Wie soll ich als Au Pair auf Gastfamilie reagieren?
Hallo liebe Nutzer,
ich bin bereits über einen Monat Au Pair in Schottland und mir noch nicht sicher, wie lange ich hier bleiben will.
Zur Auswahl stehen für mich Weihnachten oder nächsten Sommer. Diese Entscheidung werde ich jedoch wahrscheinlich allein treffen.
Nun zu meinem eigentlich Problem:
Meine Gastfamilie ist mir gegenüber sehr freundlich. Ich wurde unter anderem ein ganzes Wochenende zum Camping mitgenommen und als ich einen Unfall mit dem Auto hatte, wurde ich auch einfach getröstet und es wurden Witze gemacht.
Deshalb will ich eigentlich auch nichts schlechtes über diese Familie sagen, da ich nie mit so viel Verständnis gerechnet habe.
Ich betreue als Au Pair ein vierjähriges Mädchen, das seit letzter Woche die Schule besucht und einen zweijährigen Jungen mit Down-Syndrom.
In der Familie wird sehr oft geschrien. Ich hatte das Gefühl, die beiden Erwachsenen haben sich letzte Woche eigentlich nur angeschrien, wobei auch Worte, wie B*tch gefallen sind.
Die Frau schreit auch das Mädchen sehr häufig an. Besonders das Abendessen ist ein unglaublicher Streitfaktor hier, ebenso das Zubettgehen. Die Kinder gehen beide gegen 18:00 Uhr schlafen.
Als die Oma hier war, hat sie auch zweimal das Mädchen geschlagen, einmal im Beisein der Frau, die daraufhin das Mädchen aufgefordert hat sich bei der Oma zu entschuldigen.
Die Frau hat das Mädchen vor einigen Tagen dann selbst auf den Hintern geschlagen.
Sie droht ihr auch öfters damit, dass sie den Hintern versohlt bekommt. Die letzten zwei Tage jetzt auch mit einem Holzlöffel.
Jetzt sehe ich mich hier sehr verunsichert in dieser Situation, weil ich mich auch etwas vor den Erwachsenen fürchte, wenn ich dort etwas sage.
Ich hab Kontakt zu drei vorherigen Au Pairs der Familie, die alle ihren Aufenthalt hier sehr genossen haben.
Ich wollte hier einfach fragen, wie ich mich am besten in diesen Situationen verhalten soll und was ich tun soll.
Ich bin übrigens ohne Organisation und damit ohne Ansprechpartner hier.
Vielen Dank schon mal für eure Hilfe.
2 Antworten
Vielleicht kannst du deine Entscheidung von einem Gespräch abhängig machen?
Bitte die Eltern darum, wenn die Kinder im Bett sind. Und dann schildere ihnen genau dein Problem. Beginne mit den guten Sachen, wie z.B. dass dir viele Dinge in der Familie sehr gut tun, wie die Reaktion auf den Unfall oder das gemeinsame Camping.
Dann sage ihnen, dass es dich belastet, wenn in der Familie geschrien wird oder wenn jemand die Kinder schlägt. Du kannst auch Verständnis für die Belastung äußern, die die Familie zu tragen hat, denn das Leben mit einem behinderten Kind stellt immer besondere Herausforderungen bereit.
Äußere aber ruhig, dass du einen solchen Umgang aus deinem Zuhause nicht kennst und dich in solchen Situationen sehr unwohl fühlst.
Und dann warte ab, wie die Eltern darauf reagieren. Ich kann mir gut vorstellen, dass ihnen vieles gar nicht bewusst ist. Bestimmte Verhaltensmuster schleifen sich schnell ein und werden irgendwann nahezu automatisiert abgespult.
Hinzu kommt, dass Kindererziehung in anderen Ländern oft ganz anderen Gesetzen gehorcht. Schläge werden in vielen Ländern als völlig normales Erziehungsmittel betrachtet - so wie auch bei uns noch vor 40 Jahren.
Dann könntest du dir bis Weinachten Zeit geben und dann neu entscheiden.
Wenn der Druck aber bereits sehr groß ist, ist es besser, einen klaren Schlussstrich zu ziehen. Auch wenn dich dein Verantwortungsbewusstsein auszeichnet: Es ist nicht deine Baustelle und du bist nicht die Retterin der Familie.
Versuche dich von deinen Schuldgefühlen zu lösen, denn für diese gibt es keinen Grund. Und: Es könnte eine gute Idee sein, in deine nächste Bewerbung explizit zu schreiben, dass du nur in eine Familie möchtest, in der die Kinder nicht mit Schlägen bestraft werden.
Vielen Dank für deine Antwort.
Ich trau mich leider wirklich nicht, das mit der Familie anzusprechen.
Einfach weil die Erwachsenen sich auch gegenseitig anschreien.
Ich denke durchaus, dass zumindest das Schreien sehr bewusst ist.
Zumindest ist das häufig ein Grund für den Streit der Erwachsenen.
Ich will versuchen, Mut zu sammeln und es anzusprechen, wenn ich mich das aber nicht traue, werde ich wahrscheinlich Heim fahren.
Danke für die Idee mit der nächsten Bewerbung, aber ich glaube ich will nicht mehr durch dieses Heimweh und alles.
Zuhause ist auch schön. :)
Wenn Du dich fürchtest dort einzugreifen, sieh zu, dass Du dort wegkommst. Du kannst die Kinder nicht schützen und Du fühlst dich unwohl.
