Arbeitszeugnis wer kann fachlich gut übersetzen/bewerten??
Hallo, habe mein Arbeitszeugnis bekommen!! Im Vorfeld habe mir in zwei Projekt Arme und Beine ausgerissen. Dies wollte ich mir nun bescheinigen lassen und finde, dass es so nicht zum Ausdruck kommt. Ich denke auch die Passage "Frau/Herr „XY“ ist ein/e einsatzfreudige/er Mitarbeiter/in." hat etwas NEGATIVES. Wer kann fachlich gut übersetzen? PS: Unternehmensdarstellung und Aufgabenbereiche sind OK*
Frau/Herr „XY“ hat sich stets engagiert und aufgrund ihrer/seiner sehr guten fachlichen Fähigkeiten als sehr vielseitig einsetzbar erwiesen. Gern bestätigen wir ihr/ihm eine hohe Sachkompetenz, welche sie/er im Rahmen der Projekttätigkeit effektiv und erfolgreich zu unserer vollsten Zufriedenheit einsetzte. Sie/Er überzeugte stets mit einem sehr umfangreichen und fundierten Wissen, sowohl im Fachlichen als auch in der Anwendung digitaler Managementsysteme. Ihre/Sein Abstraktionsvermögen befähigt sie/ihn auch bei komplexen Fragen und in schwierigen Lagen zu selbständigen, durchdachten und wirtschaftlichen Entscheidungen. Frau/Herr „XY“ ist ein/e immer belastbare/er Mitarbeiter/in, dessen Arbeitsqualität uns auch bei wechselnden Anforderungen uneingeschränkt überzeugt. Sie/Er arbeitet/e sehr gründlich und zügig, denkt bei der Arbeitsvorbereitung gut mit und erledigte die Aufgaben mit großer Effizienz und Systematik. Frau/Herr „XY“ ist ein/e einsatzfreudige/er Mitarbeiter/in. Sie/Er erwies dem Unternehmen in dem Verantwortungsbereich sehr gute Dienste. Mit ihren/seinen Leistungen und Erfolgen waren wir stets voll zufrieden. Ihr/sein Benehmen gegenüber Vorgesetzten, Kollegen und Mitarbeitern war stets einwandfrei. Im Umgang mit unseren Kunden und Geschäftspartnern bewies Frau/Herr „XY“ großes Geschick. Frau/Herr „XY“ scheidet mit dem erfolgreichen Abschluss seiner Projekte zum … aus unserem Unternehmen aus, was wir sehr bedauern. Wir bedanken uns ausdrücklich für die sehr gute erfolgreiche Arbeit und stets sehr gute Zusammenarbeit. Für die weitere Zukunft wünschen wir Frau/Herr „XY“ beruflich und persönlich alles Gute und viel Erfolg
Vielen Dank im voraus für eure Hilfe & herzlich Grüße *
4 Antworten
Man kann ein Zeugnis nur dann vernünftig analysieren, wenn man es vollständig im Kontext liest, also von der Überschrift bis zum Ausstellungsdatum. Denn überall können Informationen enthalten sein, die für die Einschätzung des Zeugnisses wichtig sind. Das gilt auch für scheinbar unwichtige Kleinigkeiten wie Rechtschreibfehler oder Ausstellungsdatum.
PS: Unternehmensdarstellung und Aufgabenbereiche sind OK
Zumindest die Aufgaben wären ganz hilfreich gewesen.
Insgesamt will man dir wohl "gute" Leistungen bescheinigen, das zeigt auch die Zusammenfassung der Leistungsbeurteilung ("waren wir stets voll zufrieden"). Der Schreibstil und die Wortwahl sind allerdings - naja, etwas gewöhnungsbedürftig. An manchen Stellen wird außerdem Präsens verwendet; wenn es sich um ein abschließendes Zeugnis handelt, muss aber alles in der Vergangenheitsform geschrieben werden - mit Ausnahme der Fachkenntnisse.
Ihr/sein Benehmen gegenüber Vorgesetzten, Kollegen und Mitarbeitern war stets einwandfrei.
