Auswertung Dienstzeugnis (Bundeswehr)
Einen schönen guten Tag an alle! Ich komme direkt zu meiner Frage, und zwar wie ist dieses Dienstzeugnis der BT zu bewerten?
"(Vorgeplänkel ausgelassen)... Nach erfolgreich abgeschlossener zum Einsatzersthelfer und Sicherungs-/Wachsoldat wurde Herr * zur * Kompanie versetzt und als Panzergrenadier und Sicherungssoldat im Zug ausgebildet und eingesetzt. Hier durchlief er unter anderem die Ausbildung zum Truppsoldat auf einem SPz Marder.
Die an ihn gestellten Aufgaben erfüllte Herr * mit Freude und großer Sorgfalt zur vollsten Zufriedenheit seiner Vorgesetzten. Auch Zusatzaufgaben wurden jederzeit angenommen und umfassend erfüllt. Er übte seine Tätigkeit mit fachlichem Geschick und hohem organisatorischen Verständnis aus.
Herr * war jederzeit zuverlässig, stets korrekt und aufgeschlossen. Aufgrund seines höflichen Auftretens hat er das Vertrauen seiner Kameraden und Vorgesetzten gewonnen. Er wurde von allen Soldaten voll anerkannt und respektiert. Seine hohe Einsatzbereitschaft und seine ausgeprägte Teamfähigkeit machten Herrn * zu einem wertvollen Kameraden.
Für seine gezeigte Einsatzbereitschaft und die von ihm geleistete Arbeit gebührt ihm Dank und Anerkennung. Wir wünschen Herrn * für seine private und berufliche Zukunft weiterhin alles Gute, viel Glück und Erfolg.
- Oberleutnant"
3 Antworten
(Vorgeplänkel ausgelassen)
Keine gute Idee! Ein Zeugnis kann man nämlich nur dann richtig beurteilen, wenn man es vollständig liest, also von der Überschrift bis zum Ausstellungsdatum.
Zu dem Auszug aus deinem Zeugnis kann man folgendes sagen:
- War für die Tätigkeit Fachwissen erforderlich? Dann gehört das unbedingt ins Zeugnis
- "Die an ihn gestellten Aufgaben erfüllte Herr * mit Freude und großer Sorgfalt zur vollsten Zufriedenheit seiner Vorgesetzten": Mit Freude? Schön zu wissen, hat aber im Zeugnis nichts verloren. "Zur vollsten Zufriedenheit" entspricht einer "2".
- "Herr * war jederzeit zuverlässig": Damit wird eine Selbstverständlichkeit betont. Anscheinend gab es sonst nicht viel positives.
- "Aufgrund seines höflichen Auftretens hat er das Vertrauen seiner Kameraden und Vorgesetzten gewonnen. Er wurde von allen Soldaten voll anerkannt und respektiert": Die Formulierung ist - naja, sagen wir mal - ungewöhnlich. Außerdem ist die korrekte Reihenfolge immer Vorgesetzte - Kollegen - (ggf. Außenstehende), eine andere Reihenfolge bedeutet, dass es Probleme gab.
- Hattest du Führungsaufgaben? Wenn ja, muss dein Führungsstil beurteilt werden.
- "Für seine gezeigte Einsatzbereitschaft und die von ihm geleistete Arbeit gebührt ihm Dank und Anerkennung": Auch die Formulierung ist ungewöhnlich. Es fehlt außerdem ein Bedauern über dein Ausscheiden.
- Es fehlt der Beendigungsgrund
Hallo Leipzschor,
Einen schönen guten Tag an alle! Ich komme direkt zu meiner Frage, und zwar wie ist dieses Dienstzeugnis der BT zu bewerten?
Das lässt sich in Unkenntnis des vollständigen Zeugnisses schwerlich sinnvoll beantworten. Auch wenn an diesem Ausschnitt bereits herumorakelt wurde gilt grundsätzlich auch in diesem Fall- nur auf Basis von solchen Textfragmenten lässt sich keine konkrete, seriöse Gesamtwertung herausarbeiten. Zudem ergibt sich die Aussage eines Zeugnisses nur bedingt aus der Summe der getätigten Einzelwertungen.
Für die sinnvolle Bewertung und Kommentierung eines Zeugnisses benötigt man den vollständigen Text, quasi von der Über- bis zur Unterschrift. Grundsätzlich sollten der zu würdigende Zeitraum, die erlernte bzw. bekleidete Tätigkeit, die Branche und die Unternehmensgröße genannt werden.
