Ausbildung abbrechen oder durchziehen, trotz Rückzahlung?
Hallo liebe Leute,
ich bitte um euer Rat! Also ich habe letztes Jahr eine Ausbildung bei der Stadt zum Beamten im mittleren Dienst angefangen. Da ich schon 27 Jahre alt bin, hatte ich mich voll dieser Ausbildung gewidmet und es als meine letzte Chance gesehen um etwas vernünftiges noch zu erreichen. Ich bin deswegen auch von zu Hause ausgezogen lebe alleine in einer völlig fremden Stadt, in der ich Niemanden kenne.
Nachdem ich die Ausbildung jetzt schon seit einem Jahr mache bereue ich es sehr, es angefangen zu haben, weil es total langweilig, eintönig ist und ich dabei Null gefordert werde. Während der Ausbildung durchläuft man verschiedene Ämter, dies war eigentlich der einzige Grund warum ich bis jetzt nicht aufgehört hatte, weil ich dachte, dass es von einem Amt zum Anderen vielleicht besser laufen kann, doch es änderte sich nichts. Die Ausbilder haben keine Lust sich um die Azubis zu kümmern, somit habe ich auch 9 Stunden am Tag nichts zu tuen. Im Nachhinein habe ich auch gemerkt, dass mir die Arbeit nur im Büro gar nicht liegt, ich möchte lieber draußen etwas handwerklicheres machen. Es kann sein, das ich wegen dieser Langweile gerade so denke, aber zur Zeit finde ich, dass eine körperlichere Arbeit das passendere für mich wäre. Wenn ich abbreche muss ich die Anwärterbezüge, die ich bis jetzt bekommen habe zurückzahlen, das sind mehr als 10.000 €.
Was würdet ihr mir raten, ob ich es durchziehen soll oder es in Kauf nehmen soll die 10.000 €zurückzuzahlen und was Anderes machen soll?
10 Antworten
Du solltest es durchziehen, die Vorteile überwiegen.
Diese Sorgen hast du (später) nicht:
Körperliche Arbeit kannst du meist nicht oder mit gesundheitlichen Abstrichen bis ins hohe Alter (mind. 67 Jahre) verrichten.
Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass du bei körperlicher Arbeit nicht bis zum Renteneintrittsalter arbeiten kannst, d. h. du wirst u. U. mit Rentenkürzungen vorzeitig in den Ruhestand gehen.
Du hast einen sicheren Job (zunächst natürlich eine sichere Ausbildung). Als Arbeitsloser hättest du auch ein Problem.
Du kannst dich und deine Familie (später) zuverlässig ernähren und
du beginnst den nächsten (ungewissen) Lebensabschnitt nicht mit einem Schuldenberg von 10.000,-€
(Auch als Beamter kannst du dich später bei der Gemeinde bewerben, in der du leben möchtest.)
Da ich schon 27 Jahre alt bin, hatte ich mich voll dieser Ausbildung gewidmet und es als meine letzte Chance gesehen um etwas vernünftiges noch zu erreichen.
Was hat denn bewirkt, dass Du deine Meinung bzgl. der letzten Chance nicht mehr vertrittst?
Grundsätzlich solltest Du bedenken, dass Du mittlerweile 27 Jahre alt bist und deine Chancen auf dem Arbeitsmarkt von Jahr zu Jahr sinken.
Ich kenne zwar deinen Lebenslauf nicht, allerdings denke ich nicht, dass sich ein erneuter (?) Abbruch gut machen würde.
Letztendlich ist es deine Entscheidung. Was machst Du, wenn Du feststellst, dass Dir der Handwerksberuf dann auch nicht liegt?
