Was gab es vor Hartz 4?

13 Antworten

Es gab Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe. Jeder der arbeitslos wurde, hatte die Möglichkeit beim Arbeitsamt oder beim Sozialamt Geld für seinen Lebensunterhalt zu beantragen. Das wurde durch Einführung der HartzIV Regelung zusammengefasst.

Jetz gibt es ALG 1 und ALG 2 (Hartz IV). Vorher gab es ALG, Alhi und Sozialhilfe.

ALG = Arbeitslosengeld, Alhi = Arbeitslosenhilfe

Hartz IV ist sozusagen grob gesagt eine Zusammenlegung von ALhi und Sozialhilfe. Es gibt dabei aber noch verschiedene Besonderheiten, wie z.B. die Nachweispflicht dass man sich stets um Arbeit bemüht und einiges andere mehr.

Vor der Einführung von Hartz IV haben die Leute also trotzdem Geld bekommen, wobei aber z.B. bei der Sozialhilfe weniger gezahlt wurde als bei Hartz IV.

Ontario  24.11.2012, 10:30

Nachweispflicht, dass man sich stets um Arbeit bemüht ? Frage mich da, wie ernst diese sog. Nachweispflicht genommen wird. Kenne einige die schon seit Jahren HartzIV Empfänger sind und gar nicht daran denken, einer geregelten Arbeit nachzugehen, oder sich um Arbeit bemühen. Die verstehen es mit Bravour, bei Angeboten für eine Arbeitsstelle durch die ARGE, einer Verpflichtung zur Arbeitsaufnahme zu entgehen. Manche arbeiten nebenher, also "schwarz", ohne dass die ARGE davon etwas erfährt. Möchte das nicht verallgemeinern und sagen wollen, dass es Alle so tun. Da wird nebenher, vorallem in handwerklichen Bereichen ordentlich Geld verdient und die ARGE zahlt weiter Leistungen in voller Höhe. Hier fehlt aus meiner Sicht ein Kontrollsystem, welches den Missbrauch der inanspruchnahme von Leistungen unterbindet. Schliesslich handelt es sich um Steuergelder, die ausgegeben werden.

gerechttigkeit  24.11.2012, 11:09
@Ontario

@Ontario: Diese Nachweispflicht gibt es, und offiziell wird man als Hartz IV-Empfänger besonders oft auf seine aktiven Bemühungen um Arbeit kontrolliert. Das Problem ist, dass dies von den jeweiligen Mitarbeitern der ARGE unterschiedlich umgesetzt wird. Nicht jeder Mitarbeiter setzt diese Regelung gleichermaßen streng durch.

Es besteht eben ein Unterschied zwischen offiziellen gesetzlichen Regelungen einerseits und der innoffiziellen Umsetzung dieser andererseits.

Dass es Möglichkeiten gibt, sich als Leistungsempfänger aus der Pflicht zu stehlen und eine "ruhige Kugel" zu schieben ist Tatsache und mir teilweise bekannt, nur möchte ich diese hier lieber nicht nennen, um diese Bestrebungen nicht noch zu fördern.

Zum Schluss möchte ich noch anfügen, dass es zwar arbeitsunwillige Leistungsempfänger gibt, andererseits aber sich die meisten bemühen, wieder eigenes Geld zu verdienen. Nicht jeder ist freiwillig ohne Arbeit und schafft es aus den unterschiedlichsten Gründen aber nicht, diesen Zustand sofort zu ändern.

Selbst diese arbeitswilligen Menschen empfinden die ständigen Kontrollen oft als lästig und menschenunwürdig. Das allerdings die Schuld (meistens) bei den unwilligen Leuten zu suchen ist, braucht hier nicht erwähnt zu werden.

Übrigens kenne auch ich Leute, welche keine gesteigerte Lust auf Arbeit haben. Mit deinen Überlegungen hast du Recht.

Sebastien12  24.11.2012, 11:46
@gerechttigkeit

Warum sollen freie Menschen einer "fremd-geregelten" Arbeit nachgehen, die ihnen nicht entspricht. in Zwangsverwertung, Ausbeutung uns Erniedrigung? Nur weil das viele andere auch so machen und sich damit der Macht der über sie herrschenden unhinterfragt (völlig undemokratisch) unterwerfen?

Nur weil andere sich ängstlich kleinmachen, sich vor ominösen Chefs in dem Staub werfen, herumkriechen, dienern und sich unterwerfen wie unmündige Sklaven, ?

Soll das etwa eine durchwegs ehrbare und anständige, ethisch moralisch korrekte "anständig-deutsche" Haltung sein? Und wie ist es sonst mir der gesunden Protesthaltung und dem eigenen Willen der angepassten Mitläufer in Ger-Money bestellt?

