Weiteres Beispiel für die Gesetze Lamarcks!

3 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Lamarck war ein großer Forscher. Er hat seine Thesen aufgestellt, als man noch zu wenig Informationen hatte, um die Entstehung neuer Spezies zu erklären. Allerdings hat Karl Marx in seinen Schriften auf Lamarck gesetzt statt auf Darwin. Deshalb wurde Lamarck zu einer heiligen Kuh in den orthodox kommunistischen Staaten.

Mir sind drei Versuche bekannt, die Thesen von Lamarck zu belegen.

  1. Der Scharlatan Lyssenko hat Fruchtfliegen zwischen Glasplatten gezüchtet, so daß sie ihre Flügel nicht gebrauchen konnten. nach mehreren Generationen wurden nur noch flügellose Fruchtfliegen gefunden. Lyssenko hat nun behauptet, das beweise Lamarck: Der Nichtgebrauch der Flügel habe dieselben verkümmern lassen.

Natürlich hat der Gute gerade damit Darwin bewiesen: Unter den Bedingungen hatten seltene Mutanten, die Flügellosen, einen Überlebensvorteil, die Normalen sind ausgestorben.

  1. Ein deutscher Agraringenieur hat herausgefunden, daß man Weizen schon im Herbst aussäen kann, wenn man die Saatkörner mit flüssiger Luft einem Kälteschock aussetzt. Dadurch konnte Weizen um viele hundert km weiter nördlich angebaut werden. Ein Sowjetrusse (Jarow) hat die Methode geklaut und sie "Jarowisieren" genannt. Er hat behauptet, damit sei Lamarck bewiesen: Durch Kälte sei der Weizen kälteresistent geworden.

Das war natürlich Blödsinn. Mit einer Vererbung erworbener Eigenschaften hatte das gar nichts zu tun. Das Saatgut hatte ja nicht eine Kälteresistenz ins Erbgut aufgenommen, sondern mußte vor jeder Aussaat wieder gefrostet werden.

  1. Die Staatspartei der DDR wollte auch mitmachen. Es sollte kälteresistentes Rindvieh gezüchtet werden. Getreu den Lehren von Lamarck (wie die SED sie interpretierte) sollte das Vieh der Kälte ausgesetzt werden. Davon erhoffte man sich kälteresistenten Nachwuchs. Man hielt das Vieh im Winter in Ställen ohne Dach und nannte das "Offenstallhaltung". Wenn eine LPG nicht mitmachte, kam der Leiter nach Bautzen. Das Vieh ist verreckt. Experiment mißlungen.
agrabin  24.03.2014, 19:50

Zu 2.Es gibt Winterweizen und Sommerweizen. Winterweizen braucht eine Kälteperiode, das nennt man Vernalisation (Jarowisation in der Ex-DDR). Darum muss Winterweizen im Herbst gesät werden. Es ist keine Methode, sondern eine genetische Eigenschaft.

Lyssenko hat Winterweizen einem Kältreiz ausgesetzt, und ihn im Frühjahr gesät. Das hat einmal geklappt, danach aber nicht wieder (weil der Kältereiz fehlte) es gab deshalb Hungersnöte in der UdSSR.

kgunther  26.03.2014, 11:38
@agrabin

Du hast recht, ich habe da falsche Vorstellungen konserviert.

SPIEGEL: "Lyssenko brachte Saat, die an sich überwintern mußte (Winterweizen), durch Anfeuchten zum Keimen, lagerte sie einige Zeit in Kühlscheunen und säte sie wie Sommersaat aus. Jubilierend gab er kurz darauf bekannt, daß es ihm gelungen sei, langsam reifenden Winterweizen in rasch reifenden Sommerweizen zu verwandeln und durch die "Jarowisierung", wie er diese Methode nannte, den Ernte-Ertrag um 40 Prozent zu steigern."

Lyssenko hatte aber auch da unrecht, seine Ergebnisse waren Betrug und Fehlinterpretation. Er hatte nicht etwa Winterweizen durch Umwelteinflüsse in Sommerweizen umgewandelt, sondern bloß eine Methode übernommen (nicht: entwickelt), Winterweizen so zu behandeln, daß sie im Frühjahr ausgesät werden konnte. Das Saatgut muß in jedem Jahr von neuem "jarowisiert" werden, es handelt sich also keineswegs um eine Vererbung erworbener Eigenschaften.

Lamarcks Vorstellungen von Evolution geistern noch in vielen Köpfen herum, so heißt es oft, dass unsere Vorfahren sich immer wieder aufrichteten, bis sich der aufrechte Gang entwickelte, oder dass der Nichtgebrauch von Augen bei Höhlentieren die Augen verkümmern lässt.

Inzwischen weiß man aber, dass nicht Gebrauch oder Nichtgebrauch die Ursache für Neues in der Natur ist, sondern eine Selektion von zufällig angepassten Mutationen stattfindet.

Lamarck ging davon aus, dass Veränderungen durch Umwelteinflüsse vererbt werden und Tiere sich aktiv an ihre Umwelt anpassen können. Ein Beispiel hierfür wäre die Entwicklung der Giraffe. Er hat beschrieben, dass sich der lange Hals der Giraffe entwickelt hat, DAMIT sie an die höheren Blätter kommt und so einen Evolutionsvorteil hat. Somit würde Evolution einem bestimmten Zweck folgen. Diese Veränderungen, die ein Lebewesen durchmacht, würden in seiner Theorie der Nachkommenschaft vererbt.

kikiistdumm 
Beitragsersteller
 23.03.2014, 11:42

danke! :)