Ist unser Bildungssystem verfassungswidrig?
Hallo,
bevor hier einige schreien "WTF". Ich habe zu dieser Frage etwas zu sagen.
Das Bildungssystem ist viel zu statisch somit wird auf die individuellen Persönlichkeiten fast gar nicht eingegangen. Es wird versucht jeden gleich zu behandeln, allein schon logisch gesehen macht das keinen Sinn. Jeder lernt Dinge in seinem eigenen Tempo muss in einer Klasse aber trotzdem immer alles mitmachen obwohl die Person vielleicht schon viel weiter ist, oder eben nicht. Generell ist es fragwürdig wieso eine Regierung, in einem eigentlich freien und Demokratischen Land, so viel entscheiden darf, was eine Person können MUSS, daher ist das Bildungssystem sogar teilweise verfassungswidrig (Art 2 Absatz 1).
Bitte versteht mich nicht falsch, es gibt definitiv Dinge, die jeder können sollte, aber das sind definitiv nicht alle Dinge die unser Bildungssystem vorschreibt.
Auch "lustig" ehm "traurig" finde ich die Tatsache, dass es eine generelle Schulpflicht gibt, die teilweise sogar mittels Polizeigewalt vollstreckt wird, ich verweise hier mal auf das Grundgesetz (Art 2 Abs. 1 und Art 5).
Darüber hinaus vermittelt das Bildungssystem nicht selten eine Realität die gar nicht existiert. Nicht so sehr mit falschen Wissenschaftlichen Thesen sondern mehr damit was nach der Schule ist. Fragt mal einen Schüler nach Steuern oder Versicherungen oder danach wie man sich am besten bei einem Vorstellungsgespräch verhält, sein eigenes Unternehmen gründet oder eine Familie ernährt. Da ist nichts oder nicht wirklich viel vorhanden im System (404 not found).
Und nein, Schulkritiker müssen nicht dumm sein, ich lerne gerne, sogar sehr gerne aber nicht in unserem aktuellen Bildungssystem.
Ich könnte hier noch viel mehr schreiben, aber ich runde das ganze mal ab.
PS: Ich rede hier überwiegend von den Primär und Sekundarstufen. Auf Hochschulen oder Universitäten sieht die Sachlage wieder anders aus
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Zunächst mal frage ich dich, nach welchen Verfassungsartikeln unser Bildungssystem gegen die Verfassung verstößt. Also nenn schon mal ruhig "Roß und Reiter."
Dass unser Schulsystem in Vielem nicht alltagstauglich ist, dürfte sich herum gesprochen haben. Diesen Anspruch erhebt es wahrscheinlich auch gar nicht, schließlich ist es doch nur ein Zubringer für die Arbeitgeber, die die Arbeitskräfte abschöpfen sollen, zwecks Profitmaximierung. Schule dient in diesem System nicht dazu, die Persönlichkeiten der Schüler zu entwickeln und zu ertüchtigen, nein, sie sollen nur im Firmenalltag funktionieren, das allein ist angesagt.
Prinzipiell mal soviel. Verfassungswidrig geht anders.
Mit dem letzten Satz in Artikel 2 fällt dieser mal komplett aus deiner Argumentation:
In diese Rechte darf nur auf Grund eines Gesetzes eingegriffen werden.
Für Artikel 5 gilt dasselbe:
Diese Rechte finden ihre Schranken in den Vorschriften der allgemeinen Gesetze
Worauf du bezüglich ungleichem Lerntempo etc. hinaus willst, wird bereits viel experimentiert, wie es besser gehen könnte (Stichwort Inklusion). Mehr schlecht als recht, wenn du mich fragst, aber das ist ein anderes Thema.
Lernziele und Mindeststandards an Schulen sind leider zwingend erforderlich. Daran kann man nichts ändern, wenn man kein komplett unfaires Schulsystem haben möchte. In meinen Augen sind diese Standards, da Ländersache, bereits jetzt zu lasch. Ich sage nur "bremer Abitur". Das wäre in Bayern gleich zu setzen mit Realschule 4,0 abgeschlossen. (Ja das ist leicht überspitzt.)