Wird dagegen protestiert, das Deutschland viert größter Waffenexporteur weltweit ist und mit hier "sauber" untertänig gefertigten, effizienten Waffen woanders Menschen ermordet werden, ..? Nein, alle schauen wie die Schafe auf ihr eigenes Wohlergehen und auf ihren kleinen Job, ohne nachzudenken, indem sie diesen fremden Herrschaften unhinterfragt folgen geben sie ihre eigene Verantwortung ab und stellen damit einen komplett inhumanen Egoismus als erstrebenswert dar und als Mustergültige Haltung ...?

Das kann auch nur in einem Land passieren , das ebenso duldsam den totalen Faschismus ertragen und schreiend mit befördert hat, bevor es sich nicht etwa selber davon befreit hat, oder befreien konnte (trotz monströser Gewalttaten darin die Grund genug hätten sein müssen, dagegen zu rebellieren) sondern von anderen Nationen davon befreit werden musste, .. Vielleicht etwas mehr nachdenken und weniger "dienen", bevor man stumpfsinnig "arbeiten " geht und nur das macht was "Vorgeseezte" in militärischem Ton bellen und befehlen, ..?

demosthenes  24.11.2012, 14:04
@Sebastien12

Warum sollen freie Menschen einer "fremd-geregelten" Arbeit nachgehen, die ihnen nicht entspricht.

Kein Mensch wird zur Arbeit gezwungen, nur darf er bei einer solchen Entscheidung gegen eine Berufstätigkeit dann auch nicht erwarten, von den "blöden Lohnsklaven" über die von ihnen gezahlten Steuern subventioniert zu werden.

gerechttigkeit  24.11.2012, 16:07
@Sebastien12

@Sebastien12: Ich weiß was du meinst. Auch ich würde gerne das arbeiten, was mir am ehesten liegt und Spass macht.

In einige Dingen haben wir uns missverstanden. Ich habe nicht geschrieben, dass man jede Arbeit annehmen soll, sondern dass man sich generell um Arbeit kümmern sollte.

Die Lösung ist ganz einfach. Man wartet nicht auf Angebote vom Amt, sondern man sucht sich selber die passenden Stellen aus, für die man qualifiziert genug scheint. Erhält man eine Ablehnung, dann ist die von Amtswegen auferlegte Pflicht trotzdem erfüllt. Man darf sich zwar nicht nur die "Rosinen rauspicken", aber sehrwohl den Schwerpunkt auf eigene Vorstellungen legen, zumindest soweit wie möglich. Oder man nimmt eine Arbeit an, mit der Option, sich anschließend (und ohne Druck des Amtes!) in aller Ruhe eine bessere Stelle zu suchen.

Was das "Liegen auf den Taschen anderer" betrifft: Stell dir vor, der andere wärst du (sobald du irgendwie Geld verdienst, zahlst du auch Steuern, von denen andere dann leben). Das würde dir sicherlich auch nicht gefallen. Meinst du nicht auch, dass derjenige lieber arbeiten gehen sollte? Klar, er sollte einen angemessenen Job haben, aber eben einen Job. Wie gesagt, wenn man selber sucht, findet man am ehesten das richtige.

Angepasst bin ich nicht. Ich respektiere zwar die Gesetze und den Staat, bin aber seit frühester Jugend stets kritisch geblieben. Waffenexporte sehe ich ebenfalls kritisch, um mal ein Beispiel zu nennen. Und das was meine Chefs bisher gesagt haben, habe ich auch nicht immer akzeptiert.

Faschismus (gehört nicht direkt zum Thema, aber es wurde von dir angesprochen) war in unserer Verwandtschaft nie ein Thema gewesen. Im Gegenteil, meine Großeltern väterlicherseits waren überzeugte Antifaschisten und wurden deshalb verfolgt. Mein Opa kam deshalb mehrfach in ein KZ, wurde als einer der ersten gezwungen in Moorlager (Moorsoldaten) zu arbeiten und wurde später ermordet (garantiert von Nazis).

Also arbeiten und auf eigenen Füßen stehen ja, bedingungslose Anpassung nein.

Ich hoffe du liest dir meime Reaktion auf deinen Kommentar durch.

gerechttigkeit  24.11.2012, 16:21
@demosthenes

@demosthenes: Arbeiten und anderen nicht auf der Tasche liegen sollte jeder der es kann. Was ich meinte, und was "Sebastien12" offenbar missverstanden hat war, dass man sich selber nach Arbeit umschauen sollte.

