10 Jahre wäre die Mietsteigerung nach VPI okay für mich - wenn ich aber plane bis zu meiner Rente in meiner Wohnung zu bleiben, ein Studium anzufangen oder in der Zwischenzeit den Job verliere und über Längeren Zeitraum vielleicht Arbeitslos bin, wird das schon ganz schön teuer und beinahe untragbar in der Zukunft.
Ich denke mir das vielleicht auch einfach kaputt...