Motorrad zunächst falsch eingefahren - Folgen?
Hey, habe seit kurzem eine neue 125er und habe sie aus Unwissenheit zunächst falsch eingefahren. Als ich sie vom Händler nach Hause gefahren habe bin ich ~110km/h Spitze gefahren und auch sonst immer mit viel zu hoher Drehzahl. Zur Zeit habe ich um die 100km drauf und sie kommt im 6. Gang mit Vollgas auf 6000 Umdrehungen und 80km/h. Hat dieses falsche Einfahren auf den ersten 100 Kilometern nun folgen und wird sich die Maximalgeschwindigkeit später wieder erhöhen oder bleibt das nun bei 80 ?
Vielen Dank im Vorraus
6 Antworten
Durch die hohe Drehzahlen bei einem nicht eingefahrenen Motor nutzen die Kolbenringe und Zylinderwände übermäßig stark ab, dadurch verringert sich der Kompressionsdruck im Zylinder und der Motor hat nun weniger Leistung. Zudem wenn es ein Vierakter ist wird dadurch der Ölverbrauch viel höher sein als wie bei einem richtig eingefahrenem Motor. Das erklärt nun warum du nur noch 80 km/h fahren kannst. Ich würde an deiner stelle das beim Händler untersuchen lassen. Eventuell helfen neue Kolbenringe und ein Neuer Zylinder...
Auf jeden Fall war es für den Motor nicht gut...
Ich verstehe es nicht, warum kauft man sich eine nagelneue 125er und ballert sofort (wahrscheinlich auch noch mit kaltem Motor) voll drauf los, ohne irgendeinen Plan davon zu haben, was man da eigentlich macht. Einerseits darf es keine gebrauchte sein, weil die ja schon verheizt sein könnte und zuviel Verschleißt hat, andererseits kauft man sich eine neue Maschine und knüppelt sie auf den ersten 20km so hart, dass sie nach einem Tag schon soviel Verschleiß hat, wie eine andere Maschine nach 2 Jahren...
"Handbuch? Brauch ich nicht, ich weiß ja eh schon alles..." Hättest du reingeschaut, dann wäre dir aufgefallen, dass auf den ersten Seiten alles zum Thema "Einfahren" geschrieben steht.
Der Motor ist nagelneu, das heißt die beweglichen Teile (besonders Kolben, Kolbenringe, Lager usw.) sind noch nicht aufeinander eingelaufen und die Dichtungen sind noch nicht richtig eingebrannt. Daher sollte man hohe Drehzahlen ja auch vermeiden, damit sich das alles bei geringer Drehzahl und unter ordentlicher Schmierung schön geschmeidig aufeinander einläuft. Das ist zwar bei modernen Motoren nicht mehr so wichtig, wie vor 20 Jahren, aber dennoch hat es schon seinen Grund.
Wahrscheinlich hat der Zylinder jetzt schon tiefe Einlaufspuren und die Kolbenringe haben da garantiert auch was abbekommen. Ganz einfach deshalb, weil die Kolbenringe Massenware sind und sich erst im betrieb auf den Zylinder einarbeiten. Verheizt man die Maschine sofort, fangen die Kolbenringe an, übermäßig viel Material von der Zylinderwand abzutragen. Das beschädigt zum einen den Honschliff des Zylinders und sorgt dafür, dass sich die Schmierung verschlechtert und as kann dazu führen, dass der Motor frühzeitig anfängt Kompression zu verlieren.
Das heutzutage sugerierte EINfahren wird gerne noch aus Gründen der Gewinnmaximierung der Hersteller mit angegeben aber doch sehr schwammig, weil es im Grunde überhaupt nicht mehr notwendig ist.
FRÜHER:
Also, z. B. in den 1950/60/70er Jahren meinetwegen noch wurden Motoren mit weitaus weniger Präzision, im Vergleich schlechten Materialien und ohne hochmoderne Computer und Roboteranlagen gefertigt, ohne Beschichtungen usw. usw. hergestellt.
Durch die Ungenauigkeit der gefertigten Teile die noch relativ viel Toleranz/Spiel aufwiesen MUSSTE der Motor 1000km ganz behutsam und nach Vorschrift eingefahren werden.
Die Motoren enthielten für heutige Verhältnisse absolut minderwärtiges Öl von Synthetik war noch keine Rede. Dieses "Einfahröl" musste nach 1000km raus aus dem Motor da es in der Tat vieeeel Abrieb und Verschmutzungen aus der Produktion enthielt. Erst dann war das Auto/Motorrad eingefahren.
HEUTE:
Heutzutage werden höchst fortschrittliche Werkstoffe und Beschichtungen verwendet, Hochleistungsrechner zur Berechnung/Entwicklung benutzt und jedes einzelne Teil im Vorfeld schon Virtuell beobachtet bevor es nach jahrelanger Entwicklung und Tests gefertigt wird und in den Prüfständen ordentlich in den Ar+++ getreten bekommt und alles feinstens überprüft wird bevor es in Serie geht. Das kostet Millionen bzw. geht schonmal in die Milliarden.
Es gibt heute keinen ABRIEB und Einfahröl mehr. Das Öl das in dem Motor drinnen ist kann bis zum nächsten normalen Ölwechsel bleiben !!!
