Warum wird nichts gegen Mobbing an Schulen unternommen?
Es kann doch nicht so schwer sein. Ich frage mich auch immer, wie Lehrer das nicht sehen, wenn jemand von seinen Mitschülern schickaniert wird. Ich habe das Gefühl, mache wollen einfach nur weggucken, weil sie nicht wissen, wie sie reagieren sollen. Aus genau diesem Grund passieren dann aber solche Dinge wie der Selbstmord der 11-Jährigen in Berlin. Es sind Kinder, es kann doch nicht so schwer sein, sie zu erziehen. Und werden Lehrer überhaupt für diese spezielle Aufgabe ausgebildet?
26 Antworten
Das kann ich dir ganz einfach beantworten, weil ich ein Mensch bin der selbst unheimlich viel schlimmes erlebt hat. Unter anderem auch härtestes Mobbing bei dem nicht nur die ganze Klasse sondern drei Schulen beteiligt waren.
Der Grund für Mobbing kann unterschiedlich sein: Neid (wie in meinem Fall von einer Freundin die das ganze ins Rollen gebracht hat), du bist nicht wie andere dich gerne hätten, hast deinen eigenen Style, wirkst auf andere seltsam oder so als würdest du nicht dazu passen, auch ein besonders hoher IQ ist nicht unwesentlich dafür, usw...
Doch was es sonst noch für Gründe gibt die ich hier nicht mit aufgezählt habe, sei mal so dahin gestellt.
Wichtig ist nicht warum das ganze zustande kommt, sondern wieso keiner etwas unternimmt.
Um dir das zu erklären musst du erst verstehen woher ich das weiß und wieso ich dir das so genau erklären kann:
Ich selbst habe es trotz meiner dunklen Vergangenheit geschafft, die Kraft aufzubringen nicht aufzugeben und einen pädagogischen Beruf zu ergreifen um gerade Mobbingopfern zu helfen.
Damals hätte ich allerdings nicht gedacht, dass das alles noch schlimmer ist, als ich vermutet habe. Früher dachte ich nämlich das die Lehrer einfach nur nicht verstehen würden wie sich die Mobbingopfer fühlen und es deshalb als harmlosen Konflikt abstempeln.
Es ist aber noch viel furchtbarer und schlimmer als du es dir vorstellen kannst. Ich war zutiefst geschockt darüber als ich merkte, dass das Thema Mobbing in pädagogischen Ausbildungen GAR NICHT angeschnitten wurde. Das ganze wird tot geschwiegen.
Die nennen das einzige was dem gleich kommt Gruppenpädagogik als umfassenden Begriff. Allerdings wird hier nicht auf Mobbing eingegangen, sondern darauf was ein einzelner Mensch alles falsch machen kann um nicht zur Gruppe zu gehören. Es wird also gelehrt das die Mobbingopfer immer selbst einen großen Anteil der schuld tragen und sich einfach nur nicht gut genug angepasst hätte.
So viel Dummheit auf einen Haufen und nivauloses Gerede hatte ich in meiner gesamten Ausbildungszeit noch nicht gehört. Der Mensch der dafür zuständig war, das auf so eine verkorkste Art und Weise in ein Lehrbuch zu schreiben, sollte sich meiner Meinung nach in Grund und Boden schämen. Denn niemand will gemobbt werden, und niemand ist selbst schuld nur weil er anders ist. Vielleicht wird das Mobbingopfer ja auch daheim misshandelt und trägt deshalb nicht die neusten Klamotten oder ist ungepflegt. Niemand sieht jedoch das Große und Ganze. Niemand hinterfragt die Hintergründe. Gefällt den anderen dein Gesicht nicht, kannst du auch ganz einfach zum Opfer werden.
Also können die den Bullshit von wegen Selbstschuld an Mobbing gern jedem anderen Pädagogen erzählen. Aber sicher nicht MIR, den ich kenne die Wahrheit. Ich weiß was es für ein Gefühl ist, wegen einer einzelnen Person die einen nicht leiden kann, alles zu verlieren. Ich weiß wie es ist am Boden zu liegen und nur Leute zu sehen die noch nachtreten bis man letztendlich innerlich immer weiter stirbt. Und ich unterbinde so etwas beim kleinsten Anzeichen während meiner Arbeit auch sofort. Ich verharmlose nichts. Auch wenn die Drahtzieher danach erst mal schockiert sind. Die denken hinterher bei mir zwei Mal darüber nach ob sie das noch mal tun wollen. Da schnappe ich mir nämlich auch die Eltern und Kollegen.
Die Wahrheit ist also, das die Lehrer es sehr wohl sehen können. Allerdings schauen sie absichtlich weg weil sie nicht damit umgehen können, weil sie denken das das Mobbingopfer sich das selbst eingebrockt hat. Wen wundert das auch, nach dem es allen in der pädagogischen Ausbildung so beigebracht wurde? Deswegen werden auch nur Pädagogen die sowas schon mal aus eigener Sicht erlebt haben wissen, wie damit umzugehen ist und etwas unternehmen.