Auch dein Sozialverhalten ist "gut" beurteilt. Hattest du Personalverantwortung? Wenn ja, ist der Satz so ok. Wenn nein, ist "Mitarbeiter" sachlich falsch. (P. S.: hättest du deine Aufgaben aufgelistet, wäre diese Nachfrage überflüssig). Mich verwirrt nur der Begriff "Benehmen" etwas - üblicherweise sagt man hier "Verhalten".
...was wir sehr bedauern. Wir bedanken uns ausdrücklich für die sehr gute erfolgreiche Arbeit und stets sehr gute Zusammenarbeit. Für die weitere Zukunft wünschen wir Frau/Herr „XY“ beruflich und persönlich alles Gute und viel Erfolg
Echt jetzt? Das ist unglaubwürdiges und widersprüchliches Gelaber. Vorher werden dir "gute" Leistungen bescheinigt, hier lobt man "sehr gute" Leistungen. Leider wird dir aber merkwürdigerweise kein Erfolg bescheinigt (es müsste sonst "weiterhin viel Erfolg" heißen), was im Widerspruch zu deinen Leistungen steht.
Stimmt denn wenigstens das Ausstellungsdatum mit dem letzten Tag des Vertrags überein?
Das war mir nicht bekannt. Beurteilungen von Justizmitarbeitern bekomme ich hier eher selten zu lesen.
Ist auch eher Zufall, dass ich das weiß. Mein Bruder muss solche "Beurteilungen" regelmäßig schreiben, und da hab ich ihn mal gebeten, mir den Formulierungskatalog samt dazugehöriger Noten mal zu geben.... das weicht schon sehr von üblichen Arbeitszeugnisformulierungen ab ;-)
Insgesamt liest sich das mindestens wie ein 2er-Zeugnis.
Auch die vermeintlichen Widersprüchlichkeiten, die andere User erwähnen, scheinen irgendwie fast bei jedem Zeugnis mit dabei zu sein. Ich vermute eher, dass diese dem Zeugnisaussteller gar nicht immer so bewusst sind.
Die Schlussformel als Ganzes lässt mMn keine versteckten Botschaften vermuten und klingt schlüssig.
Lieber eine authentische 2 als eine bis auf die Spitze getriebene Lobhudelei.
Denn bei einem 1+ -Zeugnis muss man auch wieder aufpassen, dass der nächste Recruiter nicht den Verdacht schöpft, dass der Mitarbeiter 'weggelobt' wurde.
Dein abgetippter Auszug aus deinem Arbeitszeugnis ist sehr anstrengend zu lesen und kaum brauchbar, um dir eine qualifizierte Antwort zu geben:
1. Fettschrift, dieses ewige "Herr/ Frau" , fehlende Absätze etc. ist dabei hoffentlich von dir und nicht im Original.
2. Auch wenn du meinst, dass "Unternehmensdarstellung und Aufgabenbereiche OK sind" , so ist es immer besser, das komplette Zeugnis (natürlich anoymisiert) im Kontext zu lesen. Ist der Anteil der Unternehmensdarstellung im Vergleich zum Rest unangemessen hoch, so ist das bereits negativ zu werten. Sind die Aufgaben nicht immer von "wichtig zu unwichtig" sortiert und solche enthalten, die routinemäßig dazu gehören, aber eher nebensächlich, so sollten sie erst gar nicht auftauchen...all das trägt zur richtigen Beurteilung eines Zeugnisses bei
Auch muss man Dauer und Art der Anstellung kennen, um exaktere Aussagen machen zu können.
Ein Zeugnis eines Werkstudenten sieht auch anders aus als ein Zeugnis eines Projektleiters in ein und demselben Entwicklungsteam/ Projekt....
3. bestimmte Branchen haben auch oft eigene Vormulierungen in Arbeitszeugnissen... die manchmal von branchenfremden AG in Zeugnissen abgekupfert werden, obwohl es dann oft nicht passt oder zu Missverständnissen führt.
Usw...
Bitte setz doch mal eine Kopie (anonymisiert) hier rein, oder mach dir die Mühe, es exakt abzutippen, ohne eigene Fehler und mit Absätzen wie im Origninal, damit man es sinnvoll bewerten kann.