Diese Frage kannst nur du selber dir beantworten. Keiner kann dir diese Verantwortung abnehmen, ohne dich bzw. die Hintergründe zu kennen. Du musst selber wissen, ob du das Geld überhaupt zurück zahlen kannst. Oder ob es nicht besser ist, das Ding jetzt durchzuziehen (sieht im Lebenslauf auch nicht gut aus, eine Ausbildung abzubrechen, zumal du ja schon 27 bist). Mach dir eine positiv-negativ-Liste und überleg dir einen Plan B, falls du dich zu einem Abbruch entscheidest. Ob du damit aber glücklich wirst kannst nur du allein entscheiden.
Wärst du 10 Jahre jünger, würde ich dir vermutlich raten, wenn du genau spürst, dass du einen handwerklichen Beruf erlernen möchtest, die Ausbildung ab zu brechen und eine Neue zu beginnen.
Du aber bist 27 und hast ausser einem Schulabschluss nichts in der Tasche. Wenn du nun aufgibst, wirkt das ziemlich erbärmlich auf alle Lehrmeister in spe. Denn keiner ist daran interessiert, dass ihm der Azubi nach einem Jahr davon läuft.
Darum zieh deine Chance durch, mit diesem Abschluss in der Tasche findest du eher einen Meister, der dir sein Handwerk lehrt und es ist nie verkehrt zwei Berufe gelernt zu haben.
Vermutlich liegen ja nur noch zwei Jahre vor dir....nutze diese Zeit um dir klar zu werden, was du nachher exakt tun möchtest und kümmere dich um die Möglichkeiten wie du dein Ziel erreichen kannst.
Denn eben dir ist die Zeit bereits arg davon gelaufen und es wird immer schwieriger, wenn man obendrauf noch einen Abbruch mit 27 vorweisen muss. Darum ist es wichtig, dass du nun Durchhaltevermögen beweist und nicht auf dem ersten Drittel der Strecke umkippst.
Oh man. Wie ich dich verstehe. Mir geht es gerade genauso wie dir. Ich bin auch bei der Stadt, schon seit 5(!) Jahren ausgelernt und leider ist mir jetzt erst klar geworden, dass ich das nicht mehr will. Langeweile, Monotonie und Desinteresse. Bin gerade in so einer Orientierungsphase was ich eigentlich machen will, ist aber gar nicht so einfach. Ich würde auch lieber handwerklich und draußen arbeiten, im September werde ich in meinem Urlaub ein Praktikum als Landschaftsgärtner machen. Ich wohne alleine und zahle knapp 500€ Miete. Weiß nicht wie ich das dann bezahlen soll, wenn ich einen neue Ausbildung mache. Zurück zu den Eltern ist auch nicht das wahre. Aber ich denke so: Wir sind noch jung. Sollen wir noch 40 Jahre in einem Beruf arbeiten, er uns jetzt schon anödet? Wir werden es irgendwann bereuen, wenn man jetzt nichts ändert. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Man muss nur was riskieren.
Worüber du aber nachdenken solltest: Deine Ausbildung dauert ja "nur" 2 Jahre, richtig? Kannst du dir vorstellen, das durchzuziehen? Dann behälst du zum einen deine Bezüge und hast Zeit herauszufinden, was du stattdessen machen willst.
Ja, ich denke auch, es wäre das richtige, die Ausbildung durchzuziehen und danach nochmal was neues machen. Dann hast du wenigstens schonmal einen Plan. Das macht die Wartezeit vielleicht auch erträglicher. So geht es mir jedenfalls, seit ich eigentlich sicher bin, dass ich nächstes Jahr nochmal neu anfangen werde.
Wünsche dir alles Gute.
Vielen Dank, ich wünsche dir auch viel Glück und das Beste für die Zukunft.
Ehrlich gesagt glaube ich auch, dass ich die Zähne beißen werde und das eine Jahr noch durchziehen werde, damit ich nicht die Bezüge zurückzahlen muss, aber danach werde ich auf jeden Fall was anderes suchen. Genau die gleiche Sichtweise habe ich auch wir haben mindestens noch 30 Jahre Berufsleben vor uns und wenn uns die Arbeit jetzt schon nicht passt und langweilt wie soll es noch 30 Jahre so weitergehen...