Jedoch sind das nicht gerade viele. Denn sind wir doch mal ehrlich: Wie viele Menschen denen es so geht wie mir, oder vielleicht auch dir, schaffen es überhaupt einen Schulabschluss zu machen bevor sie sich umbringen? Fast keiner.
Aber daran sind nicht die Mobbingopfer, sondern unsere heutige Gesellschaft schuld. Ich bin jetzt 22 Jahre alt und habe es geschafft einen Weg einzuschlagen bei dem ich anderen helfen kann. Aber da es wenig von meiner Sorte gibt wird sich daran wohl leider erst mal nicht viel ändern lassen.
Ich rate dir auf jeden Fall auch nicht zu einem Psychologen zu gehen wenn du gemobbt wirst. Den auch die verstehen es in den meisten Fällen nicht und werden dir so Sprüche bringen wie: "Du kannst die anderen nicht verändern, sondern nur dich selbst." Damit fühlt man sich dann schon wieder wie der letzte Dreck. Verzichte also am besten darauf, denn schlecht fühlen kannst du dich auch alleine.
Aber wenn du mit mir reden willst bin ich dafür natürlich gerne offen. Im Gegensatz zu Psychologen die sowas nur in der Theorie hatten, kann ich dir Ratschläge geben die mir selbst auch geholfen haben.
Schreibe mir im Privatchat falls dir das helfen würde und alles Gute für dich weiterhin :)
Danke ich werde sehen ob ich mich noch dazu entschließen werde mit einem Buch mehr Dinge öffentlich zu machen damit ich vielleicht noch mehr Menschen eine Stütze und Hilfe sein kann :)
Da spielen mehrere Gründe zusammen:
- mangelnde pädagogische Erziehung der Lehrer ( die wissen in der Tat nicht mit der Situation umzugehen)
- Victimblaming-Denken ( man gibt den Opfer die Schuld oder verwechselt Mobbing mit einem normalen Streit, wo man zwischen zwei Kontrahenten vermitteln muss - dazu muss man sich teilweise die Antworten hier ansehen)
- Angst vor einer Anzeige seitens der Eltern der Mobber bei Sanktionen ( Die Ironie ist, dass sie eigentlich Angst haben müssten vor einer Anzeige seitens der Eltern der Opfer. Lehrer sind dazu verpflichtet ihre Schüler vor Schäden zu bewahren. Mobbing richtet jede Menge Schaden an.)
- Sie denken damit den Ruf der Schule wahren zu können, wenn sie Vorfälle unter den Teppich kehren.
Für alle, die denken, das sei eine reine Erziehungssache und somit Sache der Eltern.
Es gibt keinen nachvollziehbaren Grund, warum unter einer möglichen schlechten Erziehung eines Kindes ein anderes Kind leiden, eventuelle bleibende Schäden bekommt oder sogar sterben muss. Wobei der Faktor Erziehung hier ebenfalls in Frage gestellt werden muss.
Lehrer sind dazu verpflichtet ihre Schüler zu schützen. Das schließt Mobbing mit ein. Mobbing kann einen Menschen zugrunde richten.
Das Mobbing findet in der Schule statt und ist daher Sache der Lehrer.
Wer glaubt, Lehrer würden nichts davon mitbekommen, nun, da kann ich nur den Kopf schütteln.
Wobei es inzwischen Schulen gibt, die top auf Mobbing reagieren. Es sind nicht alle gleich.
Leider muss ich dir da wiedersprechen, denn die Eltern tragen eine Mitschuld. Habe in einer Doko ein fünfjähriges Mädchen im Kindergarten erleben dürfen, die eine andere ausgeschlossen hat und angefangen hat eine andere zu mobben. Was sagt die Mutter die es sieht? Och wie taff sie doch ist...ich hätte mich das nicht getraut...bin richtig stolz auf sie...sie weiß was sie will.
Experten haben davor gewarnt, denn das ist der Anfang von Mobbing und die Mutter unterstützt das durch ihren Kommentar. Das ist der eine Teil der Eltern, der andere ist der Teil, der seine Kinder vernachlässigt und sich nicht mit ihnen beschäftigt. Dann gibt es noch die die selbst Opfer (auch zuhause, durch Geschwister oder Eltern) waren.
Nur Grundschullehrer haben Pädagogik studiert, ab der 5. Klasse sind die Lehrer überfordert. Das soll jetzt nicht heißen, dass die Lehrer hier aus den Schneider sind. Leider wird immer noch nach dem Motto :"Die sollen das untereinander ausmachen, da mischen wir uns nicht ein." gehandelt. Was grundlegend falsch ist.
Es gibt kein Patentrezept, nur eines steht fest aus Schülermobber werden Arbeitskollegenmobber :-(
Und die Frage, die sich mir stellt: Warum unternimmt die Kindergärtnerin nichts? Warum schreitet sie nicht ein?
