Berufliche Umorientierung vom Büro ins Handwerk?
Ich glaube nicht, dass ihr mir hier helfen könnt, aber ich muss das jetzt einfach mal niederschreiben und vielleicht hat ja jemand ähnliche Erfahrungen gemacht. Ich habe damals direkt nach der Realschule eine Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten im öffentlichen Dienst angefangen. Ich bin jetzt 23 und habe seit fast 5 Jahren einen sicheren, unbefristeten Arbeitsvertrag. Außerdem bin ich vor ca. 2 Monaten in meine erste eigenen Wohnung gezogen. Bis hierhin alles gut. Kurz nach meinem Auszug sind aber die Gedanken hochgekommen, ob das hier überhaupt der richtige Job für mich ist. Seitdem ödet mich alles an. Ich sitze den ganzen Tag im Büro und verrichte langweilige, monotone Büroarbeit. Es nervt mich einfach nur noch alles. Viel lieber würde ich draußen arbeiten, wo man am Ende des Tages sagen kann "Heute habe ich wirklich was geschafft". Ich denke an Landschaftsgärtner oder Tischer... Bei meinem jetzigen Bürojob kann ich abends nichtmal sagen, dass ich überhaupt was sinnvolles gemacht habe. Ich komme kaputt vom nichtstun nach Hause. "Boreout" nennt man das wohl. So und jetzt habe ich seit 2 Monaten Bauchschmerzen, Schlafstörungen und an nichts mehr Spaß, weil ich nicht aufhören kann darüber nachzugrübeln was ich tun soll. Weitermachen? Vielleicht wird es ja wieder besser. Schließlich habe ich einen unbefristeten, sicheren Job, was heutzutage auch schon viel Wert ist und mit dem Geld bin ich auch zufrieden. Oder soll ich es wagen, anzufangen aktiv nach einer neuen Ausbildung zu suchen? Nach einer Arbeit die mir Spaß macht, wo man aber nicht sicher sein kann was danach kommt und ich wahrscheinlich meine gerade erst bezogenen Wohnung wieder aufgeben und zurück zu meine Eltern ziehen müsste...
Sorry für die relativ lange Geschichte, aber wie gesagt, ich musste das einfach mal loswerden. Hat man mit Mitte 20 überhaupt Chancen vom Büro ins Handwerk zu wechseln? Vielleicht geht oder ging es jemandem ähnlich und hat einen Rat für mich.
4 Antworten
Sorry, daß ich Dich wegen Deinem "Bore-Out" beneide! Hat heute eigentlich jeder eine Krankheit? Ich, als eher Burn-Out-Geplagter, der seit vielen Jahren in einem sehr stressigen Beruf arbeitet (auch im ÖD), würde mir das wünschen!
Aber ernsthaft: Wenn Du nicht ausgelastet bist, geh zum Chef, laß Dir mehr oder andere Aufgaben geben, erkundige Dich nach anderen Abteilungen, vielleicht kannst Du ja versetzt werden, schiebe eigene Projekte an, ergreife Initiative, mach beim Personalrat mit, es gibt zig Möglichkeiten ...
Einen Wechsel ins Handwerk würde ich mir gut überlegen: Wenn Du mit 45 nur noch Schmerzen hast, alles wehtut, alles nervt (auch da kommt die Routine!), wirst Du es bereuen.
Aber wer weiß, vielleicht es ja auch genau das Richtige für Dich ...
Ich weiß ja nicht, wo Du im ÖD bist. In einer größeren Stadt gibt es jedenfalls so viele Abteilungen, vom Bauhof bis zum Ordnungsamt, von der Meldestelle bis zum Grünflächenamt, von Straßenverkehr über Umwelt bis Wirtschaft, Denkmalschutz, Justiz, Bau- und Lebensmittelaufsicht usw. usf.
