Darf ich als Privatperson das Schienennetz benutzen? Wenn ja, wie?
Hallo
eine Frage die mich schon lange plagt und die ich trotz recherchieren nicht vollständig für mich selbst beantworten konnte.
Soweit ich weiß wird das deutsche Schienennetz ja von der DB Bahn betrieben, ist aber trotzdem noch in Bundeshand oder so ähnlich? Jetzt hab ich alles mögliche über Eisenbahnverkehrsunternehmen und Eisenbahnstrukturunternehmen und Nichteisenbahnunternehmen usw gelesen aber die Frage plagt mich immer noch.
Es gibt ja durchaus privatwirtschaftliche Unternehmen, die das Schienennetz für ihren Gütertransport benutzen, es gibt privatwirtschaftliche Unternehmen, die das Schienennetz zum Personentransport benutzen (regionale ÖPNV, überregionale ÖPV zb. jetzt neu Flixtrain usw) aber nehmen wir einfach mal ein ich bin sehr reich. Hab Autos, hab n Jet, hab n Schiff....aber nichts davon eignet sich wirklich gut um schnellstmöglich innerhalb Deutschlands oder auch Europa Kurz- bis Mittelstrecken zurückzulegen.
Jetzt möchte ich mir gerne einen eigenen Zug kaufen und möchte mich mit diesem auf dem deutschen Schienennetz bewegen.
Geht das? Wenn ja, wie? Wenn nein, wo steht, dass das nicht geht?
Ich bin also weder ein Wirtschaftsunternehmen das Güter transportiert, noch möchte ich Personentransport öffentlich zugänglich anbieten. Wie gehe ich also am besten vor?
Gibt es bekannte Fälle darüber? Verhandlungen mit der DB oder dem Bund und wie die jeweils ausgegangen sind? Ist überhaupt schonmal jemand auf die Idee gekommen?
Kann ich mich als Privatperson hinter einem vermeintlichen Wirtschaftsunternehmen verstecken und anstatt Güter zu transportieren, mich selbst durch die Gegend kutschieren in meinem schicken Ferrari-Zug?
Wie spontan können Unternehmen das Schienennetz beanspruchen? Wo muss ich Fahrten anmelden? Oder ist das wie auf der Straße, man steigt einfach ein und solang man sich an die Schienenverkehrsregeln hält und Signale achtet ist alles tutti?
Vielleicht kennt sich da jemand aus und kann mir Antworten liefern. Wäre sehr dankbar. Grüße
5 Antworten
Ok, Du müsstest ein Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) gründen. Dieses wiederum kann dann bei den Eisenbahninfrastrukturunternehmen (EIU) Trassen anmieten. Und dann dürfen sie nach den einschlägigen Regelungen unter Berücksichtigung der streckenspezifischen Vorschriften durch qualifiziertes Personal mit zugelassenen Zügen befahren werden.
Um ein EVU zu gründen, brauchst Du einen eisenbahnrechtlich qualifizierten Betriebsleiter, musst Lokführer mit geeigneter Qualifikation, Baureihenausbildung und Streckenkunde haben.
Das Rollmaterial (Lok, Zug) darfst Du selbst kaufen/besitzen, oder Du kannst es ggf. auch fallweise anmieten. Falls Du Rollmaterial selbst vorhältst, bist Du auch für periodische Wartungen, technische Überprüfungen und Einholung der entsprechenden Betriebserlaubnisse zur Nutzung selbst verantwortlich.
Geht also theoretisch alles. Erzeugt nur einiges an formalem Overhead und Ausbildungsbedarf, bis Du so ein Unternehmen gründest und dann womöglich selbst noch einen Zug im allgemeinen Netz fahren dürftest.
Wenn die ganze Formalia einmal durch ist, kann man Trassen bei den diversen EIU (also insbesondere DB Netze) recht kurzfristig bestellen. Es gibt verschiedene Arten von Trassen, die unterschiedlich bepreist sind und auch eine unterschiedliche Verfügbarkeit haben. Die schnellste "Express-Trasse" ermöglicht punktgenaue Fahrpläne. "Economy-Trassen" hingegen werden mit Puffern geplant und sind eher für langsame Güterzüge gedacht, die auch mal unterwegs 'ne halbe Stunde dumm auf einem Abstellgleis rumstehen dürfen.
Bei der Trassenbestellung gibt man einen Wunschfahrplan vor. Man bekommt dann vom EIU einen Buchfahrplan für die Strecke mit realitätstauglich angepassten Fahrzeiten und sonstigen Hinweisen zur Strecke (die formalisiert in dem Plan aufgelistet/enthalten sind). Der Buchfahrplan enthält ggf. dann auch Standzeiten, Hinweise auf Änderungen bei der zulässigen Maximalgeschwindigkeit, abschnittsweise verfügbare bzw. zu verwendende Zugsicherungssysteme usw.
der guten Antwort kann ich nichts mehr hinzufügen!
Hallo Du brauchst eine Netzzugangsbewilligung, als EVU. Das kann dir das EBA genauer sagen.
Die Deutschen Vorschriften finde ich auch nicht, aber hier, als Beispiel, die Schweizerischen:
In Deutschland wird es ähnlich sein.
Spontan einfach fahren geht nicht. Viele Strecken sind bis zur Grenze ausgelastet, die Züge fahren heute schon in kürztmöglichem Abstand. Ohne Voranmeldung geht überhaupt nix. Wie frühzeitig die Voranmeldung gemacht werden muss, weiß ich aber nicht.
Sehr viel flexibler und im Zweifel sogar noch ein bisschen schneller ist ein Hubschrauber, kombiniert mit einem Taxi vom Hubschrauberlandeplatz zum eigentlichen Ziel.