Es gibt zwar so ganz minimale Vorgaben à la "mit Abschluss Grundschule zumindest das kleine 1x1 und Grundrechenarten", jedoch geht das mir persönlich nicht weit genug. Nicht bezüglich dem Leistungsniveau, sondern bezüglich der Präzisierung, was wann erreicht werden muss und was welcher Schulabschluss für Mindeststandards garantiert.
Ich habe allen Ernstes Menschen gesehen, die mit Hauptschulabschluss nicht anständig lesen und schreiben können. DAS ist doch mal ein "WTF" wert!
Des weiteren sind für Nebenschauplätze wie "Bewerbungstraining", oder nehmen wir mal den Überbegriff für deine angeführten Punkte "Bürgerpflichten", ist in der knappen Zeit kaum Platz.
Das sind tatsächlich Qualifikationen, die dir deine Eltern beibringen MÜSSEN(!).
Auch Eltern haben eine Pflicht gegenüber ihren Kindern. Nämlich grundlegende Erziehung und ja auch Allgemeinbildung müssen sie dir angedeihen lassen.
Ich finde es ein Armutszeugnis für alle Eltern in Deutschland, dass sozial inkompetente, lebensunfähige Analphabeten ihre Elternhäuser verlassen und die Verantwortung auf das zugegeben marode Schulsystem abgewälzt wird.
Mit der aktuellen Personaldecke an staatlichen Schule können wir froh sein, wenn das Kind den Mindeststand für die jeweilige Schulform ohne elterliche Zusatzleistung oder Nachhilfe erreicht. Da jetzt noch grundlegende Erziehung und Inklusion und am besten noch Begabtenförderung den Schulen zuzuschieben ist in meinen Augen schlicht unrealistisch.
Ja der Staat muss bedeutend mehr für das Bildungssystem tun. Der Personalschlüssel sollte mindestens verdoppelt werden, um alle obigen Punkte (abzüglich der Grunderziehung) so erfüllen zu können.
Andererseits sollten aber auch sehr viele Eltern ihren Erziehungsauftrag endlich wieder ernst nehmen.
Der Grund warum viele Zusammenhänge zwischen Geld und Bildung sehen ist in meinen Augen zu 80% der besseren Erziehung in höheren Schichten geschuldet. Genau wie der Unterschied der Schichten selbst. Keine Erziehung, kein guter Job, kein Geld. (Ausnahmen bestätigen hier die Regel, falls jemand maulen möchte ;-P)
Den Erziehungsauftrag ernst zu nehmen bedeutet btw. auch sich Hilfe von entsprechenden Einrichtungen zu holen, wenn man sieht, dass der Auftrag nicht ausgefüllt werden kann. Also wenn z.B. der Vater Analphabet ist, kann er zweifelsfrei seinem Kind nicht beim Lesen helfen. Er kann sich aber an z.B. die Schülerhilfe wenden und diesen Auftrag delegieren.
Oder eine alleinerziehende Mutter kann nicht zwingend ihrem pubertierenden Kind anständige Umgangsformen einbläuen. Auch da können Familienhilfe oder z.B. Ferienlager mit professionellen Erziehern helfen.
So. Genug gesabbelt für die Uhrzeit :)
Ja der Staat muss bedeutend mehr für das Bildungssystem tun[...] Andererseits sollten aber auch sehr viele Eltern ihren Erziehungsauftrag endlich wieder ernst nehmen.
Man darf dabei nicht vergesse: der Staat könnte wesentlich intensiver auf die Erziehung und Bildung seiner heranwachsenden Bürger Einfluss nehmen. Es ist aber immer ein sensibler Spagat... Gerade seit der Gleichschaltungspolitik der Nazis mit HJ und BDM möchte man dem Staat nicht mehr soviel Kontrolle über die Erziehung der Jugend übertragen, sondern legt ganz bewusst mehr Verantwortung in die Hände des individuellen Elternhauses.
Freiheit bringt eben auch Verantwortung mit der einige häufig überfordert zu sein scheinen...