Da sollte doch, wenn man mal in Ruhe guckt, was zu finden sein! Evtl. mit Außendienst, wahrscheinlich mit zusätzlichem Lehrgang. Aber für den Anfang, um nicht gleich alles bisher erreichte wegzuschmeißen, würde ich mich erstmal so orientieren.
Oder aber, Du siehst den Job einfach als Job, also als Mittel, den Lebensunterhalt zu finanzieren und folgst den anderen hier: Schrebergarten, Hobby, Freizeit, Teilzeit (wenn finanziell möglich), manche arbeiten nur, um zu reisen, ...
Nur aus Interesse...Auf was für einer Stelle bist du denn?
Das möchte ich hier öffentlich nicht kundtun.
Hallo,
es ist nie zu spät, seinem Leben eine neue Wendung zu geben !
Vielleicht solltest Du erstmal probieren, was Dir tatsächlich Spaß machen könnte.
Suche Dir eine kleine Nebenbeschäftigung als Gärtner oder Tischler, z. B. im Urlaub oder an den Wochenenden, kannst es auch ehrenamtlich machen, damit es keinen Ärger mit Deinem jetzigen Job gibt.
Und dann machst Du das mal ein paar Wochen, dann weißt Du, ob es Dir tatsächlich gefallen würde, Abend für Abend mit schmerzendem Rücken und schmutzigen, zerkratzten Händen totmüde ins Bett zu fallen ......
und das für vermutlich weit weniger Einkommen, als Du es jetzt beziehst !
Wirf nicht gleich Alles hin, sondern starte erstmal einen Versuch !
Liebe Grüße
Ich verstehe Deine Situation, aber: sowohl Gärtner als auch Tischler verdienen nicht viel, deshalb würde ich es mir GUT überlegen, bevor Du alles hinschmeißt und Dich in eine ungewisse Zukunft stürzt.
Rechne doch mal aus, mit wie wenigen Stunden Büroarbeit in der Woche Du finanziell noch klar kommen würdest - und dann beantrage einen Teilzeitjob.
In der freien Zeit kannst Du zunächst mal ein Praktikum bei einem Landschaftsgärnter machen, später eine Aushilfstätigkeit.
Wenn Du das jahrelang machst und ordentlich dazulernst, könntest Du Dir sogar eine Externenprüfung zum Gärnter überlegen:
Fast jeden Berufsabschluss kann man in einer Externenprüfung machen, wenn man vorher jahrelang in diesem Bereich gearbeitet hat und evtl. einen Online-Kurs belegt hat. Also eine zweite Ausbildung ist nicht zwingend nötig.
Also Du kannst Dir auch noch andere Berufe überlegen und ansehen. Stöber doch mal hier:
https://www.ausbildung.de/berufe/themen/
Zum Schluss: Ich würde an Deiner Stelle Deine Wünsche ernst nehmen - aber eben am besten 'mit Weitblick' umsetzen, nicht hektisch.
mein rat: miete dir einen schrebergarten, wenn du gärtnern willst aber wechsele nicht vom trocken und sicheren arbeitsplatz im ÖD in den landschaftsbau..
auch du wirst älter....
Natürlich ist es entspannt, zwischendurch mal Pause machen zu können und keinen Zeitdruck zu haben, wenn man aber Wochen oder Monate 80% des Tages auf seinem Stuhl hockt und nicht wirklich zu tun hat, macht das auch krank. Aber natürlich hast du Recht, man könnte das vielleicht ändern indem man mit den Vorgesetzten spricht, aber momentan bin ich mir nicht sicher, ob der Beruf überhaupt zu mir passt. Außerdem könnte in nächster Zeit den Angestelltenlehrgang II beginnen, aber was bringt das, wenn ich kein Spaß und Interesse mehr an meiner Arbeit habe? Schließlich dauert der auch 3 Jahre und soll ziemlich anspruchsvoll sein... Alles nicht so einfach gerade. Aber danke für deine Antwort :)