Etwas anderes wäre es, wenn Du mit der Familie reden könntest, über deine Beobachtungen. Dann könnte sich evtl. etwas ändern, weil sie selbst vielleicht gar nicht merken, was sie dort tun.
Warum willst Du dort bleiben?
Evtl. such Dir eine andere Familie.
Es sind ja recht kleine Kinder. Klar lieben die ihre Eltern, egal, was diese tun.
"Verantwortlich" bist Du natürlich nicht für diese Situation! Du bist eine junge Erwachsene und das Thema "Schüchternheit" kenne ich zu genüge. Ich fände es toll, wenn Du den Mut fassen könntest, mit der Familie zu reden, über das, was Du empfindest - nicht belehrend.
Ja, es könnte sein, dass sie Dich anschreien, auch, wenn Du ruhig redest. Dann hast Du bestimmt Angst und fährst wieder nach Hause. Das wäre das Schlimmste, was Dir passieren kann. Könntest Du damit umgehen?
Es könnte aber auch sein, dass das Schreien, die Schläge, die Angst - die sie verbreiten, ihnen gar nicht so bewußt ist. Ist ja sicher nicht einfach, mit den beiden Kindern für die jungen Eltern. Vielleicht wären sie Dir sogar dankbar, dass Du darüber gesprochen hast.
Tu, was dein Herz Dir rät. Wahrscheinlich würde kaum jemand den Mut haben, diese Eltern darauf anzusprechen. Es ist der schwierigste Weg.
Tu, was DU wirklich willst!
Du mußt Dich weder nach mir, noch nach Anderen richten. Ich respektiere Dich schon dafür, dass Du Dir darüber soviele Gedanken machst. Das ist nicht selbstverständlich!
Viel Glück!
P.S.: Du darfst immer unhöflich sein und Dich einmischen, wenn dein Herz es für richtig hält!
Darf ich fragen für was du dich entschieden hast?
Erstmal vielen Dank für deine Antwort!
Ich merke hier wie beide Kinder auch unter dem ständigen Wechsel des Au Pairs leiden.
Der Junge geht sehr starke Bindungen ein und hat auch extreme Verlust-/Einsamkeitsängste. Die Frau muss sich immer aus dem Haus schleichen, weil er sich sonst kaum beruhigen lässt.
Dadurch bekommt er selbstverständlich mehr Aufmerksamkeit, die versucht dann das Mädchen durch meistens negatives Verhalten zurückzugewinnen.
Ich will dann einfach dort bleiben, um den Kindern etwas Stabilität zu geben, da ich auch erst später kommen konnte und die Familie für vier Wochen ein anderes Au Pair hatte, als Übergang.
Ich will die Familie dann auch nicht im Stich lassen, weil es ja eben den anderen Mädchen auch sehr gefallen hat.
Den letzten Satz verstehe ich nicht: Du willst bleiben, weil es den anderen Mädchen auch sehr gefallen hat? Welchen anderen Mädchen? Andere Au pairs?
Wie kann es jemandem gefallen, wenn dort geschrien und geschlagen wird?
Rede mit den Eltern der Kinder über das Schreien und Schlagen. Das würde den Kindern evtl. helfen, wenn Du zu denen einen guten Draht findest. Wenn die aufhören, ihre Kinder zu "bedrohen", brauchen die Kinder nicht mehr solche Ängste zu haben und würden weit weniger Theater machen.
Aber wenn Du schon Angst hast, mit denen zu reden, was sollen denn die Kinder machen? Hast Du wirklich Angst, die würden dich schlagen? Oder hast Du nur Angst, die würden dich rausschmeißen? Im letzteren Fall würde ich es auf alle Fälle probieren, für die Kinder.
Natürlich verstehe ich, dass dir die Kinder ans Herz gewachsen sind und so übel scheint die Familie ja auch nicht zu sein. Du willst kurzfristig helfen - aber dann bist Du ja auch wieder weg...
Laß Dich nicht verbiegen! Geb dein Bestes, um den Kindern zu helfen. Und wenn keine körperliche Gefahr für Dich besteht, sprich mit den Eltern. Es würde allen helfen, wenn die Eltern verstehen, was sie mit ihrem Schreien, Drohen und Schlagen auslösen. Sie verbreiten Angst!
Ich weiß ja nicht, wie alt Du bist, wahrscheinlich noch nicht erwachsen. Das wäre verantwortungsvolles, erwachsenes Handeln.
Ich wünsche Dir den nötigen Mut, zu tun, was Du für richtig hältst.
Ich drück Dir die Daumen, egal, wofür Du dich entscheidest!
Ja, den vorherigen drei Au Pairs hat es hier gefallen. Ich weiß nicht, ob die Familie sich bis dahin verändert hat, aber ein Mädchen meinte durchaus, dass die Familie laut ist.
Ich hab Angst angeschrien zu werden, weil ich damit schlecht umgehen kann. Ich fasse allgemein zu anderen Menschen nur sehr schwer Vertrauen und bin sehr schüchtern. Da will ich auch nicht unhöflich erscheinen und mich in die Erziehung einmischen.
Die Kinder lieben ihre Eltern abgöttisch, deshalb weiß ich auch nicht, ob es den Kindern helfen würde mit den Eltern zu reden.
Der Junge ist übrigens gar nicht betroffen.
Vielen Dank dir.
Ich bin 19 Jahre und manchmal erwachsen, manchmal nicht. Ich werd versuchen meinen Weg zu finden.
Danke für deine Hilfe! :)