Möglicherweise bedarf es in gerade diesem Fall aber auch weiterer Angaben, die einen erheblichen Einfluss auf die in deinem Zeugnis enthaltene Wertung haben können.
Der Text eines Zeugnisses beginnt nunmal mit dem Wort Zeugnis oder einem seiner Verwandten und er endet mit einer Unterschrift. Nur in diesem Kontext lässt er sich halbwegs seriös werten. Fast jede Formulierung in einem Zeugnis kann in einem geänderten Zusammenhang für eine gänzlich andere Aussage stehen. Jede der auf den ersten Blick positiven Aussagen kann durch den ausgelassenen Teil abgewertet werden.
Dass sich die Schreibweise von solchen Dienstzeugnissen immer mehr der von in der Wirtschaft erstellten Arbeitszeugnissen annähert ist bekannt. Wie problematisch es jedoch ist wenn damit ein Vorgesetzter beauftragt wird der davon offensichtlich keine Ahnung hat, sieht man hier. Wobei sich die tatsächliche Falltiefe wie gesagt nur in Kenntnis des vollständigen Zeugnisses einordnen lässt.
Wieder ein gutes Beispiel dafür, wie viele Vorgesetzte leider keine Ahnung von Dienst- und Arbeitszeugnissen haben. Dein Oberleutnant wollte dir zweifellos ein gutes Zeugnis ausstellen, hat es aber nicht getan.
Nach erfolgreich abgeschlossener zum Einsatzersthelfer und Sicherungs-/Wachsoldat wurde Herr * zur * Kompanie versetzt und als Panzergrenadier und Sicherungssoldat im Zug ausgebildet und eingesetzt.
Der zivile Personaler stellt sich jetzt folgende Fragen: "Was ist ein Einsatzersthelfer, Sicherungs-/Wachsoldat, Panzergrenadier, Sicherungssoldat (warum nochmal?), Zug?" Mit einem Zug verbinden die meisten im Zivilleben nun mal eine Lok! Und selbst, wenn sie wissen, dass es eine Größeneinheit ist, wissen sie nicht, wie groß ein Zug jetzt ist. Darüber hinaus ist alles im Passiv geschrieben. Ich weiß, dass das der gängige Passus bei der BW ist aber im zivilen werden passive Formulierungen genutzt, um passive Mitarbeiter durch die Blume zu beschreiben. Besser: "Er arbeitete als...."
Hier durchlief er unter anderem die Ausbildung zum Truppsoldat auf einem SPz Marder.
Gleiches Spiel: Was ist ein Truppsoldat, was ist ein SPz und was hat ein süßer Marder damit zu tun? Ein Personalchef schmeißt bei einer Bewerbung sicher nicht erst einmal Google an, um ein Dienstzeugnis zu verstehen. Der Nächste bitte.
Dein Chef muss versuchen, das ganze aus der zivilen Perspektive zu sehen und die Eigenschaften hervorheben, die dich für ein ziviles Unternehmen interessant machen. Hast du zivile Qualifikationen erworben, bist du Teamplayer, bist du verantwortungsbewusst usw....
Ich weiß, dass sich gerade die Infanterie damit schwerer tut als zum Beispiel wir von der Logistik. Du solltest deinem Chef mal das Buch "Dienstzeugnisse der Bundeswehr" empfehlen.
Es ist in Schulnoten eine 2.
Ein ziviler Personalchef kann daraus halt nur leider schwer bis gar nicht heraus lesen, was du beim Bund getrieben hast und inwieweit ihm das nutzt.
Ja das ist verständlich habe auch schon des öfteren Fragen diesbezüglich beantworten müssen.
Wie ich sehe kennen Sie sich sehr gut mit der Thematik aus. Könnten Sie mir verraten ob sich in diesem Dienstzeugnis "versteckte Botschaften" befinden?
Nein, wie gesagt, ich bin davon überzeugt, dass der Oberleutnant nur das Beste wollte. Die Bundeswehr bildet nunmal nicht aus, wie man so ein Zeugnis schreibt, dass soll der Offizier wie so vieles durch Handauflegen einfach von selbst können. Ich habe mir damals besagtes Buch gekauft und war viel in Foren zu Arbeitszeugnissen unterwegs. Ich bin mir sicher, dass auch meine Zeugnisse nicht perfekt waren aber Mühe hab ich mir viel damit gegeben. ;)
Danke für deine Antwort! Wie könnte man dieses Zeugnis in Schulnoten bewerten? Habe zur Zeit meinen Wiedereinsteller Antrag laufen und habe mich gefragt wie denn dieses Dienstzeugnis zu bewerten ist?