Mercedes Benz W124 als Erstwagen?
Guten Abend,
ich möchte mir bald einen Erstwagen zulegen. Da ich nicht der kleinste bin, kommt für mich ein Kleinwagen nicht in Frage. Ich möchte entweder ein Kombi oder eine Limousine.
Ich habe nun im Internet den Mercedes Benz W124 gefunden und dort gelesen, dass der Wagen in der Anschaffung sehr günstig ist. Es ist zwar ein alter dennoch hübscher Wagen. Genau mein Geschmack. Die Anschaffungskosten sind nicht das Thema, was mich aber interessiert sind die Versicherungen?
Kennt sich damit Jemand aus?
Weiß Jemand wie viel ich für so ein Wagen ca. zahle?
Bin Fahranfänger, nur alleinige Privatnutzung, Parkplatz ist vorhanden auf eigenem Boden.
Evt. kann ich auch den Wagen auf meine Oma anmelden, aber ich gehe hier jetzt mal vom schlechtesten Fall aus und muss es selber zahlen und aufnehmen.
BEISPIELFOTO
4 Antworten
Hallo!
Ich bin in/mit einem W124 230E (Baujahr 1989, kurz vor der Modellpflege zugelassen) großgeworden und das war ein zuverlässiger Kamerad, wir waren immer zufrieden mit ihm und hatten ihn 23 Jahre lang, bis mein Opa mit 87 Jahren den Fakt, dass der 230E wegen viel Rost den TÜV nicht mehr gepackt hätte, dazu nutzte das Autofahren zu beenden.
Bis dahin hatte das Auto etwas mehr als 270000 Kilometer gut hinter sich gebracht, außer Blech- und Rostarbeiten sowie typischem Verschleiß und Inspektionen gab es nie Größeres, selbst der Verschleiß hielt sich im Rahmen: Bremsen, Gelenke, Reifen, die Hardyscheibe als alter Mercedes-Schwachpunkt, einmal der Kühler, ansonsten nur das Übliche und natürlich viel Rost ----> denn das ist beim 124er das zentrale Thema: Rosten tun die alle gut und sind da teilweise noch schlimmer als der 210er. Bei einem nach August '89 mit den Saccobrettern gammelt es meist hinter den Brettern im abartigen Ausmaß, ohne dass man es von außen sieht. Sieht man minimale Rostspuren über den Kontrastfarbigen Brettern kann man von ausgehen, dass eine neue Tür eigentlich fällig ist. Auch die Wagenheberaufnahmen sind Problemkandidaten, im Ernstfall rostet die Hinterachse raus -----> und es sind wirklich alle Baujahre schlecht, auch wenn "Liebhaber" gern Gegenteiliges behaupten und den W210 schlechtmachen. Unterm Strich muss man sagen: Der 124er ist eines der rostfreudigsten Autos seiner Zeit, etwa gleich schlecht wie der Opel-Omega A oder der Ford-Scorpio, nur mit dem Unterschied dass er "heiliggesprochen" wurde.
Weitere Probleme: Defekte Zünd- und Türschlösser, klemmende Schiebedächer, öltriefendes Differenzial, vereinzelt ab 1992 schlechte Lackqualität, beim M111 Motor (200E/E200, 220E/E220) durchgebrannte Zylinderkopfdichtungen, hängende Tachonadeln - alles relativ leicht beherrschbar, nennen wollte ich es trotzdem.
Zum Modelljahr 1993 wurden die Inspektionsintervalle von 10000 auf 15000 Km ausgeweitet, einmal pro Jahr muss der 124er zwingend zum Kundendienst. Aber teuer ist auch das nicht, er begnügt sich mit einem 15W-40 Öl nach Mercedes-Norm Blatt 229.1, allgemein ist er im Unterhalt nicht so teuer wie gedacht. Auch da viele Exemplare den Euro 2 Katalysator nachgerüstet bekamen, geht es eigentlich noch. Der Spritdurst ist beim Vierzylinder zu vernachlässigen, unser 230E kam gut mit 9-10 Litern auf 100 Kilometern aus und für ein so großes Auto war das okay. Andere Autos dieser Zeit waren viel durstiger.
Der 124er gilt aktuell als "letzter echter Benz", obwohl er zu Zeiten, wo wir den fuhren, für viele noch mit eines der lächerlichsten Opa-Autos und Taxi-Mobile gewesen ist ----> da wollten noch alle den 123er haben, während der 124er selbst in gutem Zustand für 2000 Euro den Besitzer wechselte (und das war schon viel Geld damals). In einigen Jahren sprechen wir uns bezüglich dem 210er wieder...!
Der 124er ist derzeit schlicht zu teuer, der Gegenwert stimmt in aller Regel hinten und vorne nicht, und besonders schlimm sind die Angebote irgendwelcher Hipsterkiddies, die Opas Benz übernehmen, ein MP3-Radio reinfrickeln und dann richtig viel Geld machen wollen. So der 124er preislich durch die Decke & mancher meint, er könne mit einem durchschnittlich gepflegten, durchschnittlich erhaltenen, teilweise bis vor 15 Jahren scheckheftgepflegten, verrosteten Auto ohne besondere Extras das ganz große Geld machen und hätte da "einen der Letzten", "ein Sammlerstück" oder "was Seltenes für Kenner" ------> dennoch bleiben die Autos stehen: Der Markt ist nciht bereit, diese Fantasiepreise zu bezahlen bzw. Leute, die sich auskennen, sind nicht dazu bereit.
