Ausbildung zur Steuerfachgehilfin oder Rechtsanwaltsgehilfin, wo mehr Gehalt, wo Aufstiegschancen zum Steuerberater oder Rechtsanwalt?
Ich kann mich noch nicht zwischen den beiden Wegen entscheiden. Mein Realschulabschluss wird ganz okay sein. Was würdet ihr tun? Und wenn ich mal lange dabei bin und besonders positiv auffalle, kann ich dann selbst zum Steuerberater oder Rechtsanwalt aufsteigen (ohne natürlich noch Abi zu machen oder zu studieren)?
8 Antworten
Die Rechtsanwalts- und Notargehilfen werden in vielen Kanzleien als Schreibkräfte eingesetzt. Nichts anderes. Allerdings gibt es gerade in Notariaten manchmal die Notariatsvertreter.
Dort läuft es schon etwas anders. Aber diese Stellen sind dann natürlich mit ganz langjährig erfahrenen Personen besetzt. Da muss man schon mit dem Notar fachlich und persönlich sehr gut klar kommen.
Bei der Berufung zum Notar bin ich mir nicht sicher, ob dieses auch über den Weg einer langjährigen Mitarbeit geht.
Steuerfachgehilfen haben eine anspruchsvolle Ausbildung. Viele versauern damit im Bereich Buchhaltung. Auch hier kommt es auf den Berufsträger (also Steuerberater) an, ob man auch im Bereich Steuerdeklaration (Erklärungen fertigen) oder im Bereich Abschluss (Bilanzen/Gewinnermittlungen) seine Tätigkeiten bekommt.
Die eigentliche steuerliche Beratung wird in aller Regel vom Steuerberater allein gemacht.
Steuerberaterexamen kann man nach einigen Praxisjahren machen. Mit Studium zwei oder drei Jahre (bin ich mir nicht sicher). Bei Fachgehilfen ohne Fortbildung zum Steuerfachwirt dürften es zehn Jahre sein. Und die können aber durch die Fachwirtprüfung auf sieben Jahre verkürzt werden.
Ob die Zahlen so stimmen müsstest Du prüfen.
Früher war das Examen zum Steuerberater die Lizenz zum richtig Geld verdienen. Inzwischen gibt es Kanzleien, die um jeden Mandanten kämpfen müssen. Dabei leidet dann m.E. auch oft die Qualität der Berufsausübung.
Als Steuerfachgehilfe war meine Ausbildungszeit bescheiden. Ohne gute Vorbereitung durch Wirtschaftsschulen und Unterstützung wäre das nichts geworden. Wobei ich da kein Sonderfall war. Heute kann das noch genau so ablaufen.
Wer nicht wirklich will, der sollte das nicht versuchen. Ist die Prüfung geschafft, dann beginnt ein neuer Prozess des Lernens. Nämlich erst eine Zeit, wie man das Wissen überhaupt sinnvoll anwenden kann. Dann der Abgleich, was der jeweilige Berufsträger erwartet.
Hat man das hoffentlich schnell verstanden, dann heißt es eigene Initiative entwickeln. Rechtsprechung, Gesetze usw. lesen. Wer behauptet es geht auch weniger verbissen, gut. Ich glaube es nicht.
Die zehn Jahre in der Branche (eigentlich sind es mehr), haben mir in vielen Bereichen richtig geholfen. Daher würde ich den gleichen Weg noch einmal machen. Aber es ist ein sogenannter freier Beruf.
Da ist nicht viel mit Arbeitszeitrecht oder gutem Gehalt. Gegenüber einem Industriekaufmann (etwa gleiche Qualität in der Ausbildungsanforderung, dafür bessere Ausbildung im Betrieb) verliert man in den ersten Jahren der Ausbildung und den Praxisjahren richtig viel Geld.
Danach kommt es eben darauf an, welchen Weg man einschlagen will und ob man es schafft.
Was würdet ihr tun?
Nicht bei einem Realschulabschluss stehen bleiben, sondern Fachabi und Abi machen, dann weiter sehen.
Und wenn ich mal lange dabei bin und besonders positiv auffalle, kann
ich dann selbst zum Steuerberater oder Rechtsanwalt aufsteigen (ohne
natürlich noch Abi zu machen oder zu studieren)?
Nicht wirklich.
Schau lieber dass du frühstmöglich alle Qualifikationen mitnimmst und in deinem Bereich hervorrangend wirst. Hervorragende Bezahlung erhalten i.d.R. nur hervorragende Kräfte.
Jede Karriere bei der dein Fortkommen von dem Wohlwollen oder der Bewertung anderer abhängt sollte für dich nicht in Frage kommen.
Die Ausbildungsberufe heißen Steuerfachangestellte bzw. Rechtsanwaltsfachangestellte. Mit längst überholten Begriffen zu agieren, wird bei einer Bewerbung nicht gut ankommen.
Die Ausbildung zur Steuerfachangestellten ist sehr anspruchsvoll und komplex. Das Lernen hört auch nach der Ausbildung nicht auf, da sich alle naselang die gesetzlichen Vorschriften ändern.
Zu den Rechtsanwaltsangestellten kann ich nichts sagen.
Die Bezahlung ist bei beiden eher mies im Vergleich zu anderen kaufmännischen Berufen.
Weiterbildungsmöglichkeiten: Als Steuerfachangestellte kann man nach 3jähriger einschlägiger Berufserfahrung den BIlanzbuchhalter oder Steuerfachwirt machen, nach 10jähriger einschlägiger Berufserfahrung den Steuerberater.
Als Rechtsanwaltsfachangestellte kann man auch irgendwann den Bilanzbuchhalter machen, Rechtsanwalt wird man jedoch nur über ein Studium, für das man das allgemeine Abitur benötigt.
Als Rechtsanwaltsgehilfin und Steuerfachgehilfin verdient man denkbar schlecht. Zum Rechtsanwalt kannst du definitiv nicht aufsteigen (allenfalls zum Buerovorstand), da musst du Abi machen und lange studieren.
Im Steuerbereich ist durch Fortbildungen da vielleicht eher etwas moeglich.
Also als Rechtsanwaltsfachangestellte vedienst du in der Ausbildung zumindest hier im Saarland zwischen 310 und 350€. Später meistens nur den Mindestlohn und du kannst kein Anwalt werden ohne Abi zu machen und zu studieren.
Wies bei den steuerfachangestellten aussieht weiß ich leider nicht