Es ist das ÖL mit dem der Hersteller die allerbesten Ergebnisse erzielt hat und ist absolut hochwertig und keine 9.99 € für 5L => Baumarktgülle.
Und JA und ab Werk vollsynthetisch und der Mythos mit dem Mineralöl zum einfahren ist absoluter schwachsinn. Die modernen Motorenöle enthalten Stoffe die die Schwebeteilchen im Öl binden und somit ist es Quatsch das teure ÖL nach 1000km weg zu kippen. Ob Mineral oder (Teil)Vollsynthetisch spielt dabei keine Rolle. Ölwechselintervall beachten natürlich. Bei dem einem Öl früher bei dem anderen später. Achtet auf gutes Öl und spart da nicht dran.
ZU BEACHTEN/TIPPS:
1. Motor gerade wenn er noch neu ist möglichst nicht untertourig aber auch nicht dauerhaft auf hohen Drehzahlen rannehmen. Im mittleren Drehzahlbereich bleiben und mal niedriger und mal höher drehen lassen. Alles mit Maß.
2. Mit kaltem Motor niemals sofort los fahren als ob Betriebstemperatur erreicht ist. Es immer erst gemütlich angehen lassen.
Je nach Jahreszeit kann das "Warm fahren" schonmal 10-30km dauern.
Da ist NICHT die Kühlwassertemperatur gemeint sondern die Öltemperatur.
Die Wassertemperatur ist zweitrangig erstmal. Im Sommer gehts schneller im Winter ebend langsamer. Erst dann solltet ihr dem guten Stück einiges abverlangen.
3. Kurzstrecken vermeiden. Jeder Kaltstart ist so im Verschleiß wie 100km zurückgelegte Strecke Autobahn bei schneller Fahrt. Unabhängig ob neue Maschine oder nicht. Das Öl kann auf Kurzstrecken in der Stadt/Dorf garnicht auf Temperatur kommen ggf. noch nicht mal das Kühlwasser.
Verzichtet daher wo immer es geht auf kurze Fahrten wenn es denn irgendwie geht. Die Belastung ist enorm für ein Fahrzeug.
4. Neue Reifen sind mit einer Schutzschicht gegen Austrocknung und ggf. gegen UV-Licht versehen und sind rutschig die ersten 100-200km. Daher langsam und vorsichtig einfahren. Ja die Reifen müssen noch eingefahren werden ;). Achtung beim Bremsen denn der Bremsweg erhöht sich erheblich und die Bodenhaftung besonders bei Feuchtigkeit ist niedrig. Vorsichtig in den Kurzen. Niemals Burnout durchführen um die Schicht weg zu bekommen. Das schadet dem Reifen enorm da z.b. Feuchtigkeit die nicht nach außen dringen konnte schlagartig zum kochen gebracht wird und der Reifen Mikrorisse bekommen kann. Also ihr schadet den Reifen und euch sehr.
5. Genau wie die Reifen müssen auch Bremsen eingefahren werden. Beläge der unterschiedlichsten Hersteller und sowieso neue Beläge entfalten ihre Bremskraft erst nach einer Zeit der Benutzung und passen sich von selber an.
Niemals direkt Vollbremsungen durchführen da dadurch der Belag "verglast" und die Beläge nur noch punktuell greifen und somit die Bremswirkung für den Eimer ist. Eigentlich könnt ihr die direkt wieder entsorgen als obs alte wären.
Gemütlich einbremsen und schon nach einigen Kilometern funktionieren sie wieder wie gewohnt ;)
Fazit: Motor einfahren war gestern und geistert sehr hartnäckig in den Köpfen der Leute was sich die Herstellerfirmen zu nutze machen und ihre schwammigen Einfahranweisungen aussprechen die nichts sagend sind.
Hilft denen ja auch etwas mehr Geld zu verdienen.
Lediglich Bremsen und Reifen sollten vorsichtig eingefahren werden.
Ansonsten muss nichts eingefahren werden da heutzutage mit hochstpräzision und modernster Technik produziert wird.
Das hat auf jeden Fall Folgen. Der Motor wird nicht mehr solange heben, wie er es tun würde, wenn du Sie richtig eingefahren hättest. Ob sich die Maximalgeschwindigkeit wieder hebt weiß ich nicht, das kann nur die Zeit zeigen.
Ich möchte dir da nicht reinreden, es ist deine Maschine, aber theoretisch gibt es zu jedem Fahrzeug eine Bedienungsanleitung, die sollte man lesen bevor man fährt und da steht auch drinnen wie man die Maschine richtig einzufahren hat und wie lange.
Garantiert nicht! Aber ich studier im Schwabenland vllt hab ich mich infiziert ;)
"Infiziert", *grins**
wenn man mal googelt, so wird man lesen, das das einfahren früher vor 50 jahren noch viel wichtiger war, weil die teile nicht so genau wie heute gefertigt wurden. trotzdem können noch kleine partikel von der fertigung an den teilen haften. von daher muss man die maschine nicht besonder sschonend behandeln, sollte aber auch nciht, ab dem hof des händlers extrem fahren
Aha, etwa ein Schwabe? ;))