Image Verwaltungsfachangestellter... Was denkt ihr über Leute die bei der Stadtverwaltung arbeiten?
Hallo. Ich bin Verwaltungsfachangestellter und arbeite bei der Stadt. Leider bin ich seit einiger Zeit aber sehr unzufrieden, was auch daran liegt, dass ich mich mit meinem Beruf nicht mehr identifiziere. Nun ist es ja nunmal so, dass viele denken: Verwaltung und Stadt...wie langweilig... Hört sich jetzt vielleicht doof an, aber manchmal ist es mir deswegen peinlich zu erzählen was ich beruflich mache, aus Angst, direkt als langweilig abgestempelt zu werden. Ist mir schon passiert.
Interessiert mich mal, was ihr so über die Mitarbeiter denkt, die z.B. im Einwohnermeldeamt, Jobcenter oder Zulassungsstelle sitzen. Ist das für euch ein ganz normaler Job oder denkt ihr auch "Der Arme, hier würde ich nicht arbeiten wollen". Seid ehrlich ;-)
9 Antworten
Mein Urteil über Verwaltungsfachangestellte fällt differenziert aus:
Ich habe Angestellte im Finanzamt erlebt, die mit böswillig wichtige Informationen vorenthalten haben, was damals für mich zu einer schwierigen Situation geführt hat.
Ich habe aber auch viel öfter hilfsbereite, kompetente und motivierte Angestellte erlebt.
Da ich zudem schon das Erlebnis "Bürokratie in Bulgarien" kennen lernen durfte, weiß ich deutsche Verwaltungen zu schätzen.
Grundsätzlich solltest Du dich aber selbst hinterfragen, ob Du mit der Arbeit und den Arbeitsbedingungen an sich zufrieden bist. Du solltest bedenken, dass nicht jeder der Retter der Welt , der Erfinder von Google oder der Finalteilnehmer im Superbowl sein kann. Gerade "Retter der Welt" ist auch oft mit niedriger Lebenserwartung verbunden. Du hast dagegen einen sicheren Job mit zuverlässiger Bezahlung und ohne mörderischen Leistungsdruck oder sogar den Zwang beim Verkaufen die Wahrheit zu verbiegen.
Wenn Du gerne ein "spannenderer" Mensch mit einem aufregenden Beruf sein möchtest, solltest Du auch bedenken, dass Du dann auch immer die Erwartungen an einen spannenden Menschen erfüllen musst, gut drauf, erfolgreich und unterhaltsam sein musst.
Wenn man einen soliden Job hat, der nicht alles von einem fordert, ist oft auch noch Raum für spannende Hobbies. Ich kann aus eigener Erfahrung Einradfahren, Jonglieren, Feuerspucken, Freeclimbing, Theaterspielen und Schachspielen (ok, das ist nicht sexy^^) empfehlen.
Jobcenter hat mit Gemeinde-/Stadtverwaltung überhaupt nichts zu tun. Das ist sicher oftmals stressiger als ein Job bei der Gemeinde-/Stadtverwaltung.
Für mich sind die Mitarbeiter der Gemeinde-/Stadtverwaltung Leute, die einen ganz normalen Job ausüben. Mag sein, dass hin und wieder ein langweiliger Job dabei ist, aber das ist auch in anderen Berufen der Fall.
Wichtig ist immer, was Du selbst willst. Die anderen, die meinen, wie Dein Job sein könnte, machen ihn ja wohl nicht.
Ohje, unsere schönen unausrottbaren Vorurteile. Beamte sind faul, Frauen können nicht Auto fahren und Amerikaner essen nur Hamburger. Es muss toll sein, wenn man Menschen be- oder verurteilen kann, ohne dass man sie vorher kennenlernen muss.
Wenn du Beamter bist, musst du drüber stehen können, genauso wie ein Fußballschiedsrichter damit leben muss, dass er es nicht allen recht machen kann.
Wenn dich jemand wegen deines Berufs abstempelt, weißt du wenigstens, dass er sich wohl nicht ernsthaft für dich als Mensch interessiert.
