In der Abizeitung bloßgestellt?
Hallo, eine gute Freundin hat 2016 Abi gemacht und vor kurzem eine Ausgabe ihrer Abizeitung erhalten, da sie auf der Abifeier beim Verkauf bereits alle vergriffen waren. Nun sahen wir sie uns gemeinsam an und sie hoffte, dass sie jetzt eine schöne Erinnerung habe, aber sie bekam einen Schock.
In ihrem Jahrgang wurde, seitdem sie in der 10. Klasse an die Schule kam, gemobbt und ausgelacht, was aber eher hinter ihrem Rücken geschah. Daher hatte sie keinen Kontakt zu anderen. Als die Abizeitung erstellt wurde, sollten immer mehrere Schülerinnen (Mädchenschule) über eine andere einen Text verfassen. Außerdem wurde online ein Voting für Awards erstellt. Als meine Freundin merkte, dass sie für jede einzelne negative Kategorie nominiert wurde, bat sie eine der Redakteurinnen, dass man sie aus dem Voting nehmen solle, da die Nominierungen zum einen völlig an den Haaren herbeigezogen seien und kaum jemand sie wirklich kenne und sie zum anderen wirklich diffamierend sind.
Sie dachte also alles habe sich gelöst. Als wir uns die Abizeitung ansahen, bemerkten wir, dass über sie bei den Abiturienntinnen gar nicht aufgeführt wird (vermutlich weil niemand über sie schreiben wollte bzw. konnte) und auch kein Bild von ihr zu sehen ist, obwohl jeder anderen Schülerin eine ganze Seite gewidmet wurde. Dennoch wurde sie bei den Awards bei wirklich jedem M*st auf den ersten Platz gesetzt. Sie weinte daraufhin zwei Tage durchgehen.
Nun ist sie die Nummer eins bei folgenden Kategorien:
Drogenjunkie; schwer von Begriff; als Erster im Knast; am meisten Fehltage; faulster Schüler; größter Spicker; zukünftiger Obdachloser; zukünftiger Harz-IVler; Unzuverlässigster; Make-up Queen; immer zu spät.
Das ist sehr beleidigend und demütigend, da eigentlich jeder weiß, wie es gemeint ist, und ehrlich gesagt, wissen wir gar nicht, wie ihre Klasse darauf kommt. Obwohl meine Freundin Medizin (muss ich dazu noch mehr sagen?) studiert, hochbegabt ist und eigentlich stolz auf sich sein könnte, hat sie sehr große Selbstzweifel, warum andere sie so wahrnehmen. Außerdem hat sie große Bedenken: Ein Freund, Verwandter, ... einer Mitschülerin,der das gelesen hat und nun möglicherweise ein falsches Bild hat, könne schließlich mal ihr Chef werden (oder sie deswegen keinen Job bekommen).
Zudem hat sie nun statt eines schönen Andenkens an ihr Abitur nur eine Erinnerung an das Mobbing.
Das Impressum fehlt leider. Daher können wir die Verantwortlichen nicht herausfinden.
Sie ärgert sich besonders darüber, dass sie ihrer Mitschülerin vertraute, dass sie aus dem Voting genommen werde. Ansonsten wäre sie schon viel früher dagegen vorgegangen. Am liebsten würde sie auch jetzt noch rechtlich gegen sie vorgehen, aber ich bezweifle, dass das noch etwas retten würde. Es würde höchstens den Mobbern einen Denkzettel verpassen.
Was soll sie tun? Und was würde eine Klage erreichen?
3 Antworten
Also erst mal tut es mir Leid für deine Freundin. So ein Verhalten ist erbärmlich.
Mir würd folgendes einfallen. Strafanzeige bei der Polizei stellen, Beleidigung ist ein Antragsdelikt. Da hast kein finanzielles Risiko.
Bei Beleidigung wird aber recht oft eingestellt aber nach Absprache über Erfolgsaussichten mit Staatsanwalt (wenn er oder sie nett ist) oder mit eigenen Anwalt könnte im Privatklageverfahren weitergemacht werden. Strafe kann ich nicht sagen, aber den zivilrechtlichen Anspruch auf Schmerzensgeld kann man dann durch ein Adhäsionsverfahren gleich beim Beleidigungsprozess miterledigen.
Sonst auf das Studium konzentrieren. Erfolg ist ein tolles Mittel gegen solche Menschen!
Die Menschen vergessen schnell. Und gerade Gedrucktes verschwindet recht bald in der Versenkung. Am besten wirft sie die Abizeitung in den Ofen, dann hat sie wenigstens noch ein klein wenig Wärme davon und hakt den Teil ihres Lebens ab und konzentriert sich auf ihre Zukunft. Ein Gespräch mit dem Direktor wäre vielleicht noch angebracht, damit der zukünftigen Abiturienten mal ein paar Infos zum Presserecht gibt.
Eine Klage bedeutet viel Stress für deine Freundin und der Erfolg ist nicht sicher. Zudem ist ein Verfahren teuer und es ist nicht sicher, dass bei den Verfassern des Pamphlets noch was zu holen ist, so dass sie möglicherweise noch auf den Gerichtskosten sitzen bleibt.
Was soll sie tun?
Das Ding wegwerfen und gut ist.
Und was würde eine Klage erreichen?
Gegen wen?
Und zudem, werden dann alle wieder eingesammelt?
Umgeschrieben und berichtigt?
Eben, bringt gar nichts. Das Ding ist draußen, hoffentlich stells keiner ins Internet.