Das beste Geschäft dürfte irgendwo in dem Bereich Limousine 200 Vergaser (bitte nur mit Kat, da muss man aufpassen!), 200E, 220E und 230E liegen. Da kann man für rund 2500 Euro schon gute Modelle finden. Irgendwo rosten die immer, volle Datenkarten und 80000 "Rentnerkilometer" mit vollem Scheckheft nur von Mercedes bieten die auch nicht, aber meist einen fairen Gegenwert und einige Jahre gutes Fahren. Das teurere Auto ist nicht immer der bessere Kauf, ich habe das 2013 auch auf der Suche nach einem 202er für mich gemerkt ----> und am Ende für 1700 Euro einen C180 Classic Automatik von einem älteren Lehrer gekauft, der ihn 1997 als Vorführwagen übernahm. Top-Auto, fahre ich nach wie vor mit inzwischen 241000 Kilometern.
Das kann auch der W124, denn sehr zuverlässig sind die 124er immer noch, und die Ersatzteile sind nicht teuer. Wer einem Vierzylinder-Modell von Mercedes aus den 80ern/90ern teure Ersatzteilpreise attestiert, hatte entweder noch nie einen oder plappert nur das nach, was am Stammtisch einer sagt, der es wiederum von einem hörte, der seit 40 Jahren nur das jeweils neueste Modell eines kompakten Opels fährt. Nur Blechteile gehen so richtig ins Geld, wenn da was sein sollte, und was auf dem Schrott liegt, ist in der Regel genauso schlecht wie das, was man hat. Außerdem sind manche Verkleidungsteile für seltene Innenraumfarben wie Mittelrot, Piniengrün oder Safran sowie bestimmte seinerzeit aufpreispflichtige Edelholzausstattungen nicht mehr durch die Bank lieferbar. Ansonsten drohen keine Engpässe.
Einen 200er, 220er oder 230er mit Schaltung solltest du für 2500 Euro finden, das sind auch für den Einstieg sicher gute Autos, es muss ja nicht immer der Golf TDI sein. Hatte zum Einstieg selbst einen Audi 100 (Typ 44), der noch eine Handbreit länger und breiter als unser W124 gewesen ist, und auch da gab es nie Probleme.
Die Versicherung müsste dir dein Versicherer berechnen, ich empfehle aber nicht die Direktversicherer sondern einen Versicherer, der vor Ort ein Büro unterhält. Wenn doch mal ein Versicherungsschaden eintritt, ist der Direktversicherer kaum zu erreichen & alles geht nur über Callcenter seinen weg d.h. man hat keinerlei qualifizierte Ansprechpartner :/ Das ist im Zweifel erst so richtig ärgerlich und deswegen nicht empfehlenswert, egal ob man dort manchen Euro sparen kann.
Einen 124er kann man jedoch unterm Strich im Grunde nicht mehr empfehlen, da die Preise aktuell sehr sehr hoch sind & selbst übel gammelige Ranzkisten als "sooo seltenes Liebhaberstück für Kenner" angepriesen werden -----> da ist im direkten Vergleich ein W202 (C-Klasse ab 1993) oder W210 (E-Klasse ab 1995) immer erheblich besser & vom Rost her entgegen aller "Kenner" keinesfalls schlechter.
Hoffe ich konnte dir helfen!
Kommt ganz auf deine Fahrleistung, die Motorisierung und den Versicherungstyp an.
Täusch dich da mal nicht. Gute Exemplare werden nicht für typische Anfänger-Kleinwagenpreise angeboten.
wie auch immer. Überleg dir welche Maschine du willst und gib dann mal bei Check24 deine Daten ein. Danach weißt du es.
Unter 230E solltest du nicht suchen. Die 136 Pferde, von denen ein paar schon in Rente sind, müssen schon sein.
So als Tipp. Wenn du was solides willst, schau nach einem 280er. Noch dazu hast du mehr Spaß damit. Keine Rakete, aber schon passend zu einer ehemals oberen Mittelklasse.
gruß
Das Foto zeigt das Coupè. Du suchst doch die Limousine oder den Kombi.
Nach Preisen kannst du auf den Verkaufsseiten schauen. 'Sehr günstig' ist relativ. Unter geschätzen 5000€ wirst du bei der Limousine nichts Vernünftiges finden. Kombis sind wesentlich teurer.
Bei der Versicherung werden eine Vielzahl individueller Merkmale berücksichtigt. Da kann es keinen allgemeingülten Betrag geben, zumal du nichtmal den Versucherungsumfang verraten hast.
Ich würde dir dieses Auto aus sehr praktischen Gründen empfehlen. Solch alte Serie von Daimler-Benz ist damals normalerweise noch solide gebaut worden. Du dürftest nicht allzu viel Ärger damit haben. Die Ersatzteile sind im allgemeinen von Daimler-Benz sehr fair kalkuliert. Die versuchen nicht, sich an später zu verbauenden Ersatzteilen zu bereichern. Der entscheidende Tipp bei diesem Auto ist: Frag altgediente Taxifahrer in deiner Stadt. Die haben die Karre oder eine ähnliche Standardausgabe damals selbst gefahren, und zwar bis zum Erbrechen. Können also was dazu sagen, das fundiert ist. Außerdem gehen die mit ihren aktuellen Daimler-Benz zu einem speziellen Schrauber, der auf Daimler-Benz spezialisiert ist und wahrscheinlich auch mal Gebrauchtteile liegen hat, die er verbaut. Der ist dann auch deine Adresse.
Weiteres wichtiges Argument: Mit diesem Gerät hast du mit Chance Schlag bei Frauen, die nicht ganz daneben sind.
Fazit: Mit diesem Auto könntest du den großen Wurf machen.
Zu den Taxifahrern: Das Urteil von denen relativiert sich natürlich, weil das betreffende Auto Benziner sein dürfte und die Diesel fahren.