Unabhängig davon, fallen mir einige Dinge unangenehm auf:
1. Widersprüchlichkeiten, besonders im freiwilligen Schlusssatz, der deine Note "runterzieht", allein schon weil das entscheidende Wörtchen "weiterhin viel Erfolg" fehlt, was aber zu einem guten bis befriedigenden Zeugnis unbedingt dazu gehört. [Zumal dir vorher ja ausdrücklich für deine "sehr gute erfolgreiche Arbeit" gedankt wurde. Das passt so gar nicht zusammen...]
2. Wechsel zwischen Zeitformen und Themen
3. Passivformulierungen oder solche wie "Gern bestätigen wir" drücken oft das Gegenteil von dem aus, was dann tatsächlich in Worten folgt.
4. Einige Formulierungen wie der Satz mit dem "Abstraktionsvermögen" kommen in Beurteilungen der Justiz 1:1 vor..... dort wird es positiv bewertet (Note 2)....
Zumal dir vorher ja ausdrücklich für deine "sehr gute erfolgreiche Arbeit" gedankt wurde.
Selbst das passt m. E. nicht, da man vorher mit den Leistungen und Erfolgen nur "stets voll zufrieden" war und auch die Formulierungen eher auf "gut" hindeuten.
Stimmt, das noch obendrein!
Übersetzt heißt das 2 als Note.
Der Grund dafür: „... stets voll zufrieden...“ und die Passage mit dem „Abstraktionsvermögen“ die man auch negativ verstehen könnte im Sinne von „er/sie denkt umständlich, kommt aber irgendwie ans Ziel“.
Aber letzteres ist von mir so interpretiert.
P.S.: Auf jeden Fall fehlt im Schlusssatz das Wort "weiterhin". Es sollte unbedingt heißen: " ...und weiterhin viel Erfolg."
Abgesehen davon, dass man ein Arbeitszeugnis nur dann beurteilen kann, wenn es vollständig (von der Überschrift bis zum Ausstellungsdatum / Unterschrift) vorliegt:
Die besagte Passage mit dem merkwürdigen Wort "Abstraktionsvermögen“ ist m.E. ebenso ungewöhnlich wie überflüssig, birgt jedoch im Satzkontext keine negative Aussage.
Insgesamt kann man dem Zeugnisautor allerdings dringend raten, einmal einen Fachlehrgang für die Formulierung von Arbeitszeugnissen zu besuchen.
Übersetzt heißt das 2 als Note.
Wenn man die ganzen Widersprüche, die falschen Zeitformen, die unglaubwürdige Schlussformel und die ganzen anderen Mängel mal außer Acht lässt, hast du natürlich Recht.
Wenn man „still“ kommunizieren will, benutzt man eben Wörter mit Zweideutigkeiten. Das Wort abstrakt gehört definitiv dazu, denn objektiv gesehen ist daran nichts auszusetzen, aber im sozialen Kontext, ist Abstraktion nichts positives und wird im Volksmund mit Querdenkerei assoziiert.
Und wie schon gesagt, es ist meine Interpretation des ganzen.
Wäre ich der Verfasser hätte ich eher das Wort „komplex“ benutzt, um die Schwierigkeitsstufe zu erwähnen.
Da gäbe es allerdings auch noch ein paar andere (wichtigere) Stellen, die man umformulieren müsste, um ein wirklich brauchbares und gutes Arbeitszeugnis zu haben.
Deshalb mein Hinweis zu den Qualitäten des Zeugnisautors.
Arbeitszeugnisse haben aber mit "Volksmund" nichts zu tun, daher sollte man da nicht blindlinks ruminterpretieren.... widersprüchliche Aussagen bzw. Zweideutigkeiten kommen niemals in einem sehr guten bis guten Zeugnis vor. Deshalb wundere ich mich doch sehr, dass du hier mal so locker "als Note 2" übersetzt...zumal wichtige Passagen fehlen.
wie immer eine sehr gute Antwort!
P.S.: Als Ergänzung: auch das Wort "Benehmen" findet man tatsächlich in Beurteilungen für Justizmitarbeiter..... wie so einige andere Begriffe hier. Was das in einem Zeugnis der "freien Wirtschaft" soll, weiß wohl nur der Aussteller....und passt hier schlecht und führt natürlich zu "Verwirrungen"....