Wieviel Startkapital benötige ich für eine 1 Mann Heizungsfirma?
Hallo, wieviel Startkapital benötige ich ungefähr wenn ich eine Heizung, Sanitärfirma eröffnen möchte? Ich habe den Meister anerkannt bekommen da ich genug Gesellenjahre hinter mich bringen durfte. Danke für eure Antworten
3 Antworten
Hi Jetlag,
schwer bis unmöglich zu sagen. Erlaube mir zwei Varianten anzudeuten:
Du besorgst Dir einen Auftrag, das Material kannst Du durch Zahlungsziel bzw. Abschläge des Bauherrn sofort erhalten. Mit Leihwerkzeug bereitest Du alles an Ort und Stelle vor. Dein Startkapital dürfte so aus wenigen Euros bestehen, wenn du nicht Sicherheiten für die Werkzeuge hinterlegen brauchst...
Zweite Variante: Du willst die gesamte Anlage vorher soweit montagefertig auf die Baustelle bringen, dass Du eine entsprechend große Werkstatt mit allen üblichen Werkzeugen benötigst.
Auch hier sind natürlich alle möglichen Zwischenlösungen drin. Es ist eine Frage was Du vor hast. Was ist denn Dein Ziel mit der Gründung? Immer 1-Mann-Betrieb oder zwei Personen für Rechnungen schreiben, Ablage und den anderen Bürokram, Du selber nur noch Baustellenbesichtigen und etwa 80 Gesellen mit 60 Azubis in den jeweiligen Lehrjahren?
Es ist leider so, dass man bereits in der Gründungsphase sich für eine Größenordnung entscheiden sollte. Das konnte ich in diesem Jahr erstmals auch an den öffentlichen Statistiken erkennen, bisher war das nur eine Beobachtung der letzten zwanzig Jahre gewesen. Keine Angst, wer zu den 142 Beschäftigten kommen will, der fängt nicht wie selbstverständlich mit 12 Leuten an oder so. Aber die Gesamtplanung sieht einfach anders aus. Und man kann auch auf der einen Seite sehr sicher investieren ohne gleich zu groß zu sein und trotzdem entsprechend vorbereitet auf die Zukunft.
Kannst Dich gerne melden, wenn Du da einfach nur Gesprächsbedarf hast.
Im Grunde brauchst du kein Startkapital. Du brauchst nur Kunden, die bereit sind, alle Materialien, die du brauchst, vorher einzukaufen. Dank Internet ist das kein Problem mehr. Du machst eine Baustellenbesichtigung und stellst eine Liste allen Materials zusammen. Falls deine Kunden skeptisch sein sollten, kannst du ihnen die Sache schmackhaft machen, indem du ihnen vorrechnest, was sie auf die Art an Gelder einsparen. Nämlich deine Mehrwertsteuer 19%, die du ja auf jedes Teil legst und deinen Gewinn 15%, der auf jedes Teil kommt. Und deine Lager und Transportkosten fallen auch weg.
Werkzeug hast du ja sicher. Damit kannst du anfangen.
Später dann, wenn du die ersten Baustellen fertig hast, kannst du in Material investieren, um dann auf späteren Baustellen dein eigenes Material zu verwenden. Um nicht länger auf die Gewinne verzichten zu müssen. Und gerade bei Keramik, Heizkörper, Armaturen und andere sichtbare Teile, dürften die Kunden sehr daran interessiert sein, sich die doch aus einer großen Auswahl selber auszusuchen. Da wäre es gut, wenn du ihnen beratend zur Seite stehen würdest. Zeige deinen Kunden, wo sie im Internet die besten Angebote finden. Biete Service.
Du wirst sehen, das es funktioniert. Und wer weiß, vielleicht behältst du diese Form der Materialbeschaffung sogar bei, weil dir dann der Kunde, der dich um dein Geld prellen will, garnicht erst ein Kunde wird, oder er dich nur um deine Zeit prellt, aber niemals das Material klauen kann. Und du brauchst keinen Lagerraum für Materialien.
Wenn der Handwerker keine Materialrechnung hat, weil er kein Material gekauft und bezahlt hat, führt er auch keine Mehrwertsteuer dafür ab. Die Mehrwertsteuer für die geleisteten Arbeitsstunden fallen aber an. Die müssen dem Kunden ja auch in Rechnung gestellt werden.
Und was den Stundensatz betrifft, kann der Handwerker selber entscheiden, wie hoch der Satz sein soll. Er kann 100,-€ pro Stunde verlangen, oder auch nur 10,-€. Kommt drauf an, wieviel er verdienen will. dabei wäre gerade am Anfang zu bedenken, das es nur sehr sehr wenige Kunden gibt, die 100,-€ bezahlen werden. So hat er zwar einen wunderschönen Stundensatz, aber keine Kunden. Oder er nimmt lieber weniger, vielleicht 25,-€, hat nicht so viele Einnahmen, aber Aufträge und es kommt was rein. Das ist alle male besser als garnichts. Später, mit steigender Bekanntheit und mit größer werdendem Kundenstamm kann auch der Preis nach und nach steigen. Und man kann je nach Kunden den Preis individuell gestalten.
Das muß jeder für sich einschätzen, wie er sich verkauft.
Ich arbeitete einst als Maler selbstständig. Ich habe das immer so wie oben beschrieben gemacht. Die Kunden haben das Material besorgt, ich habe es verarbeitet. Das hat immer wunderbar geklappt. Ich hatte keinen Lagerraum und kein Transportfahrzeug.
Und ich wurde ein mal um etwas mehr als 10000,- DM von einer italienischen Baufirma geprellt. Aber es waren nur meine Arbeitsstunden weg. Das Material habe ich mir von der Firma stellen lassen. So war es zwar ärgerlich, aber es hat mich nicht in Schulden geworfen.
Den Meister haben sie dir wohl kaum anerkannt. Du wirst in die Handwerksrolle eingetragen und darfst einen Betrieb führen. Aber du wirst kaum eine Konzession bei den Versorgern bekommen, d.h. Arbeiten an Gas- und Wasseranlagen darfst du nicht ausführen. Wäre ich auch sehr vorsichtig, da das von keiner Haftpflichtversicherung abgedeckt wäre. Mach dich da noch mal schlau. Ansonsten brauchst du ein Auto und Werkzeug. Das geht natürlich von bis. Auch mit gebrauchten Sachen musst du wohl um die 8.000 - 10.000€ rechnen.
Die Idee klingt nicht schlecht, aber die Mehrwertsteuer sparten??? Das ist Unsinn!
Zu beachten ist auch, dass gerade im SHK-Bereich ein relevanter Teil des Deckungsbeitrags durch Materialgewinn realisiert wird, so dass ohne diesen der Stundenverrechnungssatz relativ hoch angesetzt werden muss.