Kann die Polizei einen ausgedruckten Text einem bestimmten Drucker zuordnen?

8 Antworten

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Meistens ja.

Bei einer Schreibmaschine sind die Typen immer leicht unterschiedlich verbogen und abgenutzt. Einige Buchstaben sind also schräger als andere bzw. weisen unterbrechungen in den Linien auf oder sind oben oder unten stärker angedrückt was einen "Farbverlauf" verursacht. Auch der Schreibrythmus verändert das Schriftbild. Der Punkt z.B. darf nicht zu stark angeschlagen werden sonst bohrt der ein loch ins Papier weil dessen Fläche serh klein ist. Maschine und sogar die Persion kann relativ leicht zugeordnet werden. Die Maschine mit absoluter Sicherheit, der mensch mit einer gewissen wahrscheinlichkeit. Außerdem verrät das Scriftbild ob der Mensch oft Maschine schreibt oder nicht bzw. ob der das Maschineschreiben richtig gelernt hat oder nur "rumtippt".

Bei einer elektrischen Schreibmaschine oder Typenraddrucker entfällt die Menschliche Komponente fast komplet, das ist auch der Sinn einer elektrischen Schreibmaschine. Hier können nur die Abnutzungsspuren bzw. mechanische Fertigungstoleranzen erkannt werden aber die Maschine kann eindeutig zugeordnet werden.

Bei einem Laserdrucker ist es ähnlich leicht, hier finden sich alle Schäden und abnutzungsspuren der Belichtungstrommel auf dem Papier wieder. Auch bilden sich durch verschmitzung oder verschleiß leicht vertikale streifen (grauschleier in weißen bereichen, zu wenig/kein Toner wo schwarz sein soll) die immer auf genau der selben position des Papieres sind. Allerdings ist bei vielen Druckern eine Kassette im Einsatz mit den wichtigsten Komponenten des Druckers die ausgetauscht wird wenn der Toner leer ist. Belichtungswalze und der Teil der den Toner streut machen die charakteristischsten Unterschiede, werden aber getauscht.

Auch beim Thermodrucker kann man vertikale Streifen sehen, denn die Heizelemente sind nie perfekt gleich. Ausgefallene Thermoelemente erzeugen sehr deutliche weiße Streifen, verschmutzte/verbogene/verschlissene Elemente erzeugen auch Streifen, die fallen zwar nicht auf, sind aber da und die Position und stärke des Fehlers kann gemessen werden.

Bei Tintenstrahldruckern wird es extrem schwierig. Düsen verstopfen zwar gerne, befreien sich aber auch schnell wieder im reinigungsprogramm. Das Fehlerbild ändert sich ständig. Und Fertigungstoleranzen des Druckkopfes oder nicht ganz saubere Positionierung im Schlitten sind nach austausch des Druckkopfes ebenfalls völlig anders. Bei den meisten Druckern sitzt der Druckkopf in der Patrone, ist also ein Wegwerfteil! Genau aus diesem Grund fordern einige Regierungen dass Drucker "heimlich" einen Code auf das Papier auftragen. Einige Drucker machen das sogar, die spritzen mikroskopische Tropfen von Gelb in ein bestimmtes Muster in dem die Seriennummer des Druckers codiert ist. Dieses Muster sieht man nicht mit blossem Auge. Das machen aber nur wenige Geräte und die sind alle amerikanischer Herkunft.

Was aber immer gleich ist, auch wenn Verschleißteile gewechselt werden sind spuren die der Einzelblatteinzug hinterlässt. Das ist der Abrieb der Transportwalzen und kleine Macken die die Kante des Papiers leicht beschädigen bzw. Abdrücke im Papier hinterlassen.

Maro95 
Beitragsersteller
 07.07.2011, 23:50

Oha...du bist bestimmt freiberuflicher Druckermechaniker und -verkäufer, oder?^^

Commodore64  08.07.2011, 07:40
@Maro95

Nein, aber bisher in jeder Firma nebenher zuständig für die Instandsetzung von Pereferiegeräten.

Gleiche Tinte vorausgesetzt: Wenn es verschiedene Typen sind, kommt es immer noch darauf an, ob sie die gleiche Technik verwenden (manche Bauteile kommen in verschiedenen Marken vor). Bei gleicher Technik hängt es davon ab, welcher Aufwand bei der Analyse betrieben wird. Unterschiede in den Abständen (und im Erfolg) der Druckkopfreinigung könnten nachweisbar sein. Wenn tatsächlich nur drei Drucker zur Auswahl stehen, halte ich es für ziemlich sicher, dass man sie unterscheiden kann, selbst wenn sie baugleich sind. Sollte es um illegales Flyerkleben handeln, müssen die Unterschiede schon offensichtlich sein. Bei Mord genügen Merkmale, von deren Vorhandensein der Normalbürger keine Ahnung hat (Farbnuancen, Sprühbild). Wenn allerdings tausende von Druckern in Frage kommen, ist eine sichere Identifizierung unmöglich.

Maro95 
Beitragsersteller
 07.07.2011, 01:21

Es geht um Mord^^

jobul  07.07.2011, 01:49
@Maro95

Man wird drei baugleiche Drucker unterscheiden können, aber nicht ausschließen, dass irgend ein anderer Drucker in Frage kommt. Als einziger Beweis fragwürdig, aber als Indiz sehr stark, fast wie ein Fingerabdruck.

Wenn du das nächste mal in einer Weiter entfernten Stadt bist: Geh dort in einen Copy-Shop und druck es dort aus. Wird dann sehr schwer bis unmöglich, das auf dich zurück zu verfolgen.

Natürlich in Bar zahlen, nicht mit Kreditkarte. Nichts-sagender Dateiname wie "Dokument15.pdf".

Maro95 
Beitragsersteller
 07.07.2011, 00:53

So schlau ist die Person in meinem Buch nicht^^

Zumindest bei Farblaserdruckern ist das möglich, da diese eine Signatur hinterlassen. Wer also mit einem Farblaserdrucker Geld fälschen will, könnte schnell Probleme bekommen.

Maro95 
Beitragsersteller
 07.07.2011, 00:52

Laserdrucker? Das waren die Teile ohne Tintenpatrone, oder?

benjiman  07.07.2011, 01:06
@Maro95

Genau, Laserdrucker haben eine Tonerkartusche oder Tonerkassette