Es wird versucht jeden gleich zu behandeln, allein schon logisch gesehen macht das keinen Sinn. Jeder lernt Dinge in seinem eigenen Tempo muss in einer Klasse aber trotzdem immer alles mitmachen obwohl die Person vielleicht schon viel weiter ist, oder eben nicht.
Grundsätzlich korrekt, leider haben wir nicht genug Personal, um jeden individuell zu behandeln. Also muss ein Konsens geschaffen werden. Dass es so wenig Personal gibt wiederrum, liegt nicht zuletzt an den Schülern bzw. deren Eltern.
Auch "lustig" ehm "traurig" finde ich die Tatsache, dass es eine generelle Schulpflicht gibt, die teilweise sogar mittels Polizeigewalt vollstreckt wird, ich verweise hier mal auf das Grundgesetz
Das ist gut und richtig so. Was Homeschooling anrichten kann, sieht man in den USA. Und jeder aus einem Dritte Welt-Land würde auch nur ungläubig den Kopf schüttel, bei einer solchen Aussage. Wir sollten froh sein, dass wir diese Möglichkeit haben.
Fragt mal einen Schüler nach Steuern oder Versicherungen oder danach wie man sich am besten bei einem Vorstellungsgespräch verhält, sein eigenes Unternehmen gründet oder eine Familie ernährt.
404 not found, lol. Das sind Dinge, die den Kinder von den ELTERN vermittelt werden sollten. An dieser Stelle ein kleines Gesetzeszitat für dich:
(1)
1Die Eltern haben die Pflicht und das Recht, für das minderjährige Kind zu sorgen (elterliche Sorge).
2 Die elterliche Sorge umfasst die Sorge für die Person des Kindes (Personensorge) und das Vermögen des Kindes (Vermögenssorge).
(2)
1 Bei der Pflege und Erziehung berücksichtigen die Eltern die wachsende Fähigkeit und das wachsende Bedürfnis des Kindes zu selbständigem verantwortungsbewusstem Handeln.
2 Sie besprechen mit dem Kind, soweit es nach dessen Entwicklungsstand angezeigt ist, Fragen der elterlichen Sorge und streben Einvernehmen an.
[...]
https://dejure.org/gesetze/BGB/1626.html
Auch wenn das viele Eltern gerne anders hätten, sind Lehrer kein ElternERSATZ, sondern eine ERGÄNZUNG. Es sind Fachkräfte, die in der Didaktik, also der Vermittlung von FACHWISSEN geschult sind. Lebenspraktische Dinge haben ihnen von den Eltern beigebracht zu werden und wenn diese dazu nicht fähig sind, dann müssen das eben Pädagogen in einem Heim auffangen. Aber es ist NICHT Job der Lehrer, den Kindern im Unterricht beizubringen, wie man einen Haushalt führt!
Aber genau wegen solchen stetig steigenden Anforderungen und Erwartungen haben immer weniger Menschen Bock auf den Sche**, nur um dann trotzdem von den Eltern angekackt und vor Gericht geschleift zu werden, weil Klein-Justin es nun mal nicht auf's Gymnasium schafft. Weswegen leider immer weniger individuell auf die Kinder eingangen werden kann, wenn ein Lehrer 40 Schüler betreuen muss.
Die Antwort ist ein klares Nein.
Der Grund ist dieser, dass das Bildungssystem eine gewisse Grundbildung vermitteln soll, was nun nicht unbedingt heißt, dass alles was da beigebracht wird auch wirklich sinnvoll ist.
Es gibt regelmäßige Elternsprechtage wo Lehrer die Eltern über die Entwicklung der Kinder informieren, ist ein Kind zb. recht gut in einem Fach wird der Lehrer den Eltern empfehlen dieses entsprechend zu fördern.
Ist es hochbegabt wird der Lehrer die Eltern informieren, das es eventuell eine andere Schule besuchen sollte usw.
Aber es obliegt den Eltern, die Kinder in ihrer Individualität zu fördern, sei es das man diese auf spezielle Schulen schickt (Musikschule, Sportschule etc.), oder auch auf andere Art fördert.