Vermutlich ist der Hubschrauber mit einem Passagier sogar enegieeffizienter als ein viele hundert Tonnen schwerer Zug mit nur einem Passagier.
Jetzt möchte ich mir gerne einen eigenen Zug kaufen und möchte mich mit diesem auf dem deutschen Schienennetz bewegen..
Du kannst dir keinen Zug leisten , als Beispiel hier die Preise für einen ICE :
- ca. 24 Mill.
Den Preis für die Nutzung der der Gleisanlagen müsstest du mit dem "Besitzer" klären und nein- du kannst dich nicht verstecken.
Kaufe dir eine Modeleisenbahn , die Gleisanlage gehört dann ganz alleine dir.
Nur so am Rande: gebrauchtes Rollmaterial gibt es gelegentlich gebraucht für "kleines Geld" zu kaufen. Also alte Loks und Personenwagen für fünfstellige Euros. Die Anschaffung eines eigenen Zuges ist eher noch das kleinere Problem.
Auch der betriebliche Overhead ist theoretisch stemmbar - gerade wenn jemand mit Prämisse "reich und ich will das unbedingt" rangeht wie in diesem Gedankenspiel des Themenerstellers.
Größter Knackpunkt auf lange Sicht dürften die Kosten für Trassenbereitstellung sowie der Energieverbrauch sein. Dieselt man, geht unendlich viel Sprit durch. Fährt man elektrisch, muss man verhältnismäßig teuer angebotenen Bahnstrom beim EIU kaufen. Da entsteht in einer Stunde Fahrzeit durchaus mal so viel Energieverbrauch, dass ein Privathaushalt im Vergleich dazu ein ganzes Jahr damit auskommen könnte. Und Trassenpreise für "einmal quer durch Deutschland" sind vierstellig - für eine Fahrt. Siehe trassenfinder.de, da kann man sich das ja als Online-Vorabkalkulation selbst ausrechnen lassen für konkrete Strecken, Fahrtwege und Zwischenhalte.
Jepp. Einen kurzen, aber komfortablen Hochgeschwindigkeitszug dürfte man für 15 Mio. Euro bauen können. Im Prinzip vorhandene Technologie nehmen und Mengengerüst eindampfen. Dann Innenausstattung nach Bedarf anpassen.
Wenn er den Zug selbst fahren will, könnte er im Prinzip den ganzen regulatorischen Overhead mit Geld erschlagen: GmbH gründen, Betriebsleiter und 1 Servicetechniker für Kleinkram einstellen, Betriebsleiter kann letztlich die ganzen Dinge, die zur Zulassung als EVU und periodische Prüfung des Zuges erforderlcih sind, veranlassen. (Es ist der Job eines Eisenbahn-Betriebsleiters, zu wissen, was man jeweils zu tun ist, und wo man ggf. Anträge stellen oder Leistungen beauftragen muss). Größere Wartungsarbeiten am Zug würde man durch Anforderungen externer Techniker durchführen lassen.
Er bräuchte dann selbst nur noch eine Ausbildung zum Lokführer machen (also irgendeine Schnellausbildung), dann Baureihenausbildung/-prüfung, bzgl. Streckenkunde müsste ggf. dann fallweise auf einigen Strecken Personal des EIUs mitfahren (was man bezahlen müsste), bis Streckenkunde nachgewiesen werden kann.
da wären wir eben bei einem "recht billigen" jet. wartung und reisekosten sind vermutlich (bei flugzeugen kenn ich mich nicht so aus...) auch günstiger, zumindest nicht übertrieben teurer. wie gesagt, mit einem auf ca 1500 KW "geschwächtem" 402 (ICE2 Triebkopf), einem Innen umgebautem 807 (bord restaurant) und innen umgebautem 808 (steuerwagen) könnte man schon viel anfangen. Zulassung als EVU geht leichter als man glauben möchte. Die Frage ist halt nur, wo der servicetechniker den kleinkram erledigt, d. h. es braucht auch eine kleine werkstatt. Im übrigen könnte man auf den EBL verzichten, wenn der SFT (Schienenfahrzeugtechniker) wirklich gut ist und das zusatzmodul mit erfolgreicher prüfung bestanden hat. HU's und größere Instandsetzungsarbeiten dürften auch kein problem sein, es gibt betriebe, die genau das für die kleineren EVU's und EVB'e anbieten. Mit der ausbildung TFZF wird es schon schwieriger, da man als TFZF eines HGVZuges nicht einfach nur die schnellausbildung machen kann, egal ob leerfahrt, oder nicht. ebenso knifflig wird's bei der streckenkunde... aber unlösbar ist das alles nicht.
Bei einer vollautomatischen Vakuumbahn wäre das kein Problem. Du könntest Privatkabinen besitzen mit allen Schikanen. Fahrten werden nach Strecke und Priorität (= Reisegeschwindigkeit) bezahlt. Billig wäre das sicherlich nicht (ca. 20€ Km), könnte aber mit einem Privatjet gut konkurrieren.
Zitat Fragesteller: "aber nehmen wir einfach mal ein ich bin sehr reich"
wenn es Personen gibt, die sich privatjets um 30, 40 millionen leisten können, könnte man sich genauso einen zug leisten. zumal er wahrscheinlich nicht mit einem vollausgebautem ICE 3 herumfahren wird, in dem fall wäre ein 402er mit entsprechend angepsstem 807 und 808 am realistischsten / sinnvollsten, wobei beim 402er evtl. über eine leistungsreduktion nachgedacht werden könnte.