Man brauch ja nicht erst zu warten (und sollte es auch nicht), dass einem das Amt arbeit zuweist. Wer selber sucht, hat entsprechend größere Chancen auf einen Job, welcher einem zusagt. Oder man begnügt sich vorübergehend mit einem schlechteren Job, und erhält dadurch aber mehr Zeit für die Suche nach besseren Angeboten (das Amt nervt dann ja nicht mehr, weil man Arbeit hat).

Die Gerechtigkeiten im Staat sind das Einde, die eigene Gerechtigkeit gegenüber anderen Mitmenschen das Andere.

Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe.

Wobei die Arbeitslosenhilfe höher als die Sozialhilfe war. Darum hat SPD/Grüne bei den Hartz-Reformen die Sozialhilfe auf die Arbeitsloenhilfe erhöht. Das ging allerdings im allgemeinen Geplärre völlig unter, weil die Bundesratsmehrheit aus CDU/CSU/FDP den Forderungskatalog an die Hart IV-Empfänger, drastisch erhöht hat. Auch ging dabei unter, dass die damalige Regierung einen Prüfungsvorbehalt nach 4 Jahren vorgesehen hatte. Die Regierung hatte gehofft, dass sich binnen 4 Jahren die Bundesratsmehrheit zu ihren Gunsten verändern würde und einige der teils sinnlosen und menschenverachtenden Forderungen an die Hilfebezieher dann gekippt werden kann. Bekanntlich kam es aber anders als man damals dachte. Vergessen hat der Wähler leider auch, dass das Sozialsystem ohne diese Reform nicht mehr zu finanzieren gewesen wäre.

Es gibt heute drei Sozialleistungen in dem Bereich: ALG I, ALG II und Sozialhilfe.

Vor der Einführung des SGB II mit dem ALG II 2005 gab es auch drei Sozialleistungen: Arbeitslosengeld (ohne I), Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe.

Eine Legende ist, dass Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe "zusammengeführt" worden wären. Ich habe Dir extra heraus gestrichen, wieviele es vorher waren und wieviele es jetzt sind.

Vor 2005 bekam man nach Arbeitstätigkeit und unter bestimmten Bedingungen zeitlich begrenzt Arbeitslosengeld, danach Arbeitslosenhilfe. Wer die Bedingungen nicht erfüllte, bekam Sozialhilfe.

Heute bekommt man wie ehedem das Arbeitslosengeld I, das im Wesentlich das alte ALG ist und nach dessen Auslaufen oder wenn man die Bedingungen nicht erfüllt, ALG II.

Sozialhilfe kann bekommen, wer als nicht arbeitsfähig gilt, vor allem wegen Krankheit oder Behinderung.

Arbeitslosenhilfe war anders berechnet als Sozialhilfe. ALG und Alhi wurden nach der Höhe des vorherigen Lohns berechnet, die Sozialhilfe gab und gibt es in einheitlichen Festbeträgen. Das ALG II wird auch in solchen Festbeträgen berechnet.

Typisch für Sozialhilfe und ALGII ist auch, dass alle Personen, die zusammen leben, zu so genannten "Bedarfsgemeinschaften" zusammen gerechnet werden, für die alle Einnahmen in einen Topf geschmissen werden. Darum ist auch ein 14-jähriges Kidn eines Erwachsenen, der ALGII bezieht, ein Bezieher von ALG II.

Eine der gravierendsten Änderungen ist, dass man ALGII beziehen kann, wenn man schon arbeitet und dass Einkommen auf die Leistung angerechnet werden kann. Darum muss dann auch jede Arbeit annehmen. Das ermuntert dazu, auch sehr, sehr schlechte Arbeit anzunehmen. Und das war das Hauptziel der Einführung!

Im ALG und der Alhi durfte man nur bis 15 Stunden/Woche arbeiten und wurde nur gezwungen, Arbeit anzunehmen, wenn sie für den Lebensunterhalt ganz ausreichte. "Nebenjobs" konnte man frei ablehnen.

Die Vertreter der Unternehmen fanden das nicht gut, weil sie niedrigere Löhne wollten und wollen.

Heute ist es quasi attraktiv geworden, für 2 Euro die Stunde zu arbeiten, wenn es nur unter dem sog. "Freibetrag" ist, der einem nicht vom ALG II abgezogen ist. Die Leute haben Angst vor den Sanktionen (Kürzungen), wenn sie Arbeit ablehnen und mit den Freibeträgen werden sie ihnen lecker gemacht.

Darum haben wir heute viel niedrigere Löhne als vor 10 Jahren. In manchen Jobs sind sie um die Hälfte gepurzelt.

Fazit: den Menschen ging es vor "Hartz IV" nicht schlechter als heute. Ganz im Gegenteil: es ging damals 90 Prozent der Menschen besser als heute. Auch den Arbeitslosen.

Sozialhilfe vom Sozialamt