Zum Thema vorbereiten aufs Leben, Kinder bekommen ab einem gewissen Alter Taschengeld, das dient dazu dem Kind die Wertigkeit als auch den Umgang mit Geld beizubringen, wird es älter sollte man es auch in andere Sachen des Geldlebens einbinden so, dass es mit der Zeit lernt was es bedeutet Geld zu erhalten und wie man es ausgeben kann und worauf man da achten muss (zb. das man Geld für Miete und co. ebenfalls benötigt).
Die Grundlegende Frage ist nicht, was tut das Bildungssystem für mein Kind, sondern was kann ich für mein Kind tun?
Letztendlich hat man quasi 2 Jahrzehnte Zeit dem Kind einen Schwung an Wissen mit zu geben.
Deine Verstöße gegen die Verfassung sind keine.
Wo verstößt denn die Schulpflicht gegen die Meinungsfreiheit? Du kannst den lieben langen Tag sagen das die Schulpflicht doof ist sie abgeschafft werden soll etc. Der Staat wird dich dafür nicht ins Gefängnis bringen.
Und die Schule zu schwänzen bzw. Verweigern zu gehen ist keine Meinung sondern eine tat.
Die Verweise auf das. Recht die Persönlichkeit frei zu entfalten zu dürfen sehe ich hier auch als unpassend an. Schule vermittelt wissen und können. Das hat mit Persönlichkeits entfaltung. Wenig zu tun. Zumal dich niemand zwingen kann mitzu machen. Interessiert dich ein Thema nicht hast du das Recht zu sagen mach ich nicht. Fertig. Du kassiert dafür natürlich die entsprechenden Noten das ist klar.
Desweiteren haben wir eine relativ freie Schulwahl. Niemand kann dich hindern auf eine dir besser passende Schule bzw. Schulform zu wechseln. Wenn du halt schneller lernst Wechsel auf eine passende Privatschule die entsprechend höheres Niveau hat.
Die Möglichkeiten sind da.
Auch gibt es begrenzt Wahlmöglichkeiten in den verschiedensten Schulen in Mittelstufe oder den höheren Stufen. Wie z.b. welche 2. Fremdsprache und ob überhaupt.
Oder das Dinge wie Musik und Kunst abgewählt werden können. Oder Spezialisierungen in Richtung Wirtschaft oder Technik oder soziales.
Daher sehe ich ein Verstoss gegen Art2 GG nicht gegeben.
Das Argument der "was nach der schule" ist. Finde ich ziemlich doof. Die Schule macht einiges dafür wenn es um Bewerbung uns Berufsbildung geht.
Für die restlichen skills sehe ich die Schule nicht als notwendig an. Weil's Sachen sind die man in Eigenarbeit relativ schnell lernen kann.
Wobei ich ein solche Fach als Wahlfach durchaus als sinnvoll sehen würde. Oder halt anstatt Kunst/Musik/Sport etc.
Dafür braucht es aber die entsprechenden Ressourcen. Die nicht unbedingt vorhanden sind. Und natürlich auch das Interesse.
Mach Mal ne Umfrage an deiner Schule wer denn ein zusätzliches Wahlfach "Lebenskunde" nehmen würde. In dem halt die Dinge gelehrt werden die du ansprichst.
Ok, ich will hier nicht ausfallend werden aber haben sie eigentlich eine Ahnung wovon sie Reden ?
Haben sie es schon mal aus probiert, in dem Fach Deutsch z.B. nicht mitmachen zu wollen?
Wenn sie im Unterricht nicht richtig mit machen ist das eine Art Verweigerung.
Und an unserer Schule hatte das ganze immer mit einem Verweiß und 1,5h Nachsitzen geendet. So viel zum Thema " Mach ich nicht"
Dann in der Mittelschule das Fach AWT dort wird erklärt wie unser heutiges Geld entstand, und wie ein Kontoauszug aussieht. MEHR NICHT, der Rest ist für das restliche Leben nicht wirklich relevant. Es wird auch etwas über denn Berufsausbildungsvertrag gesprochen, aber das ist zu vernachlässigen!
MfG Nico