Das Arbeitsleben in den meisten Behörden ist heute auch ein ganz anderes als vor 50 Jahren. In einer Verwaltung kann es recht interessante und für die Allgemeinheit wertvolle Aufgaben geben. Dass es dabei auch um Papierkram gehen kann, sollte nicht stören. Wer zum Beispiel kurz vor dem Urlaub die Verlängerung seines Ausweises braucht, ist froh, wenn das reibungslos funktioniert.
Man muss auch nicht daran mäkeln, wenn es in Verwaltungen oft noch "geregelte Arbeitszeiten" gibt. Vielleicht ist das heute nur deshalb so ungewöhlich und belächelt, weil es in anderen Job zu viel Stress, Überstunden, Burnout und Zukuftsangst gibt. Die Frage, was davon besser ist, erübrigt sich wohl.
Du hast da eine interessante Diskussion angestoßen, gerade bei der Stadt- und Finanzverwaltung sitzen viele Beamte, die natürlich durch ihren Status einige Vorteile haben aber auch Nachteile bringt dieser mit sich.
Generell sind die Beamten ja immer etwas verpöhnt. Die reden den ganzen Tag nur, arbeiten wenig, sind überbezahlt, essen immer nur nebenbei und so weiter. Aus eigener Erfahrung durch meine Familie kann ich sagen, dass diese Vorurteile teils zutreffen.
Meine Schwägerin hat beim Finanzamt gelernt und gesehen, dass es wohl wirklich Leute gibt die arbeiten (ob es nun Dienst nach Vorschrift war oder mehr weiß man nicht) aber ebenso gibt es welche die sich durch den Tag quatschen. Ähnlich läuft es bei der Stadtverwaltung ab, da arbeitet eine Freundin von mir.
Als langweilig würde ich beide Verwaltungen nicht bezeichnen, gerade beim Finanzamt wenn man im Außendienst für Betriebsprüfungen etc. zuständig ist sieht man sehr viel. Auch bei der Stadt gibt es wohl sehr interssante Aufgaben. Aber genau das sieht man als "Otto-Normal-Bürger" nicht, wenn man beim Einwohnermeldeamt eine Nummer zieht und sieht, dass nur 3 Leute vor einem sind stellt man sich auf mindestens eine Stunde oder mehr Wartezeit ein. Person geht rein, kommt nach 5-10 Minuten wieder raus und dann passiert erstmal nichts mehr. Dann geht die Tür auf, der Beamte kommt raus und geht. Dann kommt er mit einem Kaffee wieder und die Tür ist wieder zu. Dann plötzlich darf der nächste eintreten.
Was da hinter geschlossenen Türer passiert sieht man nicht, man sieht eher mal durch eine offene Tür das der Sachbearbeiter vor dem Monitor sitzt und dem Anschein nach nichts tut. Nicht ohne Grund gibt es Beamtenwitze wie "Treffen sich 2 Beamte auf dem Flur, fragt der eine den anderen ob er auch nicht schlafen kann." oder "Beamte haben doch einen 0815 Job, Null Arbeit bei 8 Stunden am Tag und einer Bezahlung nach A15."
Mein Schwiegervater ist Beamter bei der Postbank (Innbetriebsleiter) und er ist morgens um 08:00 der Erste und Abends um 18:30 der Letzte der geht. Nichts mit einer 40 Stundenwoche.
Beim Finanzamt bei uns vor Ort ist es ganz übel, wer mehr arbeitet als seine Kollegen wird gemieden und gemobbt. Wer dann noch mehr arbeitet als sein Vorgesetzter sollte zusehen, dass er sich versetzen lässt.
Es ist ein sehr schweres Thema und wird es auch immer bleiben
Mein Traumjob wäre es jetzt nicht, aber das ist ja auch egal so lange dir deine Arbeit gefällt. Was andere denken, sollte dich eigentlich nicht interessieren und wenn sie dich wegen Klischees verurteilen, schon zweimal nicht