Mama kann ja viel sagen, aber wenn sie merkt, dass ihrem Kind durch dessen Verhalten Nachteile entstehen, wird sie das Verhalten vermutlich nicht mehr so toll finden.
Wenn Eltern das Verhalten avancieren ist das eine Sache. Eltern von Mobbern pauschal zu unterstellen, sie haben mit ihrer ERziehung Soziopathie gefördert, ist übrigens sehr gewagt und von solchen Verhalten sollte man sich schleunigst distanzieren. Vor allem, da es gut möglich ist, dass solches Verhalten angeboren ist.
Es geht in der Frage nicht wer Schuld ist, dass Kinder mobben. Es geht explizit darum, warum Lehrer nichts unternehmen. Lehrer sind nun mal in der Pflicht Mobbing zu unterbinden.
Das ganze die-sind-aber-schuld-daran erinnert mich ehrlich gesagt an einen Kindergarten.
Mobbing kann nur passieren, wenn Autoritätspersonen das nicht verhindern. Das können Lehrer oder auch Chefs sein.
Es kann auch immer nur dort gehandelt werden, wo Mobbing gerade entsteht. Die Lehrer sind in der Pflicht ihre Schüler zu schützen. Das ist der Part, der bei den ganzen Schuldzuweisungen vergessen.
Wenn ein Kind sich zu einem Arshloch entwickelt ist das eine Sache. Es aber zuzulassen, dass es andere terrorisiert und fertig macht und die schutzbefohlene (!) Person nicht zu schützen, ist eine andere Sache.
Natürlich ist eins der Probleme, dass Pädagogik Mangelware im Lehramtsstudium ist. Aber es ist nur eins der Probleme.
Frühzeitiges Einschreiten ist wichtig. Um die Mobbingopfer zu schützen und um mobbende Persönlichkeiten zu zeigen, dass ein solches Verhalten nicht toleriert wird.
Das sind nicht meine Worte wie du annimmst, sondern eine wissenschaftliche Analyse von der LMU München.
Ich wäre trotzdem vorsichtig mit Pauschalisierungen.
Aber bereits in den ersten Satz ist versteckt, dass die Schule handeln muss.
Wenn die Schule das Mobbing gewähren lässt, ist dies der hauptsächliche Grund, dass gemobbt wird.
Lehrer sind dazu verpflichtet ihre Schüler zu schützen. Wenn sie bei Mobbing wegsehen, verletzen sie nicht nur eine ihrer wesentlichen Aufgaben, sie unterstützen indirekt das Mobbing.
Nicht Täter oder der Ruf einer Schule muss geschützt werden, sondern das Mobbingopfer.
Viele Lehrer haben schon schlechte Erfahrungen damit gemacht wenn sie versuchen was dagegen zu tun. Oft wird danach das Mobbing noch schlimmer, die Lehrer werden von den Eltern der Mobber und der Opfer angegriffen und wirklich tun können sie gegen die Mobber eh nichts. Da müßte es mehrmals zu richtigen Körperverletzungen kommen damit ein Schulverweis durchzubringen ist.
Konsequenz für die Lehrer; Wegschauen ist meistens das geringste Übel für Alle Beteiligten.
Vor paar Jahren konnte man die Extremfälle wenigstens noch prüfungsmäßig so Rannehmen, daß sie entweder sitzenblieben oder freiwillig die Schule wechselten aber seit die auch mit mehreren nicht genügend aufsteigen bleibt ja nicht mal dieses letzte Druckmittel.
Das Problem sehe ich änlich nur ich sage mir wenn man was andern möchte muss man es selber in der Hand nehmen.
Wenn die lehrer davon nichts mit bekommen, können sie dagegen auch nichts tun. In aller regel, wissen sie allerdings sehr wohl bescheid. Da ist dann die Frage - haben sie nur keine lust einzugreifen? Oder wissen sie nicht, wie sie das anstellen sollen? Am besten wäre es, wenn man den gemobbten zeigt, wie sie sich verteidigen können. Im späteren leben kann man schließlich auch nicht zu irgendeinem Lehrer rennen, sondern muss komplikationen selbst lösen können.
Eine strafarbeit hat noch nie Mobbing beendet. Wenn das jemand liest, der gemobbt wird: lass dir zeigen, wie du dich wehren kannst und dann - wehr dich!
Wenn weder lehrer, noch eltern dir helfen können, dann wende dich an andere Einrichtungen (sorgentelefon ect.), die können dir auf jeden fall helfen
Ich finde es super, wie du dich einsetzt. Mach weiter so und weiterhin viel Kraft. Wieso schreibst du nicht ein Buch? Du schreibst sehr überzeugend und reflektiert, du könntest dabei helfen, etwas zu ändern. Ich selbst bin by the way nicht so schlimm betroffen.