Brauche Hilfe bei der Beurteilung dieses Arbeitszeugnisses. Bitte beurteilen. Wie ist es? Welche Note?

6 Antworten

Es stellt sich schon die Frage, warum der erste Teil der Bewertung in der Vergangeheitsform geschrieben wurde, obwohl es sich doch um ein Zwischenzeugnis handelt und die betreffende Person nach wie vor dort beschaeftigt ist.

Der vorletzte Absatz, in dem es um das Sozialverhalten und um die Leistungen bei Kunden geht, wurde dann ploetzlich in der Gegenwartsform geschrieben.

Ist da irgend etwas passiert?

KeinName26 
Beitragsersteller
 24.01.2019, 14:38

Ne wieso?

Erst einmal vorweg: für ein Zeugnis einer Zeitarbeitsfirma ist es erstaunlicherweise recht ordentlich und auch von Form und Inhalt her stimmig.

Bei einem Zeugnis muss man auch immer den Ton und das anteilige Verhältnis von Firmenbeschreibung, Aufgabenbeschreibung und Leistungsbewertung sehen. Das ist hier sehr ausgewogen und genauso wichtig, wie der Inhalt selber. Der Ton ist nüchtern und sachlich.

Viele sind der Meinung, dass ein Zwischenzeugnis immer und durchweg in der Gegenwartsform geschrieben sein muss, das ist allerdings ein Irrtum. Bei der Bewertung vorangegangener Leistung, darf der Aussteller durchaus wie beim Endzeugnis auch, die Vergangenheitsform benutzen, denn auch er kann nicht in die Zukunft sehen, ob die beschrieben Leistung bleibt oder nicht. Er gibt in dem Zeugnis Auskunft über die bisher geleistete Arbeit. Bei weiterhin andauernden Äußerungen ("er wird eingesetzt") ist im ZZ die Gegenwartsform zu schreiben, auch das wurde hier richtig gemacht. Fachwissen wird immer in der Gegenwartsform beschrieben, da man davon ausgehen kann, das dieses nicht plötzlich verschwinden wird. Auch richtig. Natürlich muss der freiwillige Schlusssatz anders als im Endzeugnis formuliert sein, denn schließlich kann man einen Weggang des Mitarbeiters nicht bedauern, da er ja weiterhin dort bleibt.

Nun zum Inhalt:

Die Aufgaben wurden von wichtig zu unwichtig aufgelistet, das ist gut und somit hier schon einmal positiv zu bewerten. (Wäre zum Beispiel die Ablage und Posteingang ganz oben genannt und wichtige Aufgaben weiter unten, so wäre das bereits ein eindeutiger Hinweis an den zukünftigen AG, dass der AN nicht gerade eine Leuchte ist, egal wie sehr man ihn dann in der Leistungsbeschreibung lobt..)

Fachwissen: in Note ein gut.

Arbeitserfolg, Arbeitsbereitschaft und Belastbarkeit: insgesamt stimmige Äußerungen und in Note etwa gut - .

Arbeitsweise: "Wir kennen Herrn x als einen sehr zuverlässigen Mitarbeiter" Das ist etwas dürftig, positive weitere Äußerungen wurden weggelassen und daher eher im noch befriedigenden Bereich (-) anzusiedeln. [Als Beispiel mal eine Floskel für gute Arbeitsweise in deinem Berufsbereich: "Die Arbeitsweise von Herrn X war jederzeit in hohem Maß von Zuverlässigkeit, Systematik, Verantwortungs- und Kostenbewusstsein geprägt.]

Leistungszusammenfassung: "die ihm übertragenen Aufgaben mit großer Sorgfalt und stets zur vollen Zufriedenheit unseres Kunden erledigt." In Note ein gut. Auffallend ist hier jedoch, dass sich die Zeitarbeitsfirma von der Bewertung zurückzieht, dadurch, dass sie betont, dass diese Beurteilung vom Kunden ist, was sie auch zuvor im Sozialverhalten bereits andeutet.

Sozialverhalten: "Sein Verhalten gegenüber Vorgesetzten, Kunden und Kollegen ist jederzeit einwandfrei." Hier gab es definitiv Probleme, das wird durch die Umkehrung der Reihenfolge deutlich. Will man das SV ausnahmslos positiv bewerten, so ist die übliche Reihenfolge Vorgesetzte, Kollegen und dann erst Externe. In manchen Branchen werden auch neuerdings die Kunden voran gestellt, aber niemals zwischen Vorgesetzte und Kollegen. Die Zeitarbeitsfirma bewertet damit dein SV kritisch, in der Art, dass du die Kunden wichtiger nahmst als deine Kollegen.

Dass sie etwas sauer auf dich sind, wird auch im freiwilligen Schlusssatz deutlich: sie loben dich nicht noch einmal für deine bisherige gute Leistung und sie freuen sich nicht auf eine weitere gute Zusammenarbeit, denn das wäre an dieser Stelle im Schlusssatz für ein gutes Zeugnis zu erwarten gewesen.

Insgesamt ist das Zeugnis, wenn man alle Faktoren zusammen nimmt und auch auf Schlüssigkeit hin untersucht, von einer in Note etwa 2- durch die Kritik am SV und den Schluss auf ein befriedigend abgerutscht. Fairerweise geben sie aber in der Leistung dennoch überwiegend gute Noten.

Was war los?

Falls dir dazu partout nichts Negatives an deinem Verhalten einfällt, so lässt sich das manchmal dadurch erklären, dass ein Noch-Arbeitgeber durch den Wunsch des AN, ein Zwischenzeugnis auszustellen, sauer ist, da er dann einen "heimlichen" Abgang des AN vermutet, der innerlich gekündigt hat und nun Bewerbungen schreibt.

Anmerkung: man kann sich auch ohne Zwischenzeugnis erfolgreich bei einer anderen Firma bewerben, dafür haben zukünftige AG und Personaler vollstes Verständnis. Ein Endzeugnis reicht man dann nach Austritt nach. Daher tun sich Arbeitnehmer, die aus diesem Grund ein Zwischenzeugnis anfordern, oft gar keinen Gefallen damit. Für den Noch-AN ist es im übrigen zusätzliche Arbeit, denn das Endzeugnis folgt meist kurz drauf bei Vertragsende.....

Woher ich das weiß:Berufserfahrung
rotreginak02  27.01.2019, 13:00

Korrektur: Noch-AG soll es im letzten Satz lauten.

KeinName26 
Beitragsersteller
 28.01.2019, 14:28
@rotreginak02

Hi du Danke für die ausführliche Bewertung. Und nein es gab keine Schwierigkeiten. Die Reihenfolge ist ein Fehler von denen. Und ja auch der schlusssatz am Ende wurde vergessen

rotreginak02  28.01.2019, 20:27
@KeinName26

Ok, dann ist ja gut...denn so ist es am Schluss nachteilig. Lass das korrigieren und im Endzeugnis sollte das dann auch korrekt stehen.

Eine gute 2!

1-2

Habe da keine "versteckten